Okay, soll ich dich begleiten und dir helfen, oder willst du alleine gehen? Natürlich konnte ich auch eines meiner Geschwister mitschicken, wenn Ezra das lieber war, aber ich wollte nur zu gerne dicht bei ihm bleiben und ihm helfen, allerdings war das ja nicht meine Entscheidung. Ezra schienen meine Berührungen sehr gut zu tun, deshalb kraulte ich weiter seine Kopfhaut und hielt ihn dicht an mich gedrückt, ich hatte ja außerdem auch etwas davon.

Einen Moment spannte ich mich an und zögerte, eigentlich wollte ich nicht alleine sein, überhaupt nicht, aber andererseits war meine Wohnung wohl im schlimmsten Zustand seit langem, sie war schon immer unordentlich, schmuddelig und teilweise auch etwas zugemüllt gewesen, aber gerade war sie einfach nur ein Messiparadies. Jemand anderem wollte ich sie also auch nicht unbedingt zeigen. Andererseits, wenn ich dort alleine hinging, wie mein analytisches Gehirn anmerkte, würde ich wohl eher nicht mehr herauskommen. Mit dir., sagte ich leise, während nur noch die letzten Tränen über meine Wangen kullerten, ich fühlte mich vollkommen ausgelaugt und fertig.

Okay, dann komme ich mit dir. Ich zog mich etwas zurück, um Ezra einen süßen Kuss auf die feuchte Wange zu geben. Aber erst einmal essen wir etwas, sì? Wir haben sicher noch ein paar Cornetti da. Cornetto waren süße Hörnchen aus Blätterteig, die oft schon mit Marmelade oder Schokocreme gefüllt waren, in unserem Falle hatten wir immer welche mit beidem da, Frühstück war im Hause Vargas etwas was nicht sehr ausführlich war, dafür die anderen Mahlzeiten umso mehr.

Dann doch irgendwie erleichtert sah ich Felicita an, wie sie mir einen Kuss auf die Wange drückte, ich hatte schon ein bisschen vergessen, wie viel Körperkontakt ich früher zu meinen Freunden auch gehabt hatte und viel mehr, wie sehr ich das vermisst hatte. Es fiel mir irrsinnig schwer mich zu öffnen, deshalb war ich froh um die paar Freunde, die ich eben hatte, drei waren meiner Meinung nach aber auch vollkommen ausreichend, immerhin waren es die drei besten. Ich nickte vorsichtig. Die mit Marmelade?, fragte ich hoffnungsvoll.

Aber natürlich piccolino, ich hole uns ein paar. Ich drückte Ezra noch einmal liebevoll an mich und löste mich dann langsam von ihm, um uns jeweils zwei Cornetti auf Teller zu legen und einen davon sofort vor Ezra abzustellen. Die anderen schlafen bestimmt noch, wir geben ihnen wegen dir bescheid, wenn wir wieder da sind.

Etwas losgelöst atmete ich auf, als Felicita mich wieder losließ, aber auch etwas erleichtert, es fühlte sich so an, als ob mein Körper wieder etwas leichter geworden wäre, als ob nicht mehr alles so bedrückend auf mich wirken würde, auch wenn ich mich noch immer ziemlich im Loch befand. Ist klar., stimmte ich ihr zu, aber das hätte ich sowieso, egal was sie vorgeschlagen hatte, bevor ich eines der Cornetti nahm, es hatte mir auch schwergefallen in letzter Zeit besonders viel zu essen, gerade hattet ich auch nicht wirklich Appetit, aber sie waren lecker, das wusste ich aus Erfahrung, und ein paar Bissen würden schon nicht schaden.

Ich war auch bald wieder auf meinem Platz neben Ezra, so dass unsere Schultern gegeneinander stießen, und begann mein eigenes Frühstück mit großem Appetit zu verzehren. Das Aspirin wirkte nun und ich konnte meine Kopfschmerzen kaum noch spüren, übel war mir auch nicht, ich war schließlich noch jung und steckte den Alkohol besser weg als Leute eines älteren Semesters.

Bissen um Bissen arbeitete ich mich vor, aber ich konnte nicht unbedingt dem Alkohol die Schuld geben, dass ich keinen wirklichen Hunger hatte. In meiner Wohnung hatte ich Phasen gehabt, Phasen in denen ich alles in mich hineingeschlungen hatte und dann wieder Phasen, in denen ich keinen Bissen herunterbekommen hatte, es war ein ständiges auf und ab gewesen und ich hatte es gehasst.

Wir sollten uns auf dem Rückweg dann noch Eis kaufen, wir könnten einen gemütlichen Fernsehabend auf der Couch machen. Ich trank meinen Kaffee aus, schenkte mir allerdings noch einmal nach und tat das selbe ungefragt bei Ezra, schaden konnte es ihm sicherlich nicht.

Wie in einem Film nach einer Trennung., dachte ich mir, allerdings hielt ich dann kurz inne, während ich etwas feststellte, dass ich so direkt gar nicht erwartet hätte, denn es war eigentlich weniger eine Trennung und mehr ein Zusammenfügen geworden und zwar von meiner Freundschaft zu den drei wichtigsten Personen in meinem Leben. Es fühlte sich so an, als könnte ich endlich wieder atmen, so schwer es auch war, es war besser als zuvor und das wusste mein Kopf, auch wenn mein Herz da noch nicht so ganz mitgekommen warn. Machen wir... glaubst du Joy und Joce würden auch kommen wollen?, fragte ich, immerhin hatten wir eigentlich im Sparringraum ausgemacht heute, aber sie hatten sich in der Gruppe auch noch nicht gemeldet, vielleicht war ihnen also etwas dazwischengekommen. Apropos, ich sah auf mein Intercom und grinste über die Jinder-Benachrichtigungen. Kennst du die?, fragte ich scherzhaft und zeigte Felicita das Match zwischen uns, sie hatten alle ihr Versprechen gehalten, zumindest die drei wichtigsten Matches hatte ich somit schon einmal, mit anderen rechnete ich zwar auch gar nicht, aber was sollte es, sie hatten mir gestern schließlich mit vereinten Kräften ein Profil gemacht, es konnte ja auch nicht schaden.

Sicher, wir fragen sie nachher, bestimmt schlafen sie noch ihren Kater aus. Ich kicherte leise, was dann zu einem ganzen Lachen wurde, als Ezra mir unser Match zeigte. Nie gesehen, aber die ist heiß, lass sie nur nicht abspringen, ve~

Da hast du vermutlich recht., stimmte ich Felicita zu, immerhin hatten wir keinen Anlass etwas anderes zu denken, bevor ich ebenfalls leise in ihr Lachen einstimmte, auch wenn es beinahe etwas schmerzte, als wäre es anstrengend fröhlich zu sein. Gleich noch ein Geräusch ertönte, es schien, als hätte ich noch ein Match bekommen, was mich dann doch ganz schön verlegen werden ließ, ich war darin wirklich nicht so gut, aber ich antwortete nur ganz schnell, bevor ich mein Intercom wieder wegsteckte. Wollen wir jetzt gleich los?

Ja, lass uns gehen, ich rufe uns ein Taxi. Das ging ja immerhin schnell, ich sah auf mein Intercom und bestellte ein Taxi vor die Tür, ehe ich noch rasch Gavin, einem meiner Matches, antwortete, der sich nun seit langem wieder einmal auf Jinder gemeldet hatte. Okay, es sollte in ein paar Minuten da sein, gehen wir. ich stellte unsere Tassen in die Abwasch, die Teller auch, und griff dann nach Ezras Arm, um mich bei ihm einzuhaken, ehe ich ihn in Richtung Ausgang zog.

Ich hatte wirklich das Gefühl, ich müsste mich die ganze Zeit bedanken, bei allem was Felicita für mich tat, aber ich unterdrückte den Reiz, sie hatte immerhin gesagt, dass ich mich nicht für alles bedanken musste. Es war so schön, dass sie das als selbstverständlich sah, aber ich fühlte mich trotzdem beinahe aufdringlich, obwohl ich sie kaum um etwas davon gebeten hatte, außer dass sie mich nun begleitete. Ich lächelte sie trotzdem deutlich dankbar an, bevor ich ihr nach draußen folgte.

fahren mit dem Taxi zu: Ezra's kleine Wohnung

Ich tätschelte Ezra liebevoll die Hand, als wir hinaus gingen und glitt dann in das bald vorfahrende Taxi. Ezra zu begleiten freute mich und ihm zu helfen war etwas Selbstverständliches für mich, wir waren immerhin Freunde.
(Ezra's kleine Wohnung)