North möchte nur das beste für uns. Sie möchte uns verteidigen vor allen möglichen Gefahren., sichere ich Orianna zu, nachdem North gegangen war, Simon war wieder sehr schweigsam und ich sah ihn kurz fragend an, bevor ich Orianna zunickte. Es war in der Tat sehr beeindruckend, war es für mich auch gewesen, all diese Androiden an einem Ort, jetzt waren sie auch wirklich frei, nicht wie zuvor, gefesselt an das Schicksal hier zu sterben, wir nahmen hier unser Leben wieder in die Hand. Langsam begann ich den Weg nach unten auf den Versammlungsplatz, die Androiden grüßten uns, manche lächelten und winkten uns auch zu. Ich ließ Orianna kurz Zeit einfach alles anzusehen, bevor ich zu ihr meinte, Komm mit, es gibt jemanden, den du kennenlernen solltest. Ich setzte mich in Bewegung, um auf den hinteren, mit einer Folie vom Rest des Raumes abgetrennten Teil des Versammlungsplatzes zuzugehen. Ich sprach natürlich von Lucy, unserem Medium.
Schweigend hatte ich die Abweichler unter uns betrachtet, diese Gemeinschaft, die erst dank Markus wirklich aufgelebt war. Sicher, wir hatten überlebt, aber es war kein wirkliches Leben gewesen, das wir geführt hatten. Man mochte mich als den Anführer der Gruppe gesehen haben, aber was für ein Anführer ließ seine Leute im Schatten ihr Dasein fristen? Ich wurde etwas aus meinen Gedanken gerissen, als Markus sich in Bewegung setzte. Ich folgte ihm hinunter und durch die Menge, hinüber zu Lucys Werkstatt. Jeder Android der herkam besuchte früher oder später Lucy, denn sie war nicht nur unsere Heilerin, sie hatte auch die Fähigkeit die Zukunft zu sehen, jedenfalls wurde das gemunkelt. Wie sie das machte war mir auch nach all der Zeit die sie schon bei uns war immer noch nicht ganz klar gewesen, aber sie war ein geschätztes, wichtiges Mitglied unserer Gemeinschaft, auch wenn ich sie immer etwas mied. Es machte mich nervös wie leicht sie einen durchschauen konnte. (Die Reparaturwerkstatt)
Langsam nickte ich, es war gut, dass er noch etwas zu North sagte, denn so konnte ich sie durchaus besser verstehen. "Oh, das verstehe ich natürlich sehr viel besser", gab ich ehrlich zurück. An ihrer Stelle würde ich vermutlich genauso handeln. Allerdings wurde ich wirklich hellhörig, als Markus meinte, ich würde jemanden noch kennenlernen müssen. Simon verhielt sich still und sagte nichts, jedoch warf ich ihm noch ein Lächeln zu. Ich war ihm dankbar, dass er sich wirklich an das alles gehalten hatte, was er mir gesagt hatte. Dass ich nicht mit meiner Vergangenheit raus rücken musste. Damit folgte ich Markus gespannt weiter.
Ich wartete, bis Simon und Orianna beide Lucy's Reich verlassen hatten, bevor ich mich wieder in Bewegung versetzte und mich ihnen aber zuwandte, weshalb ich zwei drei Schritte lang rückwärts ging. Die Androiden um uns herum wirkten allesamt sehr lebendig und ich war stolz auf das, was wir erreicht hatten, auch wenn es natürlich nicht genug war. Ich musterte Orianna erwartungsvoll, sie war still geworden. Das ist Jericho., sagte ich schließlich stolz und deutete auf den Platz mit den Androiden vor uns, Ansonsten gibt es noch viele Kajüten im Schiff, allerdings sind die wenigsten fest belegt, und manche auch gar nicht wirklich betretbar. Wir haben noch viel zu tun hier, aber wir schaffen es, gemeinsam. Sofort legte ich Simon wieder eine Hand auf die Schulter, wie als ob ich ganz klarmachen wollte, dass wir gemeinsam daran arbeiteten, auch wenn sich Orianna das sicherlich denken konnten. Ich verbrachte sowieso die meiste Zeit mit Josh, North und Simon, wir waren eben eine seit meiner Ankunft doch näher zusammengeschweißte Gruppe, die die wichtigen Entscheidungen traf. Apropos Josh, jener kam gerade auf mich zu, einen bestimmten Blick in seinem Gesicht, bevor er mich am Arm etwas zur Seite nahm, damit er leise mit mir sprechen konnte. Es schien nicht jeden etwas anzugehen, aber zugleich war es ihm definitiv egal, dass Simon das mitbekam. "Wir haben neue Meldungen von Abweichlern." Ich nickte ihm zu und seine LED drehte sich einige Momente auf gelb und flackerte, während mir Josh die Daten übertrug. Ich verstand auch bald, warum das eine Aufgabe für mich war, ich war doch derjenige, der sich am besten in unsicheren Gegenden zurechtfinden konnte, außerdem hatte ich darauf bestanden, die gefährlicheren Aufgaben und Gebiete auf mich zu nehmen. Josh ließ mich wieder los und ich sah zu Simon und Orianna. Ich werde gebraucht, aber ich werde bald wieder hier sein. Kurz warf ich einen bedeutungsvollen Blick Orianna zu, als wollte ich sie indirekt fragen, ob sie dann noch hier sein würde, bevor ich Simon einmal auf seine Schulter klopfte, und mich dann aber auch schon auf den Weg machte, es galt keine Zeit zu verlieren, wann immer wir zögerten, CyberLife und die Regierung taten es nicht.
Markus wurde sobald wir wieder auf den Platz kamen von Josh weggeholt, eine wichtige Sache wie es schien, vermutlich ein Abweichler um den man sich kümmern musste, eine der Aufgaben, die meistens Markus zufielen, da sie sehr gefährlich werden konnten, ein Umstand der mir auch nicht wirklich behagte. Ich fühlte noch die Wärme seiner Hand auf meiner Schulter, und die Wärme, die mich immer erfüllte, wenn er davon sprach, dass wir ein Team waren, selbst wenn er in meinen Augen das wichtigste Mitglied davon war, er war immerhin unser auserwählter Anführer. Sei vorsichtig Markus. Ich legte ihm noch einen Moment die Hand auf den Unterarm, doch ließ ihn dann unbehelligt gehen, wobei ich mich wieder zu Orianna wandte und sie freundlich ansah. Tja, jetzt hast du unser Reich gesehen. Was hast du nun vor?
Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen, Markus wirkte so stolz auf JERICHO, und das konnte er auch sein. Das konnten sie alle sein. Sie gaben Androiden ein Zuhause, die praktisch erst erwacht waren, deren Leben noch vor ihnen lag und die noch nicht wussten, wo sie hin sollten. Wir waren in dieser Welt nicht willkommen. Noch nicht. Er legte nach seinen Worten auch die Hand auf Simons Schulter, mir war absolut klar, dass er mit Markus gemeinsam JERICHO zu einem wunderbaren Ort machte. Sie schufen etwas Großartiges, das diese Welt brauchte. Der letzte im Bunde, mit dem ich noch nicht gesprochen hatte, Josh, nahm Markus schließlich etwas beiseite, und ich sah auch weg, denn das war nichts, was mich anging. Schon bald verabschiedete sich Markus allerdings von uns, da er gebraucht wurde. Der bedeutungsvolle Blick stellte indirekt die Frage, der ich die ganze Zeit auszuweichen versuchte. Ich war hin- und hergerissen, denn Bailey... Ich konnte auch nicht einfach gehen. Simon bat Markus, auf sich aufzupassen, seine Hand verweilte kurz an dessen Unterarm, ehe er sich wieder freundlich an mich wandte und die Frage stellte, die Markus indirekt mit seinem Blick gestellt hatte. "Ich weiß es nicht", gestand ich offen und senkte leicht den Blick, "ein*e Freund*in aus alten Tagen hat mich vor einer Weile gefunden. Für ihn*sie bin ich immer noch ich. Aktuell wohne ich bei ihr, auch wenn ich glaube, dass es bald zu gefährlich werden könnte... Aber... Ich würde gerne auch ein Teil hiervon sein. Ihr habt hier was Großartiges erschaffen, und ihr macht es noch Großartiger..."
Ich hörte Orianna zu und nickte leicht, froh für sie, dass sie noch jemanden von früher kannte, bei dem sie leben konnte ohne sich fürchten zu müssen, zumindest für den Moment. Wir sind immer für jede Hilfe dankbar, wenn du wieder kommen oder sogar auf Dauer bleiben willst, stehen dir unsere Türen immer offen. Ich wollte das gerne noch einmal unterstreichen, denn North hatte zuvor sicherlich keinen besonders positiven Eindruck hinterlassen und Lucy war doch eher recht einschüchternd. Warum denkst du, dass es bald gefährlich werden könnte bei dieser Person zu leben?
Nun, wenn ich ehrlich war, dann hatte North absolut keinen besonders positiven Eindruck gemacht, auch wenn ich verstehen konnte, dass sie nur versuchte, JERICHO und alle, die dazu gehörten, zu beschützen. Wie weit sie dafür gehen würde, war dabei natürlich eine komplett andere Sache, die ich erst einmal gar nicht bedenken wollte. Daneben war Lucy einschüchternd, aber auch unglaublich beeindruckend gewesen. Ich fand es wirklich faszinierend, wie sie noch leben konnte, und was ihr eigentlich zugestoßen war, sodass sie so zugerichtet wurde. Wobei ich bezweifelte, dass ich derlei Antworten bekommen würde. "Dann kann ich schon einmal sagen, dass ich auf jeden Fall wieder kommen werde. Ich möchte euch unterstützen und auch meinen Teil dazu beitragen, dass alle wissen, dass wir leben", antwortete ich vollkommen ernst, ehe ich nach seiner Frage schnell wieder den Blick senkte. "Diese Kerle... ich weiß nicht, wie, aber sie haben mir vor dem Zuhause meiner Freundin/meines Freundes aufgelauert. Jetzt können sie nichts mehr tun, aber ich hätte es mir nie verziehen, wenn sie ihm*ihr etwas angetan hätten." Wenn man mal davon absah, dass wir Freunde waren, dann stand ich auch noch tief in ihrer Schuld.
Komm jederzeit vorbei, es ist immer jemand da. Denn wo sollten wir denn auch groß hin? Sicher, hin und wieder verließen wir alle mittlerweile mal das Schiff, aber für die meisten war das eine große Ausnahme, hier war es a auch sehr viel sicherer. Ich lauschte Oriannas Erklärung und nickte nachdenklich. Ich verstehe, das ist natürlich gefährlich für euch beide. Aber ich schätze du wirst mit dieser Person vorher noch genau über alles sprechen was passiert ist? Wenn Orianna schon dort untergekommen war und diese Person und sie so eng waren, dann nahm ich einmal an, dass sie sich nahe genug standen, dass Orianna das ganze vorher abklären wollte.
"Vielen Dank", antwortete ich dann, als er meinte, dass immer jemand da sei und ich jederzeit vorbei kommen könne. Ich erinnerte mich genau an Lucys Worte von vor Kurzem, aber noch konnte ich mich nicht entscheiden. Und ich würde auch Bailey nie ganz los lassen können. Immerhin war ich überglücklich, dass wir nach all der Zeit und trotz allen Veränderungen noch immer Freunde geblieben waren, beziehungsweise unsere Freundschaft wieder gefunden hatten. "Da er*sie mich schon bei sich wohnen lässt... Ich werde ihr erzählen, was heute passiert ist, ja... Er*sie hat ein Recht darauf, zu wissen, was passiert ist", antwortete ich ehrlich, "Aber JERICHO werde ich selbstverständlich nicht erwähnen." Das lag nicht daran, dass ich Bailey nicht vertraute, sondern dass es mir gegenüber allen aus JERICHO richtig erschien. JERICHO war der einzige Ort, der für uns war und an dem wir willkommen waren.
Ich nickte langsam und bedächtig, doch mein Gesichtsausdruck war sehr ernst, als ich wieder sprach, meine LED blieb zwar blau, drehte sich aber einige Male. Das wäre es gewesen worum ich dich noch gebeten hätte. Niemand darf von diesem Ort wissen, niemand außer anderen Abweichlern. Das hier war der einzige wirklich sichere Ort für unsere Leute, wenn wir ihn verloren, dann war es vorbei.
Mir entging nicht, wie seine blaue LED sich einige Male drehte, und sein Gesichtsausdruck war absolut ernst. Anscheinend hätte er mich darum wohl auch noch gebbeten, absolutes Stillschweigen über JERICHO zu wahren. Dass niemand außer uns Abweichlern davon wissen sollte, war absolut logisch und vollkommen verständlich. An mir sollte es nicht liegen, dass wir den einzigen Zufluchtsort verloren, der uns noch geblieben war und an dem es nicht schlimm war, einfach wir selbst zu sein. "Das habe ich mir gedacht. Selbstverständlich werde ich Stillschweigen bewahren. Niemand wird jemals von mir von JERICHO erfahren. Das verspreche ich dir bei allem, was mir hoch und heilig ist", erwiderte ich mindestens genauso ernst. Mir war von Anfang an klar gewesen, dass dieser Ort ein Geheimnis bleiben musste. Auch wenn ich Bailey nicht gerne etwas verschwieg, so würde ich ihm*ihr kein Wort über JERICHO verraten. Geschweige denn, dass ein Ort wie JERICHO überhaupt existierte.
Perfekt, ich danke dir. Ich lächelte Orianna an, hörte dann aber jemanden meinen Namen rufen und drehte mich um. Ein TR400 mit dem Namen Hannes winkte mich etwas hektisch zu mir, weshalb ich mich rasch Orianna zuwandte um mich zu verabschieden. Tut mir leid, Habnes braucht wohl Hilfe. Ich hoffe ich sehe dich bald wieder. Viel Glück noch. Ich hob noch einmal zum Abschied die Hand und lief dann zu dem großen, breiten Androiden hinüber, der mir groß gestikulierend von seinem Problem mit einem ST300 Androiden, der ein Stück entfernt stand und böse herüber sah. Ich verbrachte einige Zeit damit die beiden dazu zu bringen über ihre Probleme mlteinander zu reden und sie beizulegen. Schließlich war ich geistig erschöpft, körperlich war das ja kaum möglich, und entschied mich dazu etwas zu tun, was ich in den letzten Jahren nur sehr selten getan hatte: Hinaus gehen. (Der Außenbezirk » Die Fabrikgegend)
"Da gibt es nichts zu danken", antwortete ich überzeugt. Offensichtlich wurde Simon allerdings wo anders gebraucht, und ich beschloss, erst einmal nach Hause zu gehen und später noch einmal wieder zu kommen. Noch konnte ich mich nicht einfach dafür entscheiden, vollständig in JERICHO zu wohnen, aber ich hatte beschlossen, alles mögliche zu tun, um JERICHO zu unterstützen. "Kein Problem, bis bald." Nachdem er gegangen war, machte ich mich auch erstmal auf den Weg.
Es wurde etwas leiser, als wir den Raum betraten und einige sahen neugierig herüber oder winkten, hier und da ging eine Begrüßung an mich, aber zum Glück wurden wir nicht umzingelt, was allerdings wenig verwunderlich war, da viele Androiden hier selber traumatisiert waren oder Erfahrungen mit traumatisierten Androiden hatten. Simon konnte ich leider nirgendswo erblicken, dabei war mein Blick automatisch durch den Raum geglitten, um ihn zu suchen. Stattdessen, als hätte sie gewusst, dass wir sie brauchen würden, kam Lucy auf uns zu, langsam und erhaben wie immer, ihr Gesicht in unsere Richtung gewandt. Sie nickte mir zu, die Hände vor sich verschränkt und wandte ihr Gesicht dann Ralph zu. "Du hast etwas gesucht und du wurdest gefunden.", sprach sie mit ruhiger Stimme, als wüsste sie genau, von was sie sprach, so wie sie immer redete.
blessing in disguise
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13.04.2022 23:44
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