Große Verwirrung trat in meinen Blick als ich endlich verstand worüber sich North da aufregte. Ich war tatsächlich der Auslöser dafür, allerdings auf eine unerwartete Weise, sie schien auf die Menschen wütend zu sein, die mich zu dem gemacht hatten was ich heute war. Mit weit aufgerissenen, verschiedenen Augen wagte ich es nun doch North anzusehen und kam vor Verwunderung auch ein wenig aus meiner zusammengekrümmten Haltung heraus. North ist nicht auf Ralph böse, sondern für Ralph? Meine rote LED drehte sich wieder auf gelb und mein Stresslevel sank erneut, das ging bei mir alarmierend schnell, allerdings betraf das doch meistens nur die Sprünge nach oben. Ralph... Ralph würde sich den ort gerne ansehen wo der Garten vielleicht möglich wäre.

"Natürlich bin ich-", begann North sofort, bevor sie sich unterbrach und ihr offenbar auffiel, dass sie ihren Ärger etwas missverständlich formuliert hatte zuerst. "Oh." Sie ging schließlich doch noch vor Ralph in die Hocke und sah ihn direkt an, ihr Blick ehrlich entschuldigend, ich wusste, sie konnte doch auch sehr fürsorglich sein, wenn es um andere Androiden ging, nicht auf dieselbe Art und Weise wie Josh oder Simon, aber doch, auf ihre ganz eigene Art. "Sie hatten kein Recht dir so etwas anzutun und ich werde alles dafür tun, dass so etwas nie wieder passiert. Wir werden alles dafür tun." Bei dem Wort "wir" sah sie deutlich zu mir und ich nickte ihr bestätigend zu. Sie erhob sich nun langsam wieder und trat einen Schritt erneut zurück, offenbar doch etwas eingebremst, im Gegensatz zu noch zuvor. Zufrieden beobachtete ich die Interaktion, ich wusste immerhin, dass North eine ausgezeichnete Anführerin war, auch ohne meine Hilfe. Ich sah zu Ralph und nickte ihm zustimmend zu. Dann werden wir uns das Deck ansehen gehen. Kommst du mit, North? Sie schien kurz zu überlegen und nickte dann. "Warum nicht?"

Ich beobachtete aufmerksam was North da tat und entspannte mich bei ihren Worten dann noch ein bisschen mehr, ein kleines Lächeln fand sogar den Weg auf mein kaputtes Gesicht. Ralph ist froh, dass North nicht böse auf ihn ist. Ralph hat das Gefühl, dass es nicht gut für die Person ist, wenn North auf jemanden böse ist. North trat wieder zurück und ich faltete mich wieder auseinander, während ich begeistert auf Markus' Worte hin nickte, nun wieder auf der ganz anderen Seite des Spektrums. Wo zuvor Angst geherrscht hatte war nun Freude und Aufregung zu sehen, meine LED drehte sich auf blau. Ralph freut sich! Ich erhob mich und trat freudig auf der Stelle hin und her, voller Energie gleich loszugehen.

Das kannst du laut sagen., entkam es mir und ich konnte nicht anders, als kurz leise zu lachen, während North mir in die Seite boxte und mich anfunkelte, allerdings schien sie beinahe schon stolz auf die Worte von Ralph ihr gegenüber, sie wirkte auf jeden Fall, als ob sie es mehr wie ein Kompliment aufgenommen hatte, etwas, das ich mir auch gut vorstellen konnte. Ralph hatte durchaus Humor, das hatte ich allerdings bereits festgestellt, es war gut, denn das war eine Eigenschaft, von der wir in JERICHO immer etwas gebrauchen konnten. Dann lasst uns gehen. Ich nickte beiden zu, bevor ich dann auch gleich losstartete, ich ging voran, North wartete noch, um sich dann hinter Ralph unserer kleinen Gruppe anzuschließen, während wir den Weg hinauf über die Treppen nach oben wählten.

return Decks des verrosteten Frachtschiffes

Ich kicherte leise und froh, als Markus und North beide positiv auf meinen kleinen Scherz reagierten, auch wenn ich meine Worte durchaus ernst meinte, auf Norths falscher Seite wollte ich keinesfalls stehen, das war viel zu unheimlich und gefährlich für mich. Ich folgte also Markus wieder hinaus und hoch aufs Deck, wobei ich wieder das Gesicht in die Schatten wandte um niemanden mit meinen Narben zu stören.
(Decks des verrosteten Frachtschiffes)

input_value Decks des verrosteten Frachtschiffes

Wir kamen direkt am Versammlungsplatz an, der uns einen inzwischen beleuchteten Überblick über den größten Teil der Bevölkerung von JERICHO bot. Von hier aus konnte man ohne Probleme allerlei gewöhnliche Androiden-Modelle sehen, sowie die hinter einem weißen Plastikvorhang verhangene Reparaturwerkstatt. Ich grinste Saphir zu. Das ist das Herz von JERICHO. Hier versammeln wir Androiden uns, auch einfach um Zeit miteinander zu verbringen. Und gemeinsam werden wir noch großes schaffen. Ich konnte nicht anders, als immer etwas mitreißend zu sprechen, völlig überzeugt von unserer Gemeinschaft hier. Da hinter diesem Plastikvorhang befindet sich Lucy, sie ist unser Medium, du wirst sie auch noch besuchen. Sie ist eine der wichtigen Personen, ich bin hier der Anführer, aber ich bin nicht alleine, zusammen mit Simon, North und Josh bilden wir die Führungsgruppe. Du wirst sie auch noch kennenlernen. Ich nickte Saphir zu und wandte mich dann zu ihr, um sie neugierig zu mustern. Für sie war das Leben hier noch sehr neu, es musste ungewohnt sein überhaupt so viele Androiden auf einem Fleck zu sehen. Im selben Moment bekam ich eine Nachricht von Richard. Was ist dein erster Eindruck?

Ich war Markus weiterhin gefolgt und dass was ich nun sah, erfreute mich. Es schien die Freiheit zu sein. Einfach der beste Ort. So viele Androiden waren ohne Menschen versammelt. Sofort prägte ich mir jedes Detail ein und speicherte es. Das war immerhin nicht schwer für mich. So hatte ich ja immerhin im profiling gearbeitet für meine ehemaligen Besitzer. Es ist schön hier sagte ich nun zu Markus. Aber wie kommts, dass es die Menschen noch nicht entdeckt haben? fragte ich ein wenig neugierig. Immerhin schienen Menschen immer all das zu finden, was sie nicht finden sollten, nur um es dann zu zerstören.

Julius brachte mich zum Versammlungsplatz und verließ mich dann, um mit ein paar seiner neuen Freunde über das zu reden was gerade geschah. Ich lächelte ihm kurz warm nach und wandte mich dann dem zu, weswegen mich der AC900 geholt hatte. Neben Markus, dessen Anblick meine Thiriumpumpe schneller arbeiten ließ, stand das RK600 Modell, sie hatte blaue Haare, für Menschen ohne Zweifel sehr ansprechende Rundungen und auffallend grüne Augen. Ich hörte ihre Frage und trat mit einem warmen Lächeln zu den beiden. Vorsicht auf unserer Seite und die Eigenschaft der Menschen sich nicht mehr um alte Dinge zu kümmern auf der ihren. Freut mich dich kennenzulernen, ich bin Simon.

Die Menschen denken, dieser Ort ist verlassen., hatte ich gerade begonnen zu antworten, als ich plötzlich Simon auftreten sah und sich mein Blick sofort noch einmal deutlich erhellte, während ich ihn anstrahlte, froh darum, dass er auch hier war, während ich zugleich die Nachricht von Richard über mein HUD las. Simon, schön dass du hier bist!, begrüßte ich den Androiden, den ich Saphir zuvor gerade als einen aus unserer Führungsgruppe vorgestellt hatte. Ich überließ es ihr mit einem Nicken selbst, sich vorzustellen, bevor ich mich doch mit einem begeisterten Grinsen wieder an Simon wandte. Sie ist ein RK, wie ich. Wir kannten uns schon... vorher. Man konnte doch heraushören, dass mich das in gewisser Weise doch sehr erfreute oder faszinierte, ich fragte mich schon, in welcher Art und Weise wir zueinander stehen würden in Zukunft. Auf jeden Fall hoffte ich, dass sie ebenfalls in JERICHO bleiben würde, wir konnten jeden Androiden hier brauchen. Aber als weiteres RK-Modell hatte sie selbstverständlich den Luxus außergewöhnlich zu sein. Ich verarbeitete kurz alle Informationen und wandte mich dann mit einem entschuldigenden Lächeln an Simon. Richard möchte zurück nach JERICHO kommen aber er fürchtet die Konsequenzen vor einem erneuten Angriff auf ihn. Ich werde ihn abholen., verkündete ich schließlich meinen Plan, bevor ich ebenfalls entschuldigend zu Saphir sah, die ich fragend musterte, Wäre das in Ordnung für dich? Ich werde so bald wie möglich wieder hier sein. Ich lächelte und zwinkerte dann Simon zu. Simon könnte dir in der Zwischenzeit Lucy vorstellen oder den Versammlungsplatz zeigen. Es gibt viel zu sehen hier und Simon kann sehr viel erzählen, er ist schon am Längsten von uns hier.

Ich konnte eine dritte Stimme hören und schaute mich um. Es war ein weitere Android hervor getreten und ich prägte mir das Gesicht sofort ein. Jedes Detail wurde gespeichert. Freut mich Simon, ich bin Saphir stellte ich mich nun selbst ständig vor. Ich nahm die Worte von Markus wahr und nickte nachdenklich. Ja, er hatte echt Glück mit Carl. sagte ich ehrlich. Nun verschränkte ich meine Arme auf dem Rücken. Erneut musterte ich Simon, als Markus mir eine Frage stellte. Hierbei musste ich abwinken. Ich werde eine gute Zeit haben, Simon wird das schon vernünftig machen, wenn er solange hier ist fügte ich hinzu und lächelte ganz knapp.

Meine LED blinkte einen Moment auf gelb, als Markus sich so freute mich zu sehen und einen kleinen Moment schien sich mein, zu dieser Jahreszeit immer viel zu kaltes, System zu erwärmen. Julius hat mich geholt. Ich lächelte Markus fast eine Spur scheu aber doch voller Wärme an und wandte mich dann wieder an Saphir. Ein schöner Name. Und überaus passend auch, wenn man ihre momentane Haarfarbe betrachtete. Ich verstehe. Nach dem was ich über Carl weiß hast du sicherlich recht. Und ich wusste fast alles über Carl, was auch Markus wusste, dank unserer versehentlichen Verbindung damals. Natürlich fragte ich mich unter welchen Umständen Saphir wohl gelebt haben mochte und was passiert war, dass sie sich nun bei uns befand, doch es war mein Prinzip nicht nachzuhaken, wenn mit jemand seine Geschichte erzählen wollte sollte er von selbst kommen, ich selbst schwieg mich dazu ja auch aus. Bei Richards Namen hörte ich sofort auf und sah Markus aufmerksam und besorgt an. Das ist eine gute Idee, bring ihn sicher hier her. Bestimmt werden Saphir und ich uns so lange unterhalten können. Markus zwinkerte mir zu und nun eher wieder verlegen räusperte ich mich und zog die Ärmel meiner Jacke unauffällig etwas mehr über meine Hände. Na geh schon. Und sah Richard, dass ich mich schon sehr freue ihn wieder zu sehen.

Mit einem warmen Lächeln betrachtete ich Saphir, nachdem sie sich Simon vorgestellt hatte, ich ging sowieso davon aus, dass sie sich gut mit ihm verstehen würde, denn eigentlich verstand sich absolut jeder gut mit Simon, sogar North, auch wenn sie manchmal etwas anderes behaupten wollte. Ich nickte ihr versichernd zu. Wir werden noch mehr die Gelegenheit haben darüber zu sprechen. Ich bin sehr froh, dass du jetzt auch hier bist. Wir mussten noch allgemein über das Leben als Abweichler sprechen, ich hatte mich damals am Anfang auch sehr, sehr anders gefühlt und ich wollte mit ihr noch über ihren ehemaligen Besitzer sprechen, sowie unsere Zeit, in der wir uns noch als "Maschinen" gekannt hatten. Außerdem stand selbstverständlich noch die Frage im Raum, ob wir als Modelle der RK-Reihe, einer einzigartigen Reihe, eine besonders Bindung aufbauen würden. Ich könnte nicht gespannter sein, wie sich JERICHO noch entwickeln würde. Ich grinste etwas und nickte dann zu Simon hinüber. Vertraue mir, du könntest nicht in besseren Händen sein. Diesem legte ich eine Hand auf die Schulter, als ich ihm fest in die Augen sah, denn ich war mir sicher, er machte sich genauso Sorgen um Richard wie ich. Seitdem er eigentlich von hier verschwunden war, immerhin war er einer von uns, auch wenn er jetzt bei jemand anderem untergekommen war. Werde ich tun., versicherte ich ihm also und lächelte den beiden dann zu, Vielen Dank noch einmal. Wir sehen uns gleich, wenn nichts schief geht. Mit diesen Worten und einer schnellen Nachricht an Richard machte ich mich dann auch schon auf den Weg, um ihn abzuholen und direkt herzubringen.

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