Ich sagte nichts als sie mich ansprach aber das ich die Tür offen ließ als ich zurück trat war wohl Antwort genug. Genau genommen war es mir egal ob sie rein kam oder nicht. Mir war wenn so wollte alles egal was nichts damit zu tun hatte das ich vielleicht meinen Mann zurück bekam. Ich ließ die Tür also offen und ging selbst wieder ins Wohnzimmer wo ich mich wie vorher aufs Sofa setzte und auf die halbvolle Teetasse starrte die dort schon seit Stunden stand. ,,Wisst ihr etwas neues?", fragte ich sie leise und mit einem winzigen Hoffnungsschimmer auch wenn ich wusste das es wohl vergebens war.

Ich folgte der anderen Frau ohne zu zögern ins Haus hinein, an dessem Zustand man auch drinnen sah, dass sich seit Wochen nicht viel hier getan hatte. Die Luft war abgestanden und sauber war es auch nicht mehr richtig. Ich schloss die Tür hinter mir und spazierte Snowwhite nach ins Wohnzimmer. Leider nein, aber wir suchen weiter. Selbst wenn ich nicht glaubte, dass wir noch viel finden würden. Ich setzte mich zu der Beraterin aufs Sofa und musterte sie mit mitfühlendem, weichen Blick. Wie fühlst du dich, Süße?

Damit das ich lange nichts gemacht hatte im Haus hatte sie recht, aber ich konnte mich einfach zu kaum etwas aufraffen. In der Küche stapelten sich die Imbisspackungen und die Fenster waren auch schon ewig nicht auf gewesen. Ihre Antwort auf meine Frage erstickte meine winzige Hoffnung und ich fiel wenn möglich noch mehr in mir zusammen. Es war aber auch schon irgendwie das was ich erwartet hatte, trotz wirklich winziger Hoffnung. Ich spürte wie sie sich zu mir setzte und auch ihren Blick auf mir und zuckte leicht mit den Schultern. Ich weiß es nicht. Ich fühle mich bis auf den allgegenwärtigen Scherz einfach nur leer, gab ich leise und ehrlich von mir. Es war aber wirklich so. Bis auf den Verlustschmerz nahm ich kaum etwas anderes wahr und empfand einfach eine Leere in mir von der ich nicht wusste wie ich sie füllen sollte.

Das ist okay. Ich lächelte weiterhin sanft und legte Snowwhite sanft eine Hand aufs Knie, auch wenn ich diese sofort wegziehen würde, sollte sie Anzeichen dafür zeigen, dass sie das nicht wollte. Willst du darüber reden? Es war mir ein Angebot, es gab keinen Zwang dazu es anzunehmen, aber sollte sie es doch wollen würde ich ihr ein offenes Ohr schenken.

Ich zuckte leicht als sie mir die Hand aufs Knie legte aber wehrte mich nicht weiter dagegen. Es war nach den Wochen Isolation einfach ungewohnt. ,,Was soll ich sagen? Er ist weg und ich weiß nicht ob er tot ist oder noch lebt. Ich weiß einfach gar nichts über seinen Verbleib und das frisst mich auf", fing ich leise an zu sprechen. ,,Wenn ich wenigstens wüsste was mit ihm ist dann könnte ich mich auf etwas neues konzentrieren, aber so hänge ich einfach irgendwo im nirgendwo und.....naja das macht mich eben fertig." Das traf es wohl am besten fand ich.

Ich lauschte Snowwhite schweigend und geduldig, während sie mir versuchte zu erklären wie es in ihrem Inneren aussah. Nicht gerade gut, aber das war ja zu erwarten gewesen, nach einem solchen Verlust leider auch erwartungsgemäß. Was denkst du was er sich gewünscht hätte was du in dieser Situation tust? Ich versuchte sanft heranzugehen, auch wenn das hier wohl kaum möglich war. Ich glaubte nicht, dass ihr Ehemann wieder kommen würde, ich hatte ihn als Tod abgestempelt, in Ermangelung von Beweisen für das Gegenteil, so traurig es mich auch machte.

Ihre Frage brachte mich ins Grübeln und als ich nach einigen Minuten das Wort ergriff, tat ich es zögerlich und auch leicht unsicher. ,,Er....würde wollen das ich weiter mache. Das ich nicht aufgebe, aber ich weiß nicht ob ich das ohne ihn kann. Er war....er ist meine große Liebe und ich kann es mir einfach nicht vorstellen wie es weitergehen soll ohne ihn. Er fehlt mir so unglaublich. Wir....hatten an Kinder gedacht. Weißt du das? Wir wollten eine Familie gründen", erzählte ich ihr leise.

Das denke ich nämlich auch, selbst wenn es nicht leicht ist. Das war es was sich ein guter Partner für den zurückgebliebenen Part wünschen sollte, so wie ich das sah, dass diese Person weiter machen konnte und ihr Leben lebte, auch ohne einen selbst. Das wusste ich nicht. Erzählst du mir von euren Plänen? Weiter war meine Stimme ruhig und sanft, ein weiches Lächeln blieb auf meinem Gesicht, während ich Snowwhite mit voller Aufmerksamkeit musterte.

Ich nickte leicht als sie mir zustimmte was das anging was mein Mann mir wünschen würde. Er hätte sich aber wirklich ein gutes Leben für mich gewünscht, nur wusste ich im Moment nicht wie das ohne ihn gehen sollte. Bei ihrer Frage ob ich ihr von unseren Plänen erzählen würde lächelte ich traurig und wehmütig. ,,Wir haben es schon länger versucht, es hatte aber nie geklappt. Kurz vor.....vor der Mission sah es dann so aus als hätte es das endlich und wir hatten uns schon so gefreut. Ich war dann am Tag der Mission war ich beim Arzt um es vielleicht bestätigen zu lassen aber der Test hatte sich geirrt und ich wollte es ihm später sagen....mich von ihm trösten lassen aber stattdessen...." Ich ließ den Satz offen denn was stattdessen passiert war dürfte wohl klar sein. Ich hatte an einem Tag sowohl meinen Mann als auch die Hoffnung auf ein gemeinsames Kind verloren.

Eine Schwangerschaft, die nicht hatte sein sollen und diese Enttäuschung auch noch am selben Tag an dem sie ihren Mann verloren hatte. Das hätte wohl jedem mit einem Herz die Tränen in die Augen getrieben. Oh Süße, das ist schrecklich. Anteilnehmend drückte ich leicht Snowwhites Knie unter meiner Hand und schluckte einen Kloß in meinem Hals herunter.

Wieder nickte ich nur leicht denn als sie mir ihr Beileid zu allem aussprach war es als würde mir ein Kloß die Kehle zu schnüren und die Tränen die sich gerade gelegt hatten begangen wieder haltlos zu fließen während mich die Schluchzer zu schütteln begannen. Es war einfach alles zu viel und jetzt wo ich endlich mit jemandem darüber sprach, und nicht nur gelegentlich weinend dem Lieferanten die Tür aufmachte und dieser dann fragte ob alles gut sei, brachen auch die letzten Dämme bei mir. Zögerlich aber dann doch den Halt suchend lehnte ich mich gegen Cyana und ließ einfach alles raus.

Ich war überrascht, als Snowwithe sich an mich lehnte, aber ich würde mich nur selten jemals vor Körperkontakt zurück ziehen, vor allem, wenn die andere Person es so dringend zu brauchen schien. Hey, ist schon okay. Ich zog die schmälere Frau sanft an mich und an meine Brust, ehe ich begann ihr über den Rücken zu streichen und sie einfach heulen ließ.

Ich hörte das sie etwas sagte aber wirklich bei mir ankommen tat es nicht. Gerade war nur wichtig das sie da war, mich hielt und mich weinen ließ. Die Dämme waren gebrochen und ich wusste nicht wie lange ich einfach nur weinte aber gefühlt waren es Stunden. In Wirklichkeit waren es nur höchsten 10 maximal 20 Minuten oder so. So lange dauerte es bis ich nicht mehr konnte und einfach nur noch in ihren Armen lag, geschüttelt von trockenen Schluchzern. Aber auch das legte sich ganz langsam und ich lehnte die Stirn an ihre Schulter. ,,Danke Cyana", sagte ich leise bevor ich mich wieder richtig hinsetzte und mir über die Augen wischte. ,,Es dürfte wieder gehen, zumindest erstmal."

Ich hielt Snowwhite ruhig und fest in meinen Armen, einfach nur eine warme, beruhigende Präsenz bei der sie sich ausweinen konnte so viel sie wollte. Ich sah nicht auf die Uhr und verurteilte sie nicht, sie war nichts als eine arme Frau die ihren geliebten Mann verloren hatte, sie hatte jedes Recht dazu zu trauern. Als sie sich dann von mir zu lösen begann entließ ich sie aus meine Armen und lächelte sie warm an. Jederzeit, Süße, kein Grund zu danken.

,,Doch. Gerade dafür sollte man sich bedanken finde ich. Nicht jeder würde mich so bei sich weinen lassen", sagte ich leise. Ich war ihr zu tiefst dankbar für das was sie für mich tat indem sie hier war und sich um mich kümmerte. Jetzt wo ich nicht mehr allein war viel mir auch auf wie es hier aussah und ich seufzte bevor ich mir durch die Haare fuhr. ,,Oh man...ich bin schon so eine. Ich hab es hier ja mächtig schleifen lassen. Wenn....wenn er wieder kommt es hier so aussieht dann bekommt er noch einen Herzinfakt. Ich sollte wohl mal etwas aufräumen. Und eine schlechte Gastgeberin bin ich auch noch. Kann ich dir ein Glas Wasser oder so anbieten?", fragte ich sie seufzend während ich aufstand und ein paar Sachen einsammelte um diese in die Küche zu bringen und dort dann in den Geschirrspüler zustellen.