Der Lieutenant hatte mit großer Wahrscheinlichkeit Recht. Unverbindliche Orte waren in vielen Undercover-Fällen vorgekommen. Und mir standen alle Dateien zur Verfügung. Ich nickte. Meine Programmierung war darauf ausgelegt keine Fehler zu machen. "Selbstverständlich Lieutenant. Ich werde meine beste Leistung zeigen." Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. Als ob die Paneele in meinem Gesicht schon wieder von selbst arbeiten würden. Die richtige Antwort wäre gewesen den Lieutenant daran zu erinnern das ich diese Erinnerung nicht brauchte. Aber ich hatte den anderen Weg gewählt. Eine Freundschaft zu dem Lieutenant aufzubauen war weiterhin eine meiner Prioritäten.
Den Rest der Zeit analysierte ich alle Abweichler-Fälle. Zog meine eigenen Begegnungen hinzu. Wir hatten inzwischen viele verschiedene Abweichler getroffen. Alle waren anders gewesen. Andere Modelle. Andere Gründe. Aus anderen Orten der Kolonie. Ich analysierte ihr Verhalten so genau wie möglich. Studierte die vorgespielten Gefühle. Ihr Aussehen. Zum ersten Mal trug ich andere Kleidung. Nicht die CyberLife-Uniform. Amanda zeigte erfreutes Verhalten über die Mission. Betonte dennoch wieder mich bei Fehlschlägen zu ersetzen.
>> Wohnung des CPD [ZEITSPRUNG]

Ich nickte, denn daran hatte ich kaum Zweifel. Bisher hatte Connor mich noch nicht enttäuscht. Aber was nicht war konnte ja noch werden. Eine Undercovermission war etwas ganz anderes als das normale zusammenarbeiten. Ich ging in der nächsten Zeit jegliche Unterlagen durch, die wir über den Schmugglering hatten.
(Zeitsprung)
(Wohnung des CPD)

(<< Die Kanalisation)
Mit einem Einsatzwagen waren wir den Weg zum CPD aufgebrochen. Der Bericht über den Fall wurde beinahe sekundlich aktualisiert. Die Officer hatten alle Verdächtigen verhaften können. Sogar unseren potentiellen Kunden. Die Entwicklung des Falles war außerordentlich zufriedenstellend. Vermutlich würde auch ihr Versteck ausgiebig durchleuchtet werden. Die Organisation war in Scherben. Ohne Möglichkeit sich direkt wieder auf zu bauen. Das erste was ich im Revier tat war neue Kleidung zu suchen. Selbstverständlich hatten sie nur Standard-CPD-Kleidung. Aber für meine Sittlichkeit war das noch immer mehr als optimal. Ich würde diesen Abend sowieso wieder zu CyberLife zurück kehren. Es handelte sich also nur um eine Übergang-Lösung.
Unsere Bericht-Erstattung bei dem Captain lief dieses Mal statistisch gesehen überdurchschnittlich gut. Er zeigte sich zufrieden mit unserem Ergebnis. Verscheuchte uns dann aber aus seinem Büro. Er wolle schließlich heute noch schlafen können. Irgendwann. - Laut eigenen Aussagen. Hank und ich standen nun also vor seinem Büro. Im Revier war es leise. Nicht mehr viele Officer und andere waren hier. Die meisten waren auf Streife oder kümmerten sich um das Clean-Up unseres Falles. "Der Captain war überdurchschnittlich zufrieden." Ein kurzes Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. Meine LED war wieder konstant blau. Meine Aufgabe aktualisierte sich in diesem Moment. Kehre zu CyberLife zurück.

Neue Kleidung:

Wenigstens hatte Connor neue Klamotten an, als wir zu Fowler ins Büro gingen, auch wenn ihm der Pullover viel zu groß war. Nein, ich fand das ganz und gar nicht niedlich, ende der Geschichte. Zum Glück war unser Boss aber sehr zufrieden mit uns, immerhin waren wir erfolgreich gewesen. Ich musste nicht viel sagen, die Details würde Jeffery aus den Berichten bekommen. Ich war verdammt müde und wollte mich nur noch neben Sumo zusammen rollen und schlafen, am besten einige Tage durch. Ich gähnte und streckte den Rücken durch, welcher daraufhin laut knackste, als ich mit Connor vor der Tür zu Fowlers Büro stand. Wir haben ja auch die verdammte Organisation hops genommen, er sollte besser zufrieden sein.

Diese Mission hatte einen erfolgreichen Verlauf gehabt. Das bedeutete allerdings noch lange nicht Amandas Zufriedenstellung. Nicht alles an der Mission war fehlerfrei verlaufen. Besonders mein Anteil daran. Dennoch würde es ihre Drohungen im besten Fall minimieren. "Natürlich." Ich nickte und sah zu Hank hoch. Er hatte heute wieder einmal meine Annahmen bestätigt. Er war ein ausgezeichneter Polizist. Und ein besserer Lieutenant.
"Ich wünsche jedenfalls noch eine angenehme Nacht." Ich begann meinen Weg in Richtung Ausgang. Blieb allerdings noch einmal stehen und drehte mich um. Hank hatte mich heute gerettet. Obwohl keine Notwendigkeit dazu bestanden hatte. Ich wusste nicht wirklich wie ich diese Verhalten kategorisieren sollte. Ein kurzes sanftes Lächeln fand sich auf meinem Gesicht. "Streichle Sumo für mich. Und… Vielen Dank… Für Heute."
>> CyberLife

Ja, dir auch. Oder so. Ich war mir nicht ganz sicher ob ich das zu einem Androiden sagen konnte, aber ich tat es dennoch und hob die Hand zum Abschied, denn ich musste noch ein paar Sachen einsammeln, um sie Zuhause dann zu bearbeiten, ich hatte darauf jetzt wirklich keine Lust. Connors Worte zu Sumo brachten ein lächeln auf meine Lippen, auch wenn ich beim Letzten abwinkte. Jaja, kein Ding, ich grüße Sumo. Connor war schließlich aus der Station und auch ich ging bald, nachdem ich meine Sachen eingesammelt hatte, wonach ich meinen müden Hintern in meinen Wagen schob und Heim fuhr.
(Hank's Haus)

<< die Gärten [Zeitsprung]
Seit unserer fehlgeschlagenen Lagebesprechung waren drei Tage vergangen. In der Zwischenzeit waren keine neuen Fälle angestanden. Amanda hatte deutlich Anzeichen von 'Ungeduld' gezeigt. Ich wollte sie zufrieden stellen. Aber das schien mit den Falllösungen von Hank und mir nicht vereinbar sein. Die Abwesenheit von Fällen hatte auch bedeutet das Hank und ich uns durchschnittlich wenig gesehen hatten. Vielleicht sogar ein Vorteil nach unserer letzten Konfrontation. Ich stellte gerade meine Verbindung zum Androiden an der Rezeption her. Dann betrat ich das Revier.
"Guten Morgen, Officer Miller." Ich grüßte den Officer der an mir vorbei ging. Er nickte mir ebenfalls zu. Ich wanderte direkt zu Hanks Schreibtisch. Auf Hank warten... Ich setzte mich auf den Schreibtisch gegenüber. Ich verband mich selbst mit dem Computer. Ich legte meine Hand auf die holographische Tastatur. Meine Haut zog sich zurück. Es ging um eine Meldung von Häuslicher Gewalt. Laut Aussagen der Hausbesitzerin hatte ein ihr bekannter Abweichler einen Einbruch begangen. Officer waren bereits vor Ort und sicherten den Tatort. Dennoch wurden alle Abweichler-Fälle an Hank und mich weiter geleitet.

Mochte sein, dass ich seit zwei tagen nicht mehr zur Arbeit erschienen war und ich auch jetzt wieder viel zu spät kam, aber was sollte es mich interessieren? Es hatte keine Fälle bezüglich Abweichlern gegeben und zu anderen wollte mich Fowler im Moment ja nicht zulassen. Es war bereits später Vormittag, als ich die wache betrat und grüßte mit einem abwesenden Nicken den einen oder anderen Kollegen. Mein erster Weg führte mich zum Kaffeeautomaten, wo ich mir etwas zum Aufwachen holte, ehe ich mich doch auch endlich meinem Schreibtisch und damit auch Connor zu wandte. Ich setzte mich an meinen Platz und trank einen Schluck von meinem Kaffee. Morg'n.

"Guten Morgen Lieutenant." Ich lächelte ihn kurz freundlich an. Informiere Hank über den neuen Fall. "Uns wurde vor 2 Stunden und 35 Minuten ein neuer Fall zugeteilt." Ich beschloss die Sekunden-Anzahl wegzulassen. "Laut den Officers vor Ort handelt es sich um ein Verbrechen Häuslicher Gewalt durch einen Abweichler." Ungewöhnlich. Unsere bisherigen Fälle hatten alle immer von Gegenteiligem gehandelt. Meistens waren es die Abweichler welche traumatisiert gewesen waren. "Der Tatort wurde bereits gesichert. Wir sollen allerdings noch das Nach-Interview mit dem Opfer führen. Und das Interview mit ihrer unbeteiligten Ehefrau. Von dem Abweichler gibt es noch keine Spur."
"Da Sie sich etwas Zeit gelassen haben – Habe ich Ihnen Donuts besorgt." Ich schob ihm eine Packung mit zwei Donuts hin. Selbstverständlich nicht die die Hank normalerweise konsumierte. Diese hatten nicht nur 452 Kalorien sondern beinhalteten auch noch Unmengen an gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und Kohlenhydrate. Viel zu ungesund für einen Mann in seinem gesundheitlichen Zustand. Diese Version war mit Bananen und ausschließlich natürlichen Süßstoffen. Donuts // Kalorien: 41, Gesättigte Fettsäuren: 0.1 g, Cholesterin: 0.6 mg, Kohlenhydrate: 8.7 g. Mit etwas Glück konnte ich ihm die viel gesündere Variante unauffällig unterschmuggeln. Ich hatte nachgelesen. Gesunde Ernährung wirkte sich auch bemerkenswert positiv auf die menschliche Psyche aus.

Ich reagierte mit Brummen auf Connors Erläuterung zum neuen Fall, ich wirkte zwar nicht so, hörte ihm aber doch ordentlich zu und machte mir meine eigenen Gedanken um den gewalttätigen Androiden. Das waren sie zwar meistens, aber so wie der Fall dargestellt wurde hatte der Abweichler keinen triftigen Grund für sein Handeln gehabt. Das mussten wir allerdings natürlich erst noch überprüfen. Ich sah erst von meinem angeschalteten Bildschirm weg, als Connor mir etwas hin schob, das er als "Donuts" bezeichnete. Sie sahen auch so aus, doch der dicke Schriftzug der "Vegan!" verkündete, ließ mich misstrauisch werden. Und mir kam zudem die Frage ob Connor ein Budget zur Verfügung hatte und wie er da das kaufen von Donuts für seinen Partner verzeichnete, dass es als logische Aktion durchging. Wo hast du die denn gefunden? Auf dem Biomüll? Trotzdem beschloss ich den Teilen eine kleine Chance zu geben, hauptsächlich aus dem Grund, das ich Hunger hatte. Ich zog die Packung also zu mir und öffnete sie, um als erstes an einem der beiden Donuts zu riechen.

Wie bereits erwartet war Hank misstrauisch. Das Essen war selbstverständlich nicht so gut wie selbst gemacht. Aber um ihm Donuts zu backen musste ich neue Protokolle herunterladen. Und jemanden finden der mich seine Küche benutzen ließ. Denn die im Revier erschien mir unzureichend dafür. Auch wenn mich das nicht aufhalten würde. "Es ist mir erlaubt über geringfügige Geldbeträge zu verfügen." Mein Kopf war nun dezent schief gelegt. Ich beobachtete weiter die Reaktion von Hank. "Ich habe Ihnen schließlich vor unserem ersten Fall einen Drink ausgegeben. Erinnern Sie sich noch daran?"
Einen kurzen Moment war eine Art stolzes Lächeln auf meinem Gesicht zu erkennen. Ich wollte alles tun damit unsere Freundschaft sich weiter hin in die richtige Richtung entwickelte. Trotz all den Aufs und Abs. "Sie können sich jedenfalls sicher sein das diese Donuts nicht aus dem Kompost stammen. Sondern von einem Vollwertkost-Laden." Selbstbewusst zitierte ich das was ich in den vielen Studien und Artikeln zu dem Thema gefunden hatte. "Die Aufrechterhaltung eines gesunden Lebensstils durch richtige Ernährung und ausreichender Bewegung ist essenziell."

Stimmt, jetzt wo dus sagst frage ich mich schon was sich Cyberlife bei deinen Ausgaben denkt. Ich seufzte leicht genervt über Connors weitere Worte und sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Du bist nicht gut darin Leute zu bekehren, was? Ich aß trotzdem einen der beiden Donuts und er schmeckte sehr gut, etwas, was ich natürlich jetzt nicht zugeben würde. Es lag ja sowieso sicher nur daran, dass ich Hunger hatte. Willst du mich wieder fit machen, oder was? Haben wir nichts besseres zu tun?

Meine Ausgaben waren für CyberLife insignifikant. "Ich dachte nicht das sie sich überhaupt für eine CyberLife-Meinung interessieren." Meine LED drehte sich einen Moment. Die Datenbank brachte keine neuen Einträge hervor. "CyberLife hat bisher kaum Interesse an meinen Ausgaben gezeigt." Mein Kopf war nun weitgehend schief geneigt. Die Datenbank hatte zwei Definitionen für 'bekehren': 1.a) für eine geistige Grundhaltung, besonders für einen Glauben, gewinnen, b) bei jemandem eine innere Wandlung bewirken und ihn für eine bestimmte [Lebens]Auffassung gewissen; 2. Eine innere Wandlung durchmachen und zu einer bestimmten [Lebens]Auffassung kommen. Mein Tonfall war dezent bestimmend. "Bekehren? Ich habe kein Interesse Sie oder jemand anderen zu bekehren. Ich möchte nichts an Ihnen ändern."
"Meine Absicht war es Ihnen zu zeigen, das Sie mich interessieren." Der momentane Gesundheitszustand von Hank trug nicht zu seiner maximalen Lebensdauer förderlich bei. Ich erhob mich von dem Schreibtisch. Zufrieden gestellt das Hank ein Donut gegessen hatte. Ich hatte festgestellt das sich sein Hunger auf seine Laune deutlich auswirkte. Begib dich zum Tatort. "Selbstverständlich. Wir können direkt zu dem Tatort aufbrechen."

Ich habe keine Ahnung von Cyberlife. Ich verdrehte die Augen und stand dann auch auf, den zweiten Donut steckte ich ein, für später. Ist klar Connor, einen alten, fetten sack als Partner zu haben ist sicher nichts, was man ändern will. Gehen wir. Ich winkte Connor mit und marschierte zum Ausgang, meinen noch halb vollen Kaffee auf dem Schreibtisch zurück lassend. Er schmeckte sowieso wie Spülwasser.

Meine Programmierung schlug vor stumm zu gehen. Mich ohne ein weiteres Wort zum Tatort zu begeben. Entgegen der Empfehlung versuchte ich ihn aber zu necken. "Jetzt wo Sie das erwähnen…" Ich machte eine absichtliche Sprechpause. "…eigentlich hätte ich Ihnen Detective Reed vorgezogen."
Den Weg zu dem angegebenen Haus war bereits abgespeichert. Ich führte uns also unseren Weg lag indem ich mich wieder mit dem GPS von Hanks Auto verband. Unser Ziel war ein recht großes Haus direkt am Hafen. Die Ehefrau des Opfers war ein Mitglied der Regierung. Sie war hauptsächlich für Management von großen Firmen zuständig. Der Android in Verdacht schien die Funktion ihrer Sekretärin jahrelang übernommen haben. "Das Opfer ist eine Hausfrau. Ihre Ehefrau ist ein Mitglied der Regierung in der Management-Abteilung." Keine besonders hohe Position. Trotzdem hatten Mitglieder der Regierung einige Vorteile. Laut der Datenbank zumindest. "Der verdächtigte Android hat laut ihren Angaben vorrangig die Funktion einer Persönlichen Assistenzkraft erfüllt."
>> Der Hafen