Meine Sachen bei mir, die Tasche geschultert, folgte ich meinem Schwesterherz auf dem Weg. Meine Hände hatte ich in meine Hosentaschen geschoben und schlürfte ihr praktisch hinterher. Momentan ging es mir nicht wirklich gut, diese Begegnung hatte etwas in mir aufgewühlt, das ich lieber vergessen wollte. Und zudem musste mich Schwesterherz gerade unbedingt raus schleifen. Lieber wollte ich mich verkriechen und die Welt vergessen.
Das Haus der Vargas kannte ich bereits, doch jedesmal fand ich es einfach schön hier. Es war im italienisch anmutenden Stil, und auch den Garten fand ich wunderschön. Hier war man einfach super gern. "Jetzt Reiß dich mal zusammen, Joy...", murrte ich. So sehr es ihn traf, er sollte sich davon nicht so fertig machen lassen. Wir erreichten schon bald den Eingang und ich seufzte leise. Kurz darauf betätigte ich die Klingel.

Joyce und Jocelyn sollten Glück haben, es war mein Zwilling der ihnen aufmachte. Feliciano sah nicht lange überrascht aus, ich hatte ihn nicht vorgewarnt, sondern lächelte gleich beide breit und einladend an. "Ciao Bella! Kommt herein, ve~" Feliciano trat zur Seite, um die Zwillinge einzulassen und freute sich einfach über den Besuch.

Wenn ich ehrlich war, dann war ich wirklich froh, dass nicht Romana die Tür öffnete, denn ihr würde ich es zutrauen, dass sie uns die Tür wieder vor der Nase zu knallen wurde. Erfreut lächelte ich Feliciano an. "Freut mich, dich zu sehen", lächelte ich ihn an. Ich schob Joy vor mir ins Haus.
Grüßend hob ich die Hand und versuchte wirklich, mich ein bisschen zusammen zu reißen. "Hey, freut mich!", grüßte ich ihn dann. Schon wenig später wurde ich von Schwesterherz ins Haus geschoben.

"Kommt ins Wohnzimmer, ich mache euch Pasta, ve~" Egal welche Tageszeit, Feliciano machte immer gerne Pasta und zwar für jeden. Unser Taxi fuhr vor, als mein Zwilling gerade die Haustüre schließen wollte, er sah uns noch rechtzeitig und stieß sie wieder auf. "Mia sorella! Ciao Ezra!" Ich stieg aus dem Taxi und ging erst einmal meinen Zwilling begrüßen, mit einem Kuss auf seine Wange, ehe ich Joyce und Jocelyn musterte. Okay, Joy, du siehst furchtbar aus. Feli? Könntest du ein bisschen Eis einkaufen gehen? Wir sind nicht mehr dazu gekommen. Mein Zwilling nickte entspannt und schlenderte von dannen.

kommen von: Ezra's kleine Wohnung

Feliciano stand in der Tür, als wir gerade ankamen und ich hob die Hand, um ihm stumm zu winken, bevor ich Felicita mit beiden Taschen umgehängt folgte, ich nickte den Zwillingen auch zu, die im Eingang des Hauses standen, das ich nun auch betrat. Hi. Ich musterte sie einmal, sagte aber sonst noch nichts, sie wirkten beide nicht auf der Höhe, das war ich zwar auch nicht, aber ich war eigentlich ganz froh um die Ausrede, um nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen.

Gerade als die Tür hinter uns geschlossen werden sollte, trafen auch Feli und Ezra ein, erstere stieß die Tür wieder auf. Es war nicht schwer zu erkennen, dass er sich nun als männlich identifizierte. "Hey ihr zwei", grüßte ich die beiden Ezra trug Taschen bei sich und Feli bat Feliciano, etwas Eis kaufen zu gehen. Kurz sah ich ihm nach, ehe ich mich wieder an Feli und Ezra wandte: "Danke, dass wir kommen durften."
8ch gab mir schon ein wenig Mühe, normal zu wirken, aber unsere besten Freunde kannten uns beide einfach gut genug, um zu merken, dass wirklich etwas war. "Sehe ich wirklich so schrecklich aus?", hakte ich nach. Wenn ich ehrlich war, fühlte ich mich mies, hatte aber gar nicht wahr genommen, dass es auch von außen so bemerkbar war.

Das könnte zwar auch ein Dauerzustand sein... Ich grinste kurz, wurde dann aber wieder ernster. ...aber ja. Gehen wir ins Wohnzimmer, da ist es bequemer, ve~ Ich nahm mir Joyce vor und schob ihn in Richtung Wohnzimmer.

Er/ihm gerade., erwähnte ich trotzdem, es konnte ja nicht schaden, bevor ich beobachtete, wie ich Felicita Joyce schnappte, weshalb ich zu Jocelyn trat und ihr vorsichtig einen Arm um ihre Schultern legte, während ich sie einmal besorgt musterte. Dann folgte ich Felicita's Beispiel und bugsierte sie in Richtung Wohnzimmer.

Nicken nahm ich die Information von Ezra zur Kenntnis, auch wenn wir wussten, wie er sich gerade identifizierte.
Eigentlich hätte ich sofort eine andere Erwiderung auf den Lippen gehabt, die selbstbewusster wäre, denn je, aber aktuell brachte ich nicht mehr als ein schwaches Lächeln zustande. Feli nahm sich mir vor und wir gingen damit zusammen weiter, steuerten damit dann das Wohnzimmer an.
Ich lächelte Ezra an und nickte ihm ebenfalls zu, auch wenn es mir bereits klar war. Während Feli sich also Joy geschnappt hatte, legte Ezra mir einen Arm um die Schultern, und führte mich dann in Richtung Wohnzimmer. Es tat mir gut, und gab mir Halt. Gerade hatte ich stark sein wollen, dass Joy mir nicht ganz in die Vergangenheit abrutschte, aber im Grunde wollte ich auch nur Halt und dass jemand da war. Leicht lehnte ich mich beim Laufen gegen ihn.

Bald kamen wir im Wohnzimmer an und ich drückte Joyce auf das weiche Sofa, ehe ich mich auch dazu setzte und mich gegen ihn lehnte. Also gut, jetzt erzählt, was ist los? Erst jetzt fiel mir auf, dass ich immer noch nur das Hemd trug, dass ich mir nach dem aufstehen angezogen hatte, auch als wir rausgegangen waren, aber es störte mich nicht, ich war was meinen Körper anging mehr als selbstbewusst.

Jocelyn lehnte sich leicht gegen mich und ich strich ihr sanft über den Oberarm, während sich Felicita gut um Joyce kümmerte, den sie im Wohnzimmer angekommen auch gleich auf die weiche Couch drückte, wo nun auch Jocelyn und mich hinsetzen ließ, so dass Felicita auf der einen Seite der Zwillinge und ich auf der anderen saß, die beiden in der Mitte. Ich sagte nichts dazu, denn Felicita hatte die wichtige Frage schon gestellt.

Wir erreichten schon sehr bald das weiche Sofa, auf das ich von Feli dann gleich gedrückt wurde, und Ezra und Schwesterherz erreichten es auch schon bald. Letztere saß nun neben mir, auf meiner anderen Seite war Feli. Tief seufzte ich und ließ augenscheinlich alle Luft aus meinen Lungen weichen, fast, als habe sich welche angestaut. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Vielleicht mit "Hey Leute, ich bin unfähiger als ein Haufen Dreck und bin schuld, dass mein Zwillingsbruder zu meiner Zwillingsschwester wurde. Aber hey, schon okay, wir sind ihm nur wieder begegnet und wie ich sehe, bin ich noch genauso unfähig und schwach wie früher schon!" Das fiel definitiv weg, außerdem wusste ich nicht, ob Jocelyn offenbaren wollte, dass sie einst ein Mann gewesen war.
Ezra strich mir leicht über den Arm, bis wir die Couch erreichten und wir ließen uns wenig später wieder nieder. Dankbar lächelte ich ihn einen Moment an. Ich war wirklich dankbar den beiden, denn ich konnte mir eigentlich denken, dass Ezra nicht grundlos erstmal bei Feli im Haus wohnen würde, und zudem, dass er sicher noch genügend eigene Probleme, Sorgen und anderes im Kopf hatte, als sich um uns zu kümmern. Trotz dass Feli auch bereits fragte, was passiert war, blieb Bruderherz ruhig und sagte kein Wort. Besorgt sah ich ihn kurz an. "Es gibt eine Person in dieser Kolonie, die uns mit Leichtigkeit brechen kann, ohne uns wirklich zu kennen", setzte ich schließlich an, es fiel mir schwer, darüber zu sprechen, meine Stimme klang gepresst. Es war mindestens so schwer für mich, wie für Joy, doch ich riss mich zusammen, für ihn. "Bevor wir die Ausbildung zu SWAPPER begonnen haben, hatten wir eigentlich nie im Sinn, welche zu werden. Es war uns... egal. Aber dann... hat Vanir uns in die Finger gekriegt..." Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich spannte mich an, während mein Blick wieder finter wurde, wie letztens an unserem Saufabend. "Er hat uns beinahe gebrochen. Alle Narben, die ihr an Joy jemals gesehen hat... an denen ist er schuld... uns beide. Er hat Dinge verändert, mich vollkommen... und heute... sind wir ihm wieder begegnet. Er hat nicht vor, es gut sein zu lassen", sprach ich dann leise weiter, haderte noch, ob ich ihnen von meinem früheren Ich, Jasper, erzählen sollte.
Ich hielt den Blick gesenkt, während Jocelyn erzählte und versuchte, endlich wieder Herr über mich selbst zu werden. "Ich dachte immer, ich wäre mit der Ausbildung zum SWAPPER und all den Erfahrungen als SWAPPEr stärker geworden. Aber ich bin noch genauso schwach wie früher!", zischte ich dann aufgebracht, es war ein wunder Punkt, dass ich bereits damals nicht stark genug und dazu schuld war, dass Jasper zu Jocelyn wurde. "Es ist meine Schuld, dass Jocelyn..." Ich hob den Blick, sah einmal fertig Feli an, auch Ezra, und dann Jocelyn, bei ihr mischte sich ein fragender Blick rein. Sie nickte mir zu. "Ich hatte damals einen ZwillingsBRUDER. Wir dachten, wir hätten alles hinter uns gelassen, aber jetzt... ist er wieder da. Und weiß, wer wir sind... wo wir sind vermutlich auch schon..."

Ich ließ die beiden erst einmal einfach nur reden, sie zu unterbrechen würde nichts nutzen, selbst wnen ich eine menge Fragen hatte, die nur immer mehr und mehr wurden, je weiter die beiden sprachen. Allerdings klärte sich durch diese Erzählung einiges worüber ich mich bei den beiden immer mehr oder weniger gewundert hatte, die gar so vielen Narben von Joyce zum Beispiel oder auch manche Verhaltensmuster bei Joyce. Sie waren also Opfer von Vanir geworden, The masked Demon, der stellvertretende Anführer der RESISTANCE und irgendetwas dort war auch passiert, das aus einem Mann die Jocelyn gemacht hatte, die ich erst kennen gelernt hatte. Was mich aber auch sehr sorgte war Joyces letzte Aussage, dass Vanir sicherlich wisse wo sie wären, denn das konnte gefährlich für uns alle werden. Ich hatte die Hände vor dem Mund und Tränen glänzten in meinen Augen. Santo cielo, i miei poveri angioletti. Ich legte meine Arme um Joyce und griff Jovelyn auch noch und zog sie dazu. Das tut mir alles so furchtbar leid. Danke, dass ihr das mit uns geteilt habt, ihr seid so stark. Ich wollte natürlich gerne wissen was genau mit Jocelyn passiert war und was Vanir heute getan hatte, aber vor allen bei ersterem konnte ich sie nicht zwingen das zu erzählen.

(Santo cielo, i miei poveri angioletti. = Um Himmels willen, meine armen kleinen Engel.)

Leise hörte ich zu, während die beiden erzählten, doch leider war es kein Einzelschicksal, dass sie uns da mitteilten. Die Welt war grausam und es gab viele gefährliche Metamenschen, auf die nicht ohne Grund ein Kopfgeld ausgesetzt war, Vanir war da allerdings noch ein besonderer Sonderfall, gefährlicher als die meisten anderen, stark und rücksichtslos. Ich reagierte nicht so emotional wie Felicita, aber man sah deutlich, wie ernst und grimmig mein Blick geworden war. Wenn ich den Bastard jemals finde, bringe ich ihn um.

Es war mir schwer gefallen, das alles mit ihnen zu teilen, und Jocelyn war es sicher mehr als schwer gefallen. Felis erste Reaktion war auf Italienisch, weshalb ich nicht verstand, was sie sagte. Kurz darauf legte sie ihre Arme um mich und zog auch Schwesterherz dazu. "Ich bin nicht stark", widersprach ich leise und lehnte mich dennoch in die Umarmung von Feli hinein, "Er hat nur... Sprechen müssen... Und mich wieder unter seiner Kontrolle gehabt. Ich brauch ihn nur sehen... Und alles in mir erstarrt..." Ezras Reaktion war weniger emotional, jedoch war sein Gesicht grimmig und man konnte sehen, dass er es absolut ernst meinte. Ob wir alle zusammen stark genug wären, ihn wirklich umzulegen? Oder würden wir nur alle in das Visir dieses verdammten Kerls rücken?
Felis erste Worte verstand ich nicht. So oft hatte sich in meinem Kopf die Horrorvorstelling gebildet, dass ich in ihren Augen nicht mehr die Freundin sein würde, wenn sie die Wahrheit wussten, wenn sie wussten, dass ich einmal ein Mann gewesen war. Ich wusste, sie waren tolerant, beide, und dass die Angst unlogisch war. Doch leider waren Ängste immer irrational. Feli schloss die Arme um Joy und zog auch mich dazu. Ich legte so gut wie möglich meine Arme um die beiden und schloss kurz die Augen. "Wir haben zu danken... Dass ihr da seid und uns zugehört habt", gab ich leise zurück, versetzte Joy nach seinen Worten einen kleinen Stoß. Ezras Reaktion war weniger emotional, aber grimmig. "Wenn ich wüsste, wie man ihn tötet, wäre ich jederzeit dabei. Aber es wirkt fast, als wäre er unsterblich", antwortete ich Ezra leise. "Ich hoffe, wir haben euch nicht den Abend versaut."