Es muss einen gewissen Vorteil haben. Das konnte ich getrost zugeben, denn auch das war ein Fakt, Nines schien ein äußerst effektiver Detective zu sein und da er in dieser mir sehr unproduktiv wirkenden Umgebung arbeitete und dadurch nicht zu sehr eingeschränkt wurde sah ich nur zwei Möglichkeiten: Entweder er hatte gelernt diese Einflüsse zu ignorieren, oder sie einzubinden, Letzteres schien der Fall zu sein, also musste das in gewisser Hinsicht auch funktionieren. Für mich war das aber nicht. Mein Genexperiment würde allerdings die Dinge auffüllen, an denen es mir mangelte, es würde perfekt sein und großes erreichen, ein Grund sicherlich auch für The Witch es auf uns abgesehen zu haben, ich musste sichergehen, dass Skye jederzeit in Sicherheit war, es durfte ihr und dem Experiment nichts passieren bis es geboren war. Ich warte darauf. Mehr Abschied gab ich nicht, doch bevor ich ging nickte ich Nines kurz, aber respektvoll zu, denn er hatte sich meine Anerkennung verdient.
(Wohngebiete der Charaktere » Deceit's Haus)

Logan war eine interessante Persönlichkeit aus den verschiedenen Identitäten von 'Thomas Sanders' und ich musste zu geben das es mich durch aus ein wenig amüsiert hatte zu sehen wie sehr Gavin nicht mit ihm zu Recht gekommen war. Es wirkte wie damals als wir am Anfang auf einander getroffen waren. Nur das Logan deutlich weniger bereit war – und deutlich weniger fähig dazu war – physische Gewalt in solchen Fällen anzuwenden. Es waren doch die Unterschiede – die mir am Meisten aufgefallen waren – besonders die Art wie Gavin inzwischen mit mir umging. Ich nickte ihm ebenfalls noch ein Mal voller Respekt zu und drehte mich dann zum Revier zurück um.
Gavin stand noch bei seinem Tisch und wartete auf mich. Ich trat an ihn heran – etwas dichter als ich zuvor gestanden war – und lächelte dann für wenige Sekunden schmal auf. Wir sollten nun bald die Arbeit verlassen und ich wusste das wir bereits wieder 2.34 Stunden über unserem Arbeitspensum lagen. Gavin hatte es noch nie gestört Überstunden zu machen wenn wir dadurch einen Fall lösen konnten. Er war jemand der nicht locker ließ – und der auch durchaus sehr nützliche Instinkte und Erfahrungen hatte – und das war etwas das ich sehr an ihm schätzte. Ich schätzte unsere Zusammenarbeit allerdings auch im Generellen sehr. Mehr als nur das – ich schätze auch das in der Wohnung sehr – besonders in Kombination mit Joker. Wenn ich ehrlich zu meinen Gefühlen stand freute ich mich bereits ihn wieder zu sehen. "Gehen wir zurück..." Nach Hause? "...zu dir."

Ja, gehen wir endlich., murmelte ich nur und sah ganz kurz mit einem schmalen Lächeln zu Nines hinauf, bevor wir uns auch schon auf den Weg machten. Zuerst meldeten wir uns ab, dann ging es auch schon aus dem Revier hinaus und zu meinem Auto, das wir nachhause nahmen.

fahren zu: Wohngebiete der Charaktere » Gavin’s Apartment

Aufmerksam lauschte ich dem was Peter da zu erzählen hatte, er brauchte kaum noch ansporn zum sprechen, Connor brachte nur hier und da eine kleine Rückfrage ein. Mir gefiel der Musikgeschmack des Jungen überaus, denn er bezog sich auf eher alte Musik, die auch ich sehr gerne hörte. Rock war für mich auf jeden Fall zumindest auch okay und Led Zeppelin wara mir als Fan dieser Vorkriegsmusik natürlich auch ein Begriff. Wann immer es aber das fahren erlaubte beobachtete ich Peter unauffällig über den Rückspiegel. Er schien ehrlich begeistert von dem zu sein was er da erzählte, allerdings war da etwas unterschwelliges, das mir das Gefühl gab, dass unter dieser Fröhlichkeit noch etwas anderes lag, ich konnte allerdings nicht ganz den Finger darauf legen und beschloss deshalb erst einmal abzuwarten und nur zu beobachten. Ich brummte hier und da auch einmal leise, um klar zu machen, dass auch ich zuhörte, und parkte dann den Wagen auf seinem üblichen Platz vor dem Revier. Da sind wir. Ich stieg aus dem Wagen und streckte einen Moment meinen leise knackenden Rücken durch, ich wurde wirklich nicht jünger. So leichtfüßig wie Peter würde ich nie im Leben mehr auf diesen engen Rücksitz klettern können.

cf: Das Bildungszentrum » Solomnia High School » Die Sporthalle

Doch mit etwas Respekt aber trotzdem vor allem unverhohlenem Staunen musterte ich das große Polizeigebäude, das sich nun vor uns auftat, und bei dem Hank schließlich auch parkte, während ich tatsächlich für einen Moment aufhörte begeistert zu quasseln und mit stummen Erstaunen den Ort musterte, den ich sonst als Superheld eigentlich immer zu meiden versuchte, immerhin kam Selbstjustiz nicht gerade besonders gut bei der Polizei an. Ich erinnerte mich allerdings daran, warum wir hier waren, als ich Hank's tiefe und irgendwie auch sehr beruhigende Stimme hörte, und ich auch sofort dem nachkam, aus dem Auto zu klettern, ganz ohne Probleme, direkt hinter Connor her. Hibbelig war ich den beiden dann in das Revier gefolgt, in einen großen Raum mit vielen Schreibtischen, bei denen sehr viel los zu sein schien, es war beinahe ein wenig überfordernd mit meinem Spidey-Sense und ich versuchte einfach tief durchzuatmen, während ich den beiden zu zwei Schreibtischen folgte, von denen einer sehr exzentrisch und einer fast gar nicht dekoriert war. Ich setzte mich wie geheißen auf einen der Stühle dort und begann mit den Beinen sofort zu baumeln, während ich mit großen erwartungsvollen Augen zwischen den beiden Männern auf- und absah.

(<< High School Sporthalle)
Peter mag Alternative-Folk und Rock. Hank parkte den Wagen geübt an unserem gewöhnlichen Parkplatz ein. Er war tatsächlich ein außerordentlich guter Fahrer – meistens fuhr auch er – außer es ging nicht wie damals zu unserem Fall als Hank zuvor noch unter sehr starkem Alkohol-Einfluss gestanden hatte. Es wäre auch nicht verantwortungsbewusst gewesen Hank damals fahren zu lassen und Hank war beim Fahren auch sehr sich seiner Verantwortung bewusst. Mein Sozialmodul vermutete es hing damit zusammen das er in einem Autounfall auch seinen Sohn verloren hatte aber selbstverständlich hatte ich es nie direkt angesprochen. Ich war aus dem Wagen gestiegen und Peter war geschickt von der Rückbank geklettert. Er war für einen Jungen in seinem Alter doch überdurchschnittlich beweglich. Dafür wirkte er nun nervöser als zuvor noch.
"Hier bitte" Gerade war ich wieder gekehrt nach dem ich kurz in der gemeinschaftlichen Küchenzeile Peter einen Kakao geholt hatte von der Kaffeemaschine. In einem Becher stellte ich nun den Kakao auf meinem immer noch recht leeren Schreibtisch ab – vor dem Peter auf einem extra Stuhl saß – um uns herum war wie immer Einiges in Bewegung. Der junge Mann sah in der Jacke von Hank und mit dem Kakao noch kleiner und schmäler aus als er es bereits war. Die Wahrnehmung ihn als jünger zu erfassen wäre durchaus ein valider Anlasspunkt gewesen. Allein von dem Ausdruck und der Struktur seines Gesichtes her könnte selbst mein Programm sein genaues Alter nicht überprüfen wenn ich nicht die Daten über ihn aus der Datenbank entnommen hätte. "Wir haben noch einige Fragen an dich." Ich lächelte Peter an und nahm dann auf meinem gewöhnlichen Stuhl Platz. Allerdings überließ ich dann Hank die Bühne er war nicht nur der ranghöhere Polizist sondern immerhin auch der Mensch und ich – soweit Peter das auf jeden Fall wusste – nur eine Maschine. In der Öffentlichkeit definitiv ein Bild das mir zu Gute kam.

Ich hatte Peter einen Stuhl heran gezogen, den von Reeds Schreibtisch um genau zu sein, auch wenn das ein weiterer Weg war, damit dieser beim nächsten Mal, wenn er herkam diesen suchen musste, und hatte meinen eigenen Hintern auf meinem Schreibtischstuhl geparkt. Connor brachte dem Jungen, der nun bei uns saß, einen Kakao aus dem Automaten gebracht und ich beobachtete nachdenklich wie dieser überreicht wurde. Er ist nicht besonders gut, aber immerhin besser als das Spühlwasser, was sie als Kaffee verkaufen. Ich versuchte nun nicht einmal meinen Computer hochzufahren, Connor würde sich im Zweifel alles genau merken, sollte ich etwas vergessen, was Peter uns hier sagte. Zuerst einmal hätte ich gerne ein paar genauerer Angaben zu dir, Alter, Name, Wohnort, sowas. Ich hielt meinen Tonfall absichtlich sehr beiläufig, eigentlich wusste ich über diese Dinge bereits bescheid, beziehungsweise hatte Connor die genauen Daten, aber ich wollte sehen wie wahrheitsgemäß Peter bereit war auszusagen.

Mit leicht vibrierenden Händen nahm ich den Kakaobecher fest in beide Hände, um ihn bloß nicht zu verschütten und lächelte Connor fröhlich an, ich war noch immer neugierig, was der Android alles konnte und wie er aufgebaut war, aber ich verstand durchaus, dass jetzt nicht die Zeit war noch mehr Fragen zu stellen. Mein Blick glitt dann noch immer sehr aufmerksam zu Hank, den ich auch fröhlich anlächelte. Oh, er ist bestimmt gut!, meinte ich und nahm auch gleich einen Schluck, tatsächlich... mit wie lange ich nichts mehr getrunken hatte und was ich sonst im Waisenheim so bekommen hatte, war er wohl einer der besten Kakaos der letzten Jahre. Stumm lächelte ich in die braune Flüssigkeit hinein, bevor ich wieder zu Hank aufsah und dann nickte, allerdings in seiner Jacke prompt etwas zusammenzuschrumpfen schien. Peter Parker, ich gehe an der Solomnia Junior High School zur Schule, und bin schon 13 Jahre alt., sagte ich recht direkt, bevor ich meinen Kopf einzog und leiser hinzufügte, Und ich- ich wohne in einem reinen Jungenwohnheim für Waisen. Ich wusste genau, das erklärte nicht, warum ich in der Schule gewesen war mitten in der Nacht, davon abgesehen, dass ich mir sicher war, dass Connor mehr als genug über mich herausfinden konnte, wenn er meinen Namen einfach erkennen hatte können. Aber ich war trotzdem gewillt die Wahrheit zu sagen, etwas anderes wäre mir auch nie eingefallen.

Einen etwas amüsierten Blick warf ich Hank zu als er den Zustand der Qualität des Kaffees unseres Reviers bemängelte. Er hatte durchaus Recht denn die Zusammenmischung des Automaten bezog sich doch zu großen Teilen auf Wasser. Jedoch gab es immerhin auch die Möglichkeit sich manuell den Kaffee auch selbst zu brauen – etwas das jedoch eher selten freiwillig übernommen wurde – wenn dann von einem niederrangigen Officer oder Gavin Reed mit schlechter oder Nines mit guter Laune. Peter verzog allerdings keine Mine oder ließ sich sonst anmerken – das er ihm nicht schmeckte – also nahm ich an er war zumindest zum Teil zufrieden stellend für den Jungen.
Peter sagt die Wahrheit. Das war eine Tatsache – die auch Hank ohne Probleme erkennen würde – aber ich nickte dennoch ein Mal als Zeichen. Der Junge wirkte zwar beim letzten Teil mehr als verunsichert allerdings dennoch ehrlich. Er zeigte keinerlei typische Körpersprache für Lügen oder andere Unwahrheiten. Dennoch erklärte es nicht warum er um diese Uhrzeit sich noch im Schulgebäude aufgehalten hatte. Und ich war mir sicher diesem Fakt war sich der junge Mann vor uns mehr als nur bewusst. "Du kannst uns immer sagen wenn du eine Pause brauchst." Ich sprach in einem weichen aber etwas distanzierten Tonfall mit Peter. Ich wollte das der Junge das auch als ernsthafte Aussage interpretierte. Sein Wohlergehen war selbstverständlich wichtig. Zudem empfand ich Mitleid – auch wenn ich es zurück zu halten versuchte – es war eine Eigenschaft die ich bereits vor meiner Abweichung immer wieder gezeigt hatte. Trotz meinem Ehrgeiz.

Er sieht eher aus wie 10. Aber immerhin schien er die Wahrheit zu sagen, etwas, was mir Connors Nicken ebenfalls bestätigte, welches ich aus dem Augenwinkel heraus auffing. Ich brummte leise und fast schon wohlwollend und betratete den kleinen Jungen, der in Gavins Stuhl, mit meiner viel zu großen Jacke und dem Kakao, den er hielt als wäre er der heilige Gral, nichts als Mitleid erregend aussah. Ich wollte ihn nicht quälen, aber ich hatte einen Job zu erledigen. Also gut Peter, dann stelle ich dir die Frage, die du sicher hast kommen sehen. Warum warst du heute Nacht nicht in deinem Wohnheim, sondern im Turnsaal deiner Schule? Mein Tonfall war ernst, aber mit einem gewissen warmen, brummelnden Tonfall, der deutlich zeigte, dass ich nicht böse gestimmt war. Ich wollte Peter nicht erschrecken, er war kein Verbrecher, an dem Fall eben trug er keine Schuld, aber trotzdem war er unerlaubt in der abgesperrten Schule gewesen und während er keine große Strafe dafür zu befürchten hatte, musste dem trotzdem nachgegangen werden. Jedenfalls sagte mir das mein Bauchgefühl, irgendetwas war da doch faul.

Natürlich hatte ich gewusst, dass diese Frage kommen würde und auch wenn ich Connor schuldbewusst zugenickt hatte, war ich nicht bereit für diese Frage gewesen. Ich drückte mich noch tiefer in den Stuhl und dessen Armlehne hinein und winkelte meine Beine unter der Jacke an, damit ich meine Arme um diese schlingen konnte und mich praktisch zu einer Kugel zusammenzufalten. Es ist nur... es ist eine lange Geschichte., murmelte ich und spitzte die Lippen, eigentlich wollte ich versuchen mich vom reden abzuhalten, aber stattdessen wandte ich meinen Blick ab und sagte dann leise, Sie bemerken sowieso nicht, dass ich weg bin. Ich versuchte mich regelrecht vor den Blicken der beiden zu verstecken, ich spürte jetzt schon, wie ich Angst bekam, dass sie mich wieder dorthin zurückbringen würden, ich wollte das nicht, ich wollte nicht zurück an diesen schrecklichen Ort. Fest hielt ich den Becher Kakao in meinen zitternden Händen.

Meine Recherche hatte einige Informationen noch ergeben über die wechselnden gesetzlichen Vormundschaften. Seine Eltern waren früh bereits nicht mehr seine Erziehungsberechtigten gewesen und danach waren es sein Onkel und seine Tante gewesen – jedoch ebenfalls nicht lange – bevor es nur noch seine Tante gewesen war. Der Junge hatte ein deutlich unstetes Leben geführt das er uns als 'lange Geschichte' beschrieb. Ich sah zu Hank mit einem deutlichen Blick. Wir würden noch mehr nachfragen müssen. Ich war mit dieser ablenkenden Antwort alles andere als zufrieden. "Deine Tante war vorher dein gesetzlicher Vormund. Ist das korrekt?" Es fiel mir schwer Peter das fragen zu müssen. Doch es würde nicht die einzige Frage bleiben.
Betroffen wanderte mein Blick zu Hank als Peter schließlich noch einen weiteren Satz von sich gab – denn unabhängig davon wie leise er gesprochen hatte – ich hatte ihn ohne Probleme verstanden und Hank vermutlich auch. Wir befanden uns auf keine große Distanz und wir waren beide konzentriert. Außerdem hatte Hank keinerlei Probleme mit Schwerhörigkeit auch wenn er manchmal 'schwer hörig' war. Jedoch konnte ich es mir gerade nicht leisten amüsiert über diese innerliche Bemerkung zu schmunzeln denn ich war zu bekümmert. Mein Blick zu Hank sprach eindeutig was ich davon hielt. Das Heim war zumindest nachlässig – auf jeden Fall die Betreuung – allein das war schon schlimm genug aber ich vermutete das mehr hinter dieser Aussage steckte. Besorgt scannte ich Peter erneut. Er fiel definitiv ins Untergewicht. Das konnte durchaus im Rahmen der plötzlichen Entwicklung passieren jedoch war er ebenfalls nicht der Größte seiner Altersklasse. Eher unterer Durchschnitt.

Peters Antwort war so wage wie besorgniserregend, eine lange Geschichte konnte viel bedeuten, aber der letzte Satz, den er noch leiser als den davor noch aussprach, warf einige Fragen auf, auf die man lieber keine Antwort wollte. Aber ich war Polizist und es war meine Aufgabe unangenehmen Fragen auf den Grund zu gehen. Dieses Heim sollte man mal unter die Lupe nehmen, nachlässig sind die auf jeden Fall. Peter war in keinem guten körperlichen Zustand, das war klar zu sehen, er war zu klein und viel zu schmal für sein Alter, mal ganz abgesehen von dem schwermütigen Blick, der mich etwas zu sehr an meinen eigenen erinnerte. Und wir haben viel Zeit. Connor stellte die nächste Frage und ich fing seinen betroffenen Blick auf, der meinen durchaus widerspiegelte, meine Augenbrauen waren leicht zusammen gezogen und meine Lippen zu einem nicht eben glücklichen Ausdruck verzogen. Ich nickte leicht als Zeichen dafür, dass wir der Sache auf den Grund gehen würden. Peters Tante war also zuvor sein offizieller Vormund gewesen, der Wahrscheinlichkeit nach war sie tot, oder sie hatte, aus welchen Gründen auch immer, Peter abgegeben.

Meine Eltern sind schon vor langer Zeit gestorben. Plötzlich war ich ungewöhnlich ruhig geworden, normalerweise konnte ich es kaum lassen herumzuwirbeln oder mich umzusehen, Fragen zu stellen und neugierig zu sein, aber es war als ob all die Energie plötzlich wie verschwunden war. Ich schluckte, atmete tief durch und legte meine Arme noch fester um meine Knie. Ich war fünf, glaube ich. Ich glaube nicht einmal, dass ich mich erinnern könnte, wie sie ausgesehen haben, wenn wir keine Fotos gehabt hätten., begann ich leise und sanft zu sprechen, Meine Tante und mein Onkel haben mich aufgenommen, May und Ben, sie haben mich großgezogen, und auch wenn sie es nicht waren, so waren sie meine Eltern für mich, wisst ihr? Sie waren bei allem dabei und sie waren unglaublich, sie haben viel durchgemacht, um sicherzustellen, dass ich versorgt bin und wir- wir waren immer sehr glücklich. Es würde ihnen wohl kaum entgehen, dass ich die Vergangenheitsform dabei verwendete. Dann ist Onkel Ben gestorben und letzten Sommer..., begann ich, hielt dann aber inne, als sich meine Augen wieder mit Tränen füllten, ...wurde bei meiner Tante Brustkrebs diagnostiziert. Sie hat es mir nicht direkt gesagt. Ich atmete zitternd ein, die Hände um den Kakaobecher geballt, während ich mich verzweifelt versuchte vom schluchzen abzuhalten. Etwas stimmte nicht. Ich wusste, dass etwas nicht stimmt, ich- ich konnte es spüren. Aber sie hat es mir nur gesagt... als... als sie sich nicht mehr um mich kümmern konnte. Sie war zu krank. Ich ließ meinen Kopf sinken und stützte meine Stirn auf meine Knie, während ich lautlos und unbemerkt begann zu weinen, man bemerkte es eigentlich nur am Zittern meiner Schultern. Dieser riesige Ball an Traurigkeit drückte wieder gegen meine Rippen in meiner Brust, ich hatte meine Eltern verloren, jetzt inzwischen fast schon zweimal, ganz zu schweigen von den Veränderungen, die mein Körper durchgemacht hatte, auch auf zwei verschiedene Arten und Weisen, die ich hier noch gar nicht ansprach oder ansprechen wollte. Ich holte noch einmal tief Luft und hob dann meinen Kopf, mein Gesicht rot und nass vom Weinen, und ich wischte mit der Rückseite des Ärmels von der Jacke, die ich trug darüber, auch wenn ich mich deswegen schuldig fühlte, es war immerhin nicht meine, aber ich schniefte nur und versuchte ein bisschen Fassung wiederzuerlangen. Ich sah die beiden nicht an, meinen Blick auf meine Knie gerichtet, meine Augen müde und trübe. Ich bin jetzt in einer Pflegestelle., murmelte ich leise, Meine Tante und mein Onkel haben einiges angespart, um mir gute Möglichkeiten später zu bieten, also bin ich wirklich glücklich, dass ich meine Schule wahrscheinlich abschließen kann. Ich weiß, dass wenn- wenn May und Ben hier wären, dann würden sie wollen, dass ich in der Schule bleibe und das richtige tue. Ich möchte sie stolz machen... trotzdem. Ich biss mir fest auf die Unterlippe. Irgendwann später würde ich gerne studieren, aber dazu brauchte man auch wieder Geld, wenn ich es denn soweit schaffte. Deshalb gebe ich anderen Schülern Nachhilfe und weil ich ein guter Nachhilfelehrer bin, darf ich nach der Schule bleiben. D-Die Lehrer kontrollieren mich nicht.

Hank hatte sicherlich die selben Schlüsse gezogen. Die selben die ich ebenfalls gezogen hatte über den Jungen der vor uns saß. Meine LED hatte begonnen sich zu drehen aber ich versuchte mein Stresslevel sinken zu lassen. Sollte Peter von meiner Frage überrascht gewesen sein – dann zeigte er es nicht – sein Gesichtsausdruck war nahezu unlesbar. Er sah uns nicht an. Aber in diesem Fall war es kein Zeichen der Unwahrheit. Sondern eher ein Zeichen des Scham. Seine Stimme war distanziert. Und auch wenn ich wirklich keine Freude dabei zu spürte herum zu schnüffeln – so mussten wir ihm dennoch diese Fragen stellen – ein Minderjähriger allein in einer abgeschlossenen Schule war immer ein verdächtiger Fall. Schweigend ließ ich den Jungen also in seinem eigenen Tempo sprechen. Es entging mir nicht als Peter über die Vergangenheit sprach und ich spürte wie sich mein Stresslevel doch etwas anhob. In seiner Stimme lag so viel Verzweiflung das es schwierig war sie genau ihm zu zu ordnen. Ich verspürte großes Mitgefühl für das Kind vor uns.
Peter drückte sich immer tiefer in den Stuhl hinein und faltete sich Regel recht zusammen. Ich rührte mich hingegen meinen Millimeter. Wie verwurzelt folgte ich der Geschichte – festgefroren bis ins Mark – ich wusste bereits was das wahrscheinlichste Ende seiner Geschichte war. Aber dennoch gab es diese minimale Chance das ich falsch liegen würde. Peter weint. In der selben Sekunde in der ich diese Feststellung tätigte war ich auch bereits auf gestanden. Ich ging um meinen Tisch herum und kniete mich vorsichtig vor dem braunhaarigen Jungen nieder. Es war nicht das Verhalten einer Maschine. Aber ich konnte nicht anders. "Es ist völlig in Ordnung zu weinen Peter." Achtsam löste ich vorsichtig den Becher aus seinen Händen und hielt seine Hände stattdessen in meinen. Den Becher stellte ich schnell hinter mir auf dem Tisch ab. Seine Eltern ein Mal zu verlieren wäre bereits schrecklich genug gewesen. Aber dann hatte er sie noch ein Mal verloren. Meine Augenbrauen unglücklich zusammen gezogen versuchte ich seinen dunklen Blick auf zu fangen mit meinem eigenen. Aber es war leider noch nicht die gesamte Geschichte die er uns erzählt hatte. Ich hatte inzwischen einiges an seinen Daten und diese ließen nur einen Schluss zu. "Du versuchst Geld zu verdienen." Der schlimmste Extremfall wäre den Schluss zu ziehen das ihn das Pflegeheim nicht ausreichend ernährte. Und leider war die Wahrscheinlichkeit nicht allzu gering dafür. Ich ließ meinen Gesichtsausdruck weicher werden und versuchte sanft und beruhigend zu klingen. Ich hielt seine Hände umsichtig in meinen eigenen. "Du kannst uns alles sagen. Und du wirst keinen Ärger dafür bekommen."