Schon in Ordnung, das passiert manchmal. Auch wenn es das nicht sollte. Ich drückte Brunos Hand noch einmal und ließ sie dann los, um mit beiden Händen widerholt über meinen Zopf streichen zu können. Also mir geht es gut, wir haben einen wunderbaren halben Tag in den Gärten verbracht, so ein bisschen Entspannung tut schon gut. Ich sah Bruno an, der immer noch unter seiner Kapuze versteckt war, und stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite, er sollte auch endlich etwas sagen.
Ich hatte nur stumm zugehört und war über den Themenwechsel mehr als nur froh gewesen, allerdings vermisste ich die Hand meiner Schwester in dem Moment in dem sie mir entzogen wurde und ich zog meine Hand zurück, um sie unter meine Ruana zu ziehen und dort Rosalie, eine meiner Ratten, zu streicheln. Pepa mochte meine Ratten nicht, also versuchte ich sie ihr nach Möglichkeit nicht unter die Nase zu reiben. Ich gab ein dumpfes Geräusch von mir, als Pepas Ellenbogen dann seinen Weg in meine Seite fand, spitz wie er und hervorstechend wie meine Rippen waren, tat das entsprechend weh. Ich wusste nicht recht was ich sagen sollte, aber ich war ja Hernando und Hernando wusste immer was zu tun war. Mir geht es auch gut. In den Gärten war es schön. Reife Leistung, klingt ja so gar nicht dumm.

Als Katze kam ich hier herein geschossen und sprang auf das erst beste freie gepolsterte Möbelstück wo ich hektisch atmend zum stehen kam und erstmal versuchte zur Ruhe zu kommen. Mein Blick huschte durch den Raum und ich entdeckte ein paar bekannte Gesichter aber dafür hatte ich gerade kein Auge. Mein Fell war leicht aufgeplustert und unruhig begann ich dieses zu putzen, eben ganz Katze. Was mach ich eigentlich hier? Ich hätte zu Hause bleiben sollen.

Auch wenn sie sagte, dass das manchmal vorkam, so verzieh ich mir es nicht ganz so einfach, weil ich mich eigentlich besser benehmen sollte, oder zumindest nicht wie ein Trampel agieren sollte. Pepa strich nun mit beiden Händen über ihren Zopf, während sie mir schließlich antwortete. Danach blickte sie bereits ihren Bruder an. Ich schwieg einen Moment, wartete, dass er dann auch eine Chance hatte, etwas zu sagen. Dass sie ihm dazu ihren Ellenbogen in die Rippen stieß, war von hier aus nicht richtig ersichtlich, allerdings bekam ich mit, dass es wohl ein kleines bisschen Nachhilfe von ihr bedurfte. Nachdem er auch geantwortet hatte, lächelte ich die beiden an. "Das hört sich wunderbar an, freut mich, dass es euch gut geht", antwortete ich dann mit einem Lächeln, "ich war auch vor kurzem in den Gärten. Sie sind wirklich wunderschön."
Dann allerdings kam eine Katze herein gestürzt, machte es sich bequem und begann, ihr Fell zu putzen. Leicht verwirrt hob ich die Augenbrauen und legte den Kopf leicht schief. Nanu, die Katze kommt mir bekannt vor. Verwirrt sah ich diese an. "Moment, ist das nicht... die Katze kenn ich doch...", überlegte ich, während ich dann wieder zu den Beiden sah, "entschuldigt mich kurz." Die Katze hatte Silverheads Verschwunden doch sicherlich auch schwer getroffen. Vorsichtig trat ich zu der Katze. "Mmmh, Snow, Süße", erinnerte ich mich an den Namen seiner Katze, "ich nehme dich auf den Arm, okay?" Damit hob ich diese vorsichtig an, um wieder zum Tisch auf meinen Platz zurück zu kehren. "Alles gut, Kleines." Sobald ich wieder saß, lächelte ich kurz die beiden Geschwister an, ehe ich die Katze sanft auf meinem Schoß absetzte und ihr weiches Fell ebenso sanft streichelte. Selbst jemand wie ich hatte auch eine sanfte Seite.

Ich war sofort abgelenkt, als ich die weiße Katze sah, die plötzlich hereingerannt kam und dir Iron Fist dann auch noch zum Tisch mitnahm. Ich wurde nervös und hoffte auf den Tisch klopfend, dass keine meiner Ratten sich rührte, aber wann hatte ich denn jemals Glück gehabt? Alejandro, der kleine Tunichtgut kletterte aus meiner Ruana und sprang prompt auf den Tisch. Alejandro! Ich rief erschrocken seinen Namen, aber die graue Ratte mit schwarzen Flecken hörte natürlich nicht und ich versuchte sie so schnell wie möglich wieder vom Tisch zu greifen.
Typisch Bruno schaffte es mein Bruder gerade noch so ein paar Worte hervorzubringen, aber sagte sonst nichts mehr, also blieb es wieder an mir hängen. Vor allem zu dieser Jahreszeit ist es wunderschön. Ich lächelte Iron Fist an und beobachtete dann etwas verwirrt wie sie aufstand und eine plötzlich aufgetauchte, weiße Katze auf den Arm hob, um sie zu uns zu bringen. Chaos brach aus, als eine von Brunos Ratten auf den Tisch sprang, er panisch reagierte und ich erschrocken aufschrie und anfing zu donnern, ich mochte seine Ratten nämlich gar nicht. Bruno!

Ich fauchte als man mich plötzlich hoch nahm und grub meine Krallen in die Arme der Person, die ich dann anhand der Stimme als unsere neue Beraterin Iron Fist erkannte. Im Nachhinein tat mir das mit den Krallen auch leid aber ich mochte es einfach nicht wenn mich plötzlich irgendeine x-beliebige Person hochhob, besonders nicht ohne wirkliche Vorwarnung, hatte ich ihre Worte doch nicht richtig bemerkt, und dann kam noch dazu das ich noch völlig neben der Spur war. Sie nahm mich dann mit an den Tisch wo auch noch zwei weitere aus unserer Organisation waren, Pepa und Bruno. Ich kannte sie nur flüchtig aber soweit ich wusste waren sie in Ordnung. Bruno wurde dann aber ziemlich nervös und ich erkannte auch warum, schien er doch Angst um seine Ratten zu haben von denen eine auf den Tisch sprang. Ich beobachtete die Ratte aber anders als es wohl andere Katzen getan hätten, machte ich keine Anstalten diese zu jagen oder gar zu fressen. Ich streckte lediglich den Kopf leicht vor und shnupperte kurz aber zeigte sonst kein Interesse an der Ratte mit dem Namen Alejandro. Unter dem sanften Streicheln von Iron Fist entspannte ich mich ein wenig auch wenn ich nicht zu schnurren begann.

Die Katze begann zu fauchen, sobald ich diese angehoben hatte, und grub ihre Krallen in meine Arme. Schmerz durchzuckte meinen Körper, doch ich nahm das als Zeichen, dass ich immer noch am Leben war und nicht längst in irgendeiner Illusion nach dem Tod gefangen war. Dabei zuckte ich kein Bisschen mit der Wimper und hatte sie mit an den Tisch genommen. Bruno wurde jedoch nervös, sobald ich das getan hatte, und schon bald kam auch heraus, wieso. Auf einmal sprang eine Ratte auf den Tisch, was mich selbst zusammen zucken ließ, damit hatte ich nicht gerechnet. Kurz darauf fing es an zu donnern, denn Pepa schien die Ratte namens Alejandro gar nicht zu mögen, während Snow keinerlei Anstalten machte, die Ratte jagen zu wollen. Stattdessen entspannte sie sich ein wenig und begann, kurz darauf schnurrte sie sogar. "Tut mir leid, ich... wollte nicht so ein Chaos auslösen. Soll ich mich mit Snow ein bisschen weg setzen? Ist es dann besser wegen der R-wegen Alejandro?", fragte ich dann gleich, mit betroffenem Gesichtsausdruck. Egal was ich mache, ich sorge immer nur für Chaos..., dachte ich niedergeschlagen.

Bruno, pack... Alejandro bitte weg. Meine Stimme war angespannt und ich griff wieder nach meinem Zopf und begann wiederholt über diesen zu streichen. Sonnenschein. Sonnenschein. Ich atmete tief durch, zwang mich zu einem Lächeln und die Wolke dazu sich aufzulösen. Nein, schon in Ordnung. Also ist das wirklich Silverheads Katze, Snow? Ich hatte sie seit dem verschwinden des Anführers nicht mehr hier gesehen.
Mistrauisch und angstvoll beobachtete ich Snow, ich hatte sie schließlich doch auch erkannt. Sie wirkte zwar nicht so als wollte sie Alejandro etwas antun, den ich nun zwischen meinen Händen hielt, aber ich vertraute dem Frieden nicht. Lo siento Pepi. Ich steckte die Ratte wieder in eine meiner Taschen unter meiner Ruana und sah dann böse zu ihr hinunter. Mach das ja nicht noch mal. Ich hob die Hand und klopfte fünf Mal auf das Holz des Tisches und dann einmal an meinen Kopf. Klopf, klopf, klopf, klopf, klopf. Klopf auf Holz. Rasch warf ich einmal etwas Salz und dann etwas Zucker über meine Schultern.

Ich beobachtete einfach alles während ich es mir leise schnurrend auf Vis Schoß bequem machte und merkte dadurch auch das Pepa Angst vor der Ratte zu haben schien und das Vi plötzlich ziemlich deprimiert wirkte. Ich war zwar selbst nicht ganz auf der Höhe wie man wusste aber trotzdem mochte ich es nicht wenn es anderen schlecht ging weshalb ich ihre Hand anstupste und sie anmiaute. Sie hatte doch so wie ich es sah keinen Grund für diesen Stimmungsumschwung. Es hatte ja keiner ahnen können das sich das so entwickelte. Sie hatte es mit mir nur gut gemeint und das die Ratte dann auftauchte und alles sich so entwickelte wie es das eben getan hatte, konnte sie ja vorher nicht wissen. Ich konnte aber auch Brunos kleines Ritual mit Zucker, Salz und dem klopfen auf Holz verfolgen und erinnerte mich an das was ich über ihn wusste. Er und seine Geschwister hatten es nicht immer leicht gehabt und wenn man mich fragte müsste man ihm helfen das er den positiven Sinn seiner Fähigkeit erkannte und nicht nur das schlechte darin sah.

Pepa bat Bruno schließlich, Alejandro wieder vom Tisch zu nehmen, es war eindeutig, dass sie die Ratten nicht mochte, aber wenn ich ehrlich war, hatte ich damit nun selbst nicht so wirklich gerechnet. Sie strich erneut wieder über ihren Zopf und schien die Wolken wieder vertreiben zu können, ehe sie fragte, ob es wirklich Silverheads Katze sei. Langsam nickte ich, dessen war ich mir absolut sicher. Snow hatte ich auch schon zu Gesicht bekommen, ich meinte auch, als ich damals zu Silverhead marschiert war, um mich zu bedanken. Immerhin hatte ich es ihm und seiner Mission, er hatte diese geführt, zu verdanken, dass ich mich nicht mehr in den Fängen der RESISTANCE befand. Bruno tat es sogleich und sagte etwas auf Spanisch zu Pepa.
Leise seufzte ich, das Chaos war nur mir zu verdanken, doch ich wurde aus meinen trüben Gedanken gerissen, als ich von Snow angestupst wurde, gegen die Hand, und sie mich anmiaute. Fast so, als wolle sie mir damit zeigen, dass das alles doch eigentlich gar nicht so schlimm war. Dankbar dafür streichelte ich sie wieder weiter und lächelte die Katze schwach an, nun aus meine negativen Gedanken gerissen. Dabei entging mir nicht, wie Bruno sein Ritual mit dem Klopfen auf Holz, Zucker und Salz ausführte. Ich sagte nichts dazu, denn mir war klar, dass die Drillinge es nie leicht gehabt hatten. Es gab auch keinen Grund, ihn auf irgendeine Weise dafür zu verurteilen, wie ich fand.

Die Ratte war weg und Bruno begann wieder mit seinen Ritualen. Natürlich nervten sie mich, aber ich wusste es mittlerweile besser als zu versuchen sie zu unterbrechen. Iron Fist dagegen wirkte niedergeschlagen, bis Snow sie anlenkte, sas ich auch versuchte, auf mekne eigene Art, mit einem Gespräch nämlich. Ich habe sie seit der Sache mit Silverhead nicht mehr hier gesehen. Warum sie wohl wieder da ist?
Ich atmete etwas auf, als meine Rituale richtig funktionierten und meine Ratten alle wieder sicher waren. Pepa hatte sich auch wieder beruhigt, auch wenn ich immer der Ansicht gewesen war, dass sie ihre Wolken behalten sollte, wenn sie unglücklich war, sie sollte ihre Gefühle nicht unterdrücken müssen. Aber das war etwas woran wir noch arbeiten mussten. Ich schwieg und starrte die Tischplatte vor mir an.

Meine Ablenkung bei Vi hatte funktioniert und ich maunzte nur nochmal als Pepa sich wunderte warum ich wohl wieder da war. Mit dem was als nächstes passierte hätte ich aber nie gerechnet. Nicht nur das mit ein Geruch in die Nase stieg von dem ich die Angst hatte ihn nie wieder zu riechen, nein ich hörte auch noch die passende Stimme. Ich erstarrte förmlich und drehte nur langsam den Kopf in Richtung Tür aus Angst das beides nur eine Einbildung gewesen wäre, aber dem war nicht so. Er stand dort wirklich. Es dauerte noch ein paar Sekunden bis Leben in mich kam aber dann schoss ich wie ein geölter Blitz von Vis Schoß und in seine Richtung. So schnell wie jetzt war ich wohl noch nie bei ihm gewesen und kaum das ich ihn erreicht hatte war ich auch schon an seinem Hosenbein und seinem Oberkörper hochgeklettert. Das reichte mir aber nicht. Nein ich jagte regelrecht über seinen Körper um sicher zu gehen das es auch wirklich er war, bis ich schlussendlich auf seiner Brust saß, die Krallen in seine Jacke gegraben und rieb meinen Kopf mit einem lauten Schnurren an seinem. Du bist wieder da......du bist wieder da ....., wiederholte ich mental immer wieder so das nur er es hörte auch wenn es mir egal wäre wenn alle anderen es auch hören würden. Mein Schnurren ließ meinen ganzen Körper vibrieren und wenn man mein Gesicht sehen würde könnte man sogar eine weinende Katze sehen.

Erleichtert atmete ich auf, als endlich wieder Ruhe hier einkehrte und atmete tief durch. Ehe ich aber noch Pepa antworten konnte, traten allerdings Cyana und Red Riding Hood ein, und es überraschte mich, dass die beiden hier waren. Während ich Snow also weiter streichelte, sah ich die beiden fragend an, und zu Beginn verstand ich Reds Witz auch überhaupt nicht, weshalb ich verständnislos die Augenbrauen zusammen schob und schwieg, statt auf irgendeine Weise zu reagieren. Allerdings fiel mir auf, dass er ziemlich mitgenommen wirkte, was mir sagte, dass sie etwas sehr Hartes hinter sich haben mussten.
Doch schon wenig später wurde klar, was Sache ist, als die riesenhafte, schrankartige Gestalt eintrat, die wir alle als einen unserer Anführer kannten. Erst als ich auch seine bekannte Stimme hörte, realisierte ich, dass er wirklich wieder da war. Viel schneller als irgendjemand reagieren konnte, sprang die Katze von meinem Schoß und raste auf Silverhead zu, um an diesem hochzuklettern und ihn willkommen zu heißen. Eigentlich war ich ziemlich hart im Nehmen, jedoch stiegen mir doch noch Tränen in die Augen und ich schnappte nach Luft, schlug mir die Hände vor den Mund. "Silver... du... du bist wieder da... Aber wie? Wie habt ihr ihn gefunden?" Es war sicher hart gewesen, ihn wieder zurück zu holen.