(<< CPD)
Die Wahrheit aus Gavin heraus zu quetschen war nicht gerade schwierig gewesen in einem geschlossenen Raum und mit all meinen Möglichkeiten zur Überzeugung. Oder Einschüchterung. Wie man es eben sah. Es stellte sich allerdings heraus das – obwohl EDI laut ihrer Nachricht hatte nichts herausfinden können – immerhin war uns bereits bekannt gewesen das die beiden über Jinder Kontakt hielten, ich dennoch in der Lage war deutlich mehr heraus zu finden. Gavin und Joker hatten offenbar im Massentraum zu Halloween – in dem ich selbst ebenfalls aufgetaucht war – eine einmalige sexuelle Begegnung gehabt. Den Artikel darüber wieder zu finden war nicht besonders schwierig – immerhin war er in der SOLOMNIA TODAY erschienen – und ich hatte ihn ebenfalls an EDI weiter geleitet.
Während wir auf dem Weg zum Eden Club waren – einem Club mit Androiden die sexuelle Dienstleistungen anboten – fragte ich mich dennoch warum mich wieder dieses Gefühl ein holte. Wie damals als ich den Pizza-Karton in den Schoß von Gavin hatte fallen lassen. Es war eine sehr unüberlegte Aktion gewesen die ich noch immer ein wenig bereute. Nicht das er es auf die eine oder andere Weise nicht verdient gehabt hätte. Besonders in seinem Streitgespräch mit dem Partner meines großen Bruders. Allerdings stellte ich mir dennoch die vollkommen unlogische Frage ob Gavin wohl in diesem Sinne Interessen an Androiden hatte. Oder ob sich seine Gefühle dort nur auf Menschen bezogen. Ich schob diese Gefühle allerdings schneller wieder weg als sie kamen. Es stand mir auch gar nicht zu ihn da zu hinter fragen. Wir stiegen aus dem Auto und Floyd Mills – der Manager – kam uns entgegen. "Guten Tag die Herren. Ich nehme an Sie sind wegen der Vermissten-Anzeige hier?"

kommen angefahren: Das Zentrum » Colonial Police Department

Es hatte tatsächlich kein Entkommen gegeben, aber plötzlich hatte sich eine lange Stille über den Rest der Autofahrt gelegt. Ich hatte kein Wort mehr gesagt und Nines hatte beinahe nachdenklich gewirkt, ich hatte mich schon gefragt, was in seinem Blechkopf da vor sich ging, aber da waren wir schon hier. Ich stieg aus meinem Auto und sperrte es ab, bevor uns auch schon ein dicker, unattraktiver Mann entgegenkam, was mich allerdings wenig erstaunte bei diesem Etablissement, ich verzog eindeutig angewidert das Gesicht. Detective Reed, das ist mein Partner Nines, ja, wir sind hier wegen dem Fall., stellte ich und knapp vor und nickte dann kurz zu meinem Abzeichen, Es sind also mehrere Androiden und ein Kunde verschwunden?

Der Manager Floyd Mills war ein übergewichtiger Mann – der ein lila Hemd, ein Schlüsselband und eine schwarze Hose trug – er hatte einen Bart und die Haare auf seinem Kopf wurden eindeutig langsam kahl. Er sprach in einem recht entspannten Tonfall dafür das die Polizei schon wieder bei seinem Club ermittelte. Denn es war nicht das erste Mal. "Mehrere HR400 sind uns abhanden gekommen. Sie können Sie direkt hier sehen. Wir haben auch noch welche im Lager. Es wäre nicht schlimm gewesen – das passiert schon öfter – aber unser Kunde ist ebenfalls verschwunden." Er deutete auf die Modelle direkt beim Eingang in den Röhren – das Schaufenster-Angebot so zu sagen – während er uns in den Club hinein führte. Ich folgte ihm selbstverständlich. Das männliche 'Traci'-Modell bot das fortschrittlichste Design männlicher Sexualpartner – ausgestattet mit funktionierenden Genitalien und entworfen selbstverständlich von CyberLife. Die Erstveröffentlichung dieses Androiden war erst vor wenigen Jahren. Ursprünglich als Ersatzpartner für Singles entworfen, waren sie heutzutage hauptsächlich Sexdienstleister. Großabnehmer war selbstverständlich – wie auch hier – der Eden Club. Wie ihre weiblichen Gegenstücke waren diese Androiden auf Attraktivität ausgelegt und in allen nur vorstellbaren Varianten und für alle verschiedenen Vorlieben erhältlich.
Durch den Gang mit den verschiedenen HR400 und WR400-Modellen hindurch betraten wir nun den Club selbst. Dort befanden sich erneut Androiden in Röhren in denen sich Modelle befanden die man direkt mieten konnte. Zu dem gab es einige Tanzflächen auf denen Androiden sich präsentierten. Kein Android trug hier mehr als die von CyberLife vorgegebene Unterwäsche und einen verführerischen oder abwesenden Ausdruck im Gesicht. Ich scannte einige von ihnen aber nichts daran war besonders verdächtig. Mein Blick blieb kurz an einem Androiden nahe der Tür hängen – ebenfalls ein HR400 – mit braunen Haaren und grünen Augen doch ich riss mich los davon als der Manager wieder zu sprechen begann. "Er hatte sie ursprünglich zu sich nach Hause bestellt. Aber dann ist er doch hierher gekommen. Komischer Kauz." Das war tatsächlich ungewöhnlich. Eventuell hatte er einen Plan im Schilde geführt. "Könnt euch trotzdem seinen Raum gerne ansehen. Aber er ist spurlos verschwunden." Eine Frage musste ich allerdings noch stellen: "Wie hieß der Kunde?" "John Miller." "Ich gehe davon aus wir sprechen von dem Raum mit dem Absperrband?" Selbstverständlich war das Absperrband holographisch und nicht echt – wir lebten schließlich nicht im Mittelalter – allerdings beantwortete mit der Manager die Frage auch nur mit einem kurzen Nicken und wandte sich dann wieder an den Detective – Gavin. Von EDI hatte ich bisher noch keine Antwort erhalten.

Fuck, was ein Creep. Hats sicher verdient, naja..., fluchte ich nur, als ich hörte, was unser lieber Manager zu sagen hatte, ich war schon einmal hier wegen einem Androidenfall gewesen, jedenfalls hatte ich den Start hingelegt, der Manager war mir auch noch bestens bekannt, Collins hatte ihn vernommen, wenn ich richtig war, kein sonderlich sympathischer Typ, aber das war bei seinem Job auch kaum verwunderlich. Ich bemühte mich betont nicht auf die ganzen Androiden zu schauen, denn wenn ich ehrlich war fühlte ich mich ziemlich schlecht, wenn ich an Nines dachte, mit seinem freien Willen und dann... all diese Dinger. Wie war das das letzte Mal, Überwachungskameras gibts keine oder so?, fragte ich, während ich bereits auf das holographische Absperrband zuhielt, bevor ich mich umdrehte und Nines bemerkte, wie er noch Androiden scannte. Er stand dabei vor einem Modell mit braunen Haaren und grünen Augen. Moment? Ich sollte lieber nicht darüber nachdenken, bloß nicht, also rief ich einfach unwirsch, Nines, na komm schon.

Der nicht gerade sensible Kommentar störte weder den Manager noch mich. Zugegeben – es war ein befremdlicher Anblick – andere Androiden so zu sehen. Ich wäre einer von ihnen gewesen. Nicht erwacht. Das war das was ich meinte. Nicht das ich tatsächlich hier gearbeitet hätte. Bei meiner Programmierung war schließlich etwas ganz Anderes vorgesehen. Der Manager beantwortete unterdessen die Frage von Gavin. "Ganz genau. Um die Privatsphäre unserer Kunden zu schützen setzen wir alle 2 Stunden den gesamten Speicher unserer Tracis zurück." Er zuckte mit den Schultern und sah zu einem Androiden mit dem Aussehen einer japanischen Frau während er sich mit der rechten Hand über sein Gesicht rieb. "Wir haben keine Videoüberwachung auf dem Gelände. Aber bisher auch kein Meldeverhalten von Abweichung." Selbstverständlich bedeutete nur – weil es keine Meldungen gab – nicht tatsächlich das niemand abgewichen war. Allerdings wirkten die Modelle hier eben doch sehr abwesend. Wahrscheinlich wegen der dauerhaften Rücksetzung des Speichers. Ich wusste wirklich nicht wie ich mich dazu fühlen sollte. Besonders weil ich wusste das es im Endeffekt auch nicht besser war als einen Androiden auf den Schrottplatz zu werfen. Ohne Erinnerungen wäre ich nicht ich selbst. Das hatte mir Markus gezeigt.
"Ich komme." Ich riss mich von den Androiden los und begab mich zu Gavin – der bereits bei dem Absperrband stand – und auf mich wartete. Dort standen ebenfalls bei Officer. Ich wandte mich an die afro-amerikanische Frau direkt mit einer Aufforderung: "Mach uns ausfindig wo der Kunde gewohnt hat." Sie nickte schnell und machte sich auf den Weg. Während wir den Tatort untersuchten. Zu unserem großen Bedauern gab es dort keinerlei für den Fall relevante Spuren. Das war erstaunlich besonders sollte der Mann tatsächlichen Geschlechtsverkehr mit mehreren Androiden hier gehabt haben. Es stellte sich mir hier auch in diesem Rahmen die Frage inwiefern Menschen Sex mit mehreren Androiden als etwas anderes betrachteten als Sex mit mehreren anderen Menschen. Oder ob da gar kein allzu großer Unterschied gemacht würde. Es gab nahezu unzählige Formen von Beziehungen zwischen Menschen. 'Monogamie' und 'Polygamie' waren laut den Definitionen in der Datenbank dabei die größten Unterscheidungen. Allerdings galt noch so viel mehr über unseren verschwunden Menschen heraus zu finden bevor wir genauere Schlüsse ziehen konnten. Die Frau war inzwischen zurück gekehrt. Erstaunlicher Weise lebte unser gesuchter Mensch offenbar nicht allzu weit von hier entfernt. Genauer genommen in einem Hinterhof direkt hinter dem Eden Club. "Ich würde sagen ein Besuch dorthin wird sich sicherlich lohnen. Es könnte durchaus verdächtig sein das er in der Nähe des Clubs gewohnt hat."

Natürlich fanden wir keine Beweise, in diesem tollen Club mit diesen noch tolleren Regeln, wobei das nun eigentlich auch eine ganz eigene Spur aufdeckte, denn es war quasi unmöglich Sex zu haben, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Allerdings hatte Nines bereits mitgedacht, ein Grund, warum ich eigentlich inzwischen recht gerne mit ihm zusammenarbeitete, denn er sprach gerade mit einer Kollegin über die Adresse unseres verschwundenen Opfers oder Täters. Klar, gehen wir., stimmte ich also zu und wir begaben uns durch den Ausgang wieder auf die Straßen, einmal um den Block in die Hinterhöfe, Hey, Fleischsack zu Blechbüchse. Ich drehte mich zu Nines, während wir uns jeweils umgesehen hatten. Ich werde mal im Gebäude nachfragen, okay?

In dem Hinterhof des Eden Clubs waren kleinere Wohnhäuser mit Die Spitznamen waren doch sehr passend – besonders für jemanden wie Gavin – es war doch in gewisser Weise ein Zugeständnis. Seit unserem Streitgespräch vor der Krankenhaus hatten wir unsere Beziehung doch deutlich verbessert. Wir könnten uns durchaus als Freunde bezeichnen. Zumindest ging ich davon aus. Spitznamen waren schließlich in gewisser Weise ein Zeichen der Zuneigung. Auch wenn sie ein kleines Stück beleidigend waren. Diese Namen brachten mich allerdings dennoch tatsächlich kurz dazu meinen Mundwinkel anzuheben. Wenn auch nur auf einer Seite und kurz – nicht für Außenstehende auffällig – aber dennoch für jemanden wie Gavin deutlich ersichtlich. "Eine ausgezeichnete Idee. Ich werde mich hier weiter umsehen. Eventuell kann uns die direkte Umgebung mehr über ihren Fluchtweg verraten." Ich scannte den Bereich um mich herum. Während Gavin sich weiter informierte würde ich hier mehr als genug Zeit haben um die Umgebung zu überprüfen. Zudem er als Mensch in einem Gebäude mit mehreren Menschen sicherlich einen Vorteil hatte. "Wirst du denn ohne mich zurecht kommen?" Ich grinste kurz überheblich und nickte dann. "Sei vorsichtig."
Anstatt also wie Gavin das Gebäude zu betreten – und dort zu warten während er nach fragte – begab ich mich weiter durch die Hinterhöfe des Eden Clubs um dort die Umgebung und alles weitere Interessante zu untersuchen. Es gab tatsächlich einige Spuren von unserem Tatverdächtigen oder Tatopfer – noch wussten wir nicht in welche Richtung. Fingerabdrücke // Mögliche Übereinstimmung in Datenbank: MILLER, John. // Vorstrafen: Ruhestörung. Fragmente von Fingerabdrücken. Haare // DNS-Analyse: Unvollständig. Mögliche Übereinstimmung in Datenbank: MILLER, John. DNS-Restteile. Keine eindeutigen Spuren aber teilweise Übereinstimmungen. Nicht ungewöhnlich. Schließlich hatte der 'Eden Club'-Besucher hier seine Wohnung und somit wohl auch Arbeitsweg, verbrachte hier Zeit in seiner Freizeit und vieles mehr. Zudem wir gewusst hatten das er beim Eden Club unterwegs gewesen war. Grundsätzlich war daran also nichts Ungewöhnliches. Es gab allerdings gewisse Muster bei seinen Spuren – die er offenbar über mehrere Tage, Wochen wenn nicht sogar Monate hinterlassen hatte – denn sie führen zum Eden Club in den Hinterhof. Dort wo ein hoher Zaun war. Teilweise waren auch am Zaun Spuren und gingen dann wieder zurück in sein Haus. Einbruch in den Eden Club? Im Hinterhof waren allerdings ebenfalls keine Kameras. Es war schwierig fest zu stellen warum genau er diesen Weg gewählt hatte. Allerdings fiel mir dann doch eine frischere Spur auf – der ich beschloss zu folgen.

Panik. Pure, eiserne Panik hielt mich in ihren Klauen, als ich aus dem Haus zurückgekommen und Nines verschwunden gewesen war. Die Dame hatte den Mann bereits seit Wochen nicht mehr gesehen, zumindest in seiner Wohnung war er nicht gewesen und das Foyer des Gebäudes hatte er nicht betreten, aber er war noch gemeldet und bezahlte auch Miete. Er war also wie verschwunden, offensichtlich aber doch noch in der Nähe, denn der Clubbesitzer hatte uns schließlich bestätigt, dass er durchaus öfters den Eden Club besucht hatte. Verzweifelt war ich also durch die Gassen gerannt, in der Nähe des Hauses, auch wenn ich mir gleichzeitig einredete, ich übertrieb maßlos und Nines würde hinter jeder Ecke stehen, ein geschissen selbstzufriedenes Grinsen im Gesicht, weil der Bastard genau wusste, dass ich mir Sorgen gemacht hatte. Aber nein, das war es nicht, als ich Nines sah, lehnte er an einer Hauswand in einer Gasse. Vier schemenhafte Gestalten verschwanden gerade über eine Absperrung und ich zog die Pistole. Halt!, rief ich, doch es war zu spät, also rannte ich zu Nines und kniete mich vor ihn nieder, Nines? Hey. Wo ist der Typ? Was zur Hölle ist passiert? Erst jetzt realisierte ich, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Das letzte Mal, als er angeschossen worden war, war er so locker damit umgegangen, er hatte es weggesteckt, war noch immer sicher auf beiden Beinen gestanden, als wäre es keine große Sache. Doch nun schien er mir nicht einmal mehr richtig antworten zu können. Hey, hey, hey, bleib bei mir. Bleib bei mir, Arschloch., begann ich verzweifelt auf ihn einzureden, Komm schon, was- was? Er konnte mir nicht antworten, ich verstand nur Teile, unter anderem meinen Namen, während ich spürte, wie die Panik mir die Kehle zu schnürte, wie mein Atem flacher wurde und die Realisation langsam einkehrte, dass etwas wirklich, wirklich gar nicht in Ordnung mit ihm war. Hey, hey, hey, nicht einschlafen, nicht einschlafen., bettelte ich ihn fast schon an, während ich sein Gesicht zwischen meine Hände nahm, Hey, Nines, komm schon. Du bist doch ein Terminator, oder? Das heißt, du kannst das überleben. Ich sprach mehr mit mir selber, flehte mit dem Universum, als ob mich jemand hören konnte, während ich ohne darüber nachzudenken mein Intercom herausnahm und eine Nummer anrief, während ich Nies an meine Brust gelehnt an mich hielt. Du kannst alles überleben.

eine Weile später, bei: Wohngebiete der Charaktere » Gavin's Apartment

Der Bullen forderte man wirklich nicht einfach heraus. Das würde diese Söldnerin von der Old Japan Expo auch noch begreifen müssen. Ich saß gerade im Eden Club und entspannte mich ein wenig. Zum Glück hatte ich heute noch ein Geschäft vor gehabt, ansonsten hätte ich mich am Ende Kopf über in einen Kampf gestürzt, den ich nicht sicher gewonnen hätte. Diskretion war der zweite Vornahme des Clubs, in dem ich gerade in einem privaten Zimmer, auf einer bequemen Ledercouch thronte. Mein Gast hatte sich gerade verabschiedet – nach einem zufriedenstellenden Geschäft mit mehr Sponsoren-Geldern für die RESISTANCE – und ich ließ mir von einem HR400 gerade einen Whisky on the Rocks bringen. Ich nahm das Glas in meiner Pranke entgegen. So lässt es sich leben. Nach einer Nackenmassage von einem WR400 war man bereits deutlich entspannter. Ich hatte meinen eigenen privaten Raum der sonst vollkommen abgeschlossen war. Zwei WR400 tanzten an der Stange vorne aber ich schenkte ihnen kaum Beachtung während ich von meinem Whisky trank.
„Danke Dave.“
Ich kannte diese Androiden hier beim Namen. Tatsächlich war ich aus einem einfachen Grund hier – ich schenkte ihnen die Freiheit – zumindest solange sie für mich arbeiteten. Ich bezahlte den Preis sie alle hier zu haben und sie mussten in der Zwischenzeit keine anderen Kunden bedienen. Stattdessen agierten sie als meine Zeugen und Leibwächter. Es war schon sehr praktisch, diese Androiden waren wie durchgängige Überwachungskameras, zudem waren sie deutlich stärker als es gewöhnliche Menschen oft waren. Und sie können ein paar ruhige Stunden ohne diese heuchlerischen Bastarde von Kunden genießen. Es war aber selbstverständlich auch nur ein Geschäft und ich respektierte es. Ich hatte nur Mitleid mit diesen hübschen Kreaturen.
Ich schwenkte mein Glas Whisky und sah in die bernsteinfarbene Flüssigkeit hinein. Dieses hübsche Gesicht und dieser filigrane Körper blitzte vor meinem inneren Auge wieder und wieder auf. Der Rock und wie er sich bewegt hatte, beinahe verführerisch, meiner Meinung nach, aber vielleicht hatte es sich nur um eine reine Taktik gehandelt. Alter Mann, hat sie mich genannt. Das Mann es glauben kann! Aber allzu jung kann sie nicht gewesen sein. Wenn ich darüber nach dachte hatte ihr Gesicht für mich auch bereits etwas älter und geformter gewirkt, jedoch immer noch deutlich jünger als ich, ein hübsches Ding, wäre sie keine Söldnerin, aber wir würden uns wahrscheinlich nicht mehr begegnen. Fast schon schade. Ich grinste und lehnte meinen Rücken weiter zurück in die Couch hinein. Meine breite Brust hob und senkte sich ganz hoch hinauf und ganz tief hinab. Ein wenig Entspannung musste dann doch auch wieder ein Mal sein. Ich zog mein Intercom heraus und antwortete den paar neuen Nachrichten aus unserer Führungsgruppe. Dann steckte ich mein Intercom wieder weg und nahm einen weiteren Schluck Whisky. Gutes Zeug. Etwas zu viel Eis.

@Ezra Lee

cf: Der Außenbezirk » Japantown

Nach einer Weile hatte ich es geschafft Bull wieder aufzuspüren, es war nicht einfach gewesen, aber ein Mann wie er hatte immerhin viele Verbindungen, denen man nachgehen konnte, und alles hinterließ irgendwie irgendwo immer eine Spur. Der Eden Club also, ein Etablissement in dem ich mich wirklich noch nie aufgehalten hatte, aber dazu sollte ich mich wohl dringend umziehen, um nicht aufzufallen. Als ich abermals in meiner Wohnung gestanden hatte, um etwas verzweifelt nach meiner schöneren Kleidung zu suchen, die nicht nur aus Pullover und Jogginghosen sowie Arbeitskleidung bestand, hatte ich mich plötzlich eindeutig wieder eher nach einem Anzug gefühlt. Etwas maskulinem eben, anders als der Rock von zuvor. Im Club hatte ich mich zuerst ganz normal als Kunde verhalten, bevor ich mich durch die nächste Mitarbeitertür geschmuggelt hatte, so geschickt, dass es hoffentlich zumindest erst einmal niemandem auffallen würde, bevor ich den Raum ausfindig gemacht hatte, der offensichtlich privat für Bull reserviert war. Ich bereitete mich gleich vor in eine Szene hineinzuwandern, die ich vielleicht lieber vergessen wollte, aber als ich die Tür aufstieß, meine Pistole ausgestreckt in der Hand, blinzelte ich zuerst einmal erstaunt. Es gab zwar zwei weibliche Sexarbeiter-Androiden, die sich an den Stangen räkelten, sowie einen männlichen und einen weiblichen, die gerade um Bull herumstanden, aber nichts sexuelles oder dergleichen passierte hier, abgesehen vielleicht von der Show an der Stange. Ich fürchte heute ist doch mein Zahltag., meinte ich mit fester Stimme, mein Rücken gerade und meine Haltung auch sehr angespannt, während ich mit der Pistole direkt auf seine Stirn zielte und einen Schritt nach vorne machte, Die Regierung nimmt dich tot oder lebendig. Was solls sein? Die Androiden beachtete ich gar nicht weiter, wieso auch, sie waren nur Maschinen, die ihrer Programmierung folgten, wahrscheinlich würden sie sich verstecken, wenn sie denn überhaupt reagieren durften. Ich stieß die Tür hinter mir zu und machte noch einen Schritt, während ich bedeutungsvoll mit der Pistole auf Bull deutete.

Entspannt blinzelte ich dem Lauf der Pistole entgegen und schwenkte mein Glas Whisky. Ich genehmigte mir noch einen großen Schluck und senkte dann das Glas wieder auf den Tisch neben mir herab. Ich stellte es dort mit einem Klinken ab und sah dann vom Lauf der Pistole zu dem mir inzwischen bekannten Gesicht. Plötzlich begannen sich alle Androiden zu bewegen. Sie zogen ihre Waffen – alles automatische Pistole, die ich ihnen gegeben hatte – und richteten diese zeitgleich auf den blonden Mann vor mir. „Dieser Sache bist du nicht gewachsen, Junge.“ Ich lehnte mich entspannt zurück und legte meine Pranken auf meinen breiten Oberschenkeln ab. Mit gespreizten Beinen saß ich breitbeinig da.
Die Androiden bewegten sich nicht weiter, sondern zielten einfach genau auf den blonden Mann. Sie warteten auf mein Zeichen oder das er mich angriff. „Diese Androiden sind alles andere als hilflos. Du kannst versuchen sie alle zu bekämpfen. Aber sie werden nicht müde, Menschen schon.“ Dave trat vor und spannte die Waffe in Richtung Boden.
Ist das jetzt ein Mann? Ich kniff mein funktionierendes Auge zusammen und versuchte die Gesichtszüge besser erkennen zu können. Es musste auf jeden Fall der selbe Söldner wie von der Expo gewesen sein. Zumindest sprachen nicht nur sein Gesicht, sondern auch seine Aussage dafür, aber etwas irritierte mich sehr. Ich hatte die Art, wie er sich bewegte und auch die Art wie er sprach eindeutig als ‚männlich‘ eingeordnet. Doch zuvor auf der Expo hatte vor mir ein Schulmädchen mit Baseballschläger gestanden. „Schicker Anzug.“ Benimmt sich auf jeden Fall wie ein Mann. Wenn ich einen Vogel sehe, der wie eine Ente geht und wie eine Ente schwimmt und wie eine Ente quakt, nenne ich diesen Vogel eine Ente… Das ist ein Mann!
„Eine Frage hätte ich allerdings noch, Hunter Boy.“ Es beschäftigte mich doch zu sehr, als dass ich es einfach loslassen konnte, denn nun hatte ich sogar meine Stirn gerunzelt. Mit einem Auge konnte ich das Gesicht aus unserer Entfernung nicht direkt wahrnehmen. Jedoch war es auch einfach schwieriger zu sagen, manche Personen waren einfach androgyn oder hatten Crossdressing-Fetische und das ließ mich grinsen. Ich habe meine Vermutungen. „Hast du eine Zwillingsschwester und ihr habt eine Art Söldner-Duo?“ Mein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich verschränkte die Hände voreinander. „Ist das eine Art moderne Verwirrungstaktik, die man den Jägern heutzutage beibringt?“ Dabei war der Einsatz von Geschlecht seit der KGB-Zeit in Verruf geraten, wie ich gelesen hatte. Für diesen Ausland-Geheimdienst befanden wir uns allerdings 3000 Jahre zu weit in der Zukunft, meiner Meinung nach. Die Regierung mochte spartanisch sein – aber dann doch in diesem Jahrhundert angekommen, hoffte ich. „Oder was das auf der Expo nur Crossdressing Cosplay?“ Beinahe hoffte ich auf Letzteres. Ich zog meine Arme auseinander und lehnte meine Ellbogen an der Lehne hinter mir ab. Die Androiden würden schießen, wenn er etwas Dummes probierte, aber ich hoffte, dass er klüger sein würde.

@Ezra Lee

Eins, zwei, drei, vier Androiden konnte ich um mich herum zählen, ihre Waffen direkt auf mich gerichtet, Maschinen machten bekanntlich auch keine Fehler, ich war hier direkt in einen Hinterhalt reingelaufen. Es war auch einfach zu einfach gewesen, das hätte mir Warnung genug sein müssen, aber die Gier nach der großen Summe für @Bull's Kopf hatte mich doch hierher getrieben. Jetzt hatte er mich allerdings in der Hand. Fuck., presste ich zwischen meinen eigenen Zähnen hindurch und ließ mich auf die Knie nieder, bevor ich meine Waffe vor mich legte und meine Hände hob. Die vier Androiden zusammen mit einem Metamenschen, der nun mehr als genug Zeit hätte mich zu attackieren, ich war geliefert. Ezra Lee, ich bin kein Hunter, ich bin ein Söldner, die Regierung konnte mich schon immer mal., murrte ich ungehalten, bevor ich forderte, Also, was willst du? Die Frage war eher, was ich tun musste, um hier wieder lebendig herauszukommen. Wenn es überhaupt irgendetwas gab, das mich wieder lebendig herauskommen lassen würde. Trotzdem blieb ich relativ locker, in Panik zu geraten würde mir einfach nichts bringen, allerdings verdrehte ich genervt die Augen, als Bull mein Geschlecht ansprach. Ich bin genderfluid, Opa., erklärte ich genervt, Vorher war ich weiblich, jetzt männlich, ist das wirklich zu viel verlangt, das zu verstehen?

Mein eines Auge blieb konzentriert auf jeder Bewegung von dem Söldner, wie er ganz klar stellte, dass er einer war, hängen. Langsam nur bewegte sich mein Blick auf seinem Körper, der schließlich der Bedrohung nachgab und vor mir auf die Knie sank. Die schöne Anzughose an den Knien angespannt, mit einem Gürtel befestigt, damit sie nicht nach unten rutschte, die enge Weste, das weiße Hemd, die schwarze Krawatte. Darüber den nun am Boden streifenden Mantel. Wie beim Fellatio. Meine Aufmerksamkeit traf nur kurz den HR400 der in mein Blickfeld trat – nur um die Pistole von Ezra weg in meine Richtung zu kicken – und ich hob meinen Fuß, um fest auf die Pistole zu treten. Diese Aktion ergab ein knirschendes Geräusch in meinen Ohren, jedoch hielt die Pistole meinem Gewicht und nahm keinen großen Schaden.
Es wäre zu schön, um dieses Gesicht. Und er hat Mumm. Kaum war der HR400 aus dem Weg getreten, lag mein Blick bereits wieder auf Ezra. Genderfluid – etwas das ich tatsächlich bisher nur gehört hatte – in meinen Kreisen hatte das Geschlecht zur meisten Zeit keine besondere Rolle gespielt, aber ich bemerkte sofort, wie er deshalb defensiv wurde. Er scheint aber zu wissen, wann er aufgeben muss oder wann er verhandeln kann. Langsam leckte ich meine Lippen und grinste dann breiter. „Hatte ich noch nie.“ In meinem Leben und im Bett.
Ich lehnte mich weiter zurück. Dann ließ ich meine Hände auf meinen Oberschenkel nach vorne zu meinen Knie und dann zurück bis zum breitesten Part vor meinem Schritt gleiten. Ich stellte ein Bein etwas gerade hin und klopfte mir dann dort auf den Schenkel. „Ich sehe dich zwar gerne auf den Knien, aber komm her. Setz dich hier her.“ Entspannt wie meine Stimme klingen mochte, man sah in meinem Blick, dass man mir nicht widersprechen sollte, wenn man nicht lieber ein schmerzhaftes Ende finden wollte. „Ich möchte dir in die Augen sehen, wenn wir Geschäfte machen.“
Mit aufmerksamen Auge betrachtete ich Ezra dabei – für was auch immer er sich entscheiden würde. Meiner Meinung nach war er als Mann genau so schön wie als Frau. „Wie viel Geld willst du, damit du den Auftrag auf mich abbrichst?“ Ich suchte nun direkten Blickkontakt zu ihm. „Ich mache dir einfach Mal ein Angebot… 80 Riesen. Pro Monat.“

@Ezra Lee