Für jeden hatte ein Symbol eine ganz eigene Bedeutung, ich beschloss nicht näher nachzufragen, was diese für Bruno war, denn das war seine Sache, seine private in der ich nicht näher stöbern wollte. Stattdessen verbreitete sich mein Lächeln unwillkürlich kurz, bevor ich ihm vorsichtig kurz die Hand auf die Schulter legte, bevor ich sie auch schon wieder entfernte. Ich war oft nicht so gut mit Worten, ich ließ eben lieber Taten sprechen.

Ich zuckte überrascht, als ich Blythes Hand auf meiner Schulter spürte, ich war es nicht gewohnt von Leuten außerhalb meiner Familie so nett berührt zu werden, dann aber lächelte ich gleich noch etwas breiter, selbst wenn ich dann etwas awkward mit den Füßen scharrte und etwas Salz über die Schulter warf. Ich ließ einige Sekunden verstreichen in denen ich ebenfalls schwieg, ehe ich etwas ungelenk zum Tisch zeigte. Also... willst du dir schon einen Platz aussuchen? Essen ist sicher gleich fertig. Du hast freie Wahl, nur den Vorsitz hat Mamá.

Immerhin war es kein zu negatives Zucken, zumindest hatte ich nicht das Gefühl, dass es so war wie vorher, was mich zumindest ein wenig ermutigte. Ich war in all diesen Sachen nicht so gut, wobei meine Interaktionen mit Ralph mir da schon einiges beigebracht hatten. Ich schüttelte allerdings den Kopf, als Bruno sprach. So viel Aufmerksamkeit möchte ich in meinem Leben sowieso nicht., sagte ich also und wählte einfach den nächstbesten Platz, auf dem ich mich hinsetzte, ein Bein leicht angewinkelt unter mir, ansonsten allerdings kerzengerade, es war mir eigentlich relativ egal wo ich saß, solange ich nicht zu auffällig damit war.

Kann ich verstehen. Blythe suchte sich ihren Platz aus und würde damit wohl neben mir zu sitzen kommen, links und rechts zum Platz meiner Mutter saßen nämlich meine Schwestern und neben Julieta saß meistens dann ich, der Platz daneben war nun von Blythe belegt. Meine Schwester würde vermutlich ein paar der Metas einspannen, die hier waren um aufzudecken, also ließ ich mich neben Blythe nieder und erlaubte es Maria und Augustin über meinen Arm und auf den Tisch zu laufen, wo sie begannen sich gegenseitig etwas herum zu jagen, Isa dagegen schmiegte sich in meine Halsbeuge und rollte sich dort zusammen.

Leicht hob ich meine beiden Augenbrauen an und nickte dann, wir waren wohl beide nicht gerade Fans der Aufmerksamkeit, ich hatte jetzt kein riesiges Problem damit, ich wusste mich auch durchzusetzen, aber es galt mir vor allem als Held respektiert zu werden, als Person war das immer etwas anderes. Bruno setzte sich neben mich hin und ich begann die Ratten am Tisch mit einem leichten Schmunzeln zu beobachten.

Nach der großen Tour durch unsere Räumlichkeiten war das Mädchen, es hieß Clarisse, schließlich auf meinen Armen eingeschlafen und ich schaffte es den leichten Nieselregen, der versuchte uns zu stören so lange zurück zu halten, bis ich sie sicher in ein Bett verfrachtet hatte und ein paar Schritte zurück getreten war. Traurig betrachtete ich das schlafende Mädchen und schüttelte dabei den Kopf. Es würde es jetzt noch schwerer haben, als ohnehin schon als Meta, sie war eine Vollwaise, soweit wir wussten, es waren keine Eltern mehr da die sie beschützen konnten. Ich richtete schnell etwas ein, dass ich hören konnte, wenn sie aufwachte und etwas brauchte und überlegte dann ob ich meine feuchte Kleidung noch wechseln sollte, beschloss dann aber, dass sie sowieso nur wieder nass werden würden, ich war emotional gerade sehr aufgewühlt. Ich sah also kurz bei Julieta vorbei, die aber keine Hilfe brauchte und mir sagte wo Bruno und unser neuer Gast währen, und begab mich dann in unser Esszimmer, wo die beiden auch schon saßen, Brunos Ratten am Tisch. Ich stieß ein erschrockenes Quietschen aus und die dunkle Wolke über meinem Kopf donnerte. Ay Bruno! Müssen deine Ratten am Tisch sein? Ich hatte mit Mühe akzeptiert, dass diese Tierchen zu meinem Bruder gehörten und er sie nicht loswerden würde, aber ich hasste es sie zu sehen, ich fand sie widerlich.
Unsere Ruhe wurde unterbrochen, als plötzlich hinter uns Donner ertönte und meine Schwester quietschte. Augustin und Maria rannten erschrocken über meinen Arm zurück in meine sichere Ruana und auch Isa, die nicht gar so schreckhaft war, verließ ihren Platz an meiner Halsbeuge, wobei mich ihre kleinen krallen doch recht kratzten, allerdings war ich das mehr als nur genug gewöhnt und verzog nur leicht das Gesicht, allerdings war ich heftig durch das plötzliche Geräusch zusammengezuckt und wandte mich mit geweiteten Augen Pepa zu, die eine dunkle Wolke beregnete und die nicht sehr begeistert von meinen Ratten war, was allerdings nichts unerwartetes war, denn während Julieta die Tierchen recht gerne möchte, konnte Pepa sie gar nicht gut leiden. L-lo siento Hermana, ich dachte nicht, dass du so schnell wieder zurück kommst.

Doch nicht nur Pepa war schneller gekommen als erwartet, auch unsere Mutter hatte sich bereits zutritt ins Gebäude verschafft und trat gerade in diesem Moment ins Speisezimmer. Unsere Mutter war eine stolz aufgerichtete Frau mit schon stelleweise grauen haaren, die sie zu einem strengen Knoten zurückgebunden hielt, über ihre Schultern lag ein schwarzer Trauerschal, den sie immer umlegte, wenn sie das Haus verließ. Unstimmig überblickte sie unsere Situation einige Momente, ehe sie schließlich einschritt und missbilligend zu Bruno und Pepa sah. "Was ist das hier für ein Chaos? Bruno, sitz aufrechter und hör auf deine Schwester zu ärgern, Pepa, werde deine Wolke los, du bist schon ganz nass." Erst dann wandte sich die eindrucksvolle Frau an Blythe, ein höfliches Lächeln auf den Lippen, die Hände vor dem Körper gefaltet. "Entschuldigen Sie bitte, dass ich mich Ihnen erst jetzt zuwende. Ich bin Alma Madrigal und Sie sind ein neues Gesicht hier wie ich annehme?"

Zu dem geschwisterlichen Konflikt sagte ich nichts, ich hatte nie Geschwister gehabt und deshalb wusste ich auch nicht, was da in diesem Sinne normal war und was nicht, Pepa schien die Ratten nicht zu mögen, es donnerte plötzlich ordentlich, die Ratten verschwanden schnell und prompt tauchte eine Frau auf, offensichtlich ihre Mutter, wenn ich alleine den Tonfall hörte. Ich mochte meine eigene Mutter seit vierundzwanzig Jahren nicht mehr gesehen haben, aber an diesen Tonfall erinnerte ich mich noch bestens. Langsam erhob ich mich also, auch diese Frau überragte ich wieder, es schienen wohl alle in dieser Familie ziemlich klein zu sein, mein Gesichtsausdruck hatte sich verändert, im Gegensatz zu vorher wirkte er beinahe unbeeindruckt. Denselben, den ich auf Missionen sonst auch immer trug. Du hast recht, das war ziemlich unhöflich., sprach ich sie sehr direkt an, allerdings mit einem deutlich sarkastischen Unterton, wenn ich eine Sache hasste dann Höflichkeitsfloskeln aller Art, sie waren vollkommen unnötig meiner Meinung nach, bevor ich tatsächlich kurz provokant grinste, Das ist das erste Mal in den letzten zwanzig Jahren, dass jemand dachte, ich sei neu. Ich war noch nicht viel hier, aber ich bin sicher nicht neu. Bei "hier" deutete ich auf das Esszimmer, ich war auch bereits in den Safe Rooms gewesen, aber wenn dann immer nur kurz. Ich mochte das nicht, neu zu sein, für wen auch immer. Mir kam es dann immer so vor, als hätte ich nicht hart genug für meine Karriere gearbeitet. Ich hielt ihr meine Hand hin.

Kaum, dass unsere Mutter den Raum betreten hatte war ich einen Schritt zurück getreten, bei ihrem Tadel sah ich automatisch zu Boden und begann über meinen Zopf zu streichen um der Aufforderung meiner Mutter nachzukommen. Sonnenschein... Sonnenschein... Ich gab mir mühe an schöne Dinge zu denken und atmete einmal tief durch. Die Wolke löste sich auf und ich setzte ein Lächeln auf, da ich wusste, dass Mamá das so wollte.
Ich war sofort aufgesprungen als unsere Mutter auftauchte und hatte dabei meinen Stuhl umgeworfen, was mir nur noch einen strafenden Blick einbrachte, die kleine Meinungsverschiedenheit mit Pepa war schon wieder vergessen. Lo siento. Blythe allerdings begegnete unserer Mutter nicht mit dem ihr gebührenden Respekt, sondern eher ruppig, was dazu führte, dass ich sie mit großen Augen ansah und mich dann damit beschäftigte meinen Stuhl aufzuheben, einfach um etwas zu tun zu haben.

Einen kurzen Moment schien Alma wie vor den Kopf geschlagen, als Blythe so unhöflich reagierte und sie auf den Wahrheitsgehalt ihrer Worte hinwies, wobei sie sie auch noch duzte, doch schnell hatte sie sich wieder gefangen und lächelte weiter, wenn auch nun deutlich gezwungener. "Nun, dafür entschuldige ich mich vielmals, auch für dieses Missverständnis, ich habe Sie hier nur noch nie gesehen." Alma ergriff Blythes angebotene Hand und schüttelte sie mit einem angemessenen, festen Händedruck, keine Herausforderung, nur ein Zeichen, dass sie einen gewissen Status und genug Selbstbewusstsein hatte.

Ruppig, das war auch so ziemlich die Art, mit der man mich beschreiben konnte, zumindest vor allem als Heldin, ich wurde sehr leicht hitzköpfig, besonders wenn ich mich provoziert fühlte. Außerdem war ich inzwischen wirklich einfach zu alt dafür, um mir darüber noch Gedanken zu machen, wenn man erst einmal fast vierzig war, auch wenn ich mich noch immer für jung hielt, aber ich hatte trotzdem mehr als genug Lebenserfahrung gesammelt, nicht nur mit meiner eigenen Mutter. Blythe., meinte ich schließlich, während ich ihre Hand schüttelte, mein Händedruck war ebenfalls fest, aber ich versuchte immer relativ wenig Kraft anzuwenden, ich wusste doch, zumindest für einen normalen Menschen hatte ich viel, ich hatte immerhin keine Fähigkeit, die meine Stärke erhöhte, aber ich wollte auf keinen Fall jemanden aus Versehen verletzen. Sie hatte zwar nicht nach meinem Namen gefragt, aber jetzt hatte sie ihn. Ich ließ die Hand wieder los und setzte mich, bevor ich mich an Pepa wandte, die inzwischen sogar schon wieder lächelte. Wie geht es der Kleinen? Da lagen nämlich eigentlich gerade meine Prioritäten.

"Sehr erfreut Blythe". Unsere Mutter nickte etwas steif und ließ Blythes Hand dann los, ehe sie sich, nun wieder mit vor dem Körper gefalteten Händen Pepa und Bruno zuzuwenden und eine Augenbraue hochzuziehen, sie wollte, auch wenn sie es nicht sagte, wissen wovon hier die Rede war.

Ich hatte das Gespräch zwischen den beiden Frauen beobachtet und war froh, als die Spannung sich wieder etwas löste und Blythe sich erneut setzte. Unser Gast wandte sich nun mir zu und ich lächelte weiterhin, wenn auch etwas gequält. Sie schläft jetzt, wenn etwas ist bekomme ich es mit. Mamá sah auch her und ich wusste genau was sie wollte. Ich warf Bruno einen kurzen Blick zu und versuchte wirklich mein bestes die Umstände so zu formulieren, dass unsere Mutter nicht böse auf ihn wurde, selbst wenn ich wusste, dass das fast unmöglich war. Blythe hier hat ein kleines Mädchen gerettet, sie heißt Clarisse, sie war mit ihren Eltern auf der Faschingsparade, als The masked Demon angegriffen hat. Sie wäre beinahe zerquetscht worden, aber Bruno konnte uns noch rechtzeitig warnen...

Pepa wollte noch weiter sprechen, aber Alma ließ das nicht zu, sondern wandte den Kopf mit einem Ruck zu Bruno, einen schwer besorgten, aber auch etwas missbilligenden Blick in den Augen. "Bruno, wir hatten das doch besprochen, keine Visionen, es sei denn sie werden benötigt. Hast du am Ende auch gesehen was auf der Parade passieren würde?"

Blythe setzte sich wieder hin und ich atmete etwas auf, sogar ein leichtes Lächeln fand wieder den Weg auf meine Lippen, das änderte sich allerdings, als Pepa Mamá erklärte was passiert war und diese daraufhin gleich mir ihre Aufmerksamkeit zuwandte. Ich hob abwehrend die Hände und schüttelte den Kopf, nahm sie aber sofort wieder runter um Salz und Zucker hinter mich zu werfen. Es war unabsichtlich, du weißt doch diese Visionen sind nicht... und ich habe nicht... Ich wusste nicht was passieren würde. Das.. das ganze ist nicht meine Schuld, wirklich. Aber ist es das wirklich nicht? Ich habe doch Clarisse dort gesehen, was, wen das alles ausgelöst hat? Oh Dios, kann ich wirklich nichts als aller Welt Unglück bringen? Alle diese Leute... Es tut mir so leid! Meine Atem ging nun wesentlich schneller und ich begann wiederholt auf das Holz des Tisches zu klopfen, aber mein Rhythmus war immer irgendwie falsch und ich musste es wieder und wieder probieren.

Mein Blick wandelte sich von eisig zu blanker Wut innerhalb von nur wenigen Sekunden, während ich spürte, wie meine eigene Rage geradezu in mir aufsteigen zu schien. Bevor ich es mich versah war ich auch bereits auf beiden Beinen, meine Fäuste donnerten auf den Tisch nieder. Äußerlich zeigte sich meine Wut nur in meinem Blick, ich hatte meinen restlichen Körper nachdem jahrzehntelangen Training vollkommen im Griff, sogar mein Atem ging vollkommen ruhig. Der einzige, der für das Leid auf der Faschingsparade geradestehen sollte, ist Vanir., sprach ich meinen Gedanken direkt aus, bevor ich meinen Kopf hob und Alma fixierte, Jetzt bitte noch einmal, wir hätten dieses Mädchen nicht retten müssen, richtig? Ohne diese Vision hätten wir gar nicht gewusst, dass sie existiert, aber vielleicht hätten wir sie einfach sterben lassen sollen. Meine Stimme war ebenfalls nicht lauter geworden, eher noch blieb sie ruhig, zu ruhig für meine Worte.

Mamá gab Bruno ungerechtfertigt die Schuld an all dem Drama, wie sie es leider immer tat und mein Bruder schien förmlich in sich zusammen zu sinken, ich wusste, er glaubte ihr jedes Wort, sein Klopfen war nun nahezu panisch und seine Sätze hatten kein Ende mehr. egal wie sehr ich mich bemühte, die Wolke über meinem Kopf kehrte zurück und ein leichter Nieselregen setzte ein, der immer stärker wurde, besonders auch als Blythe auf den Tisch schlug und ihre Meinung frei heraus sagte. Ich trat näher zu meinem Bruder und legte ihm eine Hand auf die Schulter, er würde nass werden, aber das ließ sich nicht ändern, ich versuchte allerdings nicht sein Klopfen zu unterbrechen, das hatte ich bereits getan und es war schlecht geendet. Mamá, es ist nicht Brunos Schuld, das weißt du doch.

Alma entglitt die Situation und das gefiel ihr gar nicht, sie hatte immer gerne die Kontrolle über alles, sie liebte Perfektion und das hier war es definitiv nicht. "Bruno, hör auf zu Klopfen." Sie funkelte ihn missbilligend an und wandte einen ähnlichen Blick auch zu Pepa mit ihrer Wolke. "Pepa, du machst hier alles nass." Pepas Worte ignorierte Alma völlig, Blythes hingegen nicht, der sie sich nun in ihrer ganzen gezwungen kontrollierten Art zuwandte, den Rücken kerzengerade, der Blick eisig. "Bruno weiß über seine Pflichten bescheid, alle meine Kinder tun das, mit aller Höflichkeit, halten Sie sich aus Familienangelegenheiten heraus, die Sie nichts angehen. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe dabei die Fehler meines Sohnes wieder gut zu machen, aber darüber hinaus muss das hier Sie nicht weiter beschäftigen."

Verzweifelt klopfte ich weiter auf den Tisch, auch wenn das Unglück sich bereits entfaltete, ich konnte nicht aufhören. Die kühlen Tropfen, die dann allerdings meine erhitzte Haut benetzten, die ebenfalls kühle Hand, die sich auf meine Schulter legte, Pepas unterstützende Präsenz, das war alles durchaus beruhigend und als Blythe gerade Mamá ihre Meinung sagte schaffte ich es endlich richtig zu klopfen und atmete auf. Unsere Mutter antwortete der großen Heldin nun in steifer Höflichkeit und als ich sprach war meine Stimme kaum zu hören, ich sah auch niemanden mehr an, ich spielte mit meinen Händen und versteckte mich halb hinter meiner Schwester. Blythe, bitte... Wirklich, es ist nicht so... Du hast das Mädchen doch noch gerettet, das ist gut, ja, gut, du hast das Unheil abgewandt, dass ich gesehen habe, kein Grund sich aufzuregen.

Blinde Wut ignorierte den Rest um sich herum, es war das, was mich auf Missionen so effektiv machte, manchmal auch so gefährlich, ich wusste meine Wut zu bündeln, ohne mich von meiner Mission ablenken zu lassen, aber im privaten Umfeld war das eine andere Sache. Hier galt es immerhin keine Bösewichte zu schnappen oder wie auch immer man sie nennen wollte. So ignorierte ich nur alles, was die anderen um uns herum sagten, während ich die Frau vor mir anstarrte. Ich bin wirklich zu alt, um mich vor einer verbitterten, alten Schnalle für meine Meinung rechtfertigen zu müssen. Nun mischte sich doch ehrliche, blanke Wut in meine Stimme, bevor ich langsam die Schritte um den Tisch herumwählte, bis ich direkt vor der Frau stand. Ich musterte sie nicht, sondern sah ihr direkt in die Augen, bevor ich mich nun wieder mit vollkommen ruhiger Stimme an sie wandte. Ich hoffe sehr, dass du nie in den Genuss kommst Vanir hautnah zu erleben. Ich meinte vollkommen was ich sagte, ich wünschte niemandem Tod oder Verderben, ich hasste es, wenn Leute starben, egal welche, gut oder böse oder wie auch immer man sie einordnen wollte, aber genau deswegen wählte ich diese Worte mit Nachdruck. Ich wünschte ihr nichts schlechtes, nur, dass sie nie in die Lage kam von einer von den Visionen ihres Sohnes gerettet werden zu müssen. Aber in einer Sache hast du vollkommen recht. Ich muss mir das hier wirklich nicht bieten lassen. Das hatte ich fünfzehn Jahre lang und das war schon mehr als genug verschwendete Zeit von meinem Leben gewesen. Ohne auch nur ein Wimpernzucken drehte ich mich um, nur um kurz zu Bruno zu sehen. Mein Blick wurde doch deutlich sanfter, aber auch nicht mehr lange, bevor er sich gänzlich wieder vor allen Gefühlen verschloss. Ich würde mich ja entschuldigen, aber ich würde es nicht meinen. Ich sah noch zu Pepa, meine Stimme inzwischen wieder vollkommen militärisch, beinahe mechanisch. Falls die Kleine wissen möchte, wie sie mich kontaktieren kann, fragt bei Red nach. Red Riding Hood hatte meine Daten, auch meine Verbindungsmöglichkeiten, die ich sowieso außerhalb von Missionen eigentlich gar nicht benutzte, ich war nicht so der Typ dafür, ich hatte allerdings auch wenig Gründe dafür. Kein Wort mehr, auch kein Blick mehr an irgendeinen der Anwesenden und ich war verschwunden.

tbc: Wohngebiete der Charaktere » Motelzimmer 136

Ich hörte aus dem Speisezimmer zwar keine lauten, aber doch deutlich angespannte Stimmen und eilte herbei, eine Platte Arepas in den Händen, nur um Chaos vorzufinden, als ich eintrat. Pepas Wolke regnete auf sie und Bruno herab, dieser versteckte sich förmlich hinter ihr, während Blythe und Mamá sich gegenüber standen wie zwei wilde Tiere kurz vor dem Angriff. Dann brach die Situation plötzlich auf, Blythe verließ den Raum und nun waren es wieder nur wir vier, so wie fast immer. ich stellte die Platte in sicherer Entfernung von Pepas Regen ab und trat dann zu meinen Geschwistern, den regen ignorierend, stattdessen griff ich nach der Hand meiner Schwester und sah besorgt zwischen allen hin und her. Was ist passiert?

Alma starrte eisig zu Blythe hoch, nicht nur unwillig, sondern auch förmlich unfähig einen Schritt zurück zu machen und am Ende einzugestehen, dass sie etwas falsch gemacht hatte. "Nun, niemand zwingt Sie diesen Ort hier in Anspruch zu nehmen, wenn Sie mit den Gepflogenheiten hier nicht zurecht kommen." Nicht einmal die halbe Drohung Vanirs wegen brachte sie dazu zurück zu weichen, sie konnte es einfach nicht, sie war sich sicher im Recht zu sein und kannte leider auch kaum Angst anderen, wesentlich Stärkeren gegenüber. Blythe ging und unsere Mutter wandte uns ihren strengen Blick zu. "Ihr solltet besser darauf achten wen ihr hier erlaubt, das ist passiert. Pepa, deine Wolke! Bruno, hör auf dich zu verstecken! Es ist Zeit zu essen, rápido." Alma klatschte in die Hände und ging dann selbst auch in die Küche um die nächsten Platten und Teller zu holen, als wäre nichts geschehen.

Regen prasselte auf uns herunter, auf uns alle drei sogar, als Julieta sich uns anschloss. Ich griff nach Brunos Hand und hielt mit der anderen die meiner Schwester, ich war geschockt und sauer, nicht wegen Blythe, denn sie hatte vollkommen recht und ich war ihr dankbar dafür, dass sie meinen Bruder verteidigte, sondern rein wegen unserer Mutter, die in ihrer Sturheit einfach nicht zugeben konnte, dass sie unrecht hatte. So typisch! Blythe verließ uns auch bald, aber nicht ohne mir wegen Clarisse noch einen Tipp zu geben, denn das Mädchen würde ohne Zweifel wissen wollen wo seine Retterin abgeblieben war. Ich nickte also und schon war die große Frau weg. Mamá hatte wieder nichts besseres zu tun als uns zu kritisieren und weiter zu machen als wäre nichts passiert, was mich nur noch wütender machte, meine Wolke begann zu donnern. Mamá, dieser Ort ist für alle Metas die Schutz suchen, wir können nicht einfach manchen den zutritt verwehren! Aber sie hörte schon nicht mehr zu und verließ den Raum. Ich knirschte wütend mit den Zähnen, versuchte mich dann aber für meine Geschwister zu beruhigen, denn nun waren wir alle drei nass.
Ich hörte dem ganzen Vorgehen unruhig zu und hielt mich förmlich dabei nur noch an Pepa fest. Nur einmal sah ich kurz auf und begegnete dabei einen kleinen Moment Blythes Blick, der für die paar Sekunden sogar ziemlich weich wirkte, ehe sie Mamá weiter die Meinung sagte und uns dann zu meiner Trauer auch verließ. Blythe... Ich mochte sie, sie hätte beim Essen sicher eine angenehme Anwesenheit abgegeben, doch ich konnte auch verstehen, dass sie nicht bleiben wollte, Mamá war nicht einfach, wenn sie wütend war und ich war ja auch noch der Auslöser des ganzen, warum sollte sie also in meiner nähe bleiben wollen? Mamá kritisierte uns, das war nicht so ungewöhnlich, aber zu meinem Schrecken auch die Art wie wir diesen Ort hier führten, immerhin durften hier ja alle Metas hin, die Schutz brauchten. Pepa sagte ihr auch gleich ihre Meinung, wurde aber prompt ignoriert, ehe wir alleine zurück gelassen wurden. Ich schwieg einige Sekunden und starrte einfach nur die Stelle an, an der Blythe zuvor noch gestanden war, ehe ich meine Hand aus Pepas löste und einfach davon ging. Bye. Ich musste gerade einfach alleine sein, ich konnte mich nicht mit Mamá an den selben Tisch setzen und so tun als wäre nichts gewesen.
Mamá! Entsetzt sah ich der davon rauschenden Gestalt unserer Mutter nach, die gerade wirklich etwas sehr unrechtes gesagt hatte, nie im Leben würden oder konnten wir uns auch nur das Recht herausnehmen jemandem einfach zu verwehren hier unter zu kommen, es sei denn er schadete den anderen Metas die hier waren, was Blythe nicht getan hatte. Unsere Mutter verschwand in die Küche und auch Bruno machte sich von Papa los um wegzugehen. Bruno! Aber er war schon weg. Ich seufzte und fuhr mir mit einer Hand über das feuchte Gesicht, ich fühlte mich plötzlich unglaublich müde. Ich versuche mal mit Mamá zu reden. Bruno zurück zu holen würde keinen Zweck haben, jedenfalls gerade nicht, wir mussten da etwas warten. Ich folgte unserer Mutter in die Küche, aber sie blockte jeden Versuch mit ihr zu reden einfach ab und bürdete mir noch etwas mehr Arbeit auf, weshalb ich es bald aufgab.

Der Tag war für uns alle drei noch sehr anstrengend, der Versuch Clarisse wo unter zu bringen kostete Zeit, Pepa wieder zu beruhigen dauerte und Bruno tauchte erst nach mehreren Stunden wieder auf und sah Alma weiterhin nicht an. Schließlich gingen wir auch wieder Nachhause und beschlossen uns bald auch gegen Almas Wünsche etwas Zeit zur Entspannung zu nehmen.

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