Aufgebracht ballte er die Hände zu Fäusten. Er hatte alles versucht, dennoch war er eine einzige Enttäuschung geblieben. Egal, was er tat, wie sehr er sich Mühe gab, jedes Mal war er nur mehr eine Enttäuschung. Wann hatte sich das alles eigentlich so entwickelt? Seit wann bemühte er sich eigentlich für irgendjemand anderes, als für sich selbst? In der Gasse damals war er das erste Mal ins Straucheln gekommen. Oder war es an dem Tag, als Patton und er Ally auf der Straße gefunden hatten? Sein Gesicht hinter der Maske verzog sich. Der große, fiese Bösewicht, der weich geworden war. Was für ein Trauerspiel. Wo waren all die hasserfüllten Schwure hin, die er seinem Vater gegeben hatte? Wo war seine Bösartigkeit hin? Das hier fühlte sich oftmals so falsch an, einfach weil er keine Ahnung hatte, was er da eigentlich tat. Seufzend starrte er aus dem großen Besprechungsraum hinaus, in dem er auf jemanden wartete.

Der Maskenträger erinnerte sich noch genau an diesen kalten Tag auf dem Weihnachtsmarkt, als das Mädchen vor ihre Füße stolperte. Sie hatte nur Zuckerwatte haben wollen, und sogsr genügend Geld, aber dennoch war sie abgelehnt worden. Nur, weil sie eine Meta war. Sonderlich begeistert war der Mann unter der Maske nicht gewesen, als Patton dem Mädchen helfen wollte, denn am Liebsten hätte er sie auf der Straße stehen lassen. So ein Kind bedeutete Verantwortung. Und die konnte er sicherlich nicht gebrauchen. Und trotzdem konnte er nicht sagen, wann dieses kleine Nervenbündel sein Herz erobert hatte. Dessen Existenz er definitiv bestritt. Davon abgesehen hatte der Bösewicht nicht erwartet, dass mein Feind Mitgefühl hatte, mit ihm. Irgendwann hatte der Maskenträger die Aufeinandertreffen nicht genossen, weil er den Helden einfach quälen wollte, sondern vielmehr, weil er ihn sehen wollte. Etwas paradox war es schon, dass Vanir ihm jedes Mal weh getan hatte. Und dennoch... Ich habe gehofft, dass es anders sein würde, dass du diesmal wirklich anders bist […], hallten seine Worte in seinem Kopf wieder. Doch wollte er das wirklich? Konnte er wirklich zu den Guten gehören, nach allem, was passiert war? Mit einer seiner weiß behandschuhten Hände fuhr er durch seine wie immer ordentlich zurück gekämmten Haare. Er hatte das entsetzte Gesicht seiner mittlerweile groß gewordenen Tochter vor Augen. Jahrelang hatte er Schurken gequält und es vor Ally geheim gehalten. Mehr durch Zufall, als der Schurke gerade in Aktion gewesen war, hatte sie ihn erwischt. Nie hatte er sie da mit rein ziehen wollen. Seit diesem Tag war sie nicht mehr nach Hause gekommen und er wusste nicht, wo sie war. Zu seinem Glück war Patton noch nicht da gewesen, er wusste, dass er ihn zur Schnecke dafür gemacht hätte. Und nun war er hier. Leider wusste er genau, dass es nicht nur an Ally lag, sondern auch an etwas ganz anderem. An einem Sturm an Gefühlen, die er sorgfältig weg schloss.

Die Tür flog auf und er zuckte, sichtlich aus Gedanken gerissen, zusammen, ehe er herum fuhr. Red Riding Hood, flankiert von zwei anderen Helden, stand im Raum. In ihren entsetzten Gesichtern konnte er ablesen, dass sie nicht mit ihm gerechnet hatten. Das entlockte ihm ein Lachen, welches böser als beabsichtigt klang. "Was machst du hier...?", war von Red Riding Hood zu hören, weiter kam er jedoch nicht, da die beiden Helden bereits auf ihn los gingen. Mühelos zauberte er zwei Puppen hervor, wich dem waghalsigen Angriff leicht aus und platzierte die beiden Puppen auf den Schultern ging. Entspannt ging er auf Red Riding Hood zu, mit seinem üblichen Grinsen, und schnippte entspannt mit dem Finger. Eine Explosion erschütterte den Raum. Rauchen gingen die Helden hinter mir zu Boden, sie hatten das Bewusstsein verloren. "Endlich können wir reden", stellte der Maskierte fest. "Wenn du denkst, du kannst hier eindringen und ins fertig machen, dann hast du dich geirrt. Ich werde jeden hier mit meinem Leben beschützen!", erwiderte der sture Held, was ihn erneut auflachen ließ. "Wenn ich das wollte, dann hätte ich hier längst alles in Schutt und Asche gelegt", antwortete der Maskenträger kühl, wohl wissend, dass er der Überlegene von beiden war, ging weiter auf ihn zu. Red Riding Hood rührte sich nicht, stattdessen starrten sie sich gegenseitig an, obwohl sie nur wenige Millimeter von einander getrennt waren. "Was wäre, wenn deine Worte etwas in mir bewegt haben? Wenn ich wirklich versuchen will, einmal der Gute zu sein? Wenn ich ein Held sein will?", sprach er die Worte aus, die ihm so lange in den Gedanken gekreist waren. Und während er sie aussprach, hatte er auf einmal das Gefühl, dass das alles hier richtig war. Für Ally, wie er sich einredete, nicht für sich selbst oder weil er für den Helden vor sich mehr empfand, als er sollte.

Stille senkte sich über die eingefleischten Feinde. Ob Red Riding Hood ihn aufnehmen würde? Der Moment fühlte sich wie eine Ewigkeit an, und der Blick des Helden ging dem Bösewicht, der gut sein wollte, unter die Haut. So als könne jemand das allererste Mal unter seine Maske blicken. "Warum?", zerriss die Stimme des Kopes der Mission COURAGE, er hatte die Helden lange alleine geführt, die Stille, "Warum änderst du auf einmal deine Meinung?" Vanir zögerte nach dieser Frage deutlich, was seinem Gegenüber verriet, dass da mehr war, als er nun antwortete: "Ich habe eine Tochter, Ally. Dad weißt du. Und ich möchte für sie eine bessere Welt schaffen. Und der Onkel sein, den sie verdient hat", log er. Oft genug hatte der Maskierte es zu sich vor dem Spiegel gesagt, und jetzt klang es genauso unglaubwürdig, wie all die Male zuvor. Der Blick von Red Riding Hood wurde finster. Oft genug hatte der Bösewicht ihn belogen, benutzt, und ihm weh getan. "Warum sollte ich dir dieses Mal vertrauen?", kam es von dem Helden.

Mehr konnte er nicht sagen, denn Vanir beschloss, Nägel mit Köpfen zu machen. Sich das einzugestehen, was er niemals wahr haben wollte. In einer schnellen Bewegung packte er diesen am Kragen und drückte ihn gegen die Wand, ehe er seine Lippen auf Red Riding Hoods Lippen legte. All das Verlangen brach durch, er genoss diesen Augenblick mehr, als er sollte, und schloss einen Moment die Augen. Erst als ihm langsam, aber sicher die Luft ausging, löste er seine Lippen von seinem Gegenüber, und sah ihn an. Hätte er ein Herz, würde es jetzt schneller schlagen. Wie konnte es sein, dass er Liebe empfand. Ein Rätsel, dass der Maskierte nicht ergründen konnte. "Ich weiß nicht, wie man das macht, aber kann ich auch einmal der Gute sein? Kann ich... Ein Held werden?" Erneut senkte sich Stille über die Beiden. Die Spannung in diesem Raum war beinahe mit Händen zu greifen, ehe nach Sekunden, die sich wie Jahre anfühlten, die Antwort kam: "Ja, du kannst ein Held werden."