Was für ein komischer Wunsch, aber okay, du darfst mich einladen., sagte ich und streckte mein Kinn vor, während ich frech meine Arme in meine Hüften stemmte. Ich konnte irgendwie gar nicht anders als zuzustimmen, es machte mich glücklich, auch wenn es wehtat, denn ich wäre nicht überrascht, denn er das Versprechen nicht halten würde. Es war ja auch nur das, ein Versprechen. Mein Bruder hattes seines, für immer auf mich aufzupassen, ja auch nicht halten können. Und nichts auf dieser Welt kam gratis. Ich werde der größte Bösewicht werden, den die Kolonie je gesehen hatte! Genauso wie Dantalion., kündigte ich auf seine Frage hin sehr stolz an. Ich sprach den Namen von Dantalion mit einer gewissen kindlichen Faszination und Ehrfurcht aus, aber auch mit voller Begeisterung, als gäbe es keinen besseren Bösewicht auf dieser Welt. Ich musste ihn kennenlernen und ihn beeindrucken, ich musste einfach.

Gehen wir dann gleich? Kindliche Freude trat in meine Augen und ich klatschte begeistert in die Hände, hörte Dreamcatcher dann aber aufmerksam zu, als er meine Frage beantwortete. Du willst sein wie Dante? Ich legte fragend den Kopf schief, etwas überrascht diesen Namen jetzt zu hören, nachdem mir die Ähnlichkeit zwischen den beiden bereits so aufgefallen war, Minus Dantes schöne Flügel. Ich mochte den hübschen Bösewicht, Lucifers alter Liebhaber ehe dieser gestorben war, seitdem hatte man ihn hier nur noch selten gesehen.

Gleich? Ja, warum nicht, ich muss nirgends sein., sagte ich und zuckte mit den Schultern, eigentlich freute ich mich ziemlich, aber es fiel mir schwer das auch einfach so zu zeigen. Außerdem war es ja auch die Wahrheit, ich musste nirgends sein, ich hatte auch nirgends, wo ich dauerhaft sein konnte. Er ist der beste Bösewicht und großer Bruder überhaupt!, behauptete ich fest überzeugt, die Grenzen zwischen meinem Bruder und Dantalion waren die letzten Jahre sehr verschwommen, ich konnte es auch selbst nur schwierig beurteilen, dachte aber auch lieber nicht darüber nach, denn so war mein großer Bruder nicht tot. Er durfte nicht tot sein, er lebte immer weiter, wenn auch vielleicht in einer anderen Form.

Dann lass uns gehen. Ich stand entschlossen auf und wollte bereits fröhlich zur Tür hinüber gehen, als Dreamcatcher dann doch etwas sagte, was mich unvorbereitet traf. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn mit großen Augen an. Du bist Dantes kleiner Bruder? Nicht, dass ich viel über Dantes Vergangenheit wusste, niemand außer Dr. Reslilient hatte das wohl getan, aber soweit ich das wusste hatte er keine Familie mehr, so wie es vielen von uns ging.

Sofort verschränkte ich meine Arme, denn ich wusste wirklich nicht, was diese Frage sollte, natürlich war er das, ich war sein größter Fan und wollte genauso werden wie er... wie mein, wie ein großer Bruder. Er ist mein onii-san., antwortete ich stattdessen etwas indirekt, aber bestimmt, es entsprach wohl tatsächlich irgendwo der Wahrheit, zumindest in meinem Kopf. Er hat mich nur vergessen, aber das ist okay. Es machte ja auch Sinn, immerhin hatte ich über vier Jahre in Gefangenschaft verbracht. Ich fragte mich allerdings, woher diese extreme Reaktion stammte, er musste Dantalion kennen, etwa persönlich? Ich grinste kurz, denn das würde mir sicherlich zum Vorteil werden.

Er hat dich auf jeden Fall nie erwähnt. Mir fiel auf wie unschön das klingen mochte und ich hob sofort mit abwehrendem Lächeln die Hände. Aber wir haben auch nie über die Familie geredet, Dante hatte viele andere Themen. Also dann, wollen wir gehen? Ich hielt Dramcatcher die Tür auf, nachdem ich sie geöffnet hatte.

Ich war lange weg., sagte ich einfach, meine Psyche blockte in diese Richtung vollkommen ab, meine beiden Seiten, dass ich zum einen ein sehr großer Fan von ihm war, und meine andere, dass ich verzweifelt nach einem Ersatz für meinen großen Bruder gesucht hatte, während ich niemand anderen als meinen Peiniger und einen Bildschirm mit den aktuellen Nachrichten gehabt hatte, auf den ich mich konzentrieren konnte, selbst wenn es ganz schlimm wurde, waren vollkommen ineinander verschmolzen. Frech die Hände in die Hüften gestemmt, ging ich also aus der Tür und würde Patton dann folgen, ich hatte keine Ahnung, wo wir hinmussten.

Vielleicht sollte ich Dante mal deswegen schreiben. Ob er noch die alte Nummer hat? Lächelnd trat ich nach Dreamcatcher aus der Tür und ging dann voran, erst einmal hinaus aus dem Hauptquartier und dann weiter durch die Kolonie.
(Zentrum/City Café Pub)

In der Öffentlichkeit blieb ich nahe an Patton, beinahe wie ein kleines Kind, aber ich fühlte mich noch immer sehr fremd und seltsam auf den Straßen dort draußen. Als wäre es nicht richtig frei hier herumzulaufen, oder als könnte es mir jederzeit weggenommen werden.

folgt mit zu: Das Zentrum » Das City Café Pub

Von der Metafähigkeiten-Trainingshalle kamen wir nun in die weitläufigen Besprechungsräume und das zumindest in meinem Fall in breiten schnellen Schritten. Mystique und ich hatten beide die kleinen Kinder und Patton hinter uns gelassen. ‚Daddy‘, huh? Der kleine Dreamcatcher ist ganz schön frech. Ich frage mich wie alt dieser Kerl wohl ist. Bei Metamenschen war das immer etwas schwieriger zu sagen, auch wenn ich gerade darüber grübelte. Es gab auch Fähigkeiten die einen jünger hielten, wäre mir als Erklärung eingefallen oder es hatte natürlich-biologische Gründe. Das Kichern von Patton hallte mir ebenfalls noch in den Ohren nach. Wie schafft er das eigentlich in der Kluft von Deceit niedlich auszusehen? Ich schüttelte nur den Kopf, langsam hatte ich wieder das Gefühl mein Kopf klärte sich. Wie wenn ich meine täglichen Ladungen von meinem Lieblingsmittel konsumierte, ich hatte gerade zum Glück kein Verlangen danach, denn ich hatte es zuvor bereits gestillt. Je weiter wir uns entfernten aus dieser Situation desto genauer hatte ich die nächste im Blick.
„Vanir!?“ Eine maskierte Gestalt im Anzug ließ sich gerade auf einen Stuhl fallen – das war eindeutig Vanir – und ich fixierte diese mit meinem funktionierenden Auge. Unser maskierter Dämon erweckte nicht gerade den Anschein als wollte er die Verantwortung übernehmen und das ließ meine Wutader anschwellen. Eigentlich wäre das auch etwas das ein Anführer übernehmen müsste, war meine Meinung. Nicht sein Stellvertreter. Nur das unser Anführer gar nichts auf die Reihe bekommt.
Dennoch hatte er mitten in unserem Trainingshalle in der es doch gefährlich werden konnte einfach ein Kind abgesetzt, mir vollkommen unverständlich. Und das mit voller Absicht. Ich konnte es nicht verstehen, was dieses weinerliche Mädchen überhaupt hier zu suchen hatte. Im Gegensatz zu den beiden Jungen hatte sie doch deutlich jünger gewirkt. Und Mystique… Ich musterte sie aus dem Augenwinkel. Ich bezweifelte das diese Konfrontation mit Vanir friedlich enden würde. Es war immerhin doch Bear derjenige der gestorben war. Genau so wie Silverhead. Voraus gesetzt man konnte den Staatsmedien vertrauen – Vanir hatte sicherlich mehr Informationen.
„Du sprengst Bear in die Luft. Du setzt ein kleines Kind mitten in der Trainingshalle ab. Du verpisst dich als wäre nichts gewesen.“ Meine Brust hob und senkte sich in tiefen Atemzügen. Es war ein Wunder das kein Dampf aus meinen Nasenlöchern stieg vor lauter Lava die in meinen Worten enthalten war. Unaufhaltsame Hitze an der man sich nur verbrennen konnte. Mit meinem Auge fixierte ich Vanir und stieß den nächsten Bösewicht, der mir im Weg stand, einfach aus dem Weg um vor ihm stehen zu bleiben. „Einen von unseren eigenen Leuten! Willst du uns eigentlich verarschen?“ Ich holte aus und schlug donnernd mit der Faust gegen den nächsten Tisch. „Antworte mir Vanir!“ Dennoch trat ich bewusst nur seitlich an ihn heran und überließ dadurch Mystique lieber den Rest der Bühne. Sie sollte sich frei danach vergnügen und in den Mittelpunkt stellen wie sie wollte oder eben in diesem Fall direkt vor Vanir aufbauen, ich würde ihr den Spaß nicht mit meiner großen Gestalt blocken. Bear ist immerhin eher ihre Sache. Dieser Knallkopf.

Ich war ein Stück hinter Bull zurück gefallen und so kam ich erst im Besprechungsraum an als er Vanir schon angefahren hatte und dieser begann sich zu rechtfertigen. Bull hatte Glück das er mir nicht direkt im Weg stand den ich war auf Mord aus und ich hätte auch vor ihm keinen Halt gemacht wenn er mir im Weg gestanden hätte, so konnte ich aber direkt auf Vanir zu steuern. Ich ging erst nur langsam aber wurde dann schneller bis ich in eine Art Stechschritt verfiel, kurz vor ihm ballte ich eine Hand zur Faust und holte weit aus bevor ich ihm mit ganzer Kraft ins Gesicht schlug. Ich konnte fühlen wie seine Nase unter meiner Faust brach und es verschaffte mir ein wenig Genugtuung, aber bei weitem noch nicht genug den ich schlug gleich nochmal zu diesmal allerdings auf den Kiefer der zu meinem Bedauern nicht brach aber trotzdem ein unschönes Knirschen von sich gab. Als nächstes packte ich ihm am Kragen, zog ihn aus dem Sitz und brachte ihn dicht vor mein Gesicht. Eiskalt sah ich ihn aus den stechend roten Augen an und griff so fest in seinen Kragen das meine Knöchel weiß hervor traten. ,,Gib mir einen Grund, nur einen einzigen warum ich dir nicht sofort jeden einzelnen noch so kleinen Knochen in deinem Dreckskörper brechen, dir die Adern aufschneiden, dich langsam ausbluten und dich dann in kleine Häppchen schneiden sollte um dich dann an irgendwelche Straßenhunde zu verfüttern. Denn genau danach ist mir gerade. Danach und noch nach einer ganzen Menge anderer Dinge", zischte ich ihn gefährlich ruhig an und es war wohl jetzt in diesem Moment klar: Umso ruhiger ich wurde umso gefährlicher war ich. Es kostete meine gerade eh an einem sehr dünnen Faden hängende Selbstbeherrschung ihm nicht einfach mit einem kleinen Kniff das Genick zu brechen. Aber der Gedanke das das ein viel zu gnädiger Tod war wwar wohl der Hauptgrund warum ich das nicht tat.

Erst jetzt überkam mich ein ganz neuer Gedanke, der mich irritiert meinen Kopf schütteln ließ. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und suchte eine Erklärung in der Zwischenzeit für die Gesprächsfetzen, die ich zuvor noch gehört hatte. Redi? Was für ein seltsamer Name. Ich schüttelte gleich nochmal den Kopf, denn es konnte gar nicht derjenige sein bei dem ich dort zuerst dachte. Und die Ruhe kann er sich abschminken. Auf jeden Fall nicht wenn ich bereits die Schritte von Mystique hinter mir hören konnte. Noch war sie von dem – was ich hören konnte – ein Stück weit hinter mir, aber lange dürfte es nicht mehr dauern bis Vanir auch in ihren Genuss kam.
Das Mädchen ist ihm wohl doch wichtig. Ich gab es nur ungerne zu, aber mein Blick wurde ein Stück weicher, denn diese Ally hatte mich doch an meine kleine Schwester erinnert. Eine Erinnerung, die mich immer diesen tiefen Schmerz in der Brust spüren ließ, denn sie hätte alles haben können, wären wir nur keine Metamenschen gewesen. Erneut blitzte die Wut in meinem Auge auf, immerhin waren wir registrierte brave Bürger gewesen – aber es hatte uns dennoch nichts gebracht. „Okay.“ Man hörte die Unzufriedenheit aus meiner Stimme heraus. Aber dennoch auch die Resignation – ich hätte dem kleinen Mädchen nur ungerne persönlich etwas angetan – und ich respektierte Vanir als meinen Übergeordneten. Ich versuchte auch unseren Anführer zu respektieren, wenn er der RESISTANCE nun endlich ein Mal Ehre erbringen würde. „Du bist der Boss. Aber das kleine Gör sollte uns lieber keinen Ärger machen.“
„Hier kommt die Show...“ Ich konnte mir das blutrünstige Grinsen nicht von meinem Gesicht wischen, als Mystique nun bei uns ankam. Der weisen Voraussichtnahme gemäß machte ich gleich Schritte zurück. Zeit die Show zu genießen!
Mein Auge weitete sich kurz beeindruckt als ich Mystique in ihren Aktionen beobachten konnte. Man sollte sie wirklich niemals unterschätzen, aber selbst ich vergaß wie taff sie sein konnte, nun war ich allerdings bestens daran erinnert. Sie schritt ohne Zögern vor und packte einige blutige Drohungen aus, die mir doch in ihrer Ausführung sehr gefallen würden. Die würde ich lieber ernst nehmen. Noch würde ich mich aus ihren Geschäften hinaushalten, allerdings bemerkte man wie mich die Anspannung nicht verließ. Meine großen bulligen Muskeln spannten sich noch ein Stück weiter an. So gerne ich diese Dinge alle persönlich gesehen hätte, das konnte ich nicht zu lassen. Vanir war ein guter stellvertretender Anführer und wir waren eine Stufe darunter. Als Berater sah ich es in meiner Verpflichtung ihn zu beschützen, sollte tatsächlich jemand versuchen ihn auszulöschen, wobei es bisher niemand geschafft hatte, daher war meine Haltung noch weniger bekümmert um diese Details. „Du kennst seine Schwachstelle nicht, Mystique. Auf die Dauer ist es zwecklos.“ Niemand von uns kennt sie. Vertrauen ist gut aber Kontrolle ist nun mal deutlich besser. Ich hätte meine Schwäche auch niemandem verraten an Vanirs Stelle.