Das Licht wurde ausgeschaltet und die Tür geschlossen, aber trotzdem starrte ich ihr noch eine Weile etwas perplex nach. Ich hätte mit einer netten Party gerechnet und sie als Host hatte auch einen extrem guten Ruf, aber mich einfach so unter ihre Fittiche zu nehmen, war mehr, als ich von irgendjemandem in dieser Kolonie erwarten würde. Vor allem, wenn man denjenigen nicht kannte. Ich trank noch zwei Gläser, eines mit und eines ohne Aspirintablette, die zweite hob ich mir lieber für den folgenden Morgen auf, bevor ich mich einfach auszog, denn ich hatte keine Probleme in meiner Unterwäsche zu schlafen und ich wollte wirklich nicht in diesem Kleid schlafen, das ich sorgfältig zusammenfaltete und mich dann unter die Decke steckte, wo ich in einem Moment bemerkte, wie sich die Tränen nun endlich losgelöst hatte und dann auch schon sofort eingeschlafen war.

Der Rest des Abends lief glatt, ich sah selbst noch einmal nach Simon, doch er schien in Ordnung zu sein und wehrte meine Sorge sanft ab. es wurde einmal mehr sehr spät, bis die letzten Gäste gegangen waren. Ehe ich mich selbst zu Bett begab sah ich noch einmal mit meinem Zukunftsblick nach Skye, doch da hatte sich nichts geändert. Zufrieden zog ich mich zurück und legte mich ins Bett.

Am nächsten Morgen weckten mich die Strahlen der Morgensonne, aber nicht Simon, der das normalerweise freiwillig tat, auch wenn ich sehr gerne ausschlief. Verwirrt runzelte ich die Stirn, doch dachte mir nicht viel dabei, er hatte es vermutlich vergessen oder ihm war etwas dazwischen gekommen, er war ja seine eigene Person. Ich erhob mich und streckte mich, wobei mein Rücken ziemlich knackste, ich war eben wirklich nicht mehr die Jüngste, aber das würde mich natürlich nicht davon abhalten weiterhin zu feiern. Nach einem Abstecher in das angeschlossene Bad, in welchem ich mir die Zähne putzte und meine sonstige Morgentoilette erledigte, begab ich mich, in meinen Morgenmantel gehüllt, hinunter in die Küche, wo ich allerdings nur Clara vorfand, die den Geschirrspüler ausräumte. Morgen Süße, sag mal, wo steckt denn Simon? "Ich glaube der ist in seinem Zimmer." Achso, merkwürdig. Naja, hast du heute schon unseren Gast gesehen? "Noch nicht. Soll ich nach ihr sehen?" Nein, nein, ich mache das schon, ich schaue dann auch gleich bei Simon vorbei. Danke Clara. Ich lächelte sie an und machte mich wieder auf den Weg nach oben, wobei ich zuerst an Simons Räumlichkeiten vorbei kam und anklopfte. Simon mein Lieber? Bist du da drin? Ist alles in Ordnung? "J..ja. Alles gut." Bei seinem letzten Wort allerdings schien seine Stimme plötzlich tiefer und langsamer zu werden. Sorge machte sich in mir breit und ich legte die Hand auf die Türklinke. Ich komme rein, okay? Nachdem einige Momente keine Antwort kam öffnete ich die Tür einfach und trat ein. Simon saß, immer noch in seiner Uniform, mit der Fliege von Gestern, in einem der weichen Polstersesseln, die er so gerne hatte und starrte leer geradeaus. Simon? es dauerte einige Sekunden, ehe er endlich reagierte und mich ansah, er lächelte, doch er wirkte unsicher. "Oh, Charlie, was machst du denn hier?" Geht es dir gut? "Natürlich, warum fragst du?"

Am nächsten Morgen wurde ich schon ziemlich früh wach, was mich nicht besonders wunderte, da ich nach so einer Nacht wohl kaum bestens schlafen würde und stürzte auch gleich ein Glas Wasser mit Aspirin nach, denn das hatte ich notwendig, bevor ich mich einmal umsah und zu meiner Freude eine Tür entdeckte, die in ein ebenfalls zu bestaunendes, komplett rot gehaltenes Badezimmer führte, in das ich auch sogleich verschwand. Es gab Handtücher, Ersatzzahnbürsten und Shampoo, weshalb ich mich gleich unter die Dusche stellte, wobei ich darauf achtete nicht meine Haare und mein Gesicht zu waschen, damit das Make-up nicht abging, aber das war auch nicht notwendig. Am Spiegel richtete ich dann noch mein Make-up, das zwar wasserfest war, aber man konnte doch ein paar Tränenspuren sehen, bevor ich mir die Zähne putzte. Nachdem ich also wieder ansehnlich aussah, trat ich nur in einem Handtuch bekleidet wieder aus dem Badezimmer.

besorgt runzelte ich die Stirn und stellte mich vor Simon, ihm eine Hand auf die Schulter legend, damit ich ihm gut in die Augen sehen konnte. Jetzt wirken sie wieder normal, nicht mehr so abwesend wie zuvor. Ich sah in die Zukunft und sah weitere solcher Aussetzer, doch ich konnte natürlich keinen Grund dafür finden, ich war kein Mechaniker oder sowas. Konnte das noch von gestern sein? Könntest du eine Selbstdiagnose laufen lassen? Ich mache mir Sorgen um dich. Simon wirkte verwirrt doch nickte. "Okay, aber..." Er runzelte die Stirn. "...irgendwas stimmt damit nicht, es wird ein bisschen dauern." Kein Problem. Ich bin gleich wieder da, okay? Ich sehe nur rasch nach Skye. Ein weiteres Nicken und ein Lächeln waren meine Antwort und ich drückte Simons Schulter einmal sanft, ehe ich ihn alleine ließ und zur roten Suite ging, wo ich leise an die Tür klopfte und sie dann langsam öffnete, ich wollte Skye ja nicht wecken, wenn sie noch schlief.

In dem Moment, als ich das Klopfen hörte, sah ich auch schon zur Tür, die sich langsam öffnete, noch immer nur in einem Handtuch gekleidet, aber inzwischen wieder trocken. Ich schämte mich keinesfalls für meinen Körper, eher im Gegenteil, setzte allerdings trotzdem ein leicht charmant-verlegenes Lächeln auf. Guten Morgen., begrüßte ich Charlie, die mich schließlich so freundlich bei sich aufgenommen hatte, während ich gerade noch ein Glas Wasser trank, während ich mir überlegt hatte, ob ich das Kleid einfach wieder anziehen sollte.

Ah, sehr gut, du bist wach. Man konnte nicht sagen, dass mir Skyes Anblick missfiel, sie war sehr attraktiv und nur in einem Handtuch blieb nicht mehr so viel der Vorstellungskraft überlassen. Dennoch musterte ich sie nur für einen Moment und trat dann mit einem Lächeln etwas weiter in den Raum. Auch dir einen guten Morgen, wie fühlst du dich?

Ich stellte das Glas Wasser ab und lächelte zufrieden, denn es war definitiv nicht nur der Alkohol gewesen, der die ältere Frau so freundlich und schön, aber auch gleichzeitig intelligent, wirken gelassen hatte. Trotzdem schauderte mir bei dem Gedanken an Armani, den ich definitiv lieber nicht mehr sehen wollte. Sie hingegen war wirklich freundlich zu mir gewesen, etwas, das ich von Fremden nicht gerade gewohnt war, schon gar nicht in meinem Job, und ich hatte bereits beim Aufwachen beschlossen, dass ich meinen Job niemals zuende bringen würde. Egal, was für Informationen sie über Charlie haben wollten, von mir würden sie sie nicht bekommen. Besser, viel besser, vielen Dank noch einmal für die Gastfreundschaft., meinte ich mit einem sofort charmanten Tonfall, Kann ich mich irgendwie dafür bedanken?

Ach kein Problem, meine Gäste sind bei mir Zuhause. Du könntest aber mit mir Frühstücken, das würde mich sehr freuen. "Charlie!" Ich hörte Simons Stimme und drehte mich rasch herum, denn ich erkannte Angst in seiner Stimme, etwas was er sonst immer vermied, wenn Gäste da waren, es musste also schlimm sein. Ich bin gleich wieder bei dir Skye. Ich trat schnell zurück auf den gang, auf dem Simon stand und orientierungslos drein sah. Si? Er hob den Blick und sein Kopf zuckte kurz zur Seite. "Ich hab die Analyse laufen lassen, aber..." Er verstummte wieder, taumelte leicht zur Seite, senkte und hob den Kopf. "Ch...Charlie?" Mein Herz fühlte sich an wie Blei und ich trat schnell zu meinem Androidenfreund. Hey, ist okay. Ich bin da. Wir reparieren was auch immer los ist. "Kopf... irgendwas ist in meinem Kopf kaputt." Ich versuchte ruhig zu bleiben und alle Möglichkeiten durchzugehen die wir hatten. Wir hatten Ersatzteile und blaues Blut im keller, aber wenn das etwas ernstes war musste Simon repariert werden, was wider rum bedeutete, dass ich ihn zu CyberLife bringen musste und wenn sie herausfanden, dass Simon ein Abweichler war, würden sie ihm einziehen und abschalten, das konnten wir nicht riskieren.

Bei ihr Frühstücken? Nun, wer war ich zu so einem großzügigen Angebot nein zu sagen, als ich gerade schon dankbar annehmen wollte, wurden wir allerdings durch die Stimme eines Androiden unterbrochen, vermutlich derselbe von letztem Abend und ich nickte, bevor Charlie schnell auf den Gang trat. Ich nutzte die Zeit um mich schnell umzuziehen, indem ich einfach das Handtuch schnell zusammenfaltete und dann in Unterwäsche und Kleid schlüpfte, was zum Glück nicht allzu lange dauerte, schließlich waren es nur drei Teile und das Kleid hatte auch keine komplizierten Verschlüsse, sondern einen seitlichen Reißverschluss. Allerdings trat ich dann barfuß, aber ansonsten angezogen, auf den Gang, als die Stimmen nicht leiser wurden, wo ich nun den Haushaltsandroiden und Charlie sah, das einzige, was ich hörte war "kaputt". Ich denke, ich könnte helfen., sagte ich vorsichtig, schließlich war ich auch nicht naiv und hatte bereits einen kleinen Verdacht, als ich die Stimme zuvor gehört hatte, davon abgesehen, dass das doch eine Gelegenheit war, sich zu revanchieren.

Simon versuchte sichtlich sich zusammen zu nehmen und seine Emotionen nicht zu zeigen, aber das war schwer, wenn man um sein Leben fürchtete. Ich nahm sanft seine Hand in meine und sah Skye nachdenklich und überlegend an. Kennst du dich mit Androiden aus?

Ich musterte den Androiden vor mir einmal genau, bevor mein Blick sofort sanft wurde, als ich sah, wie Charlie seine Hand nahm, denn auch wenn ich mich von gestern beruhigt hatte, so war dieses Bild doch sehr beruhigend. Auf ihre Frage hin nickte ich sofort, denn auch wenn Cyberlife vielleicht der führende Technikkonzern war, so war ich dennoch was vieles an ging beinahe unschlagbar. Skye Parker, ich bin führende Expertin in Computertechnik und Cybersicherheit... in den inoffiziellen Kreisen jedenfalls., stellte ich mich nun etwas besser vor als gestern, aber auch mein Auftreten wirkte ganz anders, während ich gestern brav meine Rolle des naiven Dates gespielt hatte, zeigte ich hier meine Intelligenz und Qualifikation, auch wenn ich dadurch vielleicht verriet, zu welcher Gruppe von Menschen ich gehörte, schließlich hatte ich mich schon immer für Aktivismus eingesetzt. Ich kann helfen, solange ich das richtige Werkzeug habe und solange du mich lässt, natürlich. Der letzte Teil war natürlich an den Androiden selbst gerichtet, denn Abweichler, falls sich meine Vermutung bestätigte, oder nun nicht, ich würde nie etwas ohne das direkte Einverständnis einer Person tun.

Ich musste einige Momente überlegen, doch bei dem Nachnamen klingelte etwas bei mir, ich hatte ihn bestimmt schon einmal gehört. Wichtig war nun aber eher, dass Skye viel mehr wie sie selbst wirkte als am Abend davor, jedenfalls war das mein Eindruck. Ob man ihr nun wirklich vertrauen konnte? Das wusste selbst ich nicht. Auch mein Blick glitt zu Simon, der meine Hand nun fast umklammert hielt und entweder nachdachte oder wieder einen Aussetzer hatte. Schließlich nickte er aber. "Bitte." Damit war es wohl entschieden und ich sah wieder zu Skye. Ich denke wir haben alles was du brauchst im Keller. Komm. Sanft zog ich Simon mit mir mit, als ich die Treppen hinunter ging, um durch die Kellertür hinab zu steigen. Eine unauffällige Tür, verschlossen mit einem Schlüssel, den ich hervorzog, Simon und Clara hatten je auch einen, führte in den Lagerraum, den ich für die Aufbewahrung von allerlei Cyberlife-Spielereien nutzte. Säuberlich waren hier Ersatzteile und blaues Blut in Regalen verstaut, eine ganze Werkbank mit der neuesten Technologie an Werkzeugen und ähnlichem stand an der Wand. Simon stolperte im gehen immer wieder und ich stützte ihn so gut es ging.

Ich atmete einmal tief durch und lächelte dann kurz zuversichtlich, bevor ich wieder die professionelle Seite von mir zeigte und den beiden folgte, wobei ich es jetzt nicht unbedingt verhindern konnte, mich weiterhin neugierig umzusehen. Wir gingen eine Treppe hinunter und landeten schließlich bei einer wirklich gut versteckten Tür, die in einen Keller führte. Ich staunte wirklich nicht schlecht, was mich dort erwartete, denn auch wenn ich mein Equipment immer versuchte am neuesten Standard zu halten, ohne zu viel Geld dabei für mich selbst abzuzweigen, so könnte ich mir niemals das leisten, was ich hier gerade zu sehen bekam. Ersatzteile, Thirium, Werkzeuge, alles am neuesten Stand und offiziell und das offenbar in einem Haushalt, der sich eine Reparatur bestens leisten konnte. Mein Verdacht hatte sich also wohl bestätigt. Ich denke es wäre gut, wenn er sich hinsetzt., meinte ich vorsichtig und trat schon einmal zur Werkbank, denn da er keine äußerlichen Verletzungen hatte, musste das ganze wohl entweder an seinem "Gehirn", der Festplatte, oder an einem Verkabelungsfehler liegen, wenn nicht an beidem. Man konnte in meinem Gesicht richtig ablesen, wie mein Kopf arbeitete, Kann mir jemand sagen, was genau gestern passiert ist, dass das ausgelöst haben könnte?, fragte ich nach, denn so konnte ich schon einmal den Fehler einschränken.

Ich nickte und zog einen Stuhl heran, an der Werkbank standen zwei, auf welchen sich Simon erleichtert setzte, nachdem er ohne meine Hilfe eben schon wieder fast zur Seite getaumelt wäre. Er schien zu versuchen sich an gestern Abend zu erinnern, doch es schien nicht viel nutzen zu haben, wenn ich so in die Zukunft sah. Das war kein Problem, ich konnte den Auslöser selbst erahnen und legte dem Androiden beide Hände auf die Schultern, ich stand gerade hinter ihm. Dein leider nicht ganz so liebenswertes Date mochte es nicht gerne hinausgeworfen zu werden und hat Simon mit einem Überraschungsangriff erwischt. Ich glaube sein Kopf ist dabei hart gegen die Wand gedonnert, am Abend schien er allerdings noch in Ordnung zu sein.

Sofort hielt ich inne und drehte mich um, meine Augenbrauen zusammengezogen und mein Blick schuldbewusst. Auch wenn Armani nur mein Date gewesen war und nicht mehr, schließlich kannte ich ihn auch nicht so gut, so tat es mir dennoch leid, dass ich überhaupt involviert gewesen war. Das tut mir wirklich leid, ich würde so ein Verhalten niemals dulden., meinte ich und trat dann an Simon heran, bevor ich mir seinen Kopf noch einmal genauer besah, Er scheint keinerlei äußerliche Schäden davongetragen zu haben, das bedeutet leider auch, dass ich sein Kopfpaneel öffnen muss, um zu sehen, welche Kabel sich verklemmt haben oder ob es einen Fehler bei der Festplatte gibt. Ich lehnte mich zu Simon nach unten und betrachtete ihn noch einmal genauer, bevor ich ihn vorsichtig fragte, Wäre das in Ordnung für dich, ich weiß, dass ist sehr unangenehm. Schließlich war das wohl ungefähr so angenehm, wie wenn man einem Mensch in seinen Kopf sah, nur dass ich davon wirklich gar nichts verstehen würde, da waren mir Kabel und andere Hardware deutlich lieber.