Eine mir sehr bekannte Stimme konnte ich hören, doch ich war momentan nicht in der Lage, wirklich darauf zu reagieren. Als ob er wirklich hier war... niemals. Das bildete ich mir sicher ein, denn Zayns Stimme hörte sich an, als kam es aus weiter Ferne. Erneut holte ich erstickt Luft, wiegte mich vor und zurück, während ich versuchte, mich zu beruhigen, doch es war mir einfach nicht möglich. Doch dann spürte ich, wie sich warme Hände auf meine Arme legten. Zwar hob ich den Blick, doch mit tränengefüllten Augen schien es, als würde ich einfach durch ihn hindurch starren, ich war noch ganz woanders, bei Solomnia Records. Meine Lippen zitterten. Es dauerte eine Weile, bis ich sein Gesicht wirklich wahr nahm und die Worte zu meinem Gehirn durchsickerten, aber so ganz konnte ich mich nicht beruhigen. "Z-zayn? B-bist du w-wirklich d-da?", brachte ich heraus, schaffte es noch nicht, die Fragen zu beantworten.

Es dauerte bis Era auf mich reagierte. Es war als ob sie ganz wo anders wäre, was nahe liegend war so wie es ihr gerade ging. Sie hob zwar den Blick aber sah durch mich hindurch und erst nach mehreren Minuten kam eine Reaktion auf mich. ,,Ja ich bin wirklich da. Es ist alles gut", sagte ich ruhig und strich ihr mit den Händen über die Oberarme. Manchmal half so eine Kleinigkeit den Leuten dabei zu beruhigen. Es war nicht schön das sie so durch den Wind war, aber ich konnte mir gut vorstellen das sie ziemlich fertig war. Wichtig war erstmal nur das sie unverletzt war.

Er versicherte mir, dass er es wirklich war, doch im ersten Moment wollte ich es nicht glauben. Erst als seine warmen Hände beruhigend über meine Arme strich, bemerkte ich die Berührung. So langsam merkte ich, dass er wirklich hier war. Ich war... Nicht allein. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, aber nicht genug, schlang ich halt suchend meine Arme um ihn und drückte mich an ihn. Gerade war er der Halt, den ich brauchte, nachdem ich mich nun so hilflos fühlte, und die RESISTANCE alles zu zerstören sorgte, was ich mir aufgebaut hatte. Es war ein langer, steiniger Weg gewesen, bis hier hin. Langsam hörte ich auf zu weinen, und auch meine Atmung wurde langsam ruhiger. Dann ließ ich ihn, doch etwas verlegen, los, und strich über meine Augen, um die Tränenspuren loszuwerden. "Tut mir leid, dass du mich so sehen musst." Meine Stimme zitterte immer noch. So schnell würde ich die Geschehnisse nicht verdauen. Doch wie sollte ich das hier weiter unterstützen? Wie konnte ich das verantworten?

Es dauerte nochmal etwas bis sie scheinbar glaubte das ich wirklich hier war und sofort als das der Fall war, schlang sie die Arme um mich und drückte sich an mich. Kurz war ich überfordert aber dann nahm ich sie in den Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken auf das sie sich langsam beruhigte. Sobald sie sich dann beruhigt hatte ließ sie mich verlegen los aber ich grinste nur als sei nichts gewesen. ,,Da ist doch nichts bei. Sowas passiert manchmal und heute war ja auch nicht sonderlich leicht für dich hab ich das Gefühl wenn ich dran denke was so passiert ist", meinte ich dann abwinkend. Sie sollte sich da nun wirklich Mal keinen Kopf drum machen. Jeder hat mal Momente wo er jemanden als Stütze brauchte und ihrer war eben jetzt.

Komplett beruhigt war ich nicht, dazu war einfach zu viel passiert. Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte, zumal ich auch einfach nicht hatte wahr haben wollen, dass Zayn eigentlich von Anfang an recht hatte. Trotzdem hatte ich die RESISTANCE immer unterstützt, und nun waren sie mir so in den Rücken gefallen. Natürlich war ich nur ein einfacher Teil davon gewesen - praktisch ein Niemand, doch das traf mich trotzdem schwer. Ob die Mission COURAGE anders war? Zayn hatte das zumindest erwähnt. Doch das war gerade nicht das, was mich hauptsächlich beschäftigte. "Ich kann nicht glauben, was passiert ist... du hattest recht... sie machen vor Nichts halt", brachte ich erstickt heraus, "ich wollte es nicht wahr haben. Ich dachte, sie werden wenigstens nicht gegen Dinge vorgehen, die einem ihrer Mitglieder wichtig sind... naja, zumindest nahezu." Laut schniefte ich und versuchte, durchzuatmen. "Sie haben Elena schwer verletzt... wenn sie überhaupt das alles überlebt! So viele sind verletzt worden, es waren so viele Menschen da", redete ich weiter, "und das habe ich unterstützt! Indirekt bin ich genauso daran schuld wie alle, die aktiv daran beteiligt waren!"

Es war nicht so als ob sie komplett ruhig war, aber es war schon mal besser als vorher. Sie war soweit beruhigt das sie wieder einigermaßen normal mit mir reden konnte. Sie klang zwar noch erstickt aber das war wohl verständlich so wie es ihr gerade noch ging und es immer noch tat. Ich hörte ihr genau zu und sagte anfangs noch nichts. Erst als sie sagte das sie genauso Schuld sei wie jeder der aktiv dabei war gab ich ihr einen Klaps auf den Hinterkopf. ,,Das habe ich jetzt nicht gehört", sagte ich streng. ,,Du hast keine Schuld. Du hast sie ja nicht auf die Idee oder so gebracht und du hast auch nicht dabei mitgemacht. Das einzige was du dir vorwerfen kannst ist das du vor diesem Vorfall blind warst und nicht sehen wolltest zu was sie fähig sind. Du hast nur gesehen was du sehen wolltest, was ganz natürlich ist da du einen Platz gesucht hast wo du hin gehörst und jetzt wurde dir der Boden unter den Füßen weg gezogen als sie ihr wahres Gesicht gezeigt haben. Es ist ganz natürlich das du dir jetzt Vorwürfe machst aber du solltest dir nicht die Schuld geben an dem was passiert ist." Ernst sah ich sie an, hoffte das sie verstand worauf ich hinaus wollte. Ich wusste warum sie sich so fühlte und wie schwer es war jetzt zu akzeptieren das sie den falschen vertraut hatte. Wenn einem so die Augen geöffnet wurden, auf diese abrupte und alles andere als sanfte Art und Weise, dann tat das ziemlich weh und nahm einen die Luft zum atmen. Das wusste ich selbst sehr gut. ,,So und wo du von Elena sprichst:Sie und alle anderen wurden gerettet. Es gab soweit ich weiß "nur" eine Tote und das ist die Meta Black Thorn. Alle anderen die im Stream aufgetaucht sind, sind zwar verletzt worden aber leben und sind im Krankenhaus." Mit diesen Worten hoffte ich sie etwas beruhigen zu können, machte sie sich ja um Elena extreme Sorgen.

Auch wenn er mir sagte, dass ich keine Schuld an alledem trug, so hatte ich dennoch das Gefühl, irgendwie Schuld an allem zu sein. Immerhin hatte ich sie trotz allem immer unterstützt und einfach nicht auf Zayn gehört. Er hatte mich immer gewarnt, jedoch hatte ich es nicht wahr haben wollen. Er hatte meine Welt auf den Kopf gestellt, meine Weltanschauung ins Wanken gebracht und das alles unbequem werden lassen. Und nun hatte ich mehr als schmerzhaft erfahren müssen, dass er recht hatte. Sie hatten mit ihrem Angriff alles in Gefahr gebracht, was mir etwas bedeutet hatte. Das, obwohl ich zu ihren Unterstützern gehörte.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich biss mir auf die Lippe, als erneut Tränen in meine Augen traten und ich Mühe hatte, nicht schon wieder in Tränen auszubrechen. "Aber gerade weil ich sie unterstützt habe, trifft mich indirekt ein Teil der Schuld", brachte ich dann erstickt hervor, "ich habe sie immer trotz deiner Warnungen unterstützt und sie haben auf mir rum getreten! Was soll ich denn tun? Ich kann sie doch so nicht mehr unterstützen, das geht nicht mehr!", entgegnete ich verzweifelt, ehe ich den Blick senkte und gerade aus sah. "Ich würde am Liebsten einfach gehen. Die RESISTANCE verlassen", meinte ich wenig später, "aber niemand verlässt so einfach die RESISTANCE. Sie nehmen mich auseinander. Und das Waisenhaus gleich mit..." Verzweifelt ließ ich die Schultern hängen.
Als er jedoch dann Elena ansprach, dass sie im Krankenhaus lag, wie auch alle anderen, die in die ganze Sache hinein gezogen worden waren. "Dann hoffe ich, dass die Heldin in Frieden ruhen wird. Ihr Tod war mir Sicherheit voller Ehre und heldenhaft", entgegnete ich, nachdem ich erstmal schwer geschluckt und mir eine Sekunde genommen hatte, um mich zu sammeln, "dann bin ich aber froh! Und wie, ist noch jemand da aufgetaucht?" Den Livestream hatte ich mir gar nicht ganz angeschaut, ich hatte stattdessen mit meinem eigenen psychischen Zustand zu kämpfen gehabt.

@Quicksilver

Ich seufzte als ich hörte wie sie sich trotz meiner Worte noch Vorwürfe machte und schüttelte sie einmal ganz leicht an den Schultern während ich sie ernst ansah. ,,Jetzt ist aber mal Schluss! Ja du hast sie unterstützt und ja du hast nicht auf meine Warnungen gehört aber mit diesem scheiß Anschlag auf Solomnia Records hast du nichts zu tun", wies ich sie scharf zurecht. Es brachte keinem was wenn sie sich jetzt für etwas für das sie nichts konnte die Schuld gab. Klar sie hatte nicht auf mich gehört, aber sie hatte nicht irgendwie bei dem Anschlag oder so geholfen, hatte ja nicht einmal etwas davon gewusst das das passieren würde. ,,Es geht. Ich habe es doch auch geschafft mit Hilfe. Wende dich an die Mission: COURAGE. Sie können die helfen", hab ich ihr dann den Rat.
Auf ihre Frage ob noch jemand aufgetaucht ist nickte ich. ,,Ja es sind noch ein paar SWAPPER und die Heldin Ghost Evolution aufgetaucht. Die SWAPPER haben sich den dreien entgegen gestellt und Ghost Evolution hat die Leute in der Zeit raus gebracht. Es gab noch ein paar verletzte aber nichts schwer wiegendes."

Doch ein wenig erschrockener zuckte ich zusammen, als er mich auf einmal so scharf zurecht wies, denn damit hatte ich nicht gerechnet, wenn ich ehrlich war. Schwer schluckte ich und atmete tief durch. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich irgendwie aus der ganzen Sache raus kommen konnte, und ein Teil von mir wünschte sich, ich hätte entweder auf die Warnungen gehört, oder mich gar nicht erst der RESISTANCE angeschlossen. Das war leider jedoch nicht mehr möglich. Jedoch sah ich Zayn überrascht an, als er meinte, ich solle mich an die Mission COURAGE wenden, doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese mir helfen würden. Warum sollten sie? Red Riding Hood unterstützte das Waisenhaus, natürlich, aber das bedeutete nicht, dass er mir als Einzelperson helfen würde. Ich hatte nicht viel, womit ich mich revanchieren konnte oder irgendwie die Hilfe von der Mission COURAGE bezahlen könnte. Nicht viele Erfolgschancen also. "Meinst du wirklich, sie würden mir helfen? Ich hab nichts, womit ich bezahlen oder mich revanchieren könnte...", teilte ich leise meine Gedanken. Hilfe kostete. Das hatte ich anhand der Forderungen gelernt, die die RESISTANCE gestellt hatte, als ich diese um finanzielle Unterstützung gebeten hatte.
Aufmerksam hörte ich zu und wischte schniefend meine laufende Nase an meinem Arm ab, als er meine Frage beantwortet hatte. Erleichtert war ich eindeutig, als er mir sagte, dass niemand schwerwiegend verletzt worden sei und die Heldin Ghost Evolution mit ein paar SWAPPER sich darum gekümmert hatten, die RESISTANCE aufzuhalten. "Wow, sie waren alle sehr mutig, ich könnte sowas nicht", gestand ich vollkommen ehrlich und kratzte mich leicht am Kopf, "ich bin aber froh, dass niemand verletzt wurde."

@Quicksilver

Meine vielleicht etwas heftige Reaktion schien zumindest eine Wirkung zu erreichen. Immerhin zuckte sie zusammen und sie schaffte es sich zu meinem Vorschlag zu äußern. Zwar waren das auch nur Zweifel die mich die Augen verdrehen ließen und ich sah sie minimal grimmig an. ,,Jetzt ist aber mal Schluss! Sie haben ja sogar mir geholfen und ich habe wesentlich mehr getan als du! Also komm aus deinem Schneckenhaus und melde dich bei ihnen. Sie können dir helfen und sie verlangen dafür auch nicht wirklich etwas", sagte ich weiterhin streng.
Meine Worte zum Anschlag beruhigten sie und ich lächelte leicht. Ich konnte ihr aber nur zustimmen denn die Swapper und Ghost Evolution waren wirklich mehr als mutig gewesen. Ich stand dann aber auf und hielt ihr die Hand hin um ihr hoch zu helfen. ,,Na komm. Ich bring dich jetzt zurück und dann wirst du dich mit einer Nummer die ich dir gebe bei der Mission: COURAGE melden", meinte ich und wartete das sie meine Hand ergriff.

Leicht schluckte ich, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob sie es bei mir auch taten. Ich hatte mich für die RESISTANCE eingesetzt, teilweise die Mission COURAGE behindert. Er war erpresst worden, daher war das für mich ein himmelweiter Unterschied, ob sie ihm halfen, oder mir. Hilfe ging immer mit Bedingungen einher. Immer. Niemand half einfach mal kostenlos aus reiner Herzensgüte. Wobei... als das Waisenhaus Lil verloren hat, war Red Riding Hood auch zur Stelle und hat uns ohne Bedingungen geholfen. Ob er das wieder tun würde? Für mich? Oder ob er dieses Mal nein sagen würde? "Dann... vielleicht hast du recht", antwortete ich leise und schluckte leicht. Allerdings blieb dennoch die Angst, zurück gewiesen und allein gelassen zu werden, so wie es bisher immer war. Ich darf nie wieder jemanden verlieren. Einen Moment sah ich auf seine Hand und rührte mich nicht, sollte ich das wirklich tun? Doch dann lächelte ich leicht und ergriff seine Hand, nachdem ich die Tränenspuren noch mit einer Hand weg gewischt hatte. "O-okay, dann versuchen wir das mal." Wenn sie mir wirklich helfen.

Ich wartete das sie in Bewegung kam und meine Hand nahm, wobei ich unbewusst mit dem Fuß auftippte aber nicht aus Ungeduld sondern weil ich einfach zu lange still stand. Es kam dann auch langsam leben in sie und sie stimmte mir, wenn auch eher zögerlich, zu und nahm nach einem weiteren Moment auch meine Hand. Sie hatte sich auch noch die Tränen weg gewischt und ich grinste sie zufrieden an während ich sie hoch zog. ,,Na dann rauf auf meinen Rücken und dann geht es zum Waisenhaus wo du anrufen kannst", meinte ich und drehte ihr den Rücken zu so das ich sie wieder Huckepack nehmen konnte. Sobald sie da sicher saß flitzte ich dann auch los in Richtung Waisenhaus.

==> Wohngebiet der Charaktere - Das Waisenhaus

Sein Grinsen konnte ich momentan leider nicht erwidern, und normalerweise wäre ich sehr viel erfreuter über die Tatsache, dass er mich trug. Wenn er mich auf seinem Rücken hatte und seine Geschwindigkeit verwendete, war unbeschreiblich. Doch nach allem, was heute passiert war, konnte ich mich auch nicht freuen. Daneben machte mir die ungewisse Zukunft einfach Angst. Dennoch ließ ich mir von ihm auf seinen Rücken helfen. "Ich hoffe nur, dass du recht hast", meinte ich leise und legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab, nachdem ich meine Arme um seinen Oberkörper geschlungen hatte.

=> Wohngebiet der Charaktere - Das Waisenhaus

Mattis an meiner Seite kam ich in den Gärten an und ging langsam weiter zum Waldrand. Er hatte ziemlich zu kämpfen mit dem gerade gehen weshalb ich auch immer wieder kleine Pausen machte damit er sich kurz setzen konnte. Morphium war aber auch echt ein harter Gegner wenn es darum ging klar zu bleiben. Denen die uns entgegen kamen sagte ich wenn sie fragten das er sich nicht so fühlen würde da er etwas zu viel getrunken hatte und ich ihn gerade nach Hause bringen würde damit ihm bei dem Chaos durch den Blackout nichts geschah. Als wir dann irgendwann den Waldrand erreichten sah ich ihn von der Seite aus an. ,,Und jetzt? Wo müssen wir lang Mattis?", fragte ich ihn leise.

Ich hielt den Kopf gesenkt und sah niemanden an, es war schon schwer genug die Beine zu heben und nicht über meine eigenen Füße zu stolpern. Ich war über jede Pause froh, am Liebsten hätte ich much einfach hier und jetzt hingelegt. Schließlich redete Lyra wieder mit mir und ich hob den verschwommenen Blick erneut und sah mich eine Weile um, bis ich kapierte wo genau wir waren, egal wie dunkel es auch war, den Weg Nachhause fand ich doch meistens wieder. Ich deutete gerade aus. Noch ein bisschen da lang, dann den Weg hoch. Ich sah zum dunkeln Himmel hoch und entdeckte über den Baumwipfeln dann auch die Türme des Hauses, der Generator im Keller war offenbar angeworfen worden. Das da ist es. Ich deutete schwach hinauf.