"Zumindest glaube ich das, und nicht nur, weil ich extrem scharf bin, sondern auch wie er sich verhält. Kaum reden Ant und ich, schon klebt er an seiner Seite." Gilbert hatte sich nach vorne abgestützt, schon deutlich erschöpft, sein Treten war auch schon langsamer geworden, aber natürlich machte er weiter. Ich würde die beiden noch ein bisschen weiterstrampeln lassen, dann durften sie aufhören. "Oh und weißt du wie er neulich reagiert hat, als er mich im Bad überrascht hat? Ich wollte baden gehen und er ist einfach reingeplatzt, als ich so wie am Tag meiner Geburt da gestanden habe. Nicht nur ist er hochrot geworden, Ant hat mir auch erzählt, dass er mega enttäuscht war, weil ich der erste nackte Mann war, den er gesehen hat. Kannst du dir das vorstellen? Ich weiß nicht wie er das angestellt hat, aber offenbar wollte er auch, dass Ant der erste ist, den er nackt sieht." Völlig außer Atem brach Gilbert in Gelächter aus, auch wenn ihm das nur noch mehr den Atem raubte.

Wirklich? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen, gut, ich wohne auch nicht mit ihm., sagte ich, nun doch in einem kritischeren Tonfall, denn das gab mir doch zu denken, besonders nach seinen seltsamen Nachrichten zwecks dem Training, ich war wirklich froh, dass ich Anthony vermittelt hatte, ich würde ihm das abnehmen, denn Gilbert hatte recht, es konnte kaum ein Zufall sein. Über die nächste Erzählung musste ich allerdings lachen, auch wenn ich so außer Puste schon war, dass es dann doch mehr zu einem Husten wurde. Bitte was?, ich kicherte, böse Zungen würden behaupten, schadenfroh, Nein, du machst Witze. Niemanden nackt gesehen? Noch nicht einmal einen anderen Mann? Dabei ist er doch selber einer. Das war nun wirklich vollkommen fremd von jeder Realität, die ich kannte, nicht nur waren wir im dreiundzwanzigsten Jahrhundert, sondern es war doch vollkommen normal auch einmal andere Leute nackt zu sehen, selbst wenn man keine Beziehung mit ihnen hatte. Ich konnte mich schon gar nicht mehr erinnern, wer mich schon alles nackt gesehen hatte, meine Wahlfamilie, natürlich, es war doch nichts dabei, fremde Menschen beim Sonnen, am Strand oder in der Umkleide, meine Dates und und und. Natürlich, ich war auch sehr befreit von jedem Schamgefühl und jeder war da anders, aber niemanden erschien mir doch komplett übertrieben. Warte... er hat Ant noch nie nackt gesehen? Das ist doch... also...

Gilbert kicherte völlig außer Atem und klammerte sich an den Handgriffen des Heimtrainerst fest um nicht herunter zu fallen, ihn amüsierte das Tema offensichtlich viel zu sehr. "Eben! Ich glaube nicht. Wie hat er das nur gemacht? Nackte Menschen sind doch praktisch überall." Vermutlich suchte Gilbert auch etwas zu sehr nach ihnen, aber er besah sich eben zu gerne das was die Welt zu bieten hatte, aber auch zufällig sah man eben immer wieder Menschen ohne Kleidung, in den Gärten sonnte man sich gerne, in der Umkleide eigentlich jedes Ortes wo man sich umziehen musste kam man daran nicht vorbei, die eigenen Eltern sah man meistens auch einige Male ohne Kleidung, sogar wir hatten das getan. "Ja also miteinander im bett waren sie sicher noch nicht, aber Ant rennt doch auch so manchmal ohne Klamotten herum. Vielleicht sollten wir da mal weiterhelfen, ich werde beim Duschen seine Sachen verstecken."

Entweder lügt er sich selber an oder er hat andere nackte Menschen immer irgendwie ignoriert., überlegte ich leicht dümmlich grinsend, ich stellte mir das Leben gerade so vor, als wären überall automatisch Zensurbalken, wo auch nackte Menschen waren. Auf was warten sie nur?, überlegte ich etwas verwirrt, So wie sie bei unserem Ausgehen rumgemacht haben, war ich mir sicher... oh nein, glaubst du er braucht zu so etwas Alkohol? Unser Bruder war auch nicht eben unschuldig, früher zu unseren Hochzeiten hatten manchmal wir alle drei jemanden abgeschleppt, oder waren glücklich wieder zu dritt hierher gewandert, jedenfalls hatten wir doch alle beachtliches Glück bei unseren Flirts gehabt. Wobei, wenn man aussah wie wir, dann brauchte man gar kein Glück mehr. An Anthony konnte es also wohl kaum liegen und wenn ich mir ansah, wie sein Freund sich betrunken auf ihn geworfen hatte, aber das war eben genau das, betrunken. Eine gute Idee. Und wir sollten ihn generell mal in die Sauna mitnehmen oder so. Ich lachte, auch wenn ich gleichzeitig knapp um Atem zu ringen hatte, durch das Gespräch hatte ich es wenigstens sogar halbwegs überlebt bisher.

"Wie kann man nur nackte Leute ignorieren?" Gilbert sah fast beleidigt drein, er verstand einfach nicht wie man nicht gerne nackte Personen ansehen wollte, oder ihnen am Ende gar keine Aufmerksamkeit schenkte. "Ant wartet sicher auf Geli, wann immer er sonst wen hatte war das Thema schon in den ersten Tagen vom Tisch." Immerhin waren wir alle sexuell durchaus aktive Personen. Ich hatte, nicht oft eine festere Beziehung gehabt, ich war sozial dafür kaum geeignet, aber ab und an hatte es für eine kleine Weile doch funktioniert. "Wenn das so ist wird das noch sehr anstrengend, müssen wir ihn dann abfüllen, damit Ant ihn endlich ins Bett bekommt?" Für mich war es völlig in Ordnung zu warten bis Gelion sich bereit fühlte, aber ich war mir nicht sicher ob ich versuchen sollte die ersten Schritte eimzuleiten, oder ob er das übernehmen musste, wenn es soweit war. So viele Fragen, keine Antworten. "Sauna klingt fantastisch, lass uns einen ganzen Spa-Tag daraus machen." Ich hatte nun alles aufgestellt und die Uhr im Blick behalten, nun trat ich wieder zu den beiden Trainierenden, damit sie aufhören konnten. Genug aufgewärmt, runter von den Rädern und zu den Matten, dreißig Kniebeugen von jedem von euch.

Belustigt schnaubte, oder eher schnaufte, ich, aber Gilbert hatte natürlich vollkommen recht, das tat er meistens, immerhin war er doch sehr, sehr direkt und ehrlich. Ich nickte nur, die meisten heutzutage wartete kaum bis zu ihrem Hochzeitstag, natürlich, manche freiwillig, aber wenn ich mir das so ansah, war ich mir nicht sicher, wie viel freiwillig und wie viel aufgezwungen war, von wem auch immer. Das wäre traurig, wenn es wirklich Alkohol dazu braucht., brachte ich schließlich außer Atem heraus und schüttelte den Kopf, ich konnte das überhaupt nicht verstehen, dieser übertriebene Scham, diese krampfhafte Unschuld, zumindest wirkte es auf mich so, abed auch das was Gilbert jetzt erzählt hatte, machte es nicht unbedingt besser. Vielleicht sollte ich mal ein Wörtchen mit ihm zu zweit sprechen, von Frau zu Frau sozusagen. Denn wenn ich eines war, dann beschützerisch meiner Familie gegenüber, besonders Gilbert. Ich war einfach so froh, dass er hier war, auch wenn ich deswegen jetzt Sport machen musste. Kaum trat Anthony zu uns hörte ich sofort auf in die Pedale zu treten und verabschiedete mich von diesem Foltergerät. Meine Beine fühlten sich an, als würden sie gleich nachgeben, ich blies meine Backen auf und sah mit hochrotem Gesicht zu Anthony. Dreißig?, fragte ich nach und hustete leicht, meine Raucherlunge machte sich dann doch ein wenig bemerkbar, bevor ich aber doch zu den Matten schlurfte, ich war hier wegen Gilbert, aber dreißig? Trotzdem, ich war stur und ich würde es versuchen und wenn mir dabei meine Beine eingingen.

"Och, nur?" Grinsend aber deutlich abgestrengt stieg auch Gilbert von seinem Hometrainer. Nachdem ich dazu gekommen war hatte er das rege Gespräch, das er und Skye zuvor geführt hatten, unterbrochen, was ich aber nur mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte. Ich wollte lieber gar nicht so genau wissen worüber die beiden da geredet hatten. Genug gemeckert, los jetzt. Nicht nur Skye zitterten die Beine, aber Gilbert wusste, dass er über seine Grenzen treten musste um voran zu kommen, weshalb er sich auch sofort in perfekter, allerdings etwas verkrampfer, Haltung daran machte seine Kniebeugen aus der Welt zu schaffen.

Ich meckere so viel ich will!, protestierte ich und grinste, kein bisschen schuldbewusst über unser Gespräch zuvor, das nun unterbrochen wurde, es war immerhin nur die Wahrheit gewesen. Unsere Wahrheit zumindest. Hmpf. Dumm war ich auch nicht, nur verdammt unsportlich, ich schaute mir die Form bei Gilbert ab und versuchte dann mit ihm mitzuhalten, auch wenn meine Beine bereits bei der ersten Kniebeuge stark zu zittern begannen. Ich kniff meine Augenbrauen fest zusammen, während ich trotzdem weitermachte, auch wenn ich wirklich das Gefühl hatte, meine Beine würden gleich nachgeben.

Ich sah deutlich wie schwer es meinen beiden Geschwistern fiel, aber ich würde ihnen das jetzt nicht abnehmen, da mussten sie durch, zumindest Gilbertm Skye war ja freiwillig hier, ich war eigentlich eher positiv überrascht, dass sie bis jetzt weitergemacht hatte. Sicher, sie wollte für Gilbert da sein, aber Sport lag ihr so gar nicht und es gab immerhin noch andere Möglichkeiten für seinen Bruder da zu sein. Dreißig Kniebeugen waren zwar nicht wenig, aber auch etwas was nicht so lange dauerte und zumindest Gilbert war recht rasch fertig. Er hatte die Zähne zusammen gebissen, doch richtete sich nun endlich wieder auf und schüttelte die Beine aus, ein großspuriges Grinsen und einigen angestrengten Schweiß im gesicht. Ich hatte noch zwei Übungen für die beiden, dann galt es sich zu Dehnen, für das erste Training würde das reichen, wir würden es ja erst jeden Tag, dann vielleicht sogar mehrmals am Tag wiederholen. Okay, einer von euch macht mir jetzt zwanzig langsame Bulgarian Split Squats und der andere nimmt sich die Langhantel für zehn No lockout Squats. Gilbert schnappte sich bereits die Kurzhanteln und ging an der Hantelbank in Stellung, nachdem er sich eine kurze Pause gegönnt hatte, also stellte ich das Gewicht der Langhantel entsprechend niedrig für Skye ein und wartete darauf ihr mit ihr zu assisitieren, dass ich sie ihr auf die Schultern laden konnte.

Mir war zum kotzen übel, meine Brust hob und senkte sich, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen, was, wenn wir mal ehrlich waren, auch irgendwie der Fall war, so viel, wie ich mich sonst außerhalb des Bettes bewegte. Aber ich würde nicht aufgeben, schon gar nicht, weil ich hier wegen Gilbert war. Ich wollte alles für ihn tun, egal ob ich beim Sport für ihn da war, oder ihm Essen vorbeibrachte, auch Gelion Anthony abzunehmen bei der Selbstverteidigung gehörte meiner Meinung nach da dazu. Alles, was auch nur einen kleinen Teil dazu beisteuerte. Ich hatte beide Hände auf meinen Knien abgestützt, bevor ich eine Hand hob und auf Gilbert zeigte, Ich werde dich besiegen, ein für alle Mal! Es war wohl auch die einzige Chance, die ich gegen Gilbert hatte, sobald er wieder sportlich fit war, würde ich kaum etwas gegen ihn ausrichten können, aber ich wollte stur bleiben, auch wenn es verdammt nochmal Sport war, denn wenn Gilbert und ich eines konnten, dann war das maßloses Selbstbewusstsein und stur sein. Will ich wissen, was das überhaupt ist?, fragte ich dann allerdings unglücklich, aber gut, ich hatte hier einen Wettbewerb am Laufen, zumindest im gewissen Sinne, also musste ich wohl. Ich schüttelte meine Beine aus, mehr oder weniger erfolgreich, bevor ich mich zu Anthony und dem nächsten Foltergerät gesellte, er würde mich keinen Blödsinn machen lassen, das wusste ich ganz ohne zu überlegen.

"Das will ich sehen Schwesterherz, niemand kann mein großartiges Selbst besiegen!" Gilbert machte bereits weiter, einen Fuß stützte er nach hinten auf die Hantelbank, nahm links und rechts eine Hantel in die Hand und ging mit dem vorderen Bein und mit sehr geredem Rücken langsam in die Knie. Gilbert machte seinen Job sehr gut und Skye stand nun vor mir. Das sind Kniebeugen mit einem Gewicht auf den Schultern. Sanft schob ich Skye in Position und hielt die Langhantel mit Leichtigkeit über ihren Schultern. Schling die Arme um die Hantelstange und balanciere das Gewicht aus, sobald du das geschafft hast lasse ich ganz los.

Du wirst schon sehen, Blödmann! Ich streckte ihm als wären wir kleine Kinder die Zunge heraus. Vertrauensvoll ließ ich mich von Anthony herumschieben, immerhin wusste er bestens, was er da tat, auch wenn "Kniebeugen mit einem Gewicht" ganz und gar nicht wundervoll klangen, aber so konnte ich Gilbert mühelos im Blick behalten. Er machte es natürlich in perfekter Form, was anderes hätte ich auch gar nicht erwartet, aber für mich fühlte er sich einfach noch immer zu dünn, zu schwach, zu dürr an. Ich wollte für ihn da sein, so lange es auch brauchte, damit er wieder seine Höchstform erlangte. Oh du grausame Welt., seufzte ich und versuchte ein kleines Grinsen, bevor ich tat wie geheißen, ganz unfähig war ich dann auch nicht, ich schlang meine Arme um die Hantelstange und balanciertet dann das Gewicht aus, es dauerte ein bisschen, aber ich bekam das tatsächlich hin. Auch wenn ich jetzt schon keine Lust hatte, dass Anthony das Ding losließ, er mochte es einfach so festhalten, aber ich war mir sicher, mir würde es eine Menge abverlangen.

Jaja, alles schlimm. Ich verdrehte gutmütig die Augen und behielt Gilbert im Blick, als dieser mit seinem Workout begann. Seine Form war perfekt, aber man sah deutlich, dass ihm diese Übung viel abverlangte, seine Muskeln zitterten, Schweiß stand ihm auf der Stirn, etwas Schmerz konnte man auch in seinen Augen sehen, seine Beine machten ohm immer noch Probleme, völlig geheilt waren sie nicht, aber es war Zeit gewesen die Muskeln wieder aufzubauen. Skye war nun bereit und ich ließ das Gewicht los. Es war wirklich nicht schwer, aber Skye war auch nicht mal halb so trainiert wie ich, ich würde aufpassen, damit sie sich nicht verletzte.

Ich warf Anthony einen bedeutsamen Blick zu, er wusste ja, wie Sport für mich war, aber umso mehr war es ein Zeichen dafür, dass ich das auch nur für einen meiner Brüder tun würde. Er ließ das Gewicht los und im ersten Moment zog ich ein wenig scharf die Luft ein, aber dann hatte ich das Ding tatsächlich zumindest fest im Griff. Anthony wusste was er tat, das Gewicht war sicherlich genau richtig für mich, alles andere hätte mich auch stark verwundert. Hey Gil, watch me bitch!, rief ich ihm zu, natürlich ging es mir nicht wirklich um die Wette selbst, viel mehr, dass ich ihn ablenken und auch ein wenig unterhalten wollte. Einfach für ihn da zu sein, auch wenn es mich Schweiß und Tränen kostete. Zehn Squats, okay, das würde wohl möglich sein, ich ließ mich langsam senken, es war gar nicht so einfach dabei halbwegs gerade zu bleiben, aber das hinauf war eher das schwierige. Schließlich war ich wieder oben, wenn auch ziemlich keuchend. Danke, ich hasse no lulu squats oder was auch immer. Natürlich hatte ich mir den richtigen Namen gemerkt, ich war ja nicht blöd, aber es war witziger es falsch auszusprechen. Trotzdem machte ich weiter, mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.

"Watch eher mich bitch!" Gilbert zwang sich wieder und wieder in die Knie, bis er schließlich das Bein Wechseln konnte. Ich behielt ihn aus Argusaugen im Blick, aber achtete natürlich auch auf Skye, sollte es ihr in einem Moment zu viel werden, konnte ich ihr das Gewicht innerhalb weniger Sekunden abnehmen. Bei ihrer letzten Aussage aber schnippte ich ihr sanft gegen den Hinterkopf und verdrehte sacht die Augen. No lockout Squats. Natürlich kannte sie die richtige Bezeichnung, aber ich musste sie eben trotzdem korrigieren. Ich war ihr sehr dankbar für ihre Hilfe und sicherlich ging es Gilbert genauso, ich wusste, dass es schwer für ihn war nun wieder so weit unten anzufangen, immerhin hatten wir beide unser Leben lang trainiert, aber Skye und ich würden ihn gemeinsam unterstützen, bis er wieder auf seinem alten Stand war, egal wie lange es dauerte, denn immerhin war es das was Geschwister für einander taten, oder eher was jeder für jemanden tat, den er mochte, jedenfalls sah ich das so.