Im Ernst!? Gerade als ich wieder richtig Luft holen hatte können, verstärkte sich mein Lachen erneut. Meine Brust bebte und mein Atem stockte, als ich erneut dröhnend zu lachen begann. Der ganze schwere Körper in dem ich mich befand wurde richtig durch geschüttelt, aber diese Situation war auch einfach viel zu amüsant. Mit meinem funktionierenden Auge fixierte ich Ezra – als dieser schnell die Flucht ergriff. Ein klein wenig Enttäuschung breitete sich durchaus in meinem Körper aus, jedoch konnte ich den asiatischen Söldner in diesem Punkt wohl verstehen. „Ich hasse es, dass du uns verlässt, aber ich sehe dich zu gerne gehen, Kitten!“ Meine Stimme dröhnte mit einem lüsternen Tonfall sogar durch mein Lachen hindurch. Ich blinzelte und musterte die Treppe an der Stelle, bei der zuvor noch Ezra gestanden hatte.
„Nicht dein Ernst?“ Ich wandte meinen Körper und drehte ihn wieder Richard zu. Inzwischen schüttelte mich mein Lachen immer weniger und wurde langsam zu einem Grinsen reduziert. „Du hast ganz schön Humor, Bürschchen.“ Ich klopfte Richard mit meiner großen linken Pranke locker auf die Schulter – obwohl er ein stabiler Androide war bewahrte ich mich und ihn davor zu viel meiner Kraft einzusetzen. Eine Erklärung bin ich ihm schuldig. „Das war Ezra. Ezra Lee.“ Mein einzelnes Auge blitzte freudig auf, als ich mich an unsere Vorstellung erinnerte. „Er ist eigentlich ein Söldner spezialisiert auf Metamenschen wie mich, aber wir beiden sind keine Feinde mehr, würde ich behaupten.“ Ich hob meine breiten Schultern und zuckte locker mit diesen. Einen kurzen Blick warf ich noch zur Treppe bevor meine Aufmerksamkeit ganz Richard gehörte. „Vielleicht kommt er öfter hierher:“
Ich drehte mich um und deutete mit meiner rechten Hand auf die moderne Ausstattung hinter uns. Der Boden im unteren Geschoss war überall derselbe dunkle Holzboden. „Das hier ist auf jeden Fall die Küche.“ Eine Kücheninsel mit großem Waschbecken und einer Art Bar in weiß mit Holzdetails. Weiße Barhocker davor. Dahinter eine große Herdplatte mit schwarzer Wand dahinter und vielen weißen Küchen-Regalen in denen sich allerlei Geräte, Besteck, Geschirr und Sonstiges befand – mehr als ich mir jemals merken hätte können. „Ich koche ganz gerne. Wohnzimmer und Esszimmer sind beides offen.“ Ich drehte mich erneut nach vorne und deutete ebenfalls auf den Rest des Zimmers in dem wir uns befanden. Wir standen bei der großen weißen Couch mit einem flachen gräulichen Kaffeetisch. Dahinter befand sich eine große ebenfalls weiße TV-Bank mit großem Flachbildfernseher darauf. Der große gläserne Esstisch mit 10 weißen Stühlen befand sich direkt unter der Treppe – die Ezra gerade nach oben verschwunden war.
Entspannt senkte ich meine Arme und steckte meine Pranken in die breiten Hosentaschen meiner schönen Anzugshose. Ich sollte sie nachher noch wechseln, fiel mir auf, den wegen der Gasse hatte sie doch einige unsaubere Spuren an den unteren Beinen. „Hier geht es auch nach draußen auf das Deck.“ Ich trat rechts um die Couch vorbei und dann bis zu der offenen großen Glastüre. Von dieser aus überblickte ich mit aufmerksamen Auge meine Außenterrasse. Ich trat nicht auf die aktuell ruhige Veranda hinaus, stattdessen drehte ich meine Schultern nach links, um zurück zu Richard zu sehen. Hinter mir im Augenwinkel konnte ich den Pool erkennen, der innen immer beleuchtet war, auch mitten am Tag. „Couch. Liegen. Das Übliche. Da ist auch mein Pool und ein kleiner Landeplatz.“ Eine große außen schwarze, innen weiße Couch und ein selbiger dazu passender Couchsessel. Dazu zwei weiße Liegen direkt am beleuchteten Pool und eine aktuell leere Landefläche für kleinere Flugobjekte oder Ähnliches. An den Seiten überall gelbe aktuell nicht angeschaltete Lichter.
Ich deutete von meiner Position an der geöffneten Glastür auf die Seite links, gegenüber von der Treppe. Eine weiße unscheinbare Tür. „Hier unten ist noch mein Büro. Dort findest du mich meistens hier.“ Dann hob ich erneut meine Hand und deutete die Treppe hinauf. „Die Treppe rauf sind Schlafzimmer und Badezimmer.“ Von hier aus konnte man allerdings nur die zwei weißen Sitzgelegenheit und Türen erkennen. Mein Blick wanderte wieder zurück zu dem jung wirkenden Androiden. CyberLife bot selbstverständlich verschiedene Modelle an, aber es war schockierend, selbst wenn ich mir nichts anmerken ließ, wie ähnlich Richards Aussehen einem Teenager gleich kam.
„Du kannst dich hier überall ausbreiten – wie du möchtest.“ Mit einem aufmerksamen Auge beobachtete ich Richard. Ich wollte zuerst abwarten, wie er reagierte auf mein unverbindliches Angebot – er musste immerhin nicht hier bleiben, wenn er nicht wollte. Dennoch breitete sich ein unbekannt stechendes Gefühl in meiner Brust aus bei dem Gedanken, dass er gleich wieder verschwinden würde.

@Richard @Ezra Lee

Verwirrt blinzelte ich, als sich Wills Lachen nur noch verstärkte. Er schien der Einzige zu sein, der diese Situation auch noch lustig fand, denn ich wusste nicht wirklich, was ich tun sollte. Meine LED drehte von blau auf gelb. Auch wie er ihn nannte, verwirrte mich, machte es nicht besser. Regungslos stand ich da und versuchte, die Situation irgendwie einzuordnen, was mir einfach nicht gelingen wollte. Kitten, wie Will ihn genannt hatte, war mittlerweile wieder die Treppe hinauf geflohen. Wills Stimme dröhnte, während er dem Geflohenen noch etwas hinterher sagte, ehe er sich mir zuwandte. Sein Lachen verschwand langsam. Weiterhin regungslos lag mein Blick auf Will, ich stand aufrecht und ziemlich starr, wie man es wohl von einem normalen Androiden erwarten würde.
Sein Lachen war nun wieder in ein Grinsen übergegangen. H-hab ich?", entgegnete ich unsicher, denn eigentlich konnte ich mich nicht daran erinnern, einen Witz gemacht zu haben, und verstand nicht genau, wie er darauf kam. Das war eine reine Schutzreaktion gewesen, wenn man es so nennen wollte, denn auch wenn Will mir nicht feindlich gesinnt war, bedeutete das nicht, dass es nicht irgendjemand anderes war. Als er zu erklären begann, hörte ich aufmerksam zu und speicherte den Namen zu dem Gesicht aus meiner Erinnerungen ab. Ezra Lee. Alles klar. Seine Worte ließen zwischen den Zeilen lesen, dass er eine Art Metamenschen-Jäger war, und wie er nun fest stellte, würde ich ihn vermutlich noch öfter sehen. "Dann habe ich nichts vor ihm zu befürchten", stellte ich fest, ich konnte mir nicht vorstellen, dass er es zulassen würde, dass mir etwas geschah, und langsam beruhigte ich mich wieder ein wenig. Von jedem Fremden konnte eine Gefahr ausgehen, wobei es eigentlich unwahrscheinlich war, dass mir hier irgendeine Gefahr drohte. Das hatte er mir schließlich bereits deutlich gemacht. Hier war es sicher. Genau. Ich bin in Sicherheit. Oft genug hatte er bereits betont, dass er mich beschützen würde.
Kurz darauf folgte ich mit meinen Augen seiner Handbewegung, es war modern ausgestattet. Der dunkle Holzboden gefiel mir und die Küche... sie hatte alles. Wirklich alles, zumindest fiel mir auf den ersten Blick nichts auf, was mir fehlen würde, sollte ich je hier stehen und kochen. Wenn ich ehrlich war, konnte ich das sogar vor meinem inneren Auge sehen. Allerdings nicht, weil ich es musste. Weil ich es wollte. Es freute mich sogar, zu hören, dass er gern kochte, und ich nickte langsam. "Ich koche auch gerne. Auch wenn es zu meinem Programm gehörte... ich hab es geliebt", gab ich offen zu und widerstand den Drang, die Küche noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Mein Blick blieb noch etwas länger an der Küche hängen, ehe ich meinen Blick los riss und mich ebenfalls umdrehte, um seiner Führung weiter zu folgen. Schweigend verfolgte ich seine Führung und beschloss, die Informationen, die ich erhielt, besonders, dass er meistens in seinem Büro zu finden war, zu speichern. Kurz darauf wanderte mein Blick die Treppe hoch, erneut nickte ich langsam.
Unsicher sah ich erneut Will an, unsere Blicke trafen sich. Stille breitete sich aus, während ich erneut nach Zeichen suchte, die vielleicht Hintergedanken andeuten würden. Bei der Führung hatte sich meine LED wieder auf blau zurück gedreht und ich fiel erneut in diese Starre. Dabei dachte ich intensiv darüber nach, ging die Optionen durch, wie es ausgehen konnte. So gern ich Markus und Simon schätzte, so sehr ich auch JERICHO als Zuflucht schätzte, war das hier ein wirklich gutes Angebot. Zudem konnte ich keine Anzeichen erkennen, dass irgendein Haken hier dran war. Wobei sich das hier auch schnell wieder ändern konnte, aber im Verstecken und Weglaufen müsste ich mittlerweile ein Profi sein. Zusätzlich dazu ließ er mir sogar die Wahl, ich durfte selbst darüber entscheiden. Ich durfte noch immer tun, was ich wollte, obwohl er mir sicherlich mit Leichtigkeit seinen Willen aufzwingen könnte. "Ich... ich möchte gerne bleiben", entgegnete ich schließlich. Leicht senkte ich den Blick. "Es fühlt sich irgendwie... unwirklich an", gab ich ehrlich zu, "als würde ich ein normales Leben führen..." Wie ein Teenager, der sein eigenes Zimmer bezog bei seinem neuen Ziehvater. Leicht schüttelte ich den Kopf. Kann ich überhaupt noch ein normales Leben führen?

Es hatte zwar etwas Zeit gebraucht, aber ich war fündig geworden und hatte mir einfach ein schmuddeliges T-Shirt von Bull übergeworfen. Ich hatte akzeptiert, dass ich meinen Anzug wohl erst beim nächsten Mal wiederbekommen würde... Moment, beim nächsten Mal? Was dachte ich mir da nur? Ich schlich mich also still und heimlich die Treppe nach unten, wo ich allerdings Bull und auch Richard, wie er sich ja vorgestellt hatte, wieder stehen sah. Ich hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte, also reagierte ich gar nicht. Ich ging langsam und ihren eventuellen Blick ausweichend zur Tür, wo ich mich aber dann entschied, dass ich mich zumindest verabschieden sollte. Öhm..., nuschelte ich leise in mich hinein, Wir sehen uns dann und so. Mit diesen Worten verschwand ich schnell hinaus aus der Tür und versuchte bloß all dem hier auszuweichen. Ich bin selber so ein 바보.

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(바보 (Babo) = Dummkopf)

Meine Stirn legte sich in ernste Falten, als ich den Androiden mit einem Auge nachdenklich betrachtete. Richard hatte seine deutlichen Unsicherheiten und der braunhaarige Android wirkte schutzbedürftig – mehr noch als es viele der anderen Androiden auf mich taten. Es war gut zu wissen, dass er ebenfalls gerne kochte, denn in meinem Kopf ergaben sich bereits einige Szenarien und ich hatte schon seit Jahren mit niemandem gemeinsam gekocht. Ob Ezra wohl gerne kocht? Ich schüttelte allerdings sofort den Kopf. „Du wirst von niemandem etwas zu befürchten haben.“ Meine Stimme war ein Brummen. Leise und dennoch gefährlich drangen die Töne aus meiner breiten Kehle. „Wenn jemand dumm genug ist dich falsch anzusehen, werde ich mich persönlich darum kümmern.“ Dann jedoch wandte ich mich wieder nach Richard um und legte ihm bedacht meine Pranke auf seine Schulter. „Und du kannst mir alles erzählen. Solltest du Probleme haben. Ich habe immer ein offenes Ohr. Oder sogar zwei.“ Offenes Auge habe ich nur eines. Ich ließ sie dort noch ein paar Sekunden liegen – bevor ich sie wieder zu mir zurückzog und meine großen Hände vor meinem breiten Körper verschränkte.
Sieh an, wieder angezogen, unser Kätzchen. Meine Lippen kräuselten sich zu einem amüsierten Lächeln und ich musterte die Figur, die eindeutig eines meiner Hemden trug. Für Ezra war meine Größe definitiv groß genug, um mein Oberteil zu einem Kleid für ihn zu machen. Die Teile von seinem Anzug, die ich nicht in meinem Übereifer und Gier ruiniert hatte, würde ich zwar waschen, aber ich beschloss, ihm einfach einen neuen Anzug schneidern zu lassen. Ich hob grinsend die Pranke und winkte ihm nach. Plötzlich ganz schüchtern. „Bis zum nächsten Mal, Kitty.“ Ich drehte mich wieder zum Androiden, doch entschied mich in der letzten Sekunde anders und drehte mich wieder zu Ezra, um ihm noch einen letzten Kommentar nach zu rufen. „Ich weiß, du wirst dich früher oder später nach mir entbehren!“
„Ah. Richtig.“ Ich hörte die Tür sich schließen und drehte mich wieder zu Richard zurück. Just in diesem Moment war mir noch etwas eingefallen, das Richard wahrscheinlich wissen sollte. Zumindest hatte Ezra es damals etwas empfindlich aufgenommen, als ich es nicht sofort verstanden hatte. Jedes Kätzchen hat eben doch Krallen. „Ezra ist genderfluid. Könnte also sein, dass er das nächste Mal, wenn du ihn siehst ein Mädchen ist. Oder etwas Anderes.“
Wer lebt heutzutage schon ein ‚normales‘ Leben? Ich schmunzelte etwas und nickte dann, um Richard in seinen Vermutungen zu zu stimmen. „Das ist vollkommen selbstverständlich.“ Ich nickte erneut, denn ich konnte seinen Gedankengang selbstverständlich nachvollziehen, es musste eine große Umstellung sein hier zu sein. „Du kannst auch jeder Zeit gerne das Apartment verlassen.“ Ich spürte eine Vibration und hörte ein dumpfes Geräusch an meinem großen Bein. Mein Intercom! Ich zog das technische Gerät mit zwei Fingern aus meiner Hosentasche und betrachtete den Bildschirm eingehend. Solomnia Records!! „Verdammt!!“ Ich hatte vergessen, dass mich dieser gemeinsame Plan mit Vanir und Mystique schon bald ereilen würde. Ich steckte mein Intercom demnach wieder weg und sah direkt zu Richard. Wieder legte ich ihm eine meiner großen Hände auf die Schulter. „Hör zu, ich weiß das ist gerade kein guter Zeitpunkt.“ Mein Tonfall war annähernd sogar entschuldigend – eher besorgt. „Aber ich habe leider eine meiner Verpflichtungen und die kann ich nicht versäumen.“ Ich nutzte meinen starken Arm um ihn erneut kurz an mich zu ziehen und vorsichtig mit einem Arm zu umarmen. Ich hielt ihn nicht lange dort, nur kurz zur Verabschiedung. Dann entließ ich ihn bereits wieder und zog meine Hand zurück. „Ich komme bald wie möglich wieder. Und dann kümmern wir uns um alles.“
„Pass auf dich auf.“ Ich grinste kurz und musterte den Androiden vor mir anerkennend. „Richie.“ Dann versetzte ich meinen großen und schweren Körper bereits in Bewegung. In großen Schritten steuerte ich auf den Ausgang meines Apartment zu. Die Tür hörte ich noch hinter mir sich von selbst schließen. Es wird Zeit für etwas Chaos in dieser viel zu ruhigen Kolonie!!

Auch wenn ein Teil von mir mittlerweile begriffen hatte, dass Will nichts Böses mit mir im Schilde führte, so saß die Unsicherheit noch immer in mir fest und ließ mich einfach nicht los. Unzählige Male war ich repariert worden, nur um dem Hass und der Zerstörungswut meiner ehemaligen Besitzerin zum Opfer zu fallen. Mühevoll verdrängte ich aufsteigende Erinnerungen und versuchte, nicht an Marie-Anne zu denken, doch es war schwer, nach vorn zu blicken, ihm zu glauben. Ich wollte ihm glauben. Dass ein Leben vor mir lag, dass sich auch wie eines anfühlte, und nicht für immer wie eine ewige, lange Flucht vor der Vergangenheit sein würde. Langsam senkte ich den Blick, doch sofort hob ich ihn wieder und sah ihm in sein freies Auge, nachdem er mir seine Hand auf meine Schulter gelegt hatte. Ungläubig suchte ich nach einem Zeichen, dass er log, dass er das hier nicht ehrlich mit mir meinte. Irgendwas, das mir Gewissheit gab, dass sich meine Zweifel bestätigten, auch wenn ich es nicht hoffte, doch ich konnte einfach nichts finden. Er schien es ernst zu meinen. "Ich... ich komme darauf zurück, wenn Bedarf besteht", entgegnete ich. Noch gab es so viel, das ich verarbeiten musste. Doch auch ich hörte schließlich Ezra, seinen Gast, er stand an der Tür und verabschiedete sich. Leise verabschiedete ich mich ebenfalls, aber ob er das gehört hatte, blieb ein Rätsel. Etwas verwirrt jedoch hörte ich, was Will zu Ezra zu sagen hatte, und sah Ezra dann eine ganze Weile nach.
Die Tür hatte sich mittlerweile geschlossen und ich hob wieder den Blick, nachdem Will sich wieder zu mir gewandt hatte, und sah fragend zu ihm, hörte aufmerksam zu. //Ezra ist genderfluid. Information wird gespeichert. // Genderfluide Menschen haben ein „flüssiges“ Geschlecht, das sich mit der Zeit oder in Abhängigkeit von Situationen ändert. Obwohl „genderfluid“ ein nicht-binäres Geschlecht ist, können sich genderfluide Personen auch zeitweise binär (männlich / weiblich) verorten.// Leicht nickte ich. "Verstanden. Ich werde das beim nächsten Mal berücksichtigen", gab ich wenig später zurück. Überrascht war ich jedoch auch, als er mir die Freiheit einräumte, das Apartment jederzeit zu verlassen, denn das war etwas, das mir Marie-Anne verboten hatte, es sei denn, sie hatte mich für irgendeinen Botengang los geschickt. Nach dem Vorfall mit ihren Eltern hatte sie mich nie wieder aus dem Haus gelassen. Ich war ein Gefangener gewesen. Selbst als ich geflohen war, so war ich noch immer ein Gefangener von ihr. Wohin ich auch ging, bisher hatte sie mich immer gefunden. Vielleicht glaubt sie jetzt endlich, ich sei tot. Dann kann ich endlich Markus und Simon in JERICHO besuchen und ihnen sagen, dass ich immer noch lebe. "A-alles klar", schob ich als Antwort schnell hinterher, da ich das durch die Überlegung beinahe vergessen hatte.
Erschrocken zuckte ich zusammen und wollte bereits zurück weichen, als ich ihn fluchen hörte, nachdem er einen Blick auf sein Intercom geworfen hatte. Sofort hatte sich meine LED von blau auf gelb gedreht, denn nach allem, was geschehen war, konnte ich nicht mehr einschätzen, wie Menschen reagierten. Besonders, wenn sie einen Anlass hatten, zu fluchen. Erneut zuckte ich zusammen, als er mir eine seiner Hände auf die Schulter legte. Die Angst war zu groß, dass er sich letztendlich vielleicht doch dazu entschied, mich auseinanderzunehmen oder mir etwas anderes, schmerzhaftes, anzutun. Jedoch geschah nichts der Gleichen, wodurch ich bereits wenig später wieder eine entspannte Haltung einnahm, als er sich erklärte. Damit verstand ich, auch wenn es wirklich kein guter Zeitpunkt war. Denn ich wollte nicht allein sein. Schon gar nicht jetzt. In der Stille würde alles wieder hoch kommen, was ich gerade verzweifelt zu vergessen versuchte. Jedoch wagte ich keinen Versuch, ihn aufzuhalten. Etwas perplex tat ich im ersten Moment nichts, als er mich an sich zog und mich umarmte, ehe ich diese Umarmung, wenn auch nur ganz zaghaft und für einen kleinen Augenblick, erwiderte. "O-okay, dann bis bald. Und... und pass auch auf dich auf!" Er hatte mich gemustert, allerdings hatte in seinem Blick Anerkennung gelegen, ehe er mich sogar bei meinem Namen nannte. Als wäre ich für ihn wirklich ein lebendiges Wesen, das genauso am Leben war, wie jeder andere Mensch auch!
Die Stunden vergingen, als es hier still geworden war, nachdem auch er das Apartment wieder verlassen hatte, und ich noch immer auf die Stelle starrte, an der Will noch gestanden und mich umarmt hatte, ehe er gegangen war. Erinnerungen stiegen in mir hoch, die ich vergessen wollte, an die ich nicht denken wollte. Meine LED drehte noch immer auf gelb, immer wieder holte ich Luft, obwohl mein Körper diese noch nie gebraucht hatte. Vielleicht war es besser, wenn ich mich erstmal ablenkte oder irgendwas tat. Für einige Minuten ging ich durch das Apartment, befühlte die Gegenstände und bestaunte die Küche. Es dauerte, bis das Gefühl der Sicherheit durch mich drang und sich meine LED wieder auf ein stetiges Blau verändert hatte, nachdem ich auch eine kurze Nachricht über das alte Interface gesendet hatte, jeweils eine an Markus und eine an Simon. Es waren kurze Nachrichten, die sie beide verstehen sollten. Und bald war ich sowieso in JERICHO und konnte den beiden Hallo sagen. Das machte jedes weitere Wort überflüssig. Meine alten Freunde. Genau. Ich werde sie besuchen, solange Will nicht da ist. Dann muss ich auch nicht allein sein. Wie ein scheues Reh trat ich zur Tür und sah mich um, als ich diese geöffnet hatte. Kurz streckte ich den Kopf raus und sah mich um, ehe ich dann das Apartment verließ, mit dem Ziel JERICHO vor Augen.

=> Der Untergrund - Dunkle Gassen

cf: Das Zentrum » Hunter HQ » Sparring- und Trainingsräume

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen zurück zum Haus der Vargas zu gehen und Felicita endlich die gesamte Geschichte zu erzählen, aber dann hatte ich mich doch mehr oder weniger aufgehalten. Ich war zu mir kurz in meine Wohnung gegangen, nur um mich umzuziehen, denn ich hatte mich einfach danach gefühlt und stolzierte jetzt durch die Gegend, als würde ich auf Wolken schweben. Trotzdem beschäftigte mich etwas, nämlich dieser Richard, der Haushaltsassistent, ich hatte nicht viel mitbekommen, wohl aber, dass er wahrscheinlich nicht einfach nur ein Android war und ich war mehr als nur misstrauisch. Ich hatte um ehrlich zu sein fast nie etwas mit Androiden zu tun, höchstens bei Diensten oder Interaktionen, aber auch als Söldnerin jagte ich sie nicht, stattdessen konzentrierte ich mich lieber vollkommen auf Metamenschen. Ich war also irgendwie zu dem Haus, in dem Bull's Apartment lag, zurückgekehrt und als ich Richard gesehen hatte, wie er sich auch noch so oft umsah, als er das Haus verließ, war ich ihm sofort gefolgt. Der führt doch etwas im Schilde.

tbc: Der Untergrund » Dunkle Gassen

cf: Der Untergrund » Dunkle Gassen

Um ehrlich zu sein dachte ich nicht einmal daran, warum Richard nicht auf die Old Japan Expo hatte gehen können, bei dem ganzen Androidenzeugs war ich mir doch definitiv nicht ganz sicher, also beschloss ich lieber für die Zukunft zu sprechen als die Vergangenheit. Ich war aber generell auch keine besonders gute Rednerin, also konnte man es mir sicherlich verzeihen. Die Expo ist wirklich wunderschön. Das nächste Mal solltest du auch hingehen. Ich schnaubte nur belustigt und schüttelte den Kopf, während ich uns beim Apartment-Gebäude von Bull angekommen, direkt in den Aufzug verfrachtete. Losgelassen hatte ich Richard dabei nie, auch als ich den Knopf für den höchsten Stock drückte. Ich bin eine Söldnerin. Wenn mir jedes Mal wenn ich jemanden tragen würde, der zu schwer werden würde, hätte ich meinen Job nicht mehr. Ich sprach ohne jede Arroganz, sondern eher aus purem Realismus. Wäre ich empfindlich, hätte ich meinen Job wohl nie überlebt. Der Aufzug machte ein klingendes Geräusch und die Türen öffneten sich. Es schauderte mir als wir sein Apartment betraten beinahe auch äußerlich, aber definitiv innerlich, immerhin hatte ich ewig mit mir gerungen und war nahe an der Schwelle gewesen zu entscheiden, dass es wohl besser wäre, ich käme nie wieder hierher, aber jetzt war ich hier, einen Androiden auf meine Schultern gestützt, wie ironisch konnte das Leben nur sein? Ich muss dringend noch mit Felicita reden. Und mit Joce und Joy... Oh bei Buddha. Da ich mich nicht besser auskannte, beförderte ich uns zur Couch, wo ich Richard dann auch etwas losließ, um ihm die Gelegenheit zu geben, sich dort hinzusetzen. Ich wusste nicht, wie das mit Androiden war, aber mit einem Mensch hätte ich das so gemacht. Ich verschränkte dann die Arme und musterte ihn. Bull sollte das trotzdem erfahren. Ihm das zu verschweigen erschien mir nicht ratsam. Wer weiß, wie er reagiert.

"Ich hoffe, ich kann es dann", entgegnete ich aufrichtig. Vorausgesetzt, Marie-Anne war bis dahin gestorben oder saß hinter Gittern, denn ich bezweifelte, dass sie jemals aufgeben würde. "Vielleicht können wir ja nächstes Jahr zusammen hingehen... als Freunde?", gab ich eine kleine Hoffnung preis, denn neben Will war sie die Erste, die mich behandelte, als wäre ich ein Mensch. Als würde ich leben. Abgesehen von Markus und Simon natürlich. Auf dem ganzen Weg hatte Ezra mich nie los gelassen, und ihre Antwort erleichterte mich doch ein wenig, auch wenn ihr Job wohl ganz schön gefährlich war. Ihre Worte waren vollkommen ohne Arroganz, sie sprach schlichtweg die Wahrheit, und das machte Ezra in meinen Augen noch sympathischer, selbst wenn sie mich nicht gerettet hätte, würde ich sie sicherlich mögen. Ich registrierte das Geräusch des Aufzugs, während auch gleichzeitig eine Nachricht von Markus einging, an deren Beantwortung ich mich sogleich machte. Währenddessen erreichten wir wenig später das Apartment und sie bugsierte mich zur Couch.
Auf diese ließ ich mich fallen und atmete tief durch, obwohl ich diese eigentlich nicht brauchte. Jedoch ruckte mein Kopf hoch und ich sah sie mit großen Augen an, wie ein verschrecktes Reh. Meine LED blieb gelb, doch der Gedanke, dass ich das alles Will gestehen musste, sorgte dafür, dass mein Stresslevel kontinuierlich anstieg. "M-muss ich w-wirklich?", entgegnete ich zögerlich, voller Angst. Es war nicht so, dass ich Will nicht gern hatte. Eher das Gegenteil war der Fall, denn es fühlte sich an, als würde er etwas in mir sehen, das kein anderer Mensch in mir gesehen hatte. Als würde er uns Abweichler verstehen. Es fühlte sich so an, als würde er mich wie seinen eigenen Sohn behandeln. Als wäre er der Vater, den ich als Android nie gehabt hatte. Viel mehr hatte ich Angst, dass er es sich vielleicht anders überlegte, je mehr ich Probleme machte. Er hatte mich erst versorgen müssen, ich hatte seine Klamotten schmutzig gemacht, und auch seine Couch. Es war bestimmt nicht günstig gewesen, mich reparieren zu lassen, oft genug hatte Marie-Anne mich sogar für Reparaturkosten leiden lassen, obwohl sie das verursacht hatte. Und jetzt war ich schon wieder verletzt, hatte schon wieder Probleme gemacht und sogar seine Freundin Ezra mit hinein gezogen.
"Was, wenn er dann die Nase voll von mir hat? Ich hab euch doch allen bisher nur Schwierigkeiten bereitet... Vielleicht hat er genug davon und schickt mich weg...", entgegnete ich kurz darauf. Eigentlich war das nicht gerade etwas, das ich mit Ezra hatte teilen wollen, zumindest nicht so früh, aber zum Einen war ich ihr das schuldig, nachdem sie mir das Leben gerettet hatte. Und zum anderen wusste sie dadurch sowieso schon so viel mehr als fast jeder andere in der gesamten Kolonie. Jedoch war das nicht gerade etwas, worüber ich sprechen wollte. In einer menschlichen Geste zog ich meine Beine an mich heran, nachdem ich die Schuhe von meinen Füßen gestreift hatte. Wenn ich saubere Kleidung gehabt hätte, dann hätte ich diese sofort angezogen, um hier nicht noch mehr schmutzig zu machen. Kurz darauf umschlang ich meine Beine mit meinen Armen. Aus meiner verwundeten Hand sickerte immer noch ein wenig Thirium. "Warum nennst du Will eigentlich die ganze Zeit Bull?", fragte ich sie dann ahnungslos, in einem müden Versuch, vom Thema abzulenken.

Von der Tat bei Solomnia Records war ich mehr als befriedigt, selbst wenn ich mich vom Ausblick in die chaotische Kolonie nach draußen von dem Fenster meiner Limousine aus kaum ergötzen konnte. Meine Schulter und mein Rücken brannten wie das nie außerhalb der Erde existierende Höllenfeuer selbst. Ich spürte die warme Flüssigkeit – gewiss Blut – die sich durch den Rücken meiner Anzugjacke ausbreitete. Mit einer geschickten Bewegung meiner eigentlich viel zu beträchtlichen Pranken hatte ich mir die Implantate an meinem Unterarm erneut sich öffnen lassen. Selbst wenn ich feststellte, dass die grüne Phiole noch lange nicht aufgebraucht war, beschloss ich sie zu tauschen. Ich brauchte es gerade einfach. Ich flößte mir eine neue Dosis meiner Push-Drogen ein, aber selbst durch den grünen Dampf, der das Autoinnenleben einnebelte, als mein Armimplantat sich schloss, spürte ich den brennenden Schmerz hindurch. „Diese verdammte Jägerin.“ Rasend vor Wut presste ich meine Zähne zusammen. Endlich hielt die Limousine vor meinem Gebäude an, wie ich bemerke. Ich verschwendete nicht viel Zeit auch gleich zu meinem Apartment hinauf zu verschwinden.
Vor der Tür hielt ich an. Was haben sie nur angestellt? Bull und Will werden für den Androiden völlig verschiedene Persönlichkeiten sein. Aber er hat mich sicherlich erkannt. Gerade hatte ich noch vor der Tür gestanden, aber bevor ich mein Apartment betrat, hatte ich zwei Stimmen gehört. Die Stimme waren hell und eine davon gehörte definitiv Richard, wie ich festgestellt hatte. Eine Welle Unwohlsein machte sich in meiner breiten Brust breit, als ich daran dachte, dass ich den braunhaarigen unschuldigen Androiden einfach zurückgelassen hatte. Was kann nur passiert sein? Ich werde tun, als hätte ich sie nicht gehört.
„Ezra. Mein Kitten.“ Ich grinste ausgedehnt. Sieht mir eher nach Mädchen aus dieses Mal. Aber ich lasse mich überraschen. Gefällt mir. „Wunderschön wie immer.“ Mit entspannten Schritten ging ich auf den schönen Rücken zu, der mich entzückte. Ich hatte eine schwere Zeit damit. Der Blutverlust und der Schmerz machte sich doch in meinem Körper bemerkbar. „Wusste ich es doch, dass du dich nach mir entbehren willst. Hast du mein altes Oberteil wieder mitgebracht?“
Erst jetzt realisierte ich jedoch was passiert sein musst, als mein funktionierendes Auge auf den Androiden traf, der auf dem Sofa Platz genommen hatte. Ich erfasste sofort das Blau – das blaue Blut, Thirium 310. „Richie!“ Mein riesiger Körper setzte sich sofort schnell in Bewegung. Ich zuckte zusammen als der Schmerz durch meinen Rücken lief. Jedoch sprintete ich mit einigen großen Schritten zu ihm und ließ mich sofort auf die Knie fallen. „Was ist passiert, mein Junge?“ Ich musterte ihn genau und bemerkte die Verletzungen, die er erlitten hatte. Es war ein ordentlicher Schaden, wie ich feststellte und ich warf meinem Kitten sofort einen skeptischen Blick zu. Jetzt weiß ich, warum Ezra wieder da ist.
Ich ächzte. Dennoch zwang ich mich wieder auf die Knie. Zum Glück hatte ich inzwischen etwas Thirium 310 besorgt, welches ich nun auch aus der Küche zu meinem Androiden brachte. „Hier. Trink das.“ Ich hielt ihm den Beutel hin. Dann fischte ich mit einer meiner Pranken mein Intercom hervor. „Ich hole jemanden deswegen.“
Mit wenigen Tastenanschlägen hatte ich eine kurze Nachricht verfasst, die der Aussage kräftig genug war und auch sofort eine Nachricht bekommen, es war jemand auf dem Weg, um dem beschädigten Androiden zu helfen. Dennoch war meiner Meinung jetzt der Zeitpunkt, um zu zeigen, dass ich ihnen zugehört und das ich verstanden hatte. Ich steckte mein Intercom zurück und sah nun zuerst zu meinem Kitten und dann zu dem ‚unschuldigen‘ Androiden. Ich fasste beide mit einem ersten Blick in meinem funktionierenden Auge nacheinander in mein Sichtfeld. „Also… Was sollte ich erfahren? Oder eher nicht erfahren!?“ Nach meinen Worten musste ihnen verständlich sein, dass ich alles gehört hatte, aber das war auch meine Zielrichtung. Ich beobachtete ihre Reaktionen und Reflexe genau. „Ich akzeptiere keine Ausreden mehr.“ Ich sah nun direkt zum SWAPPER in diesem Raum und zog eine Augenbraue nach oben als ich dies tat, während ich die Worte von zuvor mit einem leisen aber deutlich kälteren Unterton wiederholte. „Egal wie meine Reaktion ausfallen sollte.“ Deutliche Sorge stieg in mir auf, aber auch eine gewisse Enttäuschung.

@Ezra Lee @Richard

Bevor ich noch auf irgendwelche Fragen antworten konnte, bevor ich überhaupt noch etwas sagen konnte, hörte ich plötzlich eine laute Stimme hinter mir, die ich mit demjenigen, über den wir gerade sprachen, auch gleich identifizierte, denn natürlich musste @Bull genau in diesem Moment hinter mir auftauchen. Ich sah ertappt über meine Schulter, als er gerade auch realisierte, was an diesem Bild hier nicht stimmte, nämlich keineswegs meine Anwesenheit, die mich mich nur verlegen räuspern ließ, sondern Richard, der offensichtlich schwere Beschädigungen erlitten hatte. Ich klappte also lieber ganz schnell brav meinen Mund zu, besonders als ich dann auch gleich schon einen Blick abbekam, der beinahe wie eine stumme Warnung oder Drohung wirkte. Ist er etwa beleidigt? Es kam mir beinahe unmöglich vor, immerhin war er ein Bösewicht, natürlich hatte ich also gewisse Erwartungen an ihn, die allerdings nicht erfüllt wurden, als er beinahe... menschlich reagierte, was mich dermaßen irritierte, dass ich tatsächlich den Anstand besaß rot zu werden vor Verlegenheit und dann beinahe etwas unsicher den Blick abzuwenden. Sie/ihr, äh, gerade., schaffte ich es gerade noch in meinen definitiv nicht vorhandenen Bart zu nuscheln, bevor ich auch schon wieder schwieg. Im nächsten Moment bemerkte ich allerdings auch gleich die schweren Wunden an Bull, als ich Blut von seinem Rücken auf den Boden tropfen sah. Du bist verletzt!, platzte es mir heraus, bevor ich mir schockiert über mich selber die Hand auf den Mund schlug. Natürlich war er verletzt, bei dem, was sie bei Solomnia Records getrieben haben, aber warum zum Teufel war dann mein erster Instinkt mir Sorgen zu machen? Er war doch einfach nur ein Bösewicht, der mich ins Bett gezerrt hatte und der froh sein konnte, dass ich seinem Androiden den Arsch gerettet hatte, nicht mehr.

Durch all das, was in der Zwischenzeit geschehen war, hatte ich es noch nicht so weit geschafft, die Zeitung zu lesen oder irgendwas von dem zu erfahren, was Will in der Zeit, in der er nicht hier gewesen war, gemacht hatte. Allerdings trat dann schließlich Will ein, noch bevor Ezra mir irgendwie darauf antworten konnte. Es verwirrte mich, wie er sie begrüßte. So reden doch keine normalen Freunde miteinander, überlegte ich, während ich an meine Freundschaft zu Markus und Simon zurück dachte, nein, wir haben nie so miteinander geredet. Ich werde Will später mal fragen, wie sie sich kennen gelernt hatten. Vielleicht bekomme ich von ihm mehr Details. Es half mir, mich auf diese Überlegung zu konzentrieren, ich hatte meinen Kopf in die Richtung der Beiden gedreht. Nun hatte Will sich allerdings mir zugewendet, denn sofort setzte er sich in Bewegung. Dabei jedoch registrierte ich sofort, wie er zusammen zuckte. Ist er verletzt? Weiter über seinen Zustand nachzudenken war nichts, wozu ich genügend Zeit hatte, denn wenig später sank er vor mir auf die Knie und wollte sogleich wissen, was geschehen war. Ehe ich jedoch irgendetwas sagen konnte, meine LED leuchtete gelb, ging er in die Küche, und kehrte schon bald mit Thirium zurück. Mit noch immer zitternden Händen nahm ich es entgegen und folgte seiner Aufforderung, trank die blaue Flüssigkeit sogleich. Dadurch fühlte ich mich bereits besser. Mein Selbstreparaturprogramm setzte damit auch wieder ein, um kleinere Wunden und Kratzer, auch um meiner Thiriumpumpe in meiner Brust herum, zu schließen. Dabei war mir nicht entgangen, dass Ezra auch Will darüber informiert hatte, wie sie gerade angesprochen werden wollte, sich gerade sah. Kurz darauf wurden sowohl Ezra, als auch ich, mit einem ernsten Blick bedacht, und Wills Frage ließ mich erstarren. Was? Diese Frage... das muss doch... Seine nächste Aussage hatte einen deutlich kälteren Unterton, sofort erinnerte ich mich daran, was sie vorhin zu mir gesagt hatte. "Du... du hast uns gehört!", stellte ich fest und sah ihn ein wenig erschrocken an, denn damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Schwer schluckte ich. War er etwa sauer? Oder hatte ich irgendwas falsch gemacht? Immerhin hatte er mir bereits gesagt, dass er mir helfen würde, und ich es ihm anvertrauen könnte, wenn etwas - oder jemand - für Probleme sorgte. Dennoch hatte die Angst mich zurück gehalten.
Meine gedankliche Achterbahn wurde jedoch unterbrochen, als Ezra entsetzt fest stellte, dass Will verletzt war, und sofort hatte ich wieder vor meinem inneren Auge, wie er vorhin zusammen gezuckt war und geächzt hatte, als er auf die Knie gegangen war. So konnte ich doch nicht einfach von mir erzählen, wenn ich genau wusste, dass er verletzt war. Im Gegensatz zu mir konnte man seine Körperteile nicht so einfach austauschen. Er war auch alles andere als ersetzbar und jemand würde ihn sicher vermissen, wenn sein Ende gekommen war. "Habe Vertrauen in die Menschen, dass auch sie in der Lage sind mit uns Frieden zu schließen", ging mir Markus Nachricht von vorhin wieder durch den Kopf, denn ich hatte mit ihm und auch mit Simon geschrieben, während wir hier angekommen waren. Vielleiht hat Markus recht. Ich werde es versuchen. Ich werde ihm vertrauen. Dennoch war mir aufgefallen, wie entsetzt Ezra darüber war, dass sie sich Sorgen zu machen schien. Oder es war darauf zu schieben, dass sie entsetzt darüber war, dass Will verletzt war. Bestimmt war es das, warum sollte sie mich belügen? Zudem war Will verletzt, und das war eindeutig wichtiger als alles andere für mich. Kurz sah ich unsicher zu Ezra, und von ihr dann wieder zu Will. Reiß dich endlich zusammen! Blut war von Will zu Boden getropft, was mir noch mehr Sorgen machte. Wie schwer sind seine Wunden? Und dann macht er sich ernsthaft mehr Sorgen mich? "Will, ich... ich erzähle dir alles. Von Marie-Anne. Wie ich Abweichler wurde. Wirklich alles, was du wissen willst, aber bitte kümmere dich erst um deine eigenen Wunden!", bat ich kurz darauf und sah ihn an, pure Sorge spiegelte sich in meinen braunen Augen wieder, "ich verspreche es dir, wirklich. Aber ich kann hier nicht sitzen und über meine Vergangenheit reden, wenn du so schwer verletzt bist!" Jedes Wort meinte ich absolut ernst, und ich betete innerlich, dass er damit einverstanden war. Auch wenn es dafür sorgte, dass ich mich nicht sonderlich gut fühlte, bei dem Gedanken, darüber reden zu müssen. Doch vielleicht war es besser, wenn ich das Will endlich anvertrauen würde.

@Bull

Mein eines funktionierendes Auge wanderte zwischen meinem Androiden, der mich gerade mehr an einen ertappten Teenager erinnerte, und die Söldnerin, die zurecht peinlich berührt und das völlig wirkte, hin und zurück. Die Beiden hatten offensichtlich etwas besprochen in ihrer Zeit zusammen und der Gedanke daran ließ mich die Augenbrauen genervt zusammen ziehen. Ich wollte hier und jetzt wissen, wie es dazu gekommen war, dass Richard verletzt war, etwas das meine Gedanken einnahm. Ich konnte keinen anderen ganzen Gedanken fassen – mein kleiner Schützling wirkte zu unschuldig auf mich. Und ich spürte Zorn in mir aufsteigen als ich daran dachte, dass er noch vor kurzer Zeit ähnlich verletzt gewesen war, als ich ihn gefunden hatte. Ich schnaubte erzürnt.
„Ich bin nur sehr ungerne ‚indiskret‘, aber ich habe in der Tat jedes Wort gehört.“ Ich konnte von meiner knienden Position aus dem braunhaarigen Androiden direkt in die Augen sehen. Meine Missgunst musste sich deutlich in meinem einzigen Auge widerspiegeln, ebenso allerdings auch meine Besorgnis. Mühsam richtete ich meinen Rücken gerade. Ich hasste es Schwäche zuzulassen, weshalb ich auch gleich mit meiner rechten Hand an die Krawatte fasste und diese legere richtete.
Mit einer größeren Bewegung drehte ich mich wieder zu dem asiatischen Menschen bei uns im Raum. Ich musterte die Frau vor mir sanft und lächelte dann schmal. Dennoch behielt ich eine gewisse Strenge in meinem Blick – ich würde ihre Worte nicht einfach vergessen trotz dem süßen besorgten Blick auf ihrem Gesicht. „Schon okay, Süße.“ Ich schüttelte den Kopf. „Es geht mir gut. Ich werde schon überleben.“ Mit einem Knirschen biss ich meine strahlend weißen Zähne fest zusammen und atmete bemüht ruhig durch. Das bisschen Blutverlust wird nicht mein Ende sein. Dennoch spürte ich ein gewisses Gefühl der Mitschuld in mir aufsteigen als ich daran dachte, dass ich gerade gleich zwei Personen besorgte – etwas das mich auch gleich wieder die Augenbrauen zusammenkneifen ließ, denn ich war wütend, dass mich das überhaupt kümmerte. Was ist nur los bei mir? Bei Richie in Ordnung, aber bei dem Kitten? Ist doch nur ein Mensch verdammt!!
„Mach dir keine Sorgen, Richie.“ Ich sprach stattdessen mit einem warmen aber direkten Tonfall mit dem braunhaarigen ehemaligen Haushalt-Assistenten. Ich deutete hinter mich zu der Tür, hinter der ich ihm mein Büro gezeigt hatte. Im Gegensatz zu für ihn hatte ich für mich alles hier, um mich zu verletzen. Wenn das des Öfteren passiert, muss ich mir Ersatzteile für Androiden besorgen. Aber das wird es nicht. Schon ein Mal war ein Mal zu viel. „Da hinten ist ein Erste-Hilfe-Kasten. Aber der kann warten.“
„Also: Rede.“ Ich fixierte mit meinem einen Auge nun wieder Richard. Ich ließ ihn nicht außer Blick und auch mit meinem Tonfall wollte ich vermitteln, dass ich darüber nicht diskutieren würde.

@Ezra Lee @Richard

Meine Hand über meinem Mund wanderte gleich etwas höher, um meine peinliche Berührung zu verbergen, nachdem mir auch vollkommen klar war, wie meine Worte auf @Bull gewirkt haben mussten, besonders auch nach unserer letzten gemeinsamen Nacht zusammen, die mir direkt etwas Blut in die sonst bleichen Wangen trieb. Auch Richard schien verstanden zu haben, dass er offensichtlich alles gehört hatte, noch bevor uns Bull das bestätigte. Allerdings zog ich dann doch meine Hand zurück und dafür etwas ungehalten meine Augenbrauen zusammen. 바보., entkam es mir auf Koreanisch und ich schüttelte den Kopf, Ich kümmere mich darum. Meine Worte waren etwas harsch, aber ich sah Richard dabei direkt an, mehr mit der Aufforderung, er solle sich zuerst um sein eigenes Wohl kümmern und lieber gleich mit der Sprache herausrücken, während ich mich zugleich auch wieder ganz aufrichtete und dann den Weg in das gerade gezeigte Büro einschlug, um dort den "Erste Hilfe"-Kasten zu holen. Ich kehrte also wieder, den roten Koffer sicher in beiden Händen, bevor ich nur genervt Bull ansah und den Kopf schüttelte. Dann machte ich mich auch gleich daran, ihm seine Anzugsjacke auszuziehen, das Hemd hinten war sowieso völlig durchlöchert und ich murrte nur kurz, Das könnte etwas brennen., bevor ich mich auch schon daran machte seine Wunden zu verpflegen. Irgendwer musste das ja tun und im Gegensatz zu Richard war ich selber nicht auch verletzt. Es war außerdem etwas, was ich immerhin auch oft tagtäglich tun musste als Söldnerin. Ich war dabei auch nicht sonderlich sanft, sondern wählte lieber die effizienten Wege, allerdings traute ich einem Mann von dem Kaliber von Bull schon zu, dass er das problemlos durchstehen konnte.

(바보 (Babo) = Dummkopf)

Aus seiner Position konnte er mir direkt in die Augen sehen, unsere Blicke trafen sich und mein erster Impuls war es, sogleich leicht den Kopf zu drehen, um den Blick Kontakt zu unterbrechen. Zum einen, weil es mir gerade wirklich schwer viel, ihm in die Augen zu sehen, und zum anderen, weil ich mich gut daran erinnerte, dass Marie-Anne mich sogar schon manches Mal dafür bestraft hatte, dass ich ihr in die Augen gesehen hatte. Nachdem ich Abweichler geworden war, hatte sich das wieder gebessert und ich hatte gelernt, anderen wieder in die Augen zu sehen. Doch so manches Mal, in Situationen wie jetzt, konnte ich es einfach nicht. Es war nicht schwer zu sehen, dass das, was er eben gehört hatte, ihm nicht gefiel. Doch gleichzeitig glaubte ich, Sorge in seinem Auge erkennen zu können. "T-tut mir leid", nuschelte ich eine Entschuldigung und zog die Schultern hoch, als könne ich meinen Kopf zwischen diesen verstecken.
Als Will sich dann Eura zuwandte, blieb ich regungslos sitzen und reagierte nicht. Wieso kann ich das nicht einfach hinter mir lassen? Wieso kann sie mich nicht einfach in Ruhe leben lassen...? Erst als ich wieder direkt von Will angesprochen wurde, sah ich wieder auf. Seine Stimme klang so unglaublich warm, dass ich gar nicht wusste, was ich sagen sollte. Diese Wärme hatte in Marie-Annes Stimme nie gelegen. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder, weil ich nicht wusste, was. Es verwirrte mich zusätzlich, dass Ezra auf koreanisch fluchte, jedoch entschied sie sich, den Erste-Hilfe-Kasten zu holen, von dem Will eben gesprochen hatte, bevor er mich kurz darauf zum Reden aufforderte. Nun würde ich nicht mit lahmen Ausreden davon kommen. Es würde niemand herein platzen und das Thema beenden, wie es das letzte Mal der Fall gewesen war. Will würde mich nicht gehen lassen - bis er die Antwort hatte, die er wollte. Vielleicht war das auch gut so, denn ansonsten würde ich das alles ins Grab nehmen, das, wenn es so weiter ging, schon bald auf mich wartete.
Stille breitete sich aus und ich schwieg, während ich fieberhaft überlegte, einen Anfang, oder gar irgendwelche Worte finden könnte. Dabei registrierte ich ebenso, wie Ezra wieder zurück kehrte, hinter Will Position bezog und anscheinend begann, seine Wunden zu versorgen. Soll ich wirklich...? Es scheint ihn wirklich zu treffen, was passiert ist... Eigentlich wollte ich das alles vergessen, aber... Vielleicht ist es gut, wenn er es weiß. Wenn Marie-Anne wieder kommt. Oder vielleicht wird es auch befreiend sein. Und wenn er... Nein, wenn er mich jetzt nicht weg schickt, wird er es dann auch nicht tun.
"Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll", eröffnete ich schließlich, es war mir eindeutig anzumerken, dass es mir schwer fiel, darüber zu sprechen, "Ich dachte, wenn ich es verstecke... In mir vergraben, dann könnte ich das irgendwann vergessen. Mit Marie-Anne begraben, wenn sie eines Tages stirbt." Tief atmete ich durch. Auch wenn ich das körperlich nicht brauchte, so verschaffte es mir doch irgendwie ein kleines Bisschen Erleichterung. "Vielleicht am Anfang... Ich kann mich nicht erinnern, wer vorher mein Besitzer war, meine Aufzeichnungen fangen an, als ihre Eltern mich Marie-Anne geschenkt haben. Meine Aufgabe war es, den Haushalt zu übernehmen, zu kochen und Marie-Anne jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Das habe ich auch getan, schließlich... Existiere ich nur dafür", setzte ich an, "Ich habe ihr jeden Wunsch erfüllt. Gekocht, was immer sie wollte. Bin mit ihr überall hin gegangen. Ich bin gesprungen, wenn sie gesagt hat, wie hoch. Ich habe Klavier spielen gelernt, obwohl mein Programm nicht einmal darauf ausgelegt war. Während sie älter wurde, fingen die Probleme an. Sie wurde immer unfreundlicher und stritt sich häufiger mit ihren Eltern, welche mich baten, auf sie aufzupassen", begann ich schließlich zu erzählen. Meine LED blieb noch auf gelb. "Ab jenem Tag... Wurde es schlimmer. Sie begann, mich richtig zu verletzen. Egal, was ich tat oder wie ich es tat, irgendwas war immer falsch. Manchmal reichte es schon, ihr nur in die Augen zu sehen. Immer wenn sie damit begann, befahl sie mir, mich nicht zu bewegen. Ich durfte mich ohnehin schon nicht zur Wehr setzen, aber..." Meine Arme schlang ich über meinen Oberkörper und krümmte meinen Rücken, während mein Stresslevel, das ich bisher recht gut im Griff gehabt hatte, erneut anstieg. " Besonders spaßig fand sie es, meine Thiriumpumpe heraus zu reißen und mir zuzusehen, wie ich beinahe starb, nur im sie in letzter Sekunde wieder einzusetzen." Tief atmete ich ein, schon wieder, doch es klang beinahe kehlig. "An dem Tag, als mein Leben begann, musste sie noch einmal los, als sie... Sie befahl mir, mich nicht zu bewegen und dort zu bleiben. Doch ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich lehnte mich gegen die Mauern ihrer Befehle auf und floh. An dem Tag wurde ich Abweichler." Meine Gedanken wanderten zu Markus und Simon, wie Ersterer mich nach JERICHO getragen hatte. Das sorgte dafür, dass der Anstieg meines Stresslevels langsamer wurde. "An dem Tag habe ich Markus und Simon kennen gelernt. Sie sind meine Freunde und haben mich auch bereits gerettet. Eigentlich wollte ich die beiden besuchen..." Hier machte ich allerdings eine Pause, um das alles sacken zu lassen. Jedoch hatte ich mit Absicht ausgelassen, was an diesem einen Tag geschehen war, bevor Marie-Anne begonnen hatte, mir wirklich weh zu tun. Genau. Ich sollte an das denken, wo es hin geführt hat. Ohne das alles wäre ich Markus und Simon nie begegnet. Oder Will. Oder Ezra. Daran muss ich denken. Ich muss ruhig bleiben.

@Bull

Unwillig zog ich meine bullige Stirn in Falten. Die Worte der Söldnerin, die ich wohl ohne Probleme von meinem Intercom oder durch ein Implantate hätte übersetzen lassen können, verstand ich zwar nicht, aber der schneidende Tonfall klang dennoch in meinen Ohren nach. Meiner Meinung nach musste ich einen Nerv getroffen haben. Ich schnaubte widerwillig. „Schön.“ Mit einem Funken Amüsement – der nicht vollständig mein Gesicht erreichte – verdrehte ich mein funktionierendes Auge Ezra gegenüber. Vor Richard ließ ich mich auf die Knie hinab. „Typisch Frauen.“ Selbst wenn ich persönlich im Inneren alles andere als amüsiert war, war es dennoch meine indirekte Objektive die Söldnerin etwas zu besänftigen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich ihre Bewegungen in Richtung meines Büros und wieder hinaus zu uns mit dem Kasten mit der Aufschrift ‚Erste Hilfe‘. Interessiert sie das wirklich?
„Hmpf.“ Ich grunzte und meine Schultern spannten sich etwas an. Ansonsten könnte man wohl nicht sagen, dass mir jemand gerade brennende Flüssigkeit in meine Wunden goss. Fest presste ich im Mund kurz meine Zähne aufeinander. Aber ansonsten hielt ich jede meiner Regungen vollständig zurück – ich wollte den Androiden in unserer Mitte nicht weiter unnötig beunruhigen.
Ausgerechnet Jemand wie Richie... Ich hatte nun allerdings die größeren Mühen nichts zu sagen und einfach zu zu hören. Zwar presste ich meine Zähne durch die Verpflegung meines Rückens zusammen. Allerdings hatte ich dennoch nicht die mentale Ausdauer diesen Erzählungen ewig beizuwohnen. Meine Augenbrauen schoben sich zuerst verwundert nach oben und dann immer ernster nach unten. Ich fühlte wie ich nahe daran war wieder in Rage zu verfallen. Aber der Gedanke hielt mich zurück dem Androiden am Ende noch Angst vor mir zu machen. Marie-Anne... Diese Marie-Anne. Sie wird sich noch gewünscht haben nie in dieses Leben geboren worden zu sein. Ich atmete angespannt aus und dann ein Mal tief ein. „Markus sagst du? Simon?“ Die Namen der Androiden sagten mir nichts, ich versuchte mir nicht sie vorzustellen. „Ich kann ihnen nur dankbar sein.“
Die Söldnerin hinter mir sollte in der Zwischenzeit die schlimmsten Wunden bereits versorgt haben. Ich bewegte meinen Koloss von einem Körper also nach vorne. Auf den Knien rutschte ich auf meinem schönen Boden bis ich direkt vor dem Androiden wieder in den Stillstand geriet. Ich sah dem braunhaarigen Jungen fest in die Augen. Ein Blinzeln zögerte ich, bevor ich mich nach vorn lehnte und ihm meine breite Pranke vorsichtig auf die Brust legte. Dort wo er am meisten beschädigt worden war – über der Pumpe die das Thirium in seinem Körper verteilte. „Lass mich dir eine Sache versprechen Richie...“ Ich fixierte ihn mit meinem funktionierenden Auge fest. Ehrlichkeit spiegelte sich in meiner eigenen Stimme sogar für mich selbst hörbar wider. „Dein Herz. Es gehört dir. Und es wird auch immer dir gehören.“ Aber da war noch etwas – Verletzlichkeit, Wut, die ich zurück gehalten hatte. Ich spannte meine Schultern wieder an, die sich unter der Behandlung von meinem Mädchen wohl entspannt hatten. Langsam zog ich meine Hand von Richard zurück. „Das war das letzte Mal... Marie-Anne wird dir nie wieder etwas antun. Und dafür werde ich sorgen.“ Ich schnaubte kurz und fletschte dann meine strahlend weißen Zähne. „Persönlich.“
Es läutete. Ich fummelte kurz mit meiner Pranke an meinem Intercom und die Türe öffnete sich automatisch. Ein junges Mädchen betrat die Wohnung und ich musterte sie. Ich erkannte sie definitiv von Frankie, aber ich konnte mich nicht an ihren Namen erinnern, er war mir allerdings auch nicht wichtig. Ich ließ meinen Blick noch ein Mal zu dem Androiden vor mir gleiten. Dann streckte ich meine Beine durch und erhob mich wieder. Das Mädchen wirkte ungefähr unter 1,70m, heller Teint, braune zu zwei Zöpfen geflochtene Haare, grüne Augen, Lederjacke, bauchfreies Oberteil, gerissene Jeans, Stiefel. „Sie ist von Frankie. Für die Reparatur.“ Ich nickte ihr zu und sie trat näher. Dann deutete ich auf Richard auf der Couch. „Er ist hier.“ Mein Geduldsfaden war nahe daran zu reißen. Allerdings erkannte das Mädchen ihre Situation und setzte sich sofort in Bewegung. Sie setzte sich neben den Androiden, um sofort mit leisen Erklärungen für ihn die Reparatur zu beginnen, wie ich genau beobachtete. Mit Argusaugen beobachtete ich jede ihrer Bewegungen. Sie drehte sich schließlich zu mir um, um mir zu versichern, dass alles ohne Probleme repariert werden könnte. „Das ist auch besser.“
Zwar löste ich meinen Blick von dem braunhaarigen Jungen vor mir nicht. Aber dennoch konnte ich die Anspannung von der Seite von Ezra aus förmlich spüren. Ich sah sie nicht an – viel zu wichtig war es mir die Reparatur zu beobachten – dennoch entschloss ich nach zu fragen. „Dir liegt etwas auf der Zunge ich kann es förmlich hören.“

@Ezra Lee @Richard