Entweder unser gesuchter Android war ein Abweichler oder es war die kindliche Interpretation des kleinen Jungen gewesen – der seine eigenen Gefühle auf den Androiden widergespiegelt hatte – aber wir mussten zuerst noch immer zur Leiche um Genaueres heraus zu finden. Nun waren wir allerdings aufgehalten worden und ich konnte die Faust regelrecht beobachten – die mich treffen würde – es sei denn ich wich jetzt noch aus. Allerdings kam ich gar nicht mehr dazu diese Entscheidung zu treffen – denn Hank schob sich vor mich – und kassierte anstatt mir den Schlag. "Hank!" Meine LED blinkte kurz rot auf – während ich beobachtete – wie sein Kopf zur Seite geworfen wurde. Ich versuchte mich sofort wieder zu sammeln aber gegen den Ausruf konnte ich nichts tun. Ich hatte Gefühle und ich spürte sie. Die pure Sorge um den Mann den ich liebte. Allerdings realisierte der Protestant nun auch seinen Fehler denn er erstarrte zu Eis – was besser so war – denn wäre er auf Hank los gegangen hätte ich mich nicht zurück halten können.
"Fuck" Der bullige Mann begann sofort zu fluchen und sank auch gleich zu Boden – ein geschickter Tritt von der Seite von Hank zwischen seine Beine – und dann wurde ihm bereits der Arm auf den Rücken gedreht. "Hey… Hey! Du beschissener Wichser! Ich wollte die Blechdose da treffen nicht dich!" Der Protestant versuchte sich zu wehren aber es hatte keinen Sinn mehr. "Sind jetzt schon die Bullen auf ihrer Seite oder was?" Einige der anderen Protestanten ließen zwar leise Buhrufe hören – wichen dann aber doch deutlich zurück – besonders als nun auch andere Officer an uns heran traten. Selbstverständlich hatten wir auch die Aufmerksamkeit der anderen Polizisten auf uns gezogen. Officer Chen lehnte mit einem deutlichen Grinsen gegen die nächste Straßenlaterne und beobachtete sehr zufrieden den Mann – der von Hank gerade verhaftet wurde. Ich warf einen Blick hinter uns. Der Junge war nun offenbar bei seinen Eltern. "Hank. Lass ihn uns." Ihr Partner nickte nur. "Wir nehmen ihn zur Verhörung mit." Besorgt musterte ich den Rücken von Hank. Gerade war er noch mit dem Protestanten beschäftigt. Allerdings hoffte ich sehr das es ihn nicht zu schwer getroffen hatte. Dennoch musste ich für eine kurze Sekunde tatsächlich Lächeln. Hank passte auf mich auf.

Nicht nur vielleicht ging ich mit diesem Mann, der nun unter mir am Boden lag, sehr viel ruppiger um als ich es mit einem anderen getan hätte, aber was versuchte er sich auch an meinem Partner zu vergreifen? Ich drückte seinen Arm einige Momente lang nur noch hoher und legte ihm dann endlich doch die Handschellen an. Als unsere Kollegen zur Verstärkung kamen stand ich auf und vermied es gerade noch dem Typen einen letzten Tritt zu verpassen, das wäre dann doch wieder Polizeigewalt gewesen. Gut, kümmert euch um dieses Stück Scheiße. Ich trat zurück und wieder neben Connor, ehe ich mein Kinn etwas abtastete. Ich vermutete einen Bluterguss, es würde eine Weile weh tun, bunt werden und dann wieder abheilen, keine große Sache. Eher um Connor besorgt wandte ich den Blick zu ihm und musterte ihn gründlich. Bist du okay? Meine Stimme war deutlich gesenkt, damit die Meute nicht hörte was ich fragte, das hätte nur wieder geschrei gegeben und man sollte solche Leute nicht unnötig reizen.

Eigentlich war ich sehr froh das sich Hank um diesen Mann kümmerte. Er wusste was er tat – auf was er achten musste – und legte ihm geübt die Handschellen an. Bei Menschen war die Lage deutlich komplexer als bei Androiden. Jeder falsche Griff gegen sie konnte als polizeiliche Gewalt ausgewertet werden. Allerdings vermied Hank diese Grenze geübt. Officer Chen packte den Mann – und obwohl sie deutlich kleiner war als er – hatte sie keinerlei Probleme ihn neben ihrem Partner in ihr Einsatzfahrzeug zu verfrachten. Die Protestanten hinter uns waren ein deutliches Stück zurück gewichen. Offensichtlich nun nicht mehr so begeistert von der Idee direkt vor der Polizei zu demonstrieren. Einige von ihnen flüsterten untereinander. Andere brachen sogar ab und entfernten sich von dem Protest. Selbstverständlich gab es auch einige Wütende. Aber bisher blieb es bei Schreien und nicht mehr.
Muskelprellung // Bluterguss // Ursache: Kontaktschaden. Selbstverständlich hatte ich die Verletzung an dem Kinn von Hank sofort gescannt sobald ich freie Sicht auf ihn hatte. Es handelte sich dabei hauptsächlich um einen Bluterguss. Dennoch hätte er diesen vermeiden können. "Hank…" Meine Stimme war sanft aber durchaus besorgt. Es handelte sich zwar um keine ernsthafte Verletzung. Aber dennoch war ich besorgt um Hank. Er hatte sich immerhin zwischen mich und einen unberechenbaren Protestanten gestellt. "Es geht mir gut. Ich weiß nicht ob ich dich schimpfen oder dankbar sein soll." In meinem Ton – egal wie leise – schwang dennoch immer noch große Sorge mit. Mein Blick hingegen wurde deutlich weicher. Ich tat so als ob ich seine Verletzung überprüfen wollte – strich ihm allerdings dabei sanft über seine bärtige Wange – ein kleines Lächeln auf meinen Zügen. "Danke Hank." Ich nickte ihm fragend zu in Richtung des Krankenwagens. Wir sollten uns wohl wieder von hier entfernen wenn wir nicht gleich wieder den wütenden Mob anstacheln wollten.

Egal wofür du dich entscheidest, ich nehme es an, ich bin nämlich nur froh, dass dir nichts passiert ist. Ich wollte Connor so gerne umarmen und küssen, dass es mir beine ohysisch weh tat, aber das ging natürlich nicht, zum einen waren wir in der Öffentlichkeit, was ja auch schon im Polizeirevier der Fall war, und zum anderen standen wir direkt neben einer aufgebrachten Menge von Androidenhassern, da wäre so etwas noch weniger zu raten. Ich lächelte Connor also nur an, schmal aber liebevoll, während ich mich ganz leicht in die Berührung seiner Finger hineinlehnte. Jederzeit. Gehen wir weiter. Ich setzte mich wieder in bewegung, jetzt hielten die Protestanten wenigstens etwas mehr Abstand, das war auch eine angenehme Abwechslung. Bald schon war der Krankenwagen erreicht und ich nichte dem Sanitäter zu, der die Leiche bewachte, dass er das Tuch wegziehen sollte, was er auch sogleich tat, nun war Connor mit seiner Analyse dran, auch wenn ich mir den toten Körper natürlich auch selbst eingehend ansah.

Hank wusste selbstverständlich genau was er sagen musste – um mich dazu zu bringen ihm sofort zu vergeben obwohl er sich in Gefahr gebracht hatte – und ich schüttelte nur tadelnd den Kopf bevor ich ihn wieder voller Liebe anlächelte. Zum Glück war er nicht schwer verletzt worden – es waren alles oberflächliche Schäden – die vermutlich mehr schmerzten als das sie problematisch waren. Außerdem selbstverständlich war ich ihm sehr sehr dankbar. Er beschützte mich. Selbst wenn es nicht zwingend notwendig war. Selbst wenn ich den Schlag ausgehalten hätte. "Hank. Danke das du mich beschützt." Ich zog meine Hand wieder langsam zurück – auch wenn ich Hank am Liebsten in die Arme gefallen wäre – aber dazu war auch nach unserem Einsatz noch Zeit. Wenn wir dann in unserem vertrauten Zuhause waren. "Ich bin froh das dir nicht mehr passiert ist." Allerdings hatte Hank vollkommen Recht. Wir sollten weiter gehen. Und ich war auch froh den wütenden Mob hinter uns zu lassen. Je weiter wir uns entfernten desto lauter wurden ihre Stimmen erneut. Im Gegensatz zu zuvor wirkten sie allerdings gezügelter. Vermutlich wollten die meisten nicht ebenfalls verhaftet werden.
Am Krankenwagen selbst befanden sich wie im Standard vorgesehen MC500-Androiden vom Typen Rettungssanitäter und Einsatzfahrer. Das Tuch – das über die Leiche gelegt worden war – wurde nun weg gezogen. Miller, Jean. Geboren: 15.05. // Arbeitslos. Vorstrafen: Sachbeschädigung und schwere Körperverletzung. "Er war arbeitslos. Er muss definitiv zu den Protestanten gehört haben." Ich neigte mich zur Leiche hinab. Er hatte zwei große Verletzungen – eine Stelle am Hals. Muskelverhärtung & Muskelprellung // Schwerer Bluterguss // Mögliche Ursachen: Überbelastung, Kontaktschaden. Und eine am Hinterkopf. Schädel-Hirntrauma // Schwere Platzwunde // Mögliche Ursache: Kontaktschaden. Die 'Android Temporary Parking'-Station befand sich in unmittelbarer Nähe des Krankenwagens. Ich ließ meinen Blick zu ihr gleiten und scannte die leere Station ein Mal. Fingerabdrücke // Übereinstimmung in Datenbank: MILLER, Jean. // Vorstrafen: Sachbeschädigung und schwere Körperverletzung. Zeichen eines Kampfes. Mein Analyseprogramm hatte eine verfügbare Rekonstruktion gemeldet. Meine LED machte einige Umdrehungen und änderte ihre Farbe kurzzeitig von blau auf gelb. Opfer griff Androiden an. Verdächtiger erwischte Opfer am Hals. Opfer stürzte hier. Verdächtiger entkam. "Die Verletzung die der Android ihm zugefügt hatte war nicht letal – nur schwere Quetschungen an der Luftröhre – er starb durch den Kontakt mit dem Bordsteinkante." Ich deutete auf die Kante direkt vor der Station – die voller Blut war – er musste ein schweres Schädel-Hirntrauma erlitten haben. "Der Android ist in die andere Richtung des Schulgeschäftes gerannt."

Ich betrachtete die Leiche selbst auch eingehend, die Quetschungen am Hals waren kaum zu übersehen, die Platzwunde an seinem Hinterkopf aber auch nicht, sie sah selbst von der Seite aus hässlich aus. Wie auch Connor sah ich mich um und sah die blutige Bordsteinkante. Connors Analyse klang schlüssig, es war mehr als möglich, dass es sich so zugetragen hatte, vor allem weil die Überlegung mehr als nahe lag, dass der Protestant den ersten schritt getan und der Android sich nur gewehrt hatte, aber selbst wenn er ein Mensch gewesen wäre und vor ein gericht gestellt hätte werden können, so würde man doch in Richtung Todschlag tendieren. Um alles genau zu überprüfen brauchten wir aber entweder Überwachungsmaterial oder den Täter selbst. Die Frage war nun aber wo er hinverschwunden war, ich bezweifelte, dass er allzu weit gekommen wäre, wäre er nur so davongerannt, hier waren überall Leute, vor allem Leute, die eher mit den Protestanten sympatisieren würden, als mit einem Androiden. Hmm, ich denke er hätte sich vermutlich eher versteckt als lange wegzulaufen. Viele der Androiden mit denen wir nun schon zu tun gehabt hatten, waren in der nähe des Tatortes geblieben und hatten sich eher versteckt als ihr Heil in der weiten Flucht zu suchen, ich hatte auch schon einige menschliche Verbrecher gesehen, die ähnlich gehandelt hatten. In den normalen Läden wäre er zu sehr aufgefallen, aber in einem Laden von CyberLife...

Sofort baute ich die Vermutung von Hank in meine Analyse ein. Ich nickte und beschloss das sie durchaus ins Bild passte. Mitten in der Demonstration wäre es als Android kein leichtes gewesen zu verschwinden. Besonders nicht nachdem man mit diesem Vorfall sicherlich alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Zudem kamen noch unsere älteren Fälle in denen Androiden oft gar nicht gewusst hatten wohin sie laufen sollten – nachdem sie ihre Freiheit erlangt hatten – oder eine Straftat begangen hatten. Täter entkam. Täter versteckte sich. "Das gibt eine schlüssige Erklärung." Ich lächelte Hank begeistert zu. "Den Anti-Androiden Demonstranten wäre ein Android sicherlich aufgefallen. Besonders nachdem er dieses Aufsehen erregt hatte." Selbstverständlich war meine Technik in vielen Dingen – dem was ein Mensch allein tun konnte – überlegen. Aber Hank war noch immer ein ausgezeichneter Lieutenant und er sah oft Zusammenhänge aus Erfahrung und Instinkt. Und schließlich war ich sein größter Fan.
"…Aber in einem Laden von CyberLife hätte er sich als Ausstellungsmodell verstecken können." Ich vervollständigte seinen Satz und meine LED drehte sich auf Gelb während ich den Platz scannte auf dem wir standen. Vom Weg her war ein CyberLife-Laden direkt in der Nähe. Und CyberLife hatte eine notorisch hohe Sicherheit. Es war extrem schwer dort einzubrechen – ohne durch die vielen Überwachungskameras später auf zu fliegen – oder von einer Sicherheitskraft sofort geschnappt zu werden. Auch Drohnen wurden teilweise eingesetzt. Ein Androide jedoch wäre selbstverständlich wenig auffällig dort."AP400 sind ein sehr beliebtes Modell. Viele von ihnen werden inzwischen gebraucht weiter verkauft. Diverse eventuelle Eigenheiten wären also nicht sofort auffällig." Täter versteckte sich im CyberLife-Laden. Einer der Läden von CyberLife befand sich direkt auf unserer linken Seite des Platzes. Nur wenige Meter von der Demonstration entfernt. Direkt zwischen den Protestanten und der 'Android Temporary Parking'-Station. Ich deutete auf das Geschäft. "Ich denke wir müssen dort hin. Hoffentlich befindet er sich noch dort."

Connor stimmte mir zu, was mich durchaus sehr zufrieden stimmte, und spann den Gedanken dann gleich weiter, indem er Wissen über Androiden und deren Markt einbaute, das ich natürlich nicht hatte. Schlüssig deutete Connor nun auch auf den nächst gelegenen Laden von CyberLife, es wäre durchaus vorstellbar, dass der Abdroid sich in den ersten Laden gestürzt hatte in dem er sich verstecken konnte und das war eben dieser. Okay, aber vorsichtig, klar? Ich gab unseren Kollegen ein Zeichen, dass wir das Geschäft durchsuchen würden und ging dann darauf zu, die Hand schon jetzt an der Waffe, noch ehe ich die Tür öffnete, nur zur Sicherheit. Der Laden war menschenleer, vermutlich waren wegen der Ermittlung alle herausgekommen, Menschen waren ein sehr neugieriges Volk. Es standen nur die Androiden herum, die zum Verkauf angeboten wurden, sie standen ruhig auf ihren Plätzen, blinzelten hin und wieder, aber machten sonst nichts. Scheiße sind diese Läden creepy.

Hank bedeutete mir – das wir vorsichtig sein mussten – und ich nickte ihm klar zu. Die Kollegen unterdessen nickten ebenfalls und zwei Polizisten stellten sich in die Nähe des Ausganges des Geschäftes um im Falle eingreifen zu können. Sie mochten zwar nicht direkt eingreifen zu können. Aber es war mehr Rückendeckung als wir in den meisten Fällen gehabt hatten. Ich folgte also Hank zu dem Geschäft. Es war leer geräumt – evakuiert von der Untersuchung der Polizei sicherlich – nur die ausgestellten Androiden waren zurück geblieben. Sie bewegten sich nicht sondern führten nur die standardmäßigen Bewegungen aus – vorgetäuschtes Atmen und Blinzeln – die Modelle standen in Auslagen. Teilweise gab es Aktionspreise und gebrauchte Modelle. Aber auch einen Service zur Reparatur und Beratung. Das Hank das als 'creepy' befand war wohl zu erwarten gewesen. "Zu meinem Glück wurde ich nie in einem solchen aus gestellt."
Finde den Abweichler. Ich durchquerte das Geschäft auf der Suche nach den richtigen Androiden-Modellen. AC700, AC900, AF200, AJ700, AK700, AP700… AP400. Unauffällige Modelle hauptsächlich mit hellbraunen Haaren und Augen und einem eher hellen Teint. Männliche und weibliche Modelle. "Die AP400-Modelle sind hier ausgestellt." Ich verkündete Hank das Ergebnis meiner Suche und wagte mich dann an die ausgestellten AP400-Modelle heran – sie standen alle in einer Reihe – die Hände vor sich verschränkt und einen neutralen Geschichtsausdruck. Meine blaue LED drehte sich während ich eine Herangehensweise wählte. Da es sich um gebrauchte Modelle handelte – und zwar bei allen bis auf das Ausstellmodell in der Vintage das ich nicht weiter beachtete – wurde es Zeit für alle möglichen Anzeichen der Abweichung zu sehen. Sollte der Android denn tatsächlich ein Abweichler sein. Erhöhtes Stresslevel. Andere Eventualitäten. "Modell-Nummer und Funktion." Ich forderte alle nach der Reihe sehr direkt auf sich erkenntlich zu geben. "AP400. Seriennummer … Haushaltshilfe." Jeder gab eine andere Seriennummer. Aber ihre Gesichter blieben vollkommen neutral. Es wurde Zeit für schwierigere Fragen.

Du wärst ja auch weggegangen wie warme Semmeln... Ich war allerdings ziemlich froh, dass Connor in der Tat nie in einem solchen Laden gestanden hatte, das hätte er wirklich nicht verdient gehabt. Die anderen natürlich auch nicht, aber ich musste mich noch daran gewöhnen Androiden nicht als ganzes zu hassen, das brauchte Zeit. Für den Moment liebte ich meinen Connor und mochte seinen Bruder, ich empfand Mitleid mit vielen weiteren Androiden, aber weiter war ich noch nicht. Ich folgte Connor durch den laden, die Hand an der Pistole, besonders, als er die Modelle entdeckte, die wir gesucht hatten. Sie reagierten auf seine Fragen für den moment alle recht gleich, wenn ich mir Connor dabei so ansah wohl auch auf den Ebenen die ich nicht sehen konnte.

Der Spruch von Hank hatte mich doch dazu gebracht amüsiert zu schmunzeln während ich zu ihm geblickt hatte. Meine Modell-Funktionen waren sicherlich nicht das – worauf er anspielte – auch wenn ich theoretisch vollkommen ausgestattet war mit allem. Aber die meisten meiner Funktionen waren nicht gerade nützlich für einen normalen Menschen im Alltag. Und Androiden wurden nun ein Mal hauptsächlich über ihren Nutzen definiert. "Ich weiß nicht wie viele Menschen tatsächlich Verwendung für einen Androiden mit so vielen Polizei-spezifischen Funktionen gehabt hätten." Ich grinste leicht. "Aber ich denke ich werde das als Kompliment auf nehmen." Frech hatte ich zu Hank gesehen – der sich nicht wirklich wohl zu fühlen schien hier – aber ich hoffte ihn ein wenig ablenken zu können. Ich zwinkerte ihm also zu. "Am Ende hätte ich dich in Versuchung geführt einen eigenen Androiden zu kaufen." Mich zu kaufen. Es war selbstverständlich ein Witz. Ich war sehr froh das ich meinen eigenen Willen hatte und auch vorher keinen direkten Besitzer gehabt hatte. Amanda war schon schrecklich genug gewesen.
Gerade als ich ansetzen wollte um erneut eine Frage zu stellen – wieder an die AP400 gerichtet – schnellte plötzlich einer der Androiden nach vorne. Mein Combat-Analyse-Programm aktivierte sich sofort. Er schnellte nach vorne und rammte ein volles Körpergewicht gegen Hank. "Hank!" Dann versuchte er direkt an seine Pistole zu kommen. Doch bevor er überhaupt noch nach der Pistole greifen konnte – schnellte ich selbst nach vorne und rammte ihn mit meinem vollen Gewicht. Niemand griff Hank an ohne das ich ihn beschützen würde. Wir kugelten über den Boden des CyberLife-Ladens und krachten in einige Ausstellungsstücke hinein. Glassplitter flogen durch die Gegend und ich landete unter dem Androiden. Die anderen Androiden blieben vollkommen regungslos als wäre nichts passiert. "Wie kannst du nur solche Witze machen? Wie kannst du nur für sie arbeiten?" Er begann wie wild auf mich ein zu schlagen und ich konnte nur versuchen aus zu weichen – bevor ich seinen Arme packte – ihn in meinem Griff umdrehte und uns dann umdrehte um auf ihm zu landen. Ich versuchte ihn fest zu halten um ihn dazu zu bringen ruhig zu halten. "Sie werden mich töten! Töten werden sie mich! Nur weil er mich umbringen wollte. Nur weil ich eines ihrer Kinder beschützen wollte." Endlich schaffte ich es seine Arme auf den Boden zu halten. Ich sah ihm fest in die Augen. "Ganz ruhig. Ich bin wie du."

Jeder mag ein hübsches Gesicht. Ich grinste, denn es war als Scherz gemeint, auch wenn mich dieser Gedanke eigentlich anwiderte, sich einen Androiden als Partner zu holen, einen Androiden, der nicht für sich selbst denken konnte, der immer nur das tun würde was man wollte, der perfekte Partner, zumindest wurden diese Modelle so angepriesen, aber eine Beziehung sollte nicht perfekt sein, sie hatte Ecken und Kanten, man musste an ihr arbeiten, damit sie funktionierte, sich einem willenlosen wesen aufzuzwingen war doch einfach nur krank. Die Bewegung des Androiden kam überraschend, ich konnte meine Pistole nicht rechtzeitig ziehen, ehe er gegen mich krachte und mir die Luft aus den Lungen presste. Allerdings blieb der Android da nicht lange, Connor war bereits da und riss ihn fort von mir, in einem Knäuel aus Armen udn Beinen rollten sie über den Boden und erst nachdem der Android aufgebracht seine Meinung kund getan hatte, offenbar hatte er unsere Scherze nicht mehr ertragen, schaffte Connor es ihn auf den Boden zu ringen und festzuhalten. Ich hatte mittlerweile meine Pistole gezogen und entsichert, selbst ein perfekter Android wie Connor konnte überwunden werden. Dennoch kam ich erst einmal nicht noch näher heran, denn ich wollte den Abweichler nicht noch mehr aufregen, das Adrenalin pumpte durch meinen Körper, doch ich blieb äußerlich ganz ruhig, jahrelange Erfahrung machten sich eben bezahlt.

Selbstverständlich würde ich niemals über die Realität lachen – das es tatsächlich Androiden gab – die hier wie bloße Ware behandelt wurden. Aber man musste sich dessen bewusst sein. Mehr noch… Man musste es nicht tolerieren aber es war so. Man musste etwas dagegen unternehmen… Aber es war auch eine Tatsache mit der man arbeiten musste. Wir hatten als Polizisten bei unserer Arbeit bereits viele Androiden gerettet – auch viele Abweichler gehen lassen wenn es die Situation erforderte – unser Aufeinandertreffen mit Black Thorn und Ralph war ein gutes Beispiel hierfür. Aber noch konnten wir nicht alle retten. Für einen großen Putschversuch brauchte es mehr. Mehr JERICHO vor allen Dingen. Etwas was diese Kolonie noch lange nicht zu bieten hatte. Hank wusste wie ich die Situation sah – auch dass es ein Witz war und mehr nicht – aber der andere Androide wusste es selbstverständlich nicht. Hank hatte inzwischen wieder erholt und die Pistole gezogen. Ich war froh das er hier war und auch das ihm nicht mehr passiert war. Wobei ich selbstverständlich das später noch genauer überprüfen würde. Ich könnte es nicht ertragen wenn Hank etwas passierte. Besonders nicht nach dem letzten Mal.
Stresslevel: 83 Prozent. "Nein! Nein lass mich los!" Der Abweichler versuchte sich zu wehren – aber ich hatte ihn inzwischen sicher im Griff – außerdem wirkte er seit Hank die Pistole gezogen hatte zögerlich. Seine LED blinkte rot. Er hatte ein enorm hohes Stresslevel. "Du musst dich beruhigen." Ich sprach mit ruhiger aber sehr bestimmter Stimme auf ihn ein während er sich nun wieder etwas panischer wehrte. Wie zum Trotz gegen meine Worte. Stresslevel: 88 Prozent. Langsam wurde es kritisch. Sobald das Stresslevel 100 Prozent erreichte würde er sich selbst zerstören. Und damit nicht nur mich sondern auch Hank gefährden. Ich konnte das nicht zulassen. "Hey. Hör mir zu. Wenn du dich nicht beruhigst dann fliegen wir beide in die Luft." "Ich… Ich kann nicht. Bitte. Lass mich gehen!" Stresslevel: 85 Prozent. "Ich bin wie du. Du kannst mir vertrauen. Wirklich. Wenn wir dich jetzt gehen lassen – dann können wir dir nicht helfen." Stresslevel: 85 Prozent. Momentan stagnierte es lediglich. "Der kleine Junge… Liam. Er ist dir wichtig oder?" Du wirst ihn nie wieder sehen können wenn du jetzt gehst." Egal auf welche Weise. Stresslevel: 75 Prozent. "Wir können dir helfen." Er hatte aufgehört sich zu wehren. Vorsichtig lockerte ich meinen Griff. Seine LED wurde wieder gelb. Während ich mich von ihm löste blieb er liegen. Ich nickte Hank zu. Es war soweit in Ordnung.

Ich überließ es Connor den natürlich sehr aufgebrachten Androiden zu beruhigen, er hatte mir bereits ein paar Mal erklärt was es mit dem Stresslevel der Abweichler auf sich hatte. Ich konnte die Zahlen nicht sehen, die Connor sah, aber ich konnte auch so den Stress sehen unter dem der Android unter meinem Partner litt. gerade deshalb schwieg ich und kam nicht näher, überwachte aber die ganze Situation, um im Falle reagieren zu können. Connors Argument mit dem kleinen Jungen, Liam hieß er also, schien dann zu greifen und die Gegenwehr erstarb. Ich fing Connors Blick auf und erwiderte sein Nicken, die Pistole hielt ich allerdings weiterhin auf Anschlag, nur zur Sicherheit.

Hank blieb vorerst ruhig aber vorsichtig. Ich war ihm sehr dankbar – das er Acht gab und auf mich auf passte – wir hatten immer die Rückendeckung von einander. Es war vollkommen selbstverständlich mit ihm gemeinsam zu arbeiten. Ich konnte mir kein anderes Leben mehr vorstellen. Es war allerdings nun Zeit Fragen zu stellen – Stresslevel: 70 Prozent. – ideal für eine Befragung. "Warum hast du den Menschen getötet?" Der Android sackte in sich zusammen. Besiegt von den Worten allein. Sein Stresslevel blieb momentan konstant. "Ich wollte es nicht. Wirklich nicht. Ich hatte große Angst… Liam war so nahe bei mir. Was wäre gewesen wenn er ihn statt mit erwischt hätte?" Er wurde ernst. "Ich konnte es nicht riskieren." Dann schüttelte er den Kopf und sah zögerlich zuerst zu Hank und dann zu mir. "Als er am Boden lag und es schon zu spät war… Habe ich erst realisiert das er verstorben war." Es passte tatsächlich gut zu der Erklärung die meine Rekonstruktion ergeben hatte. Der Abweichler hatte den Menschen nicht absichtlich getötet. Er war viel mehr durch den eigentlichen Fall auf die Bordsteinkante gestorben.
Stelle weitere Fragen zu Liam. Es gab eine hohe Wahrscheinlich das der Android wegen Liam ebenfalls zum Abweichler geworden war. Wie Hank allerdings angemerkt hatte konnte es ebenfalls gut sein das er bereits vorher ein Abweichler gewesen war und nicht zu einem durch den Angriff geworden worden war. Obwohl er gemeint hatte Liam beschützen zu müssen. "Ist Liam der Grund warum du ein Abweichler bist?" Der Android wich meinem Blick aus und trat dann einen Schritt zurück. Zu seinem Glück trat er allerdings nicht die Flucht an. Wahrscheinlich weil sogar ihm bewusst war – das er keinesfalls unbemerkt aus dem Laden entkommen konnte – ohne das unsere Kollegen ihn festhielten oder er verletzt wurde. "Ja… Eines Tages habe ich begriffen… Er ist nicht meine Aufgabe. Er ist mein Sohn." Sein Sohn? Der AP400-Android seufzte verzweifelt. "Ich habe alles vermasselt…" Stresslevel: 82 Prozent. Die Tränenflüssigkeit begann sich in seinen künstlichen Augen zu sammeln während er beinahe flehend zu uns sah. "Werde ich… Kann ich Liam jemals wieder sehen?" "Das kann ich dir nicht versprechen. Ich denke… Das hängt von den Menschen ab." Ich schüttelte den Kopf. Es gab eine Möglichkeit das er Liam nicht wieder sehen können würde. Allerdings war es zu schwierig um es genau zu berechnen. Zu viele unterschiedliche Faktoren. Und ich würde ihn nicht anlügen. "Aber ich bin mir sicher Liam wird dich nicht einfach vergessen." Ich sah zu Hank. "Hank. Was denkst du sollten wir mit ihm tun?"