Ach, es ist nicht deine Schuld, er war ja auch nicht gerade nett zu dir. Jetzt hat er Hausverbot hier, selbst schuld. Ich lächelte und hob die Schultern, ehe ich selbst zu Simons Kopf hinab sah, auch wenn ich nur seine blonden Haare sehen konnte. Er wirkte nicht sehr glücklich mit Skyes Idee, doch er wusste auch, dass sie recht hatte, deshalb nickte er leicht. "Okay. Bin bereit." Ich löste meine Hände von seinen Schultern, um Skye Platz zu arbeiten zu gehen, doch Simon drehte den Kopf zu mir und sah mich bittend an, ich konnte förmlich spüren wie sein Stresslevel stieg, weshalb ich mich neben ihn auf den Boden kniete und seine Hand nahm. Ich bin ja da, alles gut.

Hausverbot, das klang doch tatsächlich vernünftig, wenn ich ein Haus hätte, würde ich Armani auch nicht hineinlassen und schon gar nicht in die Nähe von Androiden, so wie er sich benommen hatte. Ich lächelte Charlie kurz zu, bevor ich wieder ganz konzentriert wirkte und auch war, während ich mir schon einmal die Dinge zusammensammelte, die ich brauchen könnte. Eine Spitzzange für Kabel oder Adern war immer hilfreich, zusätzlich noch isolierte Dreher, einen Durchgangsprüfer, um zu sehen, welche Blockaden irgendwo aufgetreten waren, und dann noch ein kleines Lämpchen, nur für den Fall, dass ich etwas erkennen musste. Okay, dann wollen wir mal, du kannst jederzeit sagen, wenn es zu viel wird, konzentrier dich einfach auf Charlie., meinte ich sanft und stellte mich hinter ihn, ungefähr dorthin, wo Charlie gestanden hatte, Es ist am besten, wenn du dazu deine synthetische Haut zurückziehst, dann kann ich das Paneel besser erkennen. Es tat mir leid Simon in diesem Zustand Anweisungen zu geben, aber während er hier noch seine Haut und seine Haare hatte, war er schwierig das Paneel zu öffnen, besonders ohne vorherige Erfahrung mit dem Modell. Innen sahen alle sehr ähnlich aus, äußerlich war das eine ganz andere Sache. Aber sobald das geschafft war konnte ich arbeiten und dann war dieser Tortur für den Androiden hoffentlich vorbei.

Du schaffst das, okay? Wie wärs wenn du und Clara nachher schwimmen geht, ja? Das wird sicher lustig. Ich redete einfach mit sanfter Stimme auf Simon ein, der zwar sonst sehr ruhig und gefasst war, doch wie wohl die meisten Abweichler Angst davor hatte jemanden zur Reparatur an sich heranzulassen, besonders, wenn er diese Person nicht kannte. Dennoch tat er was Skye ihm sagte und ließ die Haut und die Haare auf seinem Kopf verschwinden. Ich fand es immer noch unheimlich, wenn Androiden das taten und zumindest Simon und Clara mochten es auch nicht das zu tun.

Ruhig und fachmännisch betrachtete ich die sich zurückziehende Haut, die ich überhaupt nicht unangenehm empfand, aber das lag schließlich auch daran, mit welchen Leuten ich aufgewachsen war. Ich setzte meinen Griff am unteren Nacken an und fand das gesuchte Paneel, das ich sogleich nach oben drückte. Es öffnete sich und gab mir das Innerste sofort zu sehen. Eine schwarze Schutzhülle, die vor allem dazu da war das "Gehirn" des Androiden zu schützen, ein paar gelbe Puffer und vier blau leuchtende Kabel, durch die Thirium durch ihren Körper gelangte. Ich nah mir also einen der Dreher zurecht und begann an der schwarzen Schutzhülle zu schrauben, um das darunter freizulegen. Ich nahm mir sofort das kleine Lämpchen zur Hand, um die Details genauer zu betrachten. Okay, soweit ich das hier erkennen kann, haben sich vor allem zwei kleinere Kabel verklemmt, und die Festplatte hat sich wohl ein Stück verschoben, aber es scheinen keine gröberen Schäden beim Speicher zu sein., erklärte ich ruhig, aber ehrlich.|addpics|op2-2e-4b11.jpg|/addpics|

Simon war soweit ruhig, auch wenn er sich stocksteif angespannt hatte und das Atmen stellenweise ganz einstellte. Ich sah fragend zu Skye hoch, als sie erklärte was falsch war. In Ordnung. Kannst du das reparieren?

Natürlich, aber es wird nicht angenehm, alles was ihn ablenken kann, ist sicher gut., erklärte ich und machte mich dann auch gleich ans Werk, denn ich nahm den Durchgangsprüfer zur Hand und begann die Spannungen zu messen, die definitiv an den beiden Stellen, die ich identifiziert hatte, nicht richtig waren, weshalb ich schon einmal die Spitzzange zur Hand nahm und begann sie vorsichtig zu lösen, um sie dann wieder richtig einzusetzen. Bei solchen Kabeln war absolutes Fingerspitzengefühl gefragt, weshalb ich langsam, aber sehr genau arbeitete, aber sie lösten sich beide problemlos und könnten auch wieder richtig angebracht werden, was vermutlich die Schmerzen oder das Unwohlsein deutlich erleichtern würden, aber noch nicht die Aussetzer beheben würden, die von der Festplatte kamen. Ich warf einen vorsichtigen Blick zu Charlie und der Vorderseite von Simon, bevor ich mich an seine Festplatte machte, schließlich war darauf alles gespeichert, all seine Erinnerungen, all seine Emotionen, weshalb ich auch eine kleine Warnung gab, Die Kabel sitzen jetzt wieder richtig, fühlt es sich jetzt anders an? Ich werde als nächstes deine Festplatte richten.

Ich nickte und machte mich daran Simon abzulenken, indem ich ihn mit leiser Stimme an lustige Situationen von vergangenen Partys erinnerte und an all den Blödsinn, den er und Clara schon angestellt hatten. Ich hatte in die Zukunft geblickt, das würde am besten helfen, doch ich hatte auch weiter gesehen um zu erkennen wie die Reparatur laufen würde. Wenn alles gut lief würde sie ein voller Erfolg werden, ich musste mich nur richtig verhalten. Simon blieb ruhig, während Skye in seinem Kopf herum werkte, das war besonders wichtig für einen positiven Ausgang unserer Situation. Wenn Simon sich aufregte wurde es kritisch. "Die... Schmerzen sind weg." Es lief alles glatt bisher, leichte Hoffnung war in Simons Stimme zu hören, wir mussten nur noch die Festplatte überstehen. Bei allem Geld das ich habe, lass uns jetzt nicht im Stich Glück. Ich hatte gesehen was passierte, wenn das Verrücken der Festplatte schief lief, alleine daran zu denken brachte mich fast um. Das durfte einfach nicht passieren.

Gut, gut, du machst das ganz wunderbar, Sweetie., lobte ich den Androiden sofort, innerlich auch erleichtert, dass offenbar wirklich nur daher die Schmerzen gekommen waren und ich nicht weiter nach anderen Auslösern suchen musste. Ich legte die Spitzzange wieder ab und machte kurz ein paar Dehnungsübungen für meine Hände, mit denen ich schließlich das meiste machte, wenn man das einmal so betrachtete. Dann nahm ich das Lämpchen zur Hand und prägte mir gut die Stelle ein, zu der ich wollte, bevor ich sie mir einfach in den Mund steckte, damit ich den Dreher in beide Hände nehmen konnte. Ich setzte ihn an der Mitte der Platte auf der Drehachse vorsichtig an. Die Zeit schien kurz stillzustehen, während ich einmal tief ausatmete und damit die Spindel vorsichtig drehte. Sie drehte und drehte sich, elendig langsam, beinahe wie in Zeitlupe, stieß kurz auf Widerstand und... fügte sich nahtlos wieder richtig in das Gehäuse ein.

Ich plapperte einfach weiter leise vor mich hin, zu großen Teilen jetzt einfach nur irgendetwas, was mir in den Sinn kam, über Mode, über Clarisses dritten Ehemann und ähnliches. Dann, endlich, schien es quasi Klick zu machen und Simons Blick klärte sich, er atmete auf. "Ich fühle mich wieder normal." Ich hätte vor Freude heulen mögen, das war genau das was ich hören wollte.

Innerlich machte ich natürlich gerade Freudensprünge, während ich sehr langsam und vorsichtig den Dreher wieder herauszog und begann die Abdeckung und schließlich auch wieder das hintere Paneel zu verschließen. Bis alles wieder richtig saß, arbeitete ich mit höchster Konzentration und in vollkommener Stille, denn die Aufräumarbeit war genauso kritisch zu sehen wie der Rest, auch wenn sich meine geringe Anspannung wieder lockerte. Okay, das sollte es gewesen sein, Sweetie., meinte ich schließlich und trat einen Schritt zurück, um kurz alles zu betrachten, aber die weiße Hülle seines Hinterkopfes saß genauso wie zuvor. Ich legte die Werkzeuge wieder alle dorthin, wo ich sie gefunden hatte und drehte mich dann wieder zu Charlie und Simon um.

Sowie die Klappe an Simons Kopf wieder fest geschlossen war ließ er seine Haut und seine Haare wider erscheinen. Ich richtete mich auf und umarmte ihn fest, während Skye die Werkzeuge wegräumte. Simon umarmte zurück, genauso erleichtert wie ich es war. Erst als Skye sich zu uns drehte ließen wir einander los. Simon lächelte die blonde Frau erleichtert und dankbar an. "Danke." Ich selbst strahlte förmlich vor Erleichterung und konnte wieder frei atmen. Die Zukunft sah nun wieder sehr viel positiver aus. Wir schulden dir was.

Dass sich die beiden so umarmten, machte mich auf den einen Seite glücklich und auf der anderen Seite irgendwie traurig, aber ich würde es nicht zulassen wie gestern in so ein Loch zu fallen. Ich winkte also lächelnd ab und schüttelte bestimmt den Kopf. Wenn ich jemandem helfe, dann helfe ich freiwillig, ich brauche nichts dafür, außer das Wissen, dass es dir nun besser geht., erklärte ich sofort, deshalb spendete ich schließlich auch mein gesamtes Geld, um zu helfen, nicht um etwas dafür zu bekommen, nicht einmal Anerkennung, Ich helfe Androiden wie dir jederzeit, vollkommen kostenfrei.

Hm, na gut, aber meine Einladung zum Frühstück lehnst du doch nicht ab, oder? Simon erhob sich langsam und testete kurz seine einzelnen Gliedmaßen, doch es war wirklich wieder alles in Ordnung, keine Aussetzer, kein Stolpern. "Du bist etwas besonderes Skye." Und da konnte ich ihm nur zustimmen. Sie wusste ohne Zweifel, dass Simon ein Abweichler war, alleine, dass er von "Schmerzen" gesprochen hatte würde das bei jedem eindeutig machen, doch etwas sagte mir, dass Skye uns nicht verraten würde. "Ich bitte Clara euch Frühstück herzurichten." Danke Si. Seine LED drehte sich und blinkte einige Male, als er sich mit Clara im Erdgeschoss verband.

Natürlich nicht, das Frühstück möchte ich wirklich nicht verpassen., meinte ich mit einem begeisterten Lächeln, bevor ich erstaunt zu Simon sah und dann doch nur wieder den Kopf schüttelte. Natürlich, ich konnte ihn nicht davon abhalten so zu denken und ich war definitiv sehr intelligent, aber ich brauchte keinen Ruhm dafür, schließlich arbeitete ich genau deswegen im Hintergrund, unentdeckt, kaum ein Gesicht zu meinem Namen. Mein Name, der auch eigentlich nur ein Spitzname war, aber das hatte andere Gründe. Inzwischen hatte ich mich allerdings, in meinem nüchternen Zustand, daran erinnert, dass mir gestern irgendetwas hier sehr bekannt vorgekommen war, nicht, weil ich hier schon einmal gewesen war, sondern etwas, was Armani gesagt hatte, auch wenn ich einfach nicht mehr wusste, was. Interessiert musterte ich Charlie, während ich mich fragte, ob es denn möglich war, dass jemand wie sie jemals, wenn auch vielleicht nur indirekt, mit mir etwas zu tun gehabt hatte.

Schließlich sagte Simon mir mit einem Nicken, dass alles geregelt war und ich lächelte ihn an, ehe ich zur Tür vorging. Dann kommt ihr zwei, auf den Schrecken haben wir uns alle etwas Entspannung verdient. Skye, Liebes, was hältst du von einem Glas Champagner während wir warten? Es ist heute wunderbar sonnig, wir können auf der Terrasse Frühstücken.