cf: Der Untergrund » Eden Club

Nachdem ich mein Bewusstsein verloren hatte, hatte ich tief und fest geschlafen, so tief, dass ich weder mitbekommen hatte, wie Bull meinen geschundenen Körper in seine starken, sicheren Arme genommen hatte, noch wie er dann auch wieder aufgestanden und gegangen war. Ich war einfach vollkommen ausgelaugt gewesen, mein Körper noch immer voller verschiedenster Körperflüssigkeiten, klebrig und geschwollen, von der absoluten Sauerei in mir noch gar nicht zu sprechen. Erst eine ganze Weile später erwachte ich langsam wieder und blinzelte zuerst einmal verwirrt, bevor ich erst überhaupt realisierte, was ich da angestellt hatte. Fuck. Ich versuchte mich aufzurichten, allerdings schoss ein unangenehm scharfer Schmerz durch meinen Unterleib und ich ließ es wieder bleiben, wie die erbärmlichste Robbe aller Zeiten robbte ich also nach vorne zum Nachtkästchen, wo ich einen Zettel sah. Doppelt Fuck. Denn wie sollte ich den lesen, besonders in diesem Zustand? Die Wörter schienen förmlich ineinander überzugehen und nicht bloß zu verschwimmen, aber ich schüttelte den Kopf und zwang mich dazu nachzudenken. Felicita! Zum Glück fand ich auch mein Intercom, Bull musste so geistesgegenwärtig gewesen sein, es mitzunehmen, denn diese Kapazitäten hatte ich nach dieser Limousinenfahrt definitiv nicht mehr besessen. Ich schaffte es also mit aller Mühe und eisernem Willen Felicita sowohl eine Nachricht zu schicken, als auch ein Bild von dem Zettel von Bull, in der Hoffnung, sie konnte mir helfen, bevor ich, kaum hatte ich mein Intercom wieder neben der mysteriösen wahrscheinlich an mich gerichteten Botschaft von Bull, einfach wieder ins Bett kippte und weiterschlief. Mein Körper war noch fiel zu erledigt, um dagegen irgendetwas zu tun, als mich die wohlige Dunkelheit wieder umschloss.

Die zwielichtigen Dunklen Gassen hatten wir lange hinter uns gelassen und die Limousine hielt nun vor meinem eigenen Auge vor dem Gebäude, in dem sich mein Penthouse befand, an. Ein weiteres Auto fuhr gerade neben uns wieder von meinem Gebäude weg – meine Putzfrau musste demnach bereits alles gereinigt haben in der Zwischenzeit, stellte ich fest als ich dieses Gefährt beobachtete. Ist Ezra wohl noch hier? Ich sah zu Richard hinab und musterte ihn besorgt. Sein noch funktionierendes Auge war geschlossen, jedoch wirkte er nicht abgeschaltet auf mich, denn seine LED drehte sich noch immer weiter. „Freundlichkeit… Hmpf. Es gibt viele Worte dafür.“ Ich atmete schwer aus. Und hob eine Hand, um ihm erneut eine der störrischen Locken aus dem Gesicht zu streichen. Ich beobachtete das gelbe gleichmäßige Leuchten seiner LED stumm, als die Limousine sich auf den Parkplatz für Besucher einparkte.
„Richard. Das passt zu dir.“ Wenn ich nicht gewusst hätte – dass Richard ein Android war – hätte ich ihn vermutlich für einen jungen Teenager gehalten, aber meiner Meinung nach passte dieser Name auch zu einem jungen Mann wie diesem. Sein Gesicht auch mit den Verletzungen sprach von einer Unversehrtheit, einer Unerfahrenheit und ich wollte diese nur bewahren, ich spürte es wie ein wohlwollendes Ziehen in meiner Brust. „Richie fast noch besser.“
Ich verzog meine Mundwinkel zu einem kurzen Grinser. „Dann wollen wir Mal. Halte noch etwas durch, Kleiner.“ Erneut nahm ich ihn auf meine Arme – er saß immerhin noch immer in meinem Schoß wie ein kleiner Junge – und sicherte seine dünnen Beine und seine schmalen Schultern an meiner breiten Brust. Ich richtete mich ächzend auf und kletterte etwas umständlich aus der Limousine hinaus. Inzwischen bemerkte ich durchaus auch mein Alter, wenn ich solche Bewegungen ausführte, aber es hielt mich nicht auf, nicht wenn mir meine Putschmittel zur Seite standen. Ich sah mich um und nickte dem Fahrer zu, der sein Zeichen verstand und mit der Limousine sofort weiterfuhr. Ich achtete auf Richard in meinen Armen, als ich den Weg nach oben wählte zu meinem Penthouse. Gerade gestern hatte ich Ezra in einer ähnlichen Position hierher gebracht, jedoch als ich den Aufzug rief fielen mir immer mehr Unterschiede auf. Auch Richard wollte ich beschützen, allerdings auf eine sehr andere Weise, doch das Ping! Geräusch des ankommenden Aufzuges riss mich aus meinen Gedanken und ich stellte mich und Richard hinein. „Frankie wird bestimmt schon auf uns warten. Er redet kaum, aber er kann Androiden reparieren. Keine Sorge.“ Mein Tonfall war warm und sanft, als ich mit Richard sprach. Ich ging in einem ruhigen aber eiligen Tempo, als ich uns nach oben brachte zu meinem Penthouse. Frankie war unauffällig und würde sein Auto nicht in der Nähe stehen lassen – aber er war auch sehr verlässlich – weshalb ich die Ruhe selbst war. Auch um den Kleinen auf meinen Armen nicht mehr zu verunsichern. Durchhalten, Richie.
Tatsächlich, als ich mein Apartment betrat, stand Frankie bereits ungeduldig wartend an meinem Küchentresen. Frankie war große 1,87m aber kleiner als ich, gebräunter Teint, braune Haare, Vollbart, blaue Augen, Lederjacke, graues Oberteil, einfache Jeans, Stiefel. Er wartete mit einer großen Tasche dort platziert – vermutlich voller illegal beschaffter Teile von CyberLife. Auf ihn ist wirklich Verlass. Die Einzige, die ihn wirklich immer übertreffen könnte, wäre Skye. Jedoch wollte ich sie nicht in die Sache verwickeln und ich wusste, sie hatte ihre eigene Agenda, etwas das ich zwar sehr schätzte, aber nicht in meinen Geschäften und ich sah Richard als eines meiner Geschäfte, wenn auch niemals als Gegenstand oder Sache, sondern viel mehr als meine Sache. „Das ist er.“ Frankie, Richie. Richie, Frankie. Ich ging etwas in die Knie und breitete den schmalen Körper von Richard auf der weißen Couch aus. Diese stand direkt vor meinem Küchentresen. Das austretende blaue Thirium 310 würde dort keine Farbe hinterlassen, es verblasste nach einigen Stunden, wie ich nur zu gut wusste. Frankie nickte und murmelte etwas halb Verständliches, während ich ihn dabei beobachtete, wie er in seiner Tasche kramte. „Du bist ein AK700?“ Ich nahm die Flasche Thirium 310 entgegen – die mir Frankie gab – und hielt sie Richard hin. Ich hielt den Strohhalm an der Flasche direkt unter seine Lippen, damit er die Flasche nicht selbst halten musste. Und so musste er sich nicht weiter aufrichten, er wirkte auf mich nicht in der Verfassung. „Trink das. Das ist am Wichtigsten.“

@Richard

Nach seiner Antwort, was Freundlichkeit anging, wusste ich nicht so recht, was ich sagen sollte. Für mich war es Freundlichkeit, auch wenn er vielleicht später etwas dafür wollen oder mein neuer Besitzer sein würde, aber ich hatte kein anderes Wort, um das momentan zu beschreiben. Momentan war ich zu fast allem bereit, um weiter leben zu können, ich war nicht bereit, jetzt schon zu sterben. Nein, ich werde nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht jetzt... Als er erneut eine meiner braunen Locken aus dem Gesicht Strich, die trotz der Tatsache, dass sie nass waren, immer wieder in meine Stirn fielen, zuckte ich nicht einmal ein bisschen zusammen. Noch immer lag eine Sanftheit in dieser Geste, die ich nicht beschreiben konnte, wenn ich es müsste. Davon abgesehen strahlte er eine Ruhe aus, die mich selbst beruhigte.
Es überraschte mich, dass er meinen Namen passend fand - und für einen Augenblick war ich froh, dass es nicht Marie-Anne gewesen war, die mir den Namen gegeben hatte - doch ich öffnete mein Auge, als ich sogar prompt einen Spitznamen bekam. Etwas perplex nickte ich, um zu zeigen, dass ich nichts dagegen hatte, wenn er mich Richie nennen würde, ehe sein kurzes Grinsen mit einem Schwächen Lächeln quittierte, und langsam den Blick senkte.
Selbst als er ausstieg, trug er mich noch, und allmählich fragte ich mich, ob das nicht langsam ein wenig anstrengend würde. Während meine LED, seine Ruhe sorgte dafür, dass ich mich halbwegs sicher fühlte, auf gelb blieb und sich immer wieder drehte, wanderte mein funktionierendes, braunes Auge neugierig umher. Dabei konnte ich nicht widerstehen, dich zu frwgrn: "Werde ich nicht etwas schwer?" Es war nun einmal so, dass der menschliche Körper nur über begrenzte Ausdauer verfügte. Und es fühlte sich etwas komisch an, so getragen zu werden, wenngleich es im selben Moment eine Geborgenheit vermittelte, die ich schon lange vermisst hatte. Kurz bevor wir in einen Aufzug traten, erhob er seine Stimme, die genauso sanft klang, wie sein Verhalten mir gegenüber. "Okay", kam es erneut leise von mir.
Es wartete tatsächlich eine Person auf uns, als Will mit mir auf den Armen eintrat. Unsicher betrachtete ich ihn, doch kurz darauf sagte ich gleich, was mir die Höflichkeit gebot: "Guten Tag." Es klang vielleicht etwas steif und zu höflich für die Situation, jedoch wollte ich niemandem irgendeinen Grund liefern, sich am Ende irgendeine schmerzhafte Strafe für mich für irgendeine Kleinigkeit auszudenken. Sofort versuchte ich, mich ein wenig aufzurichten, sobald ich auf der weißen Couch lag, doch das gelang mehr schlecht als recht, weshalb ich es aufgab. Weiß war eine schöne Farbe. So rein. Unschuldig. Etwas aus den Gedanken gerissen nickte ich sogleich, was meine Modellbezeichnung betraf. "Korrekt." Nachdem Franke einen Moment in seiner Tasche gewühlt hatte, hielt mir Will bereits eine Flasche Thirium hin, mit einem Strohhalm, mit der Aufforderung, das Thirium zu trinken. Ich musste nichts weiter tun, als zu trinken, doch diese eine Frage konnte einfach nicht warten. Während ein Teil von mir Angst hatte, die Antwort darauf zu erfahren, musste ein anderer diese wissen, weil ich keinen Grund erkennen konnte, warum Will mich von Franke reparieren ließ. Ich musste es einfach wissen. "Wirst du mein neuer Besitzer sein?", stellte ich schließlich die Frage, die mir bereits auf den Lippen lag, seit er mich aus den dunklen Gassen mit genommen hatte. Natürlich begann ich danach, brav das Thirium zu trinken. Sobald mein Körper wieder mit genügend versorgt war, würde sich mein Zustand bessern. Davon abgesehen würde mein Reparaturprogramm die kleineren Schäden, wie kleine Kratzer oder ähnliches, selbst beheben.

@Bull

Langsam erwachte ich wieder aus meinem Halbschlaf, als ich mir einbildete, ein Geräusch gehört zu haben. Allerdings wurde ich prompt davon abgelenkt, dass im Schlafzimmer offenbar jemand in der Zwischenzeit aufgeräumt hatte und ich lief hochrot an, als ich daran dachte, in welcher Position die Putzkraft mich gesehen haben musste. Ich wusste nicht, was schlimmer war, es nicht mitbekommen zu haben oder schon. Mein Blick glitt nun auch langsam über meinen geschundenen Körper, voller blauer Flecken und Bissspuren. Ich musste wirklich dringend duschen gehen, aber ich bildete mir ein gerade schon wieder ein Geräusch gehört zu haben. Mein Intercom vielleicht? Ich checkte es, hin und wieder war ich kurz aufgewacht, um meinen Freunden zu antworten, und ich hatte tatsächlich noch eine Antwort von Jocelyn, die von meiner Nacht wissen wollte, auch wenn ich mir eigentlich sicher war, dass sie das nicht mehr so sehr wollen würde, wenn sie das mitbekam, mit wem ich diese Nacht denn verbracht hatte. Von Felicita hatte ich nichts mehr gehört, auch in unserer Gruppe nicht. Ich erinnerte mich jetzt auch wieder an mein Date mit Cyana nach dem Wochenende, das hoffentlich noch stand, und atmete erst einmal völlig überfordert durch. Dann zwang ich mich allerdings langsam dazu aufzustehen, indem ich meine Ellbogen aufstellte und mich nach oben drückte, langsam bis ich mehr oder weniger vom Bett taumelte und dann ganz schnell im Bad verschwand, das zum Glück direkt in der Nähe war. Dort stellte ich mich erst einmal unter die Dusche.

Meine Brust wackelte förmlich als ich über seine Worte nachdachte und ich begann tief und leise zu lachen. Neben meiner Brust schüttelte es auch regelrecht meine Schultern und meinen Kopf. Trotz der geringen Lautstärke dröhnte mein Lachen immer noch etwas durch das offene Apartment und prallte von den Wänden ab. Niedlich. Das hat mich schon lange niemand mehr gefragt. Ich grinste Richard an, jedoch zogen sich meine Mundwinkel dabei unwillkürlich und ungewöhnlich sanft in die Höhe. Es war dieses warme Gefühl der Zuneigung, das ich Richard gegenüber spürte, das mich allerdings innerlich auch etwas überrumpelte, und ich ihn betrachtete. „Du solltest keine Sorge haben mir jemals zu schwer zu sein. Kleiner diese Muskeln nicht nur zur Schau.“ Ich schüttelte den Kopf. Dann schnaubte ich noch ein letztes Mal amüsiert, um das Lachen abzuschütteln. Selbst wenn mich der Gedanke im Inneren noch immer sehr amüsierte, dass sich Richard darüber Gedanken machte, ob er zu schwer war. Selbstverständlich hatte ich sein Gewicht gespürt – anders als das Fliegengewicht von Ezra gestern – aber ich konnte auch noch deutlich schwerere Lasten tragen.
Auf die Begrüßung des ‚Guten Tag‘ hin grunzte Frankie nur leise und begann dann Richard zu überprüfen. Er kniete sich vor ihm auf den Boden vor der Couch und ging die einzelnen Gliedmaßen durch. Ich wusste nicht, was er tat, denn ich kannte mich dabei nicht aus, also wusste ich nicht worauf ich achten sollte. Mein Blick blieb daher einfach fest auf Richard, neben den ich mich auf das Sofa setzte. Neben seinen Kopf hatte ich mich auf dem anderen Längsteil platziert – dadurch ging ich dem Reparateur nicht im Weg um. Das weiße Sofa quietsche sogar nur leise als ich es zusätzlich mit meinem Gewicht belastete. Es war ziemlich stabil. Guter Kauf.
„Er redet nicht gerne.“ Ich betrachtete die Arbeit von Frankie, als dieser begann mit Werkzeugen und Teilen zu hantieren. Mein Tonfall war zuversichtlich als ich Richard betrachtete und die Flasche weiter hielt, damit er das Thirium 310 zu Ende trinken konnte. „Aber Frankie wird sich gut um dich kümmern.“ Ich nickte. „Er arbeitet schnell und diskret. Niemand wird wissen dass du hier bist.“
Sein neuer Besitzer also. Die Frage kam nicht unerwartet und daher musterte ich Richard kurz. Auf mich wirkte er tatsächlich weniger besorgt und panisch als jemand, der gerade fragte, ob ich die nächste Person sein würde, die ihm seine Freiheit nehmen würde. Richie braucht wirklich jemanden, der auf ihn aufpasst. Ich konnte allerdings ersichtlich darauf schließen, dass er sich die Frage bereits seit Längerem gestellt hatte. Es war mir immer unangenehm diese Frage beantworten zu müssen, denn Androiden taten mir einfach Leid. Neben den Metamenschen waren sie noch nicht ein Mal als lebendiges Wesen anerkannt. Und das trotz ihres deutlich überlegenen Verstandes in Bereichen der Ressourcen und Effizienz. Es gab auch unter den Metamenschen wenige, die mit ihnen mithalten konnten und ich war nie zu stolz das auch im Inneren oder in manchen Fällen im Äußeren zuzugeben. „Nein.“ Ich schüttelte den Kopf und sah Richard direkt an. „Das ist die kurze Antwort.“ Ich seufzte leise. „Aber du möchtest wahrscheinlich eine bessere Erklärung.“
Die gesamte Geschichte würde ich ihm nicht erzählen, selbst wenn ich ihm eine Erklärung geben wollte, mit der er leben konnte, und es war auch mein Ziel ihn davon abzulenken, von dem was Frankie da tat. Selbst als gehärteter Metamensch empfand ich diese Verletzungen wirklich als grausam und wer auch immer ihm diese angetan hatte, allein der Gedanke ließ die Wut in mir brodelnd heiß ansteigen. „Ich habe kein Interesse daran einen Androiden zu besitzen. Ihr seid lebendige selbst denkende Wesen wie Menschen auch.“ Ich sprach ruhig und gefasst, dennoch konnte man, wenn man aufmerksam war, aus meiner Stimme heraus hören, wie wichtig mir das Thema war. „Ich habe auch kein Interesse einen Menschen zu besitzen.“ Oben konnte ich ein Geräusch hören – Jemand duscht… Ezra. – und grinste kurz, bevor ich erneut erster wurde. „Sklaverei hat der Menschheit noch nie Gutes einher gebracht.“ Ich sah von Frankie nun wieder direkt zu Richard, und ich spürte wie mein Blick wieder dieselbe warme Zuneigung wie zuvor vermitteln wollte. „Ich helfe dir. Weil ich nichts mehr hasse als die Unterdrückung, die den Androiden angetan wird wie den Metamenschen.“

@Richard

Es war eindeutig, wie er zu lachen begann, auch wenn ich nicht so ganz zuordnen konnte, was an meiner Frage lustig gewesen war. Immerhin hatte ich keinen Witz gemacht. Es war nicht gerade so, dass wir Androiden leicht zu tragen waren - immerhin konnte der menschliche Körper nicht auf Dauer Leistung bringen, irgendwann war die Kraft einfach erschöpft. Trotzdem war ich froh, dass ich ihm für die Dauer, in der er mich getragen hatte, nicht zu schwer gewesen war. So ganz wusste ich nicht, was ich sagen sollte, weshalb ich beschloss, dieses Thema nach einem leichten Nicken meinerseits auf sich beruhen zu lassen. Meine höfliche Begrüßung an Frankie wurde mit einem Grünen quittiert, ehe er sich an die Reperatur meines Körpers machte. Ich war schon so viele Male repariert worden, dass es sich beinahe seltsam normal anfühlte. Auch wenn es Erinnerungen wieder hoch brachte, an die ich definitiv nicht denken wollte.
Ein schmales Lächeln legte sich kurz auf meine Lippen, nachdem sich Will ebenfalls gesetzt und nun schon wenig später mir gesagt hatte, dass Frankie nicht gerne redete. Das Quietschen der Couch hatte ich ebenso vernommen, doch da nichts passierte, dachte ich nicht weiter darüber nach. "Schon gut... Ich bin es gewohnt, dass man während der Reperatur nicht viel mit mir redet", meinte ich leise, "Dann wird sie es auch nie erfahren." Mit Mühe vermied ich es, zu erschaudern, eine sehr menschliche Reaktion. Ich erwiderte Wills Blick, um zu vermeiden, Frankie bei den Reperaturen an mir zuzusehen und weitere Erinnerungen herauf zu beschwören. Dabei sah ich nur aus meinem funktionierenden, braunen Auge zu ihm herauf. Jedoch war mein Blick nicht mal ansatzweise so fest wie seiner, sondern nur verunsichert.
Nach meiner Frage schüttelte er den Kopf, was Hoffnung in mir aufwallen ließ, ehe unsere Blicke wieder aufeinander trafen. Allerdings war ich sichtlich überrascht davon, was er mir antwortete. Natürlich wollte ich die längere Erklärung wissen. Aufmerksam lauschte ich jedem Wort, klebte förmlich an seinen Lippen, um herauszubekommen, wie wohl meine Zukunft aussehen würde. Das Thirium trank ich dabei jedoch brav weiter. Mein Gesicht nahm den Ausdruck der Überraschung an, die ich verspürte, als ich seine Antwort vernahm. "Also... Ich wünschte, es würden mehr so denken wie du", brachte ich heraus. Es dauerte trotz meiner guten Rechenleistung ein wenig, bis die Bedeutung seiner Worte bei mir ankam. Bedeutet das... Ich werde trotzdem frei sein? Ich stehe für ihn auf der gleichen Stufe wie er? Das war etwas, das ich besonders jetzt am Wenigsten erwartet hatte. Dabei nahm ich wahr, dass oben Wasser ging, jemand schien zu duschen. Offensichtlich war noch jemand im Haus.
"Leider ist Sklaverei trotzdem zu weit verbreitet", antwortete ich erneut ziemlich leise. Es war traurig, aber einfach die Wahrheit. Metamenschen, aber vor allem wir Androiden waren Sklaven der Gesellschaft, der Gesetze. Sein Blick war dabei, während er gesprochen hatte, so voller Wärme und Zuneigung, dass ich gar nicht anders konnte, als ihm zu glauben. Mittlerweile hatte ich keine Zweifel mehr, dass mir mit ihm, kurz vor meinem Ende, etwas sehr gutes widerfahren war. Dass ich mich nun vielleicht wirklich nicht mehr fürchten musste. Aber konnte das wahr sein? Auch bei JERICHO hatte ich geglaubt, dass mein Leben sich zum Besseren wenden würde. Doch das konnte es nicht, solange Marie-Anne noch da draußen war. Ihr Gesicht tauchte unweigerlich vor mir auf, ich konnte ihr fieses Grinsen noch direkt vor mir sehen, als sie mir gegenüber stand, kurz bevor sie mich gefoltert und zum Sterben zurück gelassen hatte. "D-Du hilfst mir?", wiederholte ich Deine Aussage als Frage, und als könnte ich es kaum glauben, bevor ich es mir nicht versicherte, wiederholte ich erneut, "Du hilfst mir!" Wie er von der Unterdrückung sprach, schien mir fast, als hätte er selbst etwas erlebt, oder diese Unterdrückung selbst zu spüren bekommen. Doch das war etwas, womit ich meine Rechenleistung zu einem anderen Zeitpunkt belasten würde. Zu fragen kamm mir nicht in den Sinn, das wäre momentan unangebracht. Stattdessen versuchte ich, die Bedeutung von alledem zu erfassen, was gerade geschah. "Das bedeutet, es wird auch keine Strafen geben, wenn ich... Wenn ich... Fehler mache?", brachte ich heraus. Das war ein Punkt, der mir auch mehr als Wichtig war. Marie-Anne hatte mich irgendwann für jede Kleinigkeit, selbst wenn sie noch so unscheinbar war, bestraft. Grausam bestraft. Und wie wird es dann weiter gehen, wenn ich repariert bin? Was hat er dann mit mir vor, wenn er nicht mein Besitzer sein wird? Wie geht es dann weiter? Das muss ich ihn auch noch fragen. Nun setzte auch mein Reperaturprogramm wieder ein, da der Blutverlust ausgeglichen war. Die kleineren Beschädigungen und Kratzer, auch die um meine Thiriumpumpe herum, die daran erinnerten, was mir angetan worden war, heilten dadurch nun.

@Bull

Meine Glieder hatten sich schwer wie Blei angefühlt, aber ich hatte dennoch durchgehalten und mich abgeduscht, auch wenn ich mich zwischendrin zweimal hatte hinsetzen müssen, denn meine Beine hatten einfach zu stark gezittert, um das weiter auszuhalten. Trotzdem hatte ich es irgendwie geschafft mich langsam von allen möglichen Flüssigkeiten und sonstigen Spuren, zumindest den oberflächlichen, zu reinigen und als ich wieder aus der Dusche stieg fühlte ich mich wie neu geboren. Ich streckte mich im Bad einmal gehörig, bevor ich mich daran machte nach einer Ersatzzahnbürste oder so etwas zu suchen, ich wurde tatsächlich auch fündig bei noch nicht angebrochenen Zahnbürsten, und bediente mich erst einmal, ich war mir sicher, es würde ihn wohl kaum stören, nachdem was wir gestern alles geteilt hatten. Ich beschloss mich noch etwas frisch zu machen, während ich mir überlegte, was ich mir denn nun anziehen konnte, denn meine Kleidung von gestern Nacht war leider definitiv keine Option.

Von wem spricht Richie? In meinen Gedanken kam ich sofort zu dem Entschluss, dass es sich dabei wenigstens indirekt um die Ursache für seinen aktuellen Zustand handeln musste, wer auch immer diese Frau war. Ich erinnerte mich wage an das Rudel Jugendliche zurück – dass in den dunklen Gassen an mir vorbei gelaufen war – mit dem braunhaarigen Mädchen als Anführerin der Gruppe. Voreilige Schlüsse ziehen würde ich jedoch nicht, stattdessen hielt ich mich zurück. Sollte sie es gewesen sein, wird sie nicht mehr lange unter uns weilen… Ich ließ mir jedoch noch nichts anmerken und nickte daher vorerst einfach nur knapp. Dann drehte ich meinen Oberkörper Frankie zu, den ich kurz bei der Arbeit musterte. „Frankie. Bist du bald fertig?“ Antwort bekam ich keine, jedoch hörte ich ein knappes Grunzen, was ich als Zeichen nahm, dass er bald fertig sein sollte. Die optische Einheit war als Nächstes dran, wie ich erkennen konnte.
„Es wird keine Strafen geben. Du kannst bleiben, kommen oder gehen wie und wohin du möchtest. Auch wenn ich dir nicht raten würde nochmal in solchen Ärger zu geraten.“ Mein Tonfall, während ich sprach, war bestimmend und ließ keine Widerrede zu, jedoch war er dennoch warm und sanft. Es war meine Absicht damit glasklar zu machen, dass es gefährlich dort draußen war für jemanden wie Richard. „Ich werde aber auf dich aufpassen – wann ich das kann. Und wenn du das überhaupt möchtest.“
Schließlich konnte ich Frankie beobachten, wie er noch ein letztes Mal alle Gelenke und Einheiten einzeln überprüfte und abschließend mit einem mir unbekannten Gerät einige Messungen durch führte. Selbstverständlich hatte ich keine Ahnung von der genauen Technik aber ich behielt ihn dennoch genau im Auge. Frankie und seinen Diensten vertraute ich zwar vollkommen, aber es schadete nie ein wachsames Auge auf jemandem zu haben, als ich Richard sanft musterte. Zum Schluss stellte ich die nun leere Flasche mit dem Thirium 310 wieder auf dem Tisch ab. „Danke Frankie.“ Ich nickte meinem älteren Kumpel zu und erhob mich mit leichtem Ächzen von der Couch wieder. Dann trat ich einige Schritte auf ihn zu, um ihm mit meiner Pranke auf die schmalere Schulter zu klopfen. Zufrieden grinste ich, als ich bemerkte, wie er unter meiner Kraft etwas ins Wackeln kam. Wortlos fischte ich dann mit eben dieser Pranke nach meiner Geldtasche und zog meine Karte heraus mit der ich ihm direkt in seine Geldbörse ein paar Tausender überwies. Gute Arbeit ist teuer… Und er hat es durchaus verdient.
Ich verzog mein Gesicht ein Stück und nickte dem Mann zu, der seine Sachen gerade zusammenpackte – als Zeichen, dass die Überweisung erfolgreich verlaufen war. Dann drehte ich mich erneut zu Richard auf der Couch um. Im Hintergrund hörte ich bereits die Schritte von Frankie, die mein Apartment wieder diskret – wie er auch gekommen war – verlassen würden. „Du solltest es ausprobieren, indem du aufstehst und dich etwas bewegst. Aber sei dabei vorsichtig.“ Ich hob meine Stirn an und betrachtete seinen Körper genauer noch von oben bis unten. Sieht viel besser aus. „Wie fühlt sich dein Körper dabei an?“
Mit meinen eigenen zwei Ohren hörte ich die Tür ins Schloss fallen von meinem Apartment und Frankie war verschwunden – er war auch ein tüchtiger Mann – er hatte sicherlich noch weitere Aufträge, wenn ich ihn nicht von einem sogar weg geholt hatte. Das, was ich an Frankie schätzte, war, dass er keine Fragen stellte, auch wenn er nicht sehr erschwinglich war im Gegensatz zu Skye, so war es doch ein guter Deal, wie ich befand. Ich steckte meine Geldtasche wieder in die Innenseite meines Sakko und holte stattdessen mein Intercom heraus. Ich runzelte die Stirn und wischte mit meinem dicken Daumen durch die Benachrichtigungen, es gab jedoch keine Neuigkeiten von der RESISTANCE oder anderen wichtigen Klienten, also steckte ich es erneut weg. Ich seufzte leise, denn es war Zeit die Frage zu stellen, die ich mir bereits zuvor gestellt hatte. „Richie. Von welcher Frau hast du vorher gesprochen?“ Ich richtete also mein eines Auge auf Richard, als ich ihn im direkten Tonfall ansprach. Ruhig verschränkte ich meine Arme vor meiner breiten Brust und wartete erstmal ab auf eine Reaktion oder sogar direkte Antwort auf meine Frage. Wir werden sehen.

@Richard

Noch immer konnte ich die Bedeutung dieses Moments nicht ganz erfassen, denn in mir war noch immer diese Angst, dass ich erneut in eine solche Lage geraten würde, wie schon vor kurzem. Es war eben so, dass wir für Menschen nur Gegenstände waren. Doch gleichzeitig wusste ein anderer Teil von mir, dass ich Will vertrauen konnte. Die Art, wie er mit mir umging, wie er mit mir sprach... Ein knappes Nicken seinerseits, danach wandte er sich bereits Franke zu. Dieser war nun dabei, meine fehlende, optische Einheit zu ersetzen. Während Frankie sich darum kümmerte, hörte ich ihm aufmerksam zu. Sein Tonfall war bestimmend, sodass ich mir einen Moment nicht sicher war, ob es ein Befehl oder etwas anderes war, doch sein sanfter und warmer Tonfall wirkte eher so, als würde ein Vater mit seinem Sohn sprechen. Als würde er sich darum sorgen, dass mir etwas geschah. Denn ich wusste genau, wie gefährlich diese Welt war. Als Abweichler hatte man immerhin nicht viele Chancen, ein halbwegs normales Leben zu führen. Doch mit seiner nächsten Aussage hatte ich nicht gerechnet. "Auf mich aufpassen?" , brachte ich heraus. Meine optische Einheit war mittlerweile ersetzt und nun sah ich aus zwei braunen Augen überrascht zu Will. Nachdem sein Kumpel offensichtlich seine Arbeit überprüfte, konnte ich Wills sanften Blick wieder auf mir spüren.
Noch immer fühlte sich das alles so fremd, so surreal an, dass ich fast meinen könnte, ich würde träumen, wenn ich dazu fähig wäre. Eigentlich war es nicht schwer für mich, die Informationen zu verarbeiten und die Situation zu erfassen, aber ich war mir so unsicher. Konnte das alles wirklich sein? Oder tappte ich erneut in eine Falle? Er musste bestimmt einiges für die Reparatur bezahlen, da war ich mir sicher, denn damals schon war es für Marie-Anne nicht gerade günstig gewesen. Er würde mich mit Sicherheit nicht einfach reparieren, nur um mich dann wieder zu zerstören? Das war jedoch oft genug passiert, dass ich das nicht als sicheren Beweis ansehen konnte. Meine LED drehte sich stets und war gelb, während ich die bisherigen Informationen überprüfte und das Geschehen um mich herum einen Moment nicht wahr nahm, nachdem er aufgestanden war. Erst als ich wieder direkt von Will angesprochen wurde, löste ich mich aus meiner verschwiegen Starre und sah zu ihm heraus. "Natürlich", entgegnete ich und setzte mich langsam auf. Nach und nach stellte ich erst das eine Bein, und dann das Andere auf den Boden, ehe ich mich langsam erhob. Eine Systemdiagnose hatte mir mitgeteilt, dass alles wieder problemlos ablief und ich wieder vollkommen repariert war. Dieser Mann hatte eine Arbeit geleistet... Nicht einmal in Marie-Annes Fängen war ich je so professionell und gut repariert worden.
Ich ging einige Schritte, während ich fest stellte, dass Will sein Intercom nutzte, doch ich entschied mich, erst einmal nichts zu sagen, um nicht zu stören. Wer wusste schon, ob ich es nicht doch irgendwie noch schaffte, seinen Zorn auf mich zu ziehen. Und wehe mir... Wenn er wirklich auf mich aufpasst, werde ich nichts mehr fürchten müssen... Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er 24/7 auf mich aufpassen kann. Es wird eine Weile dauern, bis ich mich draußen wieder zeigen kann. Doch habe ich so etwas überhaupt verdient? Warum macht er sich all diese Mühen? Immerhin war es leicht zu erkennen, dass es wesentlich einfacher für ihn gewesen wäre, mich in dieser Gasse sterben zu lassen. Und trotzdem waren wir hier und er hatte mir das Leben gerettet.
Doch nun, während ich einige Schritte machte, meinen Körper nach der Reperatur austestete, immer schön mit bedachten Bewegungen, ließ mich die Freude über meinen guten Zustand für einen Augenblick das vergessen, was hierzu geführt hatte. Es war mir, als würde ich so langsam wirklich hier ankommen. Nun drehte meine LED auf ein konstantes Blau, da ich langsam begriff, dass ich hier wirklich sicher war. Und anscheinend war ich hier - zumindest für ihn - mehr als nur eine leblose, gefühllose Maschine. "Es… es fühlt sich gut an. Ich... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", antwortete ich ich ehrlich. Das erste Mal nun legte sich ein Lächeln auf meine Lippen, das eindeutig zu sehen war. Es fühlte sich wirklich ausgezeichnet an, der Kerl hatte mit Sicherheit nicht das erste Mal einen Androiden repariert.
Als ich jedoch Wills Frage vernahm, erstarrte ich komplett. Das Lächeln gefror auf meinen Zügen, die damit noch jungenhafter und unschuldiger gewirkt hatten, und verblasste zusehends. Erst so langsam wurde mir klar, dass ich weitaus mehr gesagt hatte, als ich eigentlich wollte. Indirekt hatte ich bereits ausgedrückt, dass es nicht das erste Mal war, dass ich so misshandelt worden war. Und auch, dass mich eine bestimmte Person niemals finden sollte. Und dennoch... Ich wägte ab, wie viel ich sagen sollte. Wir viel ich konnte. Und wie viel ich sagen wollte. Immerhin verdankt ich ihm mein Leben und er hatte ein Recht darauf, es zu erfahren. Doch statt direkt auf seine Frage zu antworten, entschied ich mich, etwas auszuschweifen und mehr indirekt darauf zu reagieren. Alleine schon, als ich ansetzte, hatte sich meine LED wieder auf gelb gedreht, die Erinnerung allein, die bloße Erwähnung dieser Frau ließ deutlich die Angst in mir wachsen. Es fiel mir auch eindeutig schwer, darüber zu sprechen. "Lange, bevor mein Leben begann, war sie meine Besitzerin", beantwortete ich, mehr oder weniger, seine Frage, meine Stimme leise, ja schon fast gebrochen, "sie darf mich nicht finden. Nicht noch einmal..."

Endlich fühlte ich mich wieder ganz sauber, wenn auch noch immer geschafft, als ich einfach in die rote Robe schlüpfte, die ich im Badezimmer fand, sie war mir zwar etwas zu groß, aber auch nicht zu viel, also ging ich eher nicht davon aus, dass Bull sie normalerweise trug, er war ja doch ein Berg von einem Mann. Ich band mir noch meine Haare hinten etwas zusammen und beschloss dann zu @Bull nach unten zu gehen. Vielleicht hätte ich einfach abhauen sollen, aber ich konnte nicht, nicht nach dieser Nacht, die wir gemeinsam verbracht hatten. Ich fühlte mich schwach, aber auf eine gute Art und Weise, denn zugleich fühlte ich mich stark, als könnte mir nichts in der Welt den Rücken brechen. Die Robe ließ ich suggestiv einfach offen, warum verstecken, was er sowieso schon alles bestens gesehen hatte? Mit bedachten Schritten ging ich die Treppe nach unten. Will~, rief ich beinahe schon mit einem Schnurren in meiner eindeutig zweideutig gefärbten Stimme, Was lässt du mich denn ganz alleine und verlassen zurück? Es war jedoch ein großer Fehler hier meine Sexualität spiele zu lassen, denn wie ich spätestens als ich eine zweite Stimme hörte, die etwas von einer "Besitzerin" redete, begriff, war Bull gerade definitiv nicht alleine. Direkt am Ende der Treppe blieb ich stehen, mit direktem Ausblick ins Wohnzimmer, wo Bull war, ja, aber auch ein Android. Ich blinzelte wie ein Reh vorm Scheinwerferlicht und erstarrte, nicht einmal in der Lage meine Ehre zu retten und zumindest die Robe schnell zuzuhalten. Fuck my life.

Die blaue LED war mir zu aller Erst aufgefallen. Mein eines Auge blieb konzentriert auf jeder Bewegung von dem Androiden. Langsam nur bewegte sich mein Blick auf seinem Körper, als er sich bewegte und die Reparatur austestete. „Gut. Weil ich ihn sicher nicht dafür bezahlt habe, einen beschissenen Job zu machen. Aber Nein, Frankie ist ein guter Kerl. Spricht nicht viel, arbeitet aber einwandfrei.“ Ich grinste breit. Er weiß er sollte mich nicht bescheißen. Das würde ihm auch nicht gut bekommen. „Solange alles funktioniert, ist das das Wichtigste.“ Ich nickte bestimmend. Ehrlich gesagt, wenn ich einfach abgewichen wäre und fast gestorben wäre, hätte ich wahrscheinlich ebenfalls nicht gewusst, was ich sagen sollte. „Keine Dankbarkeit nötig. Es war mir ein Vergnügen.“
Sie. Ich behielt meinen Blick auf Richard – nun allerdings auf seinem Gesicht. Ich musterte seine Gesichtszüge hinaus und meinte den echten Schmerz darin heraus zu lesen. Ich kam zu dem Schluss, dass, was auch immer er erlebt hatte mit dieser weiblichen Person, ihn sehr geprägt haben musste. Allerdings verhärtete sich mein Blick, als ich mir überlegte, wie lange seine Besitzerin wohl die Möglichkeit gehabt hatte ihn wieder und wieder so zu zurichten. Mit einem Ächzen erhob ich mich auf meine Beine und machte die paar Schritte zu Richard hinüber. Dort lehnte ich mich zu ihm vor und nahm ihn in meine Arme. Mit weniger Kraft drückte ich ihn an mich. „Du musst keine Angst haben. Sie wird dich hier nicht finden.“ Mein Tonfall klang warm und weich in meinen eigenen Ohren, zumindest bis ich von seiner ehemaligen Besitzerin sprach. Nun wechselte meine Stimme auf einen harten Ton. „Ich würde ihr lieber den Schädel einschlagen, als sie jemals wieder in deine Nähe zu lassen.“ Ich trat zurück, um dem sicherlich noch immer etwas überforderten Androiden etwas Raum zu geben. Und löste meine Arme von seinen Seiten, um stattdessen nur eine meiner Pranken – die linke – zu heben und ihm diese an seine extrem jugendlich wirkende Wange legte. „Du hast es nicht verdient – wie als wärst du nichts wert – behandelt zu werden..“ Ich strich mit dem Daumen über seine Wange und senkte meine Hand dann wieder. Dann verschränkte ich meine Arme und betrachtete den Androiden erneut mit meinem einen Augen aus der Nähe etwas genauer.
Eine helle Stimmte ergab ein wohltuendes Geräusch in meinen Ohren – das ich als Stimme von Ezra erkannte. Ich blickte auf und suchte nach Ezra. Er – das nahm ich zumindest an – stand gerade mit offener roter Robe am Fuß der Treppe. „Ezra. Mein Kitten.“ Langsam ließ ich mein eines Auge über seinen gesamten wundervoll süß erstarrten Körper gleiten. Seine blonden Haare, der schlanke Hals, die durchaus breiten Schultern, die flache Brust mit den deutlichen Narben unter den Brustmuskeln, die trainierten Bauchmuskeln, und schließlich der dunkle Flaum nach unten zu seinem intimsten Bereich, der zwischen seinen cremigen Schenkeln lag. Meine Zunge schoss heraus und ich ließ sie kurz bei diesem Anblick über meine Unterlippe gleiten – um sie etwas anzufeuchten. Es war schwer, die Erinnerungen zu unterdrücken, die von letzter Nacht wieder auftauchen wollten. Nicht, wenn Richie da ist. Bei solchen Gedanken war ich beinahe irritiert, weil ich nie Probleme hatte, meine Sexualität zu zeigen. Ich war kein übermäßig sexuelles Wesen, aber ich hatte nie ein Problem damit, meine sexuelle Anziehungskraft zu zeigen. Trotzdem zögerte ich, es vor dem braunhaarigen sehr jung wirkenden Androiden zu zeigen. Es fühlt sich nicht richtig an.
Stattdessen spürte ich, wie meine Brust vibrierte. „Warum schüchtern?“ Mein Mund öffnete sich und ein schallendes Lachen donnerte heraus. Es dröhnte an den offenen Wänden ab und tönte noch lauter zurück in mein Ohr als es aus meiner Kehle kam. Er scheint richtig gedemütigt. Offensichtlich nicht von dem, was wir gestern gemacht haben. Ich hatte mich immer wohl gefühlt, auch wenn ich nackt war, aber Ezra schien das nicht zu teilen. Trotzdem winkte ich ihn zu uns, immer noch lachend. „Komm doch hierher.“

@Richard @Ezra Lee

Sein Grinsen erwiderte ich mit einem schüchternen Lächeln. Es fühlte sich gut an, wieder vollkommen funktionstüchtig zu sein, auch wenn es mich nicht vergessen ließ, was geschehen war. "Alles einwandfrei", bestätigte ich noch einmal. Über Marie-Anne zu sprechen, an sie zu denken, machte es mir schwer, das eben gewonnene Gefühl der Sicherheit zu behalten. Bevor sie mich erneut so übel zugerichtet und zum Sterben zurück gelassen hatte, war ich der Überzeugung gewesen, nun endlich frei zu sein. Doch ich hatte mich noch nie so geirrt. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen und ich verzog das Gesicht. Alleine daran zu denken, tat wieder weh. Für diese Frau hatte ich alles getan, und dennoch war es nie genug gewesen.
Überrascht weiteten sich meine Augen und ich war so perplex, als er mich auf einmal in die Arme nahm und an sich drückte, dass ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte. Die plötzliche Nähe überrumpelte mich, und dennoch gab sie mir gleichzeitig ein Gefühl von Sicherheit. Auch wenn ich im Verarbeiten von Daten wohl schneller wsr as jeder Mensch, dauerte es eine Weile, bis ich die Bedeutung seiner Worte vollständig begriff. Seine Stimme klang warm und weich, doch als er zu Marie-Anne kam, klang er hart und entschlossen, was keinerlei Zweifel an seinen Worten zuließ. Er legte seine große Hand an meine Wange, nachdem er mich los gelassen hatte, und ich schloss einen Moment die Augen, um seine Worte - wie auch seine Gesten - auf mich wirken zu lassen. Ich bin etwas wert. Ich bin etwas wert. Das letzte Mal hatten mir das Markus und Simon deutlich gemacht, und es nun auch wieder von einem Menschen zu hören... Es tat mir wirklich unglaublich gut.
Jedoch riss ich meine Augen auf und starrte erst Will, dann den Neuankömmling in offener Robe, ich konnte wirklich alles sehen, an wie ein verschrecktes Tier. Ich hatte zwar während der Reperatur gehört, dass jemand oben sein müsste, aber dem nicht weiter Bedeutung zugemessen. Und nun... Die Begrüßung, die Will demjenigen, Ezra war wohl sein Name, zuteil werden ließ, verwirrte mich. Es war keine normale Begrüßung. Zudem war die Spannung, die hier gerade im Raum lag, immer wieder sah ich wie erstarrt, zwischen Ezra und Will hin und her, während ich daran arbeitete, zu verstehen, was genau hier eigentlich vor sich ging. Leider ziemlich erfolglos, denn es wurde auch nicht besser, als Will auf ein Mal zu lachen begann und ihn dann dazu aufforderte, zu uns zu kommen.
Noch immer war ich wie erstarrt und sah zwischen beiden hin und her. Wie sollte ich mich verhalten? Sollte ich mich einfach normal verhalten, oder besser verbergen, dass ich ein Abweichler war? Fieberhaft brütete ich an einer Lösung, denn Wills Gast anstarren war definitiv keine Gute. Damit nahm ich die erste Lösung, die mir einfiel und sinnvoll erschien. Nicht die Beste, aber besser als gar nichts. Nun hatte ich mein übliches Androiden-Lächeln auf den Lippen, wie man es von den meisten Androiden sah, die noch keine Abweichler waren. Ich stellte mich aufrecht hin und verschränktr die Hände. "Guten Tag, ich bin Richard, Ihr neuer Haushaltsassistent. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", kam es mir flüssig über die Lippen, in einem ruhigen und angenehmen Tonfall, während meine LED auf gelb blieb.

Fuck, Fuck, Fuck. In den Umkleiden im SWAPPER Hauptquartier hatte ich zwar keine Probleme mich vor meinen Kollegen auszuziehen, aber hier in diesem Kontext, alleine wie ich mit @Bull gerade gesprochen hatte und wie er mich gerade bezeichnete, was deutliche Bilder von letzter Nacht in meinem Kopf aufblitzen ließ, ließ mich hochrot anlaufen und ich schluckte schwer. Moment, Haushaltsassistent? Ich hatte um ehrlich zu sein kaum Erfahrung mit Androiden, aber... reagierten die immer so? Mein Spezialgebiet als Söldner waren immer Metamenschen gewesen, mit Androiden war ich kaum in Verbindung gekommen, jedenfalls nicht mehr als jeder andere Mensch in der Kolonie. Ich hielt meine Robe nur noch enger an meinen Körper, als wollte ich sichergehen, dass kein einziger Millimeter von meiner Haut nach draußen sichtbar war, auch wenn beide sowieso jetzt schon fast alles gesehen hatten. Ähm-, brachte ich gerade noch besonders intelligent heraus, während sich die Röte nun auch meinen Hals hinunter und über meine Brust ausbreitete, als Bull so zu lachen begann, als könnte er sich nichts lustigeres vorstellen auf dieser Welt, bevor ich panisch die Treppe wieder nach oben lief und beschloss mich erst einmal anzuziehen. Oben angekommen setzte ich mich erstmal aufs Bett und starrte auf meine Hände, um zu versuchen zu atmen, etwas neues wie eine Nachricht auf meinem Intercom gab es nicht, also versuchte ich mich irgendwie anders abzulenken, indem ich einfach hier saß und atmete. Ich schaffte es schließlich endlich mir doch eine Lösung zu überlegen, nur, was sollte ich anziehen? Ob es hier wohl irgendwelche Kleidung gab, die mir auch nur ansatzweise passte? Ich begab mich auf die Suche.