Die Wunden hatte ich eigentlich ziemlich schnell versorgt, ich war darin ja doch sehr geübt, alle mussten in der Jägerausbildung eigentlich auch die medizinischen Grundkenntnisse erlernen, die ich ja als auszubildende Jägerin damals teils absolviert hatte, bevor mir das Involvement der Regierung einfach zu viel geworden war, weshalb ich den "Erste Hilfe"-Kasten dann auch schon wieder beiseite legte, gerade rechtzeitig für @Bull, der sich sowieso schon wieder bewegte, auch wenn mich das ungeduldig zischen ließ, denn gerade war sich zu bewegen mit all den frischen Wunden wirklich einfach nur eine dämliche Idee. Ich trat allerdings zurück, denn ich fühlte mich beinahe etwas fehl am platze so nahe an einer eigentlich so intimen Szene, so... seltsam liebevoll wie er mit Richard, dem Androiden sprach, weshalb ich mein Intercom hervorzog. Dort beantwortete ich beinahe schon im Rekordtempo alle meine neuen Nachrichten, unauffällig einen kabellosen Kopfhörer ins Ohr gesteckt damit ich mir die Nachrichten vorlesen lassen konnte, wobei meine Finger doch deutlich nervös über meine Bildschirmtastatur glitten, gepriesen sei die KI-gesteuerte Autokorrektur, als ich direkt an Jocelyn antwortete. Fuck., fluchte ich leise, doch hob dann meinen Blick, als es läutete, und steckte mein Intercom schnell weg. Ich sah eine junge Frau, die offenbar dafür hier war Richard zu reparieren, von einem gewissen "Frankie", der mir nicht allzu viel sagte. Ich nickte ihr also einfach nur zu und enthielt mich, bis zu meinem großen Erstaunen Bull mich direkt selber ansprach. Du bist ein Idiot. Ich drehte mich also zu dem riesigen Mann, der nun auch wieder stand, ohne jede Scheu, und hielt ihm nach oben gestreckt einen Zeigefinger ins Gesicht. Das nächste Mal solltest du definitiv besser auf Richard aufpassen. Vielleicht anstatt so eine unnötige Sache bei Solomnia Records anzurichten, wie wäre es damit? Ich weiß überhaupt nicht, warum ich hier bin, verdammt!

Verwirrt und fragend hob ich den Blick, sah Will an. Er klang amüsiert, zumindest ein kleines Bisschen, und seine Aussage "Typisch Frauen" verstand ich jedoch nicht wirklich. Jedoch senkte ich recht schnell wieder den Blick, noch immer hatte ich Angst, dass ich irgendetwas falsch machen konnte, und wenn es nur eine Kleinigkeit war. Eben meine Geschichte zu erzählen, war für mich, als würde ich all die schrecklichen Erinnerungen, von denen ich gehofft hatte, ich würde sie vergessen, wenn ich schwieg, erneut durchleben. Damit hielt ich den Blick wieder gesenkt und presste die Lippen zusammen, nachdem ich fertig erzählt hatte. So sehr ich versuchte, mich zu beruhigen, so richtig wollte es mir einfach nicht gelingen. Jedoch fiel mir auf, dass er mit meiner fortlaufenden Geschichte immer angespannter wurde. Bedeutete das etwa, dass es ihn wütend machte, was mir zugestoßen war? Dass er nach Markus und Simon fragte, es hätte mich gewundert, wenn er sie gekannt hätte, war allerdings eine willkommene Ablenkung und ich nickte sogleich. "Sie sind... wie ich. Sie würden sich sicher freuen, wenn sie dich mal kennen lernen können", sprudelte es sogleich aus mir heraus. Ich schätzte Markus und Simon sehr, was nicht schwer zu erkennen war, doch ich sah ihn schon wieder verwirrt und fragend an: "Dankbar...?" Wofür? Das sie mich gerettet haben? "Dankbar...", wiederholte ich leise. Langsam begriff ich, dass ich ihm wirklich wichtig war. Ein Teil von mir wollte das gar nicht glauben, doch ein anderer Teil wünschte sich, dass es wirklich so war - es fühlte sich bei ihm wie Zuhause an, so als würde ein Vater mit seinem Sohn sprechen. Diese Erkenntnis traf mich wie eine Abrissbirne eine Hauswand. Er hat alles daran gesetzt, dass es mir gut geht und ich? Ich habe ihm nur misstraut.
Dass Ezra gerade uns diesen Moment geben wollte und sie ihr Intercom in die Hand nahm, um genau das zu tun, bekam ich in diesem Moment nicht mit, dazu war ich einfach viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Regungslos saß ich da, als er sich nach vorn lehnte, und ich dann plötzlich seine warme Hand auf meiner Brust spürte. Da es direkt über meiner Thiriumpumpe lag, zuckte ich doch leicht zusammen, ich hatte nie gute Erfahrungen gemacht, wenn jemand dort seine Hände hatte. Doch es passierte nichts. Ich konnte nur bemerken, wie warm seine Hand war. Er fixierte mich mit seinem Auge und ich wagte es nicht, den Blick abzuwenden. Seine Stimme war so... ehrlich, ich würde sogar sagen, so liebevoll, dass ich nichts anderes konnte, als ihm zu glauben. Dabei dauerte es einen Moment, bis die Bedeutung seiner Worte wirklich bei mir ankamen. Das erste Mal seit langem spürte ich, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten, ich hatte schon sehr lange keine Tränenflüssigkeit mehr gebraucht. Mit offenem Mund sah ich ihn an, während sich meine Augen weiteten und die ersten Tränen über meine Wangen liefen. Es lag eine Wut in seiner Stimme, und er versprach mir neben der Tatsache, dass mein Herz allein mir gehöre, dass er persönlich dafür sorgen würde, dass sie mir nie wieder etwas antun würde. Sein Zähnefletschen zeigte deutlich, dass es eine Drohung war, doch das war mir egal. Sie durfte leiden, so wie ich gelitten hatte. Und mit einem Mal verspürte ich eine Sicherheit - die Gewissheit, dass er sich wirklich darum kümmern würde. "Ich...", setzte ich an, doch mir fehlten die Worte. Nichts von dem, was ich befürchtet hatte, war eingetroffen. "Danke...", war das erste, was ich heraus brachte. Er sorgt sich um mich. Er ist für mich da. Er will mich beschützen. Das ist wie... wie als wäre er... "...Vater", kam es über meine Lippen. Im selben Moment realisierte ich, dass ich ihn gerade als Vater bezeichnet hatte, meinen Vater! Auch wenn er bereits aufgestanden war, musste er es gehört haben, denn ich hatte es laut genug ausgesprochen. Augenblicklich färbten sich meine Wangen durch die Verlegenheit leicht bläulich und ich senkte verlegen den Blick. Zu meinem Glück läutete es genau jetzt an der Tür.
Es trat ein junges Mädchen in die Wohnung. Sie wirkte... interessant. In einem anderen Leben, vielleicht wenn ich ein Mensch gewesen wäre, hätte ich sicherlich Interesse an ihr gezeigt. Will erklärte kurz, wer sie war, und ich nickte, doch die Sicherheit von eben war verflogen und ich konnte mich einfach nicht entspannen. Stattdessen nickte ich und versuchte, entspannt zu wirken, doch so richtig gelang mir das nicht. Meine LED hatte für einen kurzen Augenblick in konstantem blau geleuchtet, doch als sie näher kam, wechselte sie auf gelb und ich nickte verkrampft, während ich in eine Starre verfiel. Dabei ließ auch ich sie nicht aus den Augen, dazu fühlte ich mich einfach nicht sicher genug. Das war schon vor dem zweiten Übergriff von Marie-Anne gewesen, und jetzt fühlte sich das noch schlimmer an. Unterbrochen wurde mein Kreislauf der Unsicherheit jedoch, als Ezra einen anderen Ton anschlug und Will sogar einen Idioten nannte. In mir wuchs das Bedürfnis, ihn zu verteidigen, was hatte er denn bei Solomnia Records angestellt? "Es tut mir leid, das war meine Schuld! Will hätte nicht auf mich aufpassen können, ich hab mich doch raus geschlichen, als keiner da war...!", brach es aus mir heraus. Ich hatte das Gefühl, dass sie das meinetwegen sagte und ich wollte nicht, dass sie sich wegen mir mit Will stritt. Allerdings verwirrte mich ihre Aussage, dass sie nicht wisse, was sie hier mache. Sind sie nicht Freunde? Es war mir ohnehin schon seltsam vor gekommen, wie zögerlich sie geantwortet hatte, so als gab es da was, das sie mir nicht erzählen wollte. Als wäre irgendwas... es war irgendwas faul. Zudem hatte ich Hoffnung, dass mich das genügend von der Brünetten ablenken würde, die gerade mit leisen Erklärungen die Reparaturen vornahm. Immer wieder sah mein Blick schnell zu ihr, um sicher zu gehen, dass sie mich wirklich nur reparierte, ehe dieser wieder zu Ezra und Will flog. Wie, warum du hier bist? Ich dachte, ihr seid Freunde. Und deswegen hast du mich gerettet und hierher gebracht", kam es schließlich von mir, ehe ich die eine Frage wiederholte, die ich Ezra bereits gestellt hatte: "Will, Wie habt ihr euch kennen gelernt?" Dabei richtete ich mich mit Absicht direkt an Will, denn wenn seine Antwort sich von ihrer unterscheiden würde, dann wusste ich, dass sie etwas vor mir verheimlichten. So würden sie auch keine Möglichkeit haben, sich abzusprechen oder gegenseitig für eine Geschichte zu befeuern.

Leise schnaubte ich. Das Richie in der Zwischenzeit die Idee geboren hatte jemanden wie mich seinen Freunden vorzustellen, überrumpelte mich doch etwas, und ich musterte ihn mit nachdenklichem Blick. Allerdings beschloss ich, dass eigentlich nichts dagegen sprach, ich mochte Androiden und das der braunhaarige Android daran dachte, erfüllte mich doch mit einer Woge an Wärme in meiner breiten Brust. Ich nahm ihn also ernsthaft beim Wort und lehnte mich etwas zu ihm nach vorne. „Aber selbstverständlich. Wenn das denn auch dein Wunsch ist.“ Ich legte besondere Betonung auf den zweiten Satz. Denn ich konnte nicht anders, als mir Gedanken darüber zu machen, dass Richie meiner Meinung nach noch gar keine richtige Erfahrung mit seiner eigenen Selbstständigkeit gemacht hatte. Er ist gerade erst wach geworden nach all diesen Jahren. Ich nahm ihn daher auch jetzt strenger in den Blick, es würde wohl an mir liegen ihm nun auch zu zeigen welche Grenzen er selbst setzen konnte und wie er sich selbst verwirklichen konnte. Er würde eine großartige Zukunft haben, das hatte ich bereits beschlossen. Und ein Bulle ging für so etwas auch durchaus mit dem Kopf durch die Wand.
‚Vater‘ Ich starrte den braunhaarigen Jugendlichen - zumindest wirkte er wie einer - vor mir etwas perplex an. Es war selten das einem gestandenen Mann wie mir die Worte fehlten, aber ein einziges Wort hatte das getan. Ich beobachtete mit meinem einen funktionierenden Auge, wie sich ein bläulicher Schein auf seinen Wangen ausbreitete. „Hah“ Es ist noch kein richtiges ‚Dad‘ oder ‚Pops‘. Aber das ist trotzdem wirklich süß. Ich begann breit zu grinsen. Meine Schulter entspannten sich deutlich. „Immer gerne, Kleiner.“
„Ezra...“ Ich fasste mit meinem funktionierenden Auge ihren Finger ins Blickfeld, den mir die Söldnerin direkt ins Gesicht hielt. Allerdings konnte ich kaum Rückgrat beweisen, als sie den Androiden vor uns ansprach. Meine gesamte Figur faltete sich etwas nach vorne und meine Schultern sackten nach unten. Ich hob die Hand bedeutsam auf den Protest von Richie hin - er musste mich nicht verteidigen. „Du hast Recht. Ich hätte besser Acht geben sollen.“ Allerdings breitete sich dann durchaus wieder ein selbstbewusstes Grinsen auf meinen Lippen aus. Ich lehnte mich noch etwas weiter vor, wobei ich die Blondhaarige noch immer deutlich überragte. Ich fasste sie direkt in den Blick und zeigte etwas mehr Zähne beim Grinsen als notwendig. „Warum bist du denn hier?“ Meine Augenbrauen wanderten fragend in die Höhe.
Selbst wenn ich die Verteidigung des Androiden nicht akzeptierte, besah ich ihn mir dann doch. Ich drehte meinen Kopf zu ihm hinüber und richtete mich gerade auf. Mit der geraden Haltung beobachtete ich ebenfalls direkt wieder nebenbei seine Reparatur. „Auf der Arbeit. Ezra hatte einen Auftrag der mich involvierte und ist mir zwei Mal nachgestellt.“ Ich nickte bestätigend. Dann begann allerdings wieder ein Grinsen an meinen Lippen zu zupfen und ich wackelte der Söldnerin gegenüber mit den Augenbrauen. Wenn sie mich beleidigte, dann konnte ich sie auch durchaus ein wenig dafür ärgern. „Freunde ist ein ‚dehnbarer‘ Begriff. Ezra hat mich auf jeden Fall sehr gerne.“ Ich zwinkerte der blondhaarigen Söldnerin frech zu. Ein dehnbarer Begriff... Genauso dehnbar wie Ezra selbst.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie das junge Mädchen von Frankie noch die letzten Reparaturen durchführte und sich dann erhob. Sie musterte den braunhaarigen Androiden ein Mal und nickte dann zufrieden. Ich trat einen Schritt zurück und drehte mich zu ihr. Mit meiner Pranke fischte ich in meiner Hosentasche nach meiner Geldtasche. Dort fischte ich nach meiner in meinen Fingern winzig aussehenden schwarzen Kreditkarte und transferierte ihr das Geld sofort remote. „Danke für alles.“ Ich sah zu dem Androiden in unserer Runde. „Braucht er noch etwas?“ Sie nickte und wies darauf hin, dass er noch mehr Thirium 310 benötigen würde. Ich begleitete sie noch zur Tür hinaus und schloss die Tür zu meinem Apartment wieder locker hinter mir. Aus der Küche holte ich einen neuen Beutel von der Substanz und legte ihn neben Richie ab. „Du hast die Lady gehört.“
Ich hob meinen Kopf und sah wieder zu der blondhaarigen Söldnerin. Anhand ihrer Körpersprache konnte ich sehen, dass sie sich zurückhielt, ich war mir fast sicher, dass sie mir noch mehr zu sagen hatte, als sie es gerade tat. „Lass uns später ein Mal darüber sprechen in Ordnung? Gerade ist nicht der richtige Zeitpunkt. Und es wird langsam spät.“ Tatsächlich klang meine Stimme sogar in meinen eigenen Ohren ehrlich entschuldigend. Und das einem Schmarotzer wie einer Söldnerin gegenüber! Ich sollte mir diese dringend wieder ein Mal reinigen lassen.

@Ezra Lee @Richard

Kaum hatte Richard das Wort "Vater" in den Mund genommen, war meine Wut wie verblasen gewesen und ich fühlte mich stattdessen furchtbar awkward, als ob ich gar nicht in diesen Moment gehörte, den die beiden sich teilten. Zum einen war es ja schon fast rührend, aber zum anderen wusste ich einfach nicht mit den Gefühlen anderer umzugehen, zumindest nicht in diesem nahen Rahmen. Wahrscheinlich einfach meiner Erziehung und meines Aufwachsens geschuldet. Würg, die sind ja zum kotzen süß. Uh..., kam es allerdings dann nicht mehr so intelligent von mir, als @Bull... mir recht gab? Danke, d-das... Meine Wangen erröteten, als er sich mir plötzlich wieder näherte, bevor ich mich ganz schnell wieder zusammenriss und aus diesem Bann entkam, alleine als mich die Frage von Richard schüttelte. Ich starrte ihn fassungslos an, als er Bull dieselbe Frage wie mir vorher stellte, allerdings dieser natürlich eine andere Antwort gab, eine deutlich ehrlichere nämlich, die mir sofort die Wangen noch röter anlaufen ließ. Dieser verdammte Android! Uhm... ich muss plötzlich dringend los, hab ich gehört. Nervös und immer schneller ging ich rückwärts zur Tür hinaus. Ha, sorry, leider, ganz dringend... Tschüss!

tbc: Das Zentrum » Hunter HQ » "SWAPPER"-Bar

Im ersten Moment wirkte er eher nachdenklich, nachdem ich den Vorschlag gebracht hatte, ihn mit meinen Freunden bekannt zu machen. In mir erwuchs die Angst, dass er die Idee vielleicht dumm fand, und ich schluckte. Dumme Ideen hatten immer Strafen zur Folge. Immer. Doch dann aber sagte er meiner Idee zu und betonte noch einmal, dass er das jedoch nur tun würde, wenn es ein Wunsch sei. Die Angst wich der Freude. Das Gefühl, dass meine Wünsche etwas zählten, meine Hoffnungen, war ein unglaublich schönes Gefühl! "Natürlich möchte ich! Es würde mich freuen, wenn ihr euch auch kennt", entgegnete ich überzeugt, und ich konnte nicht verhindern, dass ein ehrliches Lächeln auf meinen Lippen erschien, denn die Vorstellung, wie die drei sich gut verstanden, war eine sehr schöne Vorstellung. Nachdem ich ihn Vater genannt hatte, eigentlich hatte ich es nicht laut aussprechen wollen, waren meine Wangen tiefblau und es war mir absolut peinlich, sodass ich gar nicht wusste, was ich sagen sollte. Was sollte ich tun? Zurück nehmen könnte ich es schlecht und es war mir durchaus peinlich, ihn so genannt zu haben. Doch als er zu Grinsen begann und mich Kleiner nannte, normalisierte sich meine Gesichtsfarbe und ein Lächeln legte sich wieder auf meine Lippen. Doch so richtig konnte ich mich nicht beruhigen, solange die Brünette in meiner Nähe war. Mit Mühe widerstand ich dem Reflex, sie von mir zu schubsen und am Hals zu packen. Das Lächeln schwand langsam und meine Anspannung war wieder da. Verwirrt sah ich wenig später zu Will, welcher die Schultern nach vorne sacken ließ und sogar schuldbewusst aussah, ehe er Ezra sogsr recht gab. Damit hatte ich nicht gerechnet, überrascht sah ich zwischen ihr und ihm hin und her. Was soll ich den jetzt machen?
Kurz darauf wollte Will von ihr wissen, warum sie denn hier war. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, doch irgendwie war ich verletzt. Ich hatte gedacht, nein gehofft, dass es vielleicht reichen würde, um zu Ezra Freundschaft zu schließen, doch diese Frage hatte mir gesagt, dass das wohl nicht der Fall war. Erneut schluckte ich schwer, unsicher, wie ich damit umgehen sollte. Es... Enttäuschte mich. Aber hatte ich das Recht, enttäuscht zu sein? Durfte ich das denn? Immerhin hatte ich eher Probleme gemacht und sie hatte mich aus der Scheiße gezogen. Ich habe kein Recht dazu, enttäuscht zu sein. Doch gleichzeitig vernahm ich dann Wills Antwort auf meine Frage und wenig später durchzuckte mich der nächste Stich der Enttäuschung. Ich bräuchte nur Sekunden, um merken, dass Ezra etwas anderes zu mir gesagt hatte. Die Frage war jedoch, ob sie oder ob er log. Wenn ich daran dachte, wie sie herum gedruckst hatte, tendierte ich jedoch eher dazu, dass Ezra gelogen hatte. Doch mit Sicherheit konnte ich das nicht sagen. Wenig später jedoch schien er zu Grinsen und wackelte mit den Augenbrauen, während er zur Bezeichnung Freunde etwas sagte. Die Interaktion zwischen den beiden verwirrte mich. Wie Will sich Ezra gegenüber verhielt. Was soll das denn bitte bedeuten? Erst als die Frau mit der Reparatur fertig war, sich bezahlen hatte lassen und wieder gegangen war, nachdem sie darauf hingewiesen hatte, dass ich noch Thirium bräuchte, konnte ich mich entspannen und es war deutlich zu sehen, wie die Anspannung wieder meinen Körper verließ.
Schon wenig später legte Will einen Beutel Thirium auf den Tisch, was ich mir nicht zwei Mal sagen ließ und diesen gleich zu mir nahm, aber darauf achtete, die Couch nicht noch mehr zu verschmutzen. "Danke", kam es leise von mir. Meine LED drehte endlich wieder auf ein stabiles Blau. Will bat Ezra nun, später weiter darüber zu sprechen, und ich beschloss, auch nicht weiter darüber nachzudenken, und viel Zeit blieb nicht mehr. Schon kurz darauf schien sie es sehr eilig zu haben, verabschiedete sich hastig und verließ das Apartment. "Hab ich was falsch gemacht?", kam es von mir und ich sah Will unsicher aus meinen braunen Augen an, nachdem sie gegangen war.

@Bull

„Sie ist wirklich entzückend.“ Mit einem genüsslichen Grinsen beobachtete ich die Röte von Ezras sonst so bleichen Wangen. Sie gaben dem Gesicht eine schöne Farbe, meiner Meinung nach. Ich lachte leise und meine Schultern hoben und senkten sich passend aber langsam im Takt. Ich war ein wahrhafter Berg von einem Mann und diesen zu bewegen war nicht einfach. Dennoch folgte ich mit dem Blick der asiatischen Söldnerin hinterher – als diese sich schnell verabschiedete. Ich war selbstbewusst und gelassen und meinem Auftreten in dieser Situation, denn ich wusste, ich würde sie wieder sehen. Kein Zweifel. Das Püppchen mag mich. „Bis bald wieder.“
Einige Sekunden verstrichen doch nur wenige, als ich meine Aufmerksamkeit und somit auch den Blick durch mein eines funktionsfähiges Auge wieder auf den braunhaarigen Androiden vor mir wandte. Seine ganze Statur ließ meinen Blick wie automatisch über ihn gleiten, schmal und fragil und jugendlich. Er wirkte sogar noch jugendlicher als viele andere Androiden mit ihrem jungen Aussehen. „Dann wird es mir auch eine Freude sein deine Freunde kennenzulernen.“ Meine Mundwinkel senkten sich etwas als ich mein Grinsen eher voller Liebe als frech fühlte. „Du bist auch entzückend. Aber auf eine andere Art.“ Definitiv zwei vollkommen andere Arten. Ich nickte zufrieden gestellt und beließ es mit weiteren Kommentaren als der Android das blaue Blut zu trinken begann.
Ich schüttelte vehement den Kopf. „Du hast rein gar nichts falsch gemacht. Ich habe noch etwas mit ihr zu klären.“ Ich hob meinen Blick zur Apartment-Türe – dort wohin Ezra verschwunden war. „Aber das ist zwischen uns Zwei. Das hat nichts mit dir zu tun.“
Erst jetzt realisierte ich langsam das Brennen auf meinem Rücken. Ich hätte beinahe vergessen können das ich verletzt worden war im Anschlag auf Solomnia Records. Meine Zeit hier auf dieser Welt war doch schon lange und ich spürte einen deutlichen Schmerz in meinen bereits älteren Knochen. Was für ein Tag heute. Der arme Richie. „Ich denke unser Tag heute war lange genug...“ Ich seufzte angestrengt. Dann rollte ich mit den verspannten schmerzenden Schultern und sah mich im Raum um. Das Sofa war verschmutzt – zu keinem Wunder – aber ich hatte eine Putzfachkraft für solche Fälle. Ich selbst kümmerte mich nur ungerne um Reinlichkeiten und immerhin konnte ich es mir leisten, etwas auf das ich durchaus verzichten konnte war nämlich Putzen. Ich nickte dem Androiden auffordernd zu. Er hatte einiges hinter sich und etwas Ruhe wenn auch kein biologischer Schlaf würde ihm sicherlich bei der Regenerierung helfen. Bei Androiden heißt das Stasis, nicht wahr!?
„Es gibt nämlich noch ein Zimmer hier unten das ich dir gar nicht gezeigt habe. Und das Gästezimmer wird es erst mal tun. Ich weiß das Androiden keinen Schlaf brauchen. Aber das hier ist dein Reich.“ Ich ging mit großen Schritten durch das Wohnzimmer zu der Tür rechts neben der Tür zu meinem Büro. Dort war eine Tür in dem Raum unter der Treppe die nach oben ging und nach dieser streckte ich meine Pranke aus. Ich öffnete sie. Dahinter war ein schlicht eingerichtetes Zimmer mit einem großen modernen schwarz-weißen Bett, einem Wandschrank und Nachtkästchen. Das Zimmer hatte nur ein Fenster gegenüber der Tür, das allerdings noch genügend helles Licht in das Zimmer hinein ließ. Draußen stand noch die Sonne am Himmel und es bestand kein Anlass den Lichtschalter zu betätigen. „Besser als das Sofa im Wohnzimmer.“ Nach seinen letzten Worten an mich – oder eher dem einen Wort ‚Vater‘ – war ich mir sicher das der junge Android eventuell noch länger hier bleiben wollte. Ich würde ihm keine Vorgaben machen allerdings hatte ich durchaus meine Hoffnungen. Wie kann er mir so schnell ans Herz gewachsen sein!? Ich lehnte meine schwere Statur noch für einige Minuten in den Tür-Rahmen. „Ich werde versuchen in Zukunft mehr bei dir zu sein. Gute Nacht, Richie.“
Am nächsten Morgen mussten ich weiter zur Arbeit. Als mir der braunhaarige Android seine Pläne unterbreitete sich mit seinen Freunden zu treffen, stieß das bei mir weniger auf Begeisterung. Selbstverständlich hauptsächlich wegen den Ereignissen, die sich noch am Vortag abgespielt hatten. Dennoch gab ich ihm nach. Ich bestand selbstverständlich aber auf die besten Sicherheitsbedingungen die möglich waren. „Du hast meinen Kontakt. Gib mir Bescheid wenn du dich verspätest. Ich erwarte dich spätestens am Abend zurück. Wenn du abgeholt werden willst, kannst du dich jeder Zeit bei meinem Fahrer melden. Egal von wo.“ Ich fixierte ihn ernsthaft mit meinem funktionierenden Auge. „Und vergiss nicht das Wichtigste: Hab Spaß, Kleiner.“ Dann stieg ich in die Limousine die mich abgeholt hatte und hörte erst als ich beinahe im Hauptquartier der RESISTANCE angekommen war die Durchsage über die universelle Nachrichten-Broadcast Funktion auf meinem Intercom: ‚Verfallen Sie nicht in Panik und tun sie nur das Notwendigste, die Regierung hat alles unter Kontrolle.‘ Nicht ihr ERNST!?

Ich bemerkte, wie sein Blick über mich glitt und war mir ehrlich gesagt nicht so sicher, was das bedeutete, jedoch kam er dann wieder auf die Tatsache zu sprechen, dass ich mir wünschte, dass er meine Freunde kennenlernte. Meine Antwort ließ mich sofort lächeln und ich nickte sofort. Immerhin war ich mir absolut sicher, dass sie sich bestimmt gut verstehen würden. Jedoch blinzelte ich im ersten Moment, als er mir, nachdem er mir zu meiner Erleichterung versichert hatte, dass ich wohl nichts Falsch gemacht hatte, sagte, dass ich entzückend war, aber auch auf eine ganz andere Art und Weise. Es kam so Unmittelbar, dass ich dann doch etwas verwirrt war, um es für mich schließlich als ein Kompliment aufzufassen, auch wenn ich nicht verstand, auf welche Art und Weise er Ezra entzückend fand. Allerdings machte die Verwirrung der Erleichterung Platz, als er zu mir sagte, dass er mit Ezra noch etwas zu klären und dass das nichts mit mir zu tun hatte. Dass der Tag nun lange genug war, sah ich vollkommen ein. Davon abgesehen war Will noch immer verletzt und er brauchte sicher langsam Ruhe, für uns alle war es ein guter Tag gewesen. Und nun? Eigentlich hatte ich Angst gehabt, dass Will endgültig von mir genug hatte, und doch hatte er so vollkommen anders reagiert, als ich erwartet hatte. Schließlich erhob ich mich, nachdem er so angestrengt geseufzt hatte. Dabei fiel mein Blick ebenfalls auf das verschmutzte Sofa. "Ähm... ich kann mich gleich morgen um die Reinigung kümmern?", schlug ich wenig später vor. Dass er jemanden dafür hatte, der hier reinigen würde, wusste ich gar nicht. Da ich sowieso eigentlich existierte, um mich um den Haushalt zu kümmern, war es vollkommen aus Gewohnheit, das zumindest anzubieten. Ich folgte ihm wenig später, da es wohl noch ein Zimmer gab, das er mir noch nicht gezeigt hatte. Bei dem Zimmer, das er mir nun zeigte, ich speicherte mir den Weg dorthin direkt ab, stand ich nun in der Tür und starrte für einen Moment einfach nur in den Raum. Es war schlicht eingerichtet, doch gleichzeitig gefiel es mir sehr gut. Zudem war es mehr, als ich je besessen hatte, seit Marie-Annes Eltern damals durch ihre Hand gestorben waren. "Das... das ist alles meins?", brachte ich heraus. In diesem Moment war ich so überwältigt, dass ich gar nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich wandte mich zu Will um, und bisher hatte ich das noch nie gemacht, doch dieses Mal war ich derjenige, der seine Arme um ihn schlang, ich wollte ihn einfach umarmen. Jedoch wusste ich, dass er verletzt war, weshalb ich mir Mühe gab, Rücksicht darauf zu nehmen und ihn nur vorsichtig zu umarmen. "Danke, Will, das... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", brachte ich heraus, ehe ich ihn langsam und vorsichtig wieder los ließ.
Für einige Momente lehnte er sich noch gegen den Rahmen, ich nahm mir Zeit, das Zimmer auf mich wirken zu lassen, war eingetreten und trete mich immer wieder um mich selbst. Erst als er mir gute Nacht sagte, drehte ich mich um und hielt inne. "Ist... ist schon okay...", murmelte ich leise, immerhin hatte er schon so viel für mich getan, dass ich ja wohl kaum noch mehr fordern konnte, "gute Nacht." Am nächsten Morgen teilte ich meine Pläne mit ihm, dass ich Simon und Markus treffen wollte, und erklärte ihm, dass mich Markus auch abholen würde, um sicher zu gehen, dass eine Situation wie das letzte Mal vermieden werden würde. Es war ihm gut anzusehen, dass er anscheinend nicht sonderlich begeistert darüber war, doch ich konnte es vollkommen verstehen. Ich war mir selbst unsicher, doch wenn Markus mich sogar abholen würde, dann wäre das sicherlich kein Problem und Marie-Anne würde auch nicht so einfach an mich heran kommen. Seine Anweisungen, ihm bescheid zu geben, ließen mich blinzeln, es fühlte sich irgendwie an, als würde er mir wie ein Vater Anweisungen geben, weil er sich sonst Sorgen machte, wenn ich mich nicht meldete. Natürlich nickte ich sogleich. Von JERICHO kann ich mich leider nicht abholen lassen, aber ansonsten nehme ich das gern an. "Verstanden, ich melde mich dann", entgegnete ich kurz darauf, als die Antwort von Markus bei mir einging, "und ich werde Spaß haben, danke! Dir... äh... viel Erfolg bei der Arbeit!" Mit Will zusammen trat ich ins Freie, automatisch begann ich zu lächeln, als ich meinen Freund sah. Wir hatten uns schon ewig nicht mehr gesehen! Alle Spuren des gestrigen Vorfalls waren beseitigt worden, jetzt trug ich auch wieder ordentliche, weiße Kleidung. Will beschloss, uns noch ein kleines Stück zu begleiten, ehe er zur Arbeit gehen würde. "Markus! Ich freue mich, dich zu sehen", meinte ich aufrichtig und trat auf ihn zu, um ihn einfach zu umarmen und einen Moment fest an mich zu drücken, ehe ich die Arme wieder sinken ließ. Danach stellte ich kurz Markus und Will einander vor. Jedoch heulte plötzlich die Sirene auf und eine Durchsage war zu hören, die mich schlucken ließ. Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, stieg mein Stresslevel ein wenig an, aber nicht so weit, als dass es gefährlich gewesen wäre, und ich sah mich um. Einen Stromausfall gab es hier noch nie. Aber solange es keine Probleme macht, wird das schon gehen. Außerdem sind ja Will und Markus hier. Das beruhigte mich schließlich wieder genug, dass meine LED sich wieder auf ein konstantes blau drehte.

Sowohl Will, als auch Markus waren den jeweils anderen gegenüber sehr vorsichtig und sie sprachen recht wenig miteinander. Es kam mir vor, als würden sie sich erst abchecken und herausfinden wollen, wie gefährlich der jeweils andere für mich sein könnte. Oder für einen selbst. Will hätte sich, nachdem er uns nun ein kleines Stück begleitet hatte, verabschiedet und war schließlich zur Arbeit gefahren. "Verstanden", entgegnete ich knapp, denn da würde ich nicht groß diskutieren. Ich wusste genau, wie gefährlich die Menschen sein könnten, und wie schnell sie sich gegen Androiden wandten, wenn ihnen danach war. Das hatte ich die letzten Jahre leider schmerzlich lernen müssen. "Wir können gern direkt aufbrechen. Sobald wir dort sind, reicht es auch noch, wenn wir reden", bestätigte ich, bereit, ihm zu folgen. Es fühlte sich merkwürdig an, nach JERICHO zu gehen. Ich war schon eine ganze Weile nicht mehr dort gewesen, durch die ganzen Vorfälle war es doch eine Weile her. Und dennoch freute ich mich, auch unter anderem, Simon wieder zu sehen.

Ein Stück hatte Will uns begleitet, doch so leid es mir tat, er konnte leider nicht nach JERICHO, geschweige denn, durfte er von diesem Ort erfahren. Immer wieder sah ich mich um, während Markus mich führte. An seiner Seite fühlte ich mich sicherer, als allein. Nachdem sich Will von uns verabschiedet hatte, nickte ich erfreut. "Das freut mich! Ich freue mich auch schon sehr, ihn wiederzusehen. Es ist viel zu lange her", antwortete ich ehrlich. Es war schön, dass es den beiden gut ging, es wäre schwer gewesen, wenn einer von den beiden verschwunden wäre, für mich. "Und es ist so viel passiert...", stellte ich fest. Allerdings war ich sehr erleichtert, dass wir ohne Probleme nach JERICHO kamen.

=> Der Untergrund - JERICHO - Der Versammlungsplatz