Das war ja wirklich zum Kotzen! Mein schönes Spielzeug war weg, ich müsste wohl bald wieder, sobald ich mich wieder richtig bewegen konnte, zu Ally zurück und weiter auf sie aufpassen. Scheiß Verpflichtungen! Gerade war einfach wirklich alles scheiße! Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich wieder fähig, mich zu rühren, als mein Intercom sich zu Wort meldete. Ein Blick darauf ließ mich genervt seufzen. Dieser Idiot schon wieder... Während ich mich aufsetzte, nahm ich den Anruf angepisst entgegen.

Genervt schnaubte ich, am Liebsten hätte ich mein Intercom gegen die Wand geworfen, aber das war auch wieder zu schade und würde mich nur aufregen. Dieser Spinner würde sich deswegen dann sicher nur freuen, und das wollte ich ihm ehrlich gesagt auch nicht gönnen. Schließlich stand ich vom Boden auf, mein Anzug war zerfetzt, ansonsten sah man keinerlei Spuren des Kampfes mehr an mir. Während ich mich also auf den Heimweg machte, konnte ich im Netz sogar ein Video des Kampfes finden, eines der Sackgesichter der RESISTANCE hatte den Kampf mit gefilmt. Sollte mir recht sein, ich kam darauf gar nicht schlecht raus. Das hob meine Laune wieder, ehe ich mich weiter in Bewegung setzte und nach Hause ging.

=> Wohngebiete - Vanirs Appartment

Erneut fuhr ich hoch, schweißgebadet aus einem Alptraum, in dem meine geliebte längst einen anderen Mann gefunden hatte, der besser für sie war und sie nicht so im Stich ließ, wie ich, weil er sich überrumpeln und gefangen nehmen ließ. Mein Bein schmerzte noch immer wie Hölle und war angeschwollen, es war eindeutig gebrochen. Der Rest von meinem Körper tat auch weh. Es war einfacher, das aufzuzählen, was momentan nicht weh tat: Gar nichts.
Mit zitternden Fingern umfasste ich den Stein, der noch in meiner Zelle lag. Jeden Tag kam einmal einer, um Wasser und Brot zu bringen, und vor meinen Füßen stand wieder das Essen mit etwas Wasser. Das bedeutete, es war ein weiterer Tag verstrichen. Erneut ritzte ich einen Strich in die Wand ein, um das Zeit gefühl nicht zu verlieren. Es wäre so einfach, alles aufzugeben. So einfach, endlich zu sterben und das hier hinter mich zu lassen. Doch es war meine geliebte Frau, die dafür sorgte, dass ich am Leben fest hielt.
Einen Moment schloss ich die Augen und wünschte mir, einfach bei ihr zu sein. Ich stellte mir vor, sie wieder in die Arme zu schließen, sie fest zu halten und nie wieder los zu lassen. Die RESISTANCE war noch gefährlicher als je zuvor und auch wenn ich nicht sicher war, ob ich hier nicht doch sterben würde. Ich würde für sie so lange wie möglich durchhalten. Und irgendwie würde ich es schaffen, hier raus zu kommen. Doch dann ergriff die Müdigkeit wieder immer mehr Besitz von mir und ich schloss langsam die Augen, um wieder in einen alles andere als erholsamen, unruhigen Schlaf zu fallen.

Ich hatte Red Riding Hood mit entsprechendem Entsetzen, aber auch Verständnis zugehört, als er von seinem Gespröch mit The masked Demon sprach, eine unangenehme Angelegenheit. Er hatte unter Druck gestanden und eine Entscheidung getroffen, die nicht leicht gewesen war. Ich sprach Stiles Mut zu soweit ich wusste wie. Anderer Leute Leben zu riskieren, eigentlich eher zu opfern, um ein anderes zu erhalten war nichts was auf die leichte Schulter genommen werden konnte, doch ich konnte Stiles auch nicht vorwerfen, dass er sich für das entschieden hatte was ihm richtig erschienen war. Silverhead war unfassbar wichtig für uns, nicht nur als dritter Anführer, er war auch ein alter Freund, ein Ehemann, ein Vertrauter. Ich wäre nirgendwo lieber, mein Süßer, ich halte dir immer den Rücken frei. Ich schenkte Red Riding Hood ein letztes warmes Lächeln, dann wurde mein Blick ernst, als wir das eindeutige Gefängnis betraten, soweit so gut also, blieb zu hoffen, dass unser Freund auch wirklich hier war. Bitte, nur noch ein paar Minuten Silver. Wenn dich das schon beunruhigt komm bloß nie zu mir nach Hause. Ich grinste Stiles schief an, in dem Versuch alles etwas aufzulockern, ohne aber meine Aufmerksamkeit zu senken. Ich sah mich immer wieder um, die Hände zu Fäusten geballt, in ihnen knisterte leise die von mir kommende Spannung.

Ein Geräusch ließ mich aus dem unerholsamen Schlaf hoch schrecken und ich ächzte, als mich die Schmerzen bei jeder Bewegung überrollten wie ein fahrender Zug. Angestrengt lauschte ich und konnte sowohl Schritte, als auch Stimmen vernehmen. Jedoch war mein Gehör nach allen Explosionen noch immer nicht ganz erholt, weshalb die Stimmen zu leise waren, als dass ich identifizieren konnte, dass eigentlich jemand zu meiner Rettung hier war. Vor Schmerzen stöhnend richtete ich mich schließlich auf und versuchte, mich an die Wand zu lehnen. Wie viel Zeit wohl vergangen war? Ich hatte keine Ahnung, inzwischen hatte ich mein Zeitgefühl fast vollständig verloren.
Der Stein, mit dem ich vorhin einen weiteren Strich in die Wand geritzt hatte, lag noch immer schwer in meiner Hand. Ich nahm alle meine Kraft zusammen, um diesen gegen das Gitter zu werfen und mit einem lauten Scheppern landete der Stein am Boden. "Verpiss dich, Vanir! Du kannst mich nicht brechen", rief ich, bemühte mich, möglichst laut zu sprechen, auch wenn ich erschöpft war und meine Stimme zitternd und nicht ganz so kraftvoll klang wie sonst. Ich werde hier drin versauern, wenn es so weiter geht.

Meine Ohren zuckten, das taten sie nicht häufig, nur wenn ich etwas wirklich aufregendes hörte, wie jetzt etwa ein lautes Krachen und die Einbildung einer Stimme, die mir sehr vertraut vorkam. Stiles bestätigte dann auch meine Idee, er hatte es auch gehört und er interpretierte es sehr ähnlich. Los gehts. Wir waren nicht alleine hier, außerhalb der Zellen, das war klar, es galt aufzupassen und Silverhead so schnell wie möglich zu finden. Er lebt noch. Er muss noch leben! Ich tat es Stiles nach, der nun auf der anderen Seite des Abgrundes war, und arbeitete mich Zelle für Zelle durch, den Blick aufmerksam dahin gerichtet von wo die Schritte erklungen waren.

Stiles ging sehr taktisch vor und erledigte seine Gegner geschickt von Hinten oder aus der Ferne, bis auf einen, ich hingegen ging sehr viel frontaler auf die Bösewichte zu, die mir entgegen kamen. Die erste war eine große Frau, die mich zunächst gar nicht sah, ihr Blick ging über mich hinüber, doch als sie mich bemerkte war es bereits zu spät. Ich sprintete los, sprang ab, wobei ich meine Gravitation sehr senkte und trat ihr, meine Gravitation drastisch erhöhend, in den Bauch. Sie krachte zu Boden und blieb liegen, erfolgreich ausgeknockt. Während ich so beschäftigt war näherte sich mir ein weiterer Bösewicht, der die Frau offenbar begleitet und sich versteckt hatte. Er hatte eine scharfe Klinge aus Knochen in der Hand, die er offenbar selbst produziert hatte und ging damit auf mich los, aber ich erwischte ihn mit der Hand an der Schulter und sandte einen elektrischen schock durch seinen Körper, welcher dafür Sorge, dass er sich krümmend zu Boden fiel. Er nässte sich ein und blieb zuckend liegen, doch er lebte noch. Ich ging weiter und bemerkte aus dem Augenwinkel eine Bewegung in der Kluft zwischen den Zellen, da kletterte etwas, ein blauer und felliger Meta schlich dort an den Wänden entlang. Ich sah mich kurz um und sandte einen Blitzstrahl in seine Richtung. Er ließ ein leise hallendes Quietschen hören und stürzte ab, weiter unten hörte ich wie er aufschlug. es tat mir leid, aber man konnte sie nicht alle retten, vermutlich hatte er es aber sowieso überlebt, so weit konnte es nicht mehr gewesen sein. Ich wurde auf meiner Zellenseite allerdings nicht fündig, dafür aber zum Glück Stiles, der mich rief. Ich sprang mit Leichtigkeit über den Abgrund, indem ich meine Gravitation verringerte, und kam leichtfüßig neben dem etwas älteren Meta an. In der Zelle vor uns lag, schwach, verletzt und kaum bei Bewusstsein: Silverhead. Ich hielt mich sehr zurück vor Freude nicht aufzuschreien und folgte Stiles rasch in die von ihm aufgeschlagene Zelle hinein, wobei ich allerdings den beiden Männern den Rücken zuwandte um unseren Fluchtweg freizuhalten, während Stiles das tat was er am besten konnte.

"Ngh...", war alles, was mir über die Lippen kam, als ich eine mir sehr vertraute Stimme vernahm, die ich eindeutig Red Riding Hood zuordnen konnte. So recht wollte ich es nicht wirklich glauben, dass sie wirklich hier waren. Sehr oft hatte mir die RESISTANCE bereits vor gemacht, dass meine Rettung nahte, nur um diese Hoffnung wieder zu zerstören, in der Hoffnung, dass sie mich am Ende noch brechen konnten. Doch ich hatte mich bemüht, durchzuhalten. Für meine geliebte Rose. Mühevoll und mehr als angeschlagen richtete ich mich erneut auf, mein Körper fühlte sich an, als würde mir flüssige Lava durch die Adern rinnen. "Seid... seid ihr das wirklich? Ich hätte nie gedacht, dass wir alle drei mal hier unten sein würden", brachte ich mit krächzender Stimme heraus.
Tief und zitternd holte ich Luft, ehe ich diese wieder ausstieß. Es war kalt hier unten und alles andere als gemütlich, sodass es selbst meine Lungen ein wenig in Mitleidenschaft gezogen hatte. Wahrscheinlich nur eine sachte Erkältung, aber eben nicht sonderlich angenehm. "Seid ihr wirklich hier, oder ist das wieder nur eins von Vanirs Spielchen?", fragte ich erneut. Ich hob langsam meinen schweren Kopf, selbst diese Bewegung schmerzte bereits, um hoch zu sehen, und erblickte wirklich Red Riding Hood. Und Cyana, beide waren hier um mich zu retten. Oder? Bitte lass es nicht wieder einen von Vanirs Tricks sein... Jedes Mal wenn er diese Scheiße abgezogen hatte, war danach eine Leere zurück geblieben, gegen die ich nur schlecht ankämpfen konnte. Natürlich hatte ich immer gehofft, dass jemand mich hier unten finden und retten würde, doch ich wusste ganz genau, dass die Chancen verschwindend gering gewesen waren.

Natürlich sind wir echt Silver, niemand könnte unsere Schönheit so perfekt nachmachen. Ich hielt meine Stimme leicht und fröhlich, auch wenn ich am liebsten losgeheult hätte, Silverhead wirkte so unsicher ob wir es wirklich waren, dass es einem einfach nur das Herz brechen konnte. Ich warf ihm einen kleinen Blick und ein Lächeln zu, ehe ich wieder den Ausgang im Blick behielt und auf die Schrotte hörte, die ohne Zweifel bald kommen würden, der Alarm hatte schon eingesetzt. Alles klar, bin bereit. Natürlich würde ich Stiles tragen, darauf war ich schon vorbereitet gewesen, ich wusste ja wie seine Kraft funktionierte, auch wenn es mir immer wieder weh tat ihm dabei zuzusehen. Ich sah es in diesem falle zwar nicht, aber ich hörte seinen Spruch und hörte das Übelkeit erregende Knacken von Knochen. Ich schluckte und wandte mich dann rasch wieder den beiden Männern zu, nun galt es sich zu beeilen. ich hob Stiles nicht besonders schweren Körper auf meine Arme und drückte ihn vorsichtig an meinen großen, weichen Busen, ehe ich Silverhead auffordernd anlächelte. Na komm mein Großer, hoch mit dir, bringen wir dich Nachhause.

Stur wie ich war, hörte ich nicht wirklich auf ihn, ich wollte mich zumindest ein wenig aufrichten. Es gefiel mir nicht, dass mich irgendjemand in dieser Verfassung sah, aber es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. Sein Witz ließ mich schwach auflachen und ich wurde mit jeder Minute sicherer, dass die beiden wirklich echt waren. Cyanas Antwort auf meine Frage ließ mich schwach Grinsen. "Dem kann ich nur zustimmen", gab ich zurück, ehe ich zu Red sah, "sorry, aber ich hab hier lange genug Urlaub gemacht."
Langsam nickte ich, als er mich vor warnte, mich berühren zu müssen, zuckte dabei jedoch trotzdem zusammen. Es war ungewohnt, dass es keine schmerzhafte Berührung war, denn die der Bösewichte waren nie angenehm gewesen. Zitternd atmete ich ein, während ich einen Augenblick die Augen schloss. Das erste Mal bekam ich jetzt live mit, wie seine Fähigkeit funktionierte, und bei dem widerlichen Knacken von Knochen verzog ich das Gesicht. Er überträgt meine Wunden und meinen Schmerz auf sich... Respekt, dass er immer den Schmerz anderer trägt. Mein Körper erholte sich und der Schmerz verging, mein Geist jedoch blieb erschöpft.
"Ihr glaubt nicht, wie froh ich bin, euch zu sehen. Und wie dankbar", meinte ich ehrlich, während Cyana ihn auf ihre Arme lud. "Ihr sagt mir, wo wir lang müssen, und ich halte uns den Hintern frei", beschloss ich dann. Mit einem funktionierenden Körper würde ich Geschosse und dergleochen sicher abwehren können. "Das Kaffeekränzchen holen wir später nach." Der Witz musste ich noch anfügen, und lachte leicht. Vorsichtig drückte ich mich an der Mauer hoch und mein Blick blieb kurz an den Strichen hängen, ehe ich auf beide zu trat. Es tat gut, mich frei bewegen zu können, auch wenn es mir nicht gerade passte, dass er jetzt meine Verletzungen trug. "Lasst uns verschwinden."