Der Detective setzte sich auf das braune Leder-Sofa. Er bemerkte meine Zurückhaltung wie ich fest stellte. Generell hatte er sich aufmerksam im Haus umgesehen. Ich blieb nahe genug um Antworten und Reaktionen einschätzen zu können. Aber weit genug um die beiden nicht zu stören oder mich auf zu zwingen. "Ja. Mein Nachbarsohn ist ein Handwerker. Er war so freundlich die meisten Reparaturen durchzuführen; Fenster, Tisch, Theken. Obwohl die Vorhänge und ein Großteil des Porzellans ersetzt werden mussten." Herr Edwards seufzte resigniert. "Diese konnten nicht repariert werden." Der rothaarige Mann – Er wirkte deutlich jünger. Vor allem da er bereits in Pension war. Schönheitsoperationen waren wahrscheinlich. – setzte sich gegenüber des Detective in einen Leder-Sessel. "Darf ich fragen bevor wir anfangen Detective?" Herr Edwards hatte eine Kommando-artige Stimme. Mit einer tiefen Tonlage. Er warf einen Blick zu mir. Mein Gesichtsausdruck verharrte starr und monoton. "Gibt es einen Grund, warum Sie ... das bei sich haben?" Seine Tonlage schwankte ein wenig. Und glitt eher in den vorsichtigeren Bereich. Als würde er sein Gegenüber abschätzen wollen. Er musterte den Detective ein Mal genau. Bevor er mir noch einen weitern Blick zu warf. Er rümpfte dabei seine Nase. "Es kann nicht einfach draußen warten?" Unabhängig davon was der Detective meinte. Es war nun das Standardverfahren für alle Fälle in denen Androiden involviert sein können. Anweisungen von Fowler überschrieben jegliche Anweisungen von Gavin. Außerdem hatte ich meinen freien Willen. Das Protokoll kam nur sehr gelegen. Ich würde mich im Falle weigern den Raum zu verlassen.
"Bitte vergessen Sie einfach das ich hier bin." Ich schlug einen unerträglich höflichen Tonfall an. Der Tonfall konnte über mein Amüsement hinweg täuschen. Für das ungeübte Auge. Denn zumindest das Glitzern in meinen Augen blieb. "Detective Reed ist mehr als fähig den vorliegenden Fall in Angriff zu nehmen. Das versichere ich Ihnen." Herr Edwards gab sich damit zufrieden. Er sah nicht hinter meine pseudo-höfliche Fassade. Und kümmerte sich lieber wieder um den Detective vor ihm. Sein Tonfall wechselte in einen konventionellen. Als ob sie gerade das Wetter besprechen oder anderen nichtigen Smalltalk führen würden. "Nun dann, Detective. Was wurde in meiner ersten Erklärung nicht klar gestellt?"

Dieser Bastard hatte natürlich kein Problem mich gleich wieder etwas zu provozieren, aber gut, wenigstens hatte er Mr. Edwards zufriedenstellen können. Ich sah zur Hintertür, alle Notizen des Vorfalls in meinem Hinterkopf abgespeichert, während ich direkt begann loszufragen, Sie sagten, der Android sei dort durchgebrochen, aber unsere Beamten waren anscheinend nicht in der Lage, Beweise für einen erzwungenen Eintritt von diesem Punkt aus zu belegen. Ich zuckte mit meinen Schultern, denn das musste wirklich nichts bedeuten, Opfer machten andauernd aus Versehen falsche Aussagen. Das Schloss war kaputt, klar. Aber der Riegel oben an der Tür dort-, fuhr ich fort und deutete auf den Bolzen, der zwar fadenscheinig wirkte, golden, aus irgendeinem sinnlosen Grund zu den Treppengeländern passend, aber er sollte dennoch einwandfrei funktionieren, Die Polizisten vor Ort sagten, es gebe Anzeichen dafür, dass die Hintertür bei ihrer Ankunft von innen vollständig verriegelt war. Selbst wenn es diesem Android gelungen wäre, das Hauptschloss zu öffnen oder es so stark zu beschädigen, dass es einbricht, hätte dieser Riegel es daran gehindert, einzudringen, zumindest ohne Geräusche zu machen. Sie hätten den Einbruch spätestens dann bemerkt. Gibt es noch andere Möglichkeiten, die Sie sich vorstellen können, Sir? Irgendwelche offenen Fenster, andere Türen außer dem Eingang? Es hätte auch von oben kommen können, Androiden müssen sich schließlich keine Sorgen um die Höhe machen.

Herr Edwards sah ungläubig aus. Und verschränkte abwehrend seine Arme. Dennoch schlug er einen kompromissbereiten Tonfall an. Die Augenbrauen waren streng zusammen gezogen. Als würde er mit einem unartigen Kind sprechen. "Nun das kann sicher nicht richtig sein. Das Schloss war aufgebrochen. Es war völlig unbrauchbar ich musste es auch ersetzen lassen." Er schüttelte den Kopf. Doch der Detective erklärte seinen Standpunkt ohne Probleme. Der Bolzen. Die Verriegelung von innen. Alles deutete darauf hinaus das die Person nicht wusste wovon sie sprach. Sie konnte lügen. Andererseits waren Menschen keine aussagen-kräftigen Zeugen. Zumindest nicht in den meisten Fällen. Details wurden vergessen oder ersetzt durch eigene – 'logische' – Erklärungen. "Oh. Nun ... Ich verstehe. Ich war mir sicher ... Ich hätte schwören können das es auf diese Weise hereingekommen war. Es schien mir die einzig mögliche Erklärung zu sein.“ Herr Edwards konnte selbstverständlich traumatisiert sein durch das Erlebnis.
Der Detective fragte wieder weiter nach. Und der Herr schüttelte wieder den Kopf. "Nein. Nein, nicht das ich mir vorstellen kann Detective. Es muss durch die Hintertür gekommen sein. Ich hatte den Fernseher an diesem Abend sehr laut an. Während ich meinen Abend-Sport machte. Es besteht also eine ... gute Chance, dass ich nicht gehört habe das es einbricht. Immerhin sind meine Ohren auch nicht mehr die Besten." In seiner medizinischen Akte stand nichts von Gehörproblemen. Eher im Gegenteil für sein Alter war Herr Edwards erstaunlich fit. Aber die Wahrnehmung von Menschen entsprach oft nicht der medizinischen Realität. Wenn man allein an die Probleme zurück dachte die die Impfkultur früher gehabt hatte. So traurig die – in gewisser Maßen – Diktatur durch die Kolonien Bildung war. Sie hatte den Menschen nicht nur Nachteile gebracht. Herr Edwards erwartete weitere Fragen und würde diese auch konsequent beantworten. Auf seine etwas ungläubige Art.

Ich war noch lange nicht überzeugt, also stellte ich weitere Fragen. Ob Mr. Edwards den Androiden erkannt hatte und das hatte er. Es gehörte seiner Ex-Frau und war ein ST200-Modell, weiblich, eine Heimassistentin und persönliche Assistentin für das Büro. Als Beamte zu Ms. Edwards' Arbeitsplatz gegangen waren, um sie zu befragen, gab es keine Spuren oder Informationen über den Androiden. Ich fragte also, ob er wisse, warum es ihn angegriffen hatte, er nahm an, dass es Fehler in der Software entwickelt habe und emotional instabil geworden sei, nachdem er und Ms. Edwards sich geschieden hatten. Möglicherweise auch ein emotionaler Schock, vermutete ich und erinnerte mich daran, was Connor vor fünf Monaten über Carlos Ortiz' Androiden beim Verhör gesagt hatte. Eine verdammt noch einmal einfachere Zeit. Der Android hatte ihn anscheinend sofort angegriffen, und Mr. Edwards hatte es geschafft, sich mit allem zu verteidigen, was in der Nähe gelegen hatte. Er hatte dabei eine Wunde erlitten, ein Verband wickelte sich als Beweis um seinen sonst makellosen Unterarms, ansonsten hatte er es anscheinend geschafft, den Android abzuwehren, bis es geflohen war. Als ich mich bei ihm für die Informationen bedankte und ich und der Wunderroboter zum Auto zurückkehrten, war ich noch weit davon entfernt, auch nur ein Wort zu glauben, das aus diesem fancy Mund gekommen war. Er lügt.

Der Rest des Gespräches lief nach einem sehr ähnlichen Muster ab. Der Detective stellte die richtigen Fragen. Und erhielt passende Antworten. Auch wenn sie nicht sehr überzeugend waren. Zumindest nicht für mich. Ich hielt mich dennoch im Hintergrund und hörte einfach nur zu. Das Gespräch würde keine Vorteile aus meiner Einmischung erhalten. Eher gegenteilig. Schließlich bedankte und verabschiedete sich der Detective. Ich nickte Herr Edwards noch ein Mal zu. Und folgte dann zurück zum Auto. Doch bevor wir noch einsteigen konnten meldete sich der Detective wieder zu Wort. Ich zog stumme eine Augenbraue hoch. "Beeindruckend. Ich war halb davon überzeugt das Sie es nicht sehen können. Angenehm. Wenn auch überraschend, sich als so falsch zu erweisen." Ich schenkte ihm ein Lächeln. Auch wenn es nicht weit genug ging um meine Augen zu erreichen.
"Der Herzschlag von Herr Edwards war während Ihres Verhörs signifikant erhöht. Wenn er Ihre Fragen beantwortete schaute er oft nach links, bevor er Antworten gab. Ein allgemeines wenn auch nicht konkretes Zeichen der Unehrlichkeit. Wenn jemand nach rechts schaut erinnert er sich oft an die Erinnerung. Wenn er nach links schaut konstruiert er eher eine Lüge." Ich erklärte meine Analyse der Körpersprache. Doch das waren nicht die einzigen Punkte welche mir bei dem Interview mit Herrn Edwards sofort aufgefallen waren. Ich hatte alle Widersprüche kategorisiert und eingeordnet. "Sie hatten auch Recht mit der Hintertür" Ich fügte das an. Auch wenn ich den Detective nicht zu sehr loben wollte. Es war schließlich keine schwierige Beobachtung gewesen. Ich war nur beeindruckt von seiner Kompetenz nach seinen Ausbrüchen. "Da der Riegel verriegelt war - besteht nur eine geringe Wahrscheinlichkeit - dass der Android auf diese Weise eingebrochen sein könnte ohne sofort die Aufmerksamkeit von Herrn Edwards auf sich zu ziehen." Die Wunde am Arm war nicht tief gewesen. Ich hatte sie gescannt. Die Herkunft war mir allerdings unbekannt geblieben. Es hätten von alles mögliche an scharfen Objekten stammen können. "Er hätte fliehen und die Wunde am Arm somit vermeiden können..."

Ja, natürlich habe ich gesehen, wie er sich durch die letzten verdammten zwanzig Minuten gedrückt hat? Er lügt. Ich öffnete die Tür meines Autos und setzte mich in den Fahrersitz, bevor ich weitersprach, mehr fokussiert in meinen Überlegungen, um auf die unterschwelligen Beleidigungen des Androiden einzugehen, Es strahlt mir ins Gesicht wie ein verdammter Sommertag, seine Geschichte passt nicht zusammen, es gibt da etwas, das er uns nicht erzählt. Ich runzelte die Stirn, besonders als mich RK900 anlächelte, aber auf eine nicht sehr echte Art und Weise. Trotzdem nickte ich langsam und versuchte alles in meinem Kopf zusammenzusetzen, noch einmal innerlich über das Interview zu gehen. Aber das Schloss., erinnerte ich mich, Es war von außen kaputt. Aufgehebelt vom Aussehen her, also wie- Es sei denn, der Android war nicht derjenige, der es kaputt gemacht hat. Es sei denn- Und wie ist der Android hinein gekommen?

Der Detective stieg in das Auto ein. Doch unterbrach nicht unsere Konversation, Ich summte. Während ich mich in das Auto gleiten ließ um mich ihm anzuschließen. Auf der anderen Seite in den Beifahrer-Sitz. Wie bereits bei der Hinfahrt. "Mr. Edwards hat es selbst gebrochen, um uns in die Irre zu führen" Ich beendete seinen Satz für ihn. "Eine kluge Beobachtung, Detective." Es machte keinen Sinn weiter zu theoretisieren. Nicht über etwaige Motive. Angst. Irrationalität. Falsche Aussagen. Alles war zu diesem Zeit möglich. Und wir konnten noch kein richtiges Urteil fällen. Nicht mit den begrenzten Informationen die wir hatten. Wir benötigten mehr Daten, mehr Beweise und einen Haftbefehl, um das Haus der Ex-Frau zu durchsuchen. Ein Haftbefehl konnte dauern. Besonders da es sich bei Ms. Edwards um jemanden mit genügend Geld und Einfluss handelte. Menschen mit einer eigenen Firma waren häufig als soziale Elite angesehen. In einer Gesellschaft in der man entweder für die Regierung arbeitete. Oder mit dem Mindestlohn leben musste. Ich hatte genügend Artikel über die Kriminalitätsrate der Kolonie gescannt. Die Situation für die meisten Menschen sah anders aus als für das ehemalige Edwards-Ehepaar. Wie man auch an ihrer abgeschotteten, durch Tore getrennte Nachbarschaft sah.
"Das ist die eigentliche Frage nicht wahr?" Der Android konnte selbstverständlich auch über andere Wege ins Haus gekommen sein. Besonders wenn sie sich in diesem Haus bereits auskannte. Eventuelle Passagen konnten selbst Bewohnern unbekannt sein. Und Androiden waren deutlich besser ausgestattet als Menschen. Von Natur aus. Sie könnte über viele andere Wege gekommen sein. Auch wenn sie das laut dem Interview mit Mr. Edwards nicht war. Ich blickte noch ein Mal über Mr. Edwards Haus. Nach ein paar wenigen Sekunden drehte ich den Kopf. Um den Detective wieder anzusehen. "Sie stellen sehr relevante Fragen Detective Reed. Ich muss zugeben - Ich bin wirklich beeindruckt“ Mein Gesichtsausdruck wurde wieder sehr selbst-gerecht. "Von Ihrem Verhalten im Revier und Ihrer Beschreibung habe ich dieses Kompetenz-Niveau nicht von Ihnen erwartet."

Warum zum Teufel sollte er-, überlegte ich laut, doch unterbrach mich selber, um das Auto zu starten, denn ich wollte nichts lieber als weg von hier und diesen Antrag aus den Durchsuchungsbefehl stellen. Ich trat also auf das Gas und fuhr wütend und zu schnell zum Polizeirevier zurück, ohne auch nur annähernd so oft zu blinken, wie ich sollte. Einerseits war ich mir verdammt sicher, dass meine Laune nicht schlechter werden konnte, doch andererseits wurde sie das auf magische Art und Weise doch immer, sobald ich neben mich zu dem Androiden-Arschloch sah. Auf der anderen Seite konnte ich meinen Blick manchmal nicht ganz abwenden, noch immer fasziniert und beängstigt darüber, wen ich da neben mir sitzen hatte und was er heute zu mir gesagt hatte. Die beeindruckenden Worte, die angenehmen und intelligenten Beobachtungen in einem bestimmten Ton und diese verfluchte, selbstgefällige Stimme, eine leichte Röte versuchte hinter meinen Ohren hochzukriechen.

fahren zu: Das Zentrum » Colonial Police Department

eine Weile später, von: Das Zentrum » Colonial Police Department

Als wir in die Einfahrt von Jane Edwards einfuhren, musste ich lange und leise pfeifen, während ich aus dem Auto stieg und zum Haus hochsah. Dazu musste ich meinen verdammten Hals recken, um das überhaupt zu bewältigen. Gottverdammt. Wenn Oliver Edwards' Erfolge mir das Gefühl gegeben hatten, ein Bürger zweiter Klasse zu sein, dann ist es verdammt nichts im Vergleich zu seiner Ex-Frau. Nach über einem Jahrzehnt, in dem sie sich als die Architektin der Kolonie einen Namen gemacht hatte, war Jane Edwards so wohlhabend wie eine Frau nur sein konnte. Ich verzweifelte alleine schon an der Veranda. Jesus. Christ. Ich hätte doch Architekt werden sollen, dieser Ort ist eine verdammte Festung.

(<< CPD [ZEITSPRUNG])
Meine Selbstreparatur war erfolgreich verlaufen. Und ich hatte meinen Thirium-Bestand nachfüllen können. Unser Abweichler-Söldner war nun in der Arrestzelle dingfest gemacht. Und der Fall wurde für das Verhör an Connor und Hank weiter geleitet. Es musste sich zuerst sowieso ein Experte finden lassen der ihn reparierte. Ich hatte Connor eine entsprechende Nachricht selbstverständlich auch weiter geleitet. Eventuell befanden uns Gavin und ich dann bereits am Rückweg. Nach dem Ereignis reichen gestrigen Abend war ich durchaus froh in diese seltsame Bar gegangen zu sein. Immerhin hatte ich EDI kennen lernen dürfen. Und ihren menschlichen Begleiter. Den Piloten. Offenbar hatte Gavin ihn bereits gekannt. Allerdings beschäftigte ich mich damit nicht weiter. Denn wir kamen nun zu dem Haus der Architektin. Wir fuhren in die Einfahrt von Jane Edwards hinein. Gavin pfiff lang und leise und ich sah zu ihm hin. Das Anwesen war jedenfalls schwer beeindruckend und bestand aus einem riesigen Gebäude mit einem sehr modernen und schicken Design.
"Um eine Architekturkarriere zu verfolgen, sind beträchtliche Mathematikkenntnisse erforderlich." Doch selbst ich sah ein wenig fasziniert dabei aus während ich Gavin die Realität vor Augen hielt. Ich hielt meinen Kopf geneigt – während ich meinen Blick über die Szene vor uns schweifen ließ – doch mein Gesicht verriet nichts von meiner Faszination. Ich betrachtete dennoch die Größe des Anwesens das vor uns lag. Zusätzlich zu der herrlichen Aussicht auf das Wasser. "Frau Edwards ist eine ehemalige Bekannte von Beatrix Bloch. Sie haben zusammen an der Colonial University studiert.“ Ein amüsiertes Lächeln erschien für wenige Sekunden auf meinen Lippen. Bevor ich trocken noch etwas hinzu fügte: "Es gibt eine feine Linie zwischen Selbstvertrauen und Arroganz. Eine Linie, die Sie gefährlich nahe laufen“ Inzwischen würde Gavin meinen neckenden Ton darin erkennen können. Ich schob das Anwesen beiseite. Wir steuerten also auf die Gegensprechanlage zu. Wir hatten nun lange auf den Durchsuchungsbefehl gewartet. Ich war sicher Gavin würde sich darüber freuen den Fall hinter sich zu lassen. Ich trat also an die Anlage und drückte den Knopf. Es rührte sich nichts. Im Gegenteil es herrschte vollkommene Stille rund um das riesige Anwesen.

Nines fügte natürlich trocken wieder einen snarky Kommentar hinzu, obwohl ich diesen neckenden Ton gut genug kannte, um ihn als Witz zu verstehen. Doch ich vergaß nun schnell die Größe des Gebäudes, nachdem ich über die Gegensprechanlage den ersten Kontakt mit Mrs. Edwards aufgenommen hatte. Seit Ewigkeiten warteten wir auf die Genehmigung des verdammten Durchsuchungsbefehls, und ich hatte nicht einmal die Chance, ihn der Schlampe in das selbstgefällige Architektengesicht zu drücken. Oder mit anderen Worten, unser Verdächtiger weigerte sich, uns zum Teufel nochmal hineinzulassen. Trotz der Tatsache, dass ich verdammt klar machte, dass wir, wenn man bedachte, dass wir durch den verdammten Durchsuchungsbefehl, sie mit Gewalt in die Station bringen könnten, falls sie es schwierig machte, aber die Haustür fest blieb geschlossen. Motherfucker!, biss ich heraus und läutete erneut zehn Sekunden lang auf der Gegensprechanlage. Du bist ein verdammter Hauptverdächtiger in einer CPD-Untersuchung, also mach besser auf, oder ich schwöre bei Gott-

Der Detective begann laut zu fluchen. Ich ließ ihn nur so weit kommen – bevor ich ihn bestimmt aber nicht lauter – unterbrach. Wir mussten in unserer Mission voran kommen. Aber das würden wir so nicht erreichen. "Detective." Ich blieb ein ruhiger und gesammelter Prellbock an seiner Seite. Ich betrachtete die geschlossene Türe ruhig – als würde ich sie allein durch Voodoo-Androiden-Augenkontakt zur Seite gleiten und öffnen können. "Ich bezweifle, dass Zwang – egal wie bunt Ihr Schimpfwort-Vokabular auch sein mag – sie davon überzeugen wird uns Zutritt zu gewähren." Ich machte eine kurze betonte Pause. "Wir haben den Haftbefehl" Ich betonte meine Aussage mit einer gewissen Kraft. Und mein Blick wurde nachdenklich. Auf eine merkwürdig beängstigende und aggressive Art. Auch ich mochte den Gedanken nicht das uns – trotz aller richtiger Schritte erfüllt zu haben – kein Zugriff gewährt wurde. Wir hatten Konditionen unter denen unsere Mission erfolgreich sein würde. Und momentan wurden plötzlich diese Konditionen verändert. Ich hasste nichts mehr als diese Unbeständigkeit.
Meine LED begann sich zu drehen. Ich ging also alle möglichen Wege durch die uns zur Verfügung standen. Und berechnete ihre Wahrscheinlichkeiten. "Ich wollte vorschlagen einfach die Türe zu zerhacken. Uns selbst einzulassen um mit unserer Suche zu beginnen. Aber wenn Sie es vorziehen zu campen bis wir Frau Edwards zermürben – dann beweist das zumindest – das Ihre Geduld einen weiten Weg zurückgelegt hat seitdem wir uns kennenlernen durften. Und bevor Sie es überhaupt andeuten – ich schlag keinesfalls vor – einzubrechen. Ich möchte nur betonen das wir das Recht haben die Residenz zu betreten. Mit allen Mittel die notwendig sind." Ich gewährte Gavin ein dünnes – aber ehrliches – Lächeln. Es war Zeit auch auf diese Mittel zurück zu greifen. Und einfach gewesen zu erraten was der Detective wohl sagen wollen würde. "Wir haben einen gültigen Durchsuchungsbefehl. Frau Edwards versucht uns daran zu hindern die Durchsuchung auch ordnungsgemäß durchführen zu können. Ich glaube nicht – das man das als Einbrechen bezeichnet – Detective."

Okay, Klugscheißer., zischte ich mit einem Lächeln, das mich viel höhnischer aussehen lässt als ich es war, und breitete meine Arme aus, noch bevor Nines irgendetwas sagen konnte, quatschte ich schon los, Was schlägst du vor, was wir dann tun? Campen wir hier bis zum Sonnenuntergang und frieren uns den Arsch ab, bis diese Hure uns aus der Güte ihres Herzens hineinlässt? Ich verspürte tatsächlich ein wenig Angst vor dem nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht meines Partners. Nines konnte ein beängstigend schlauer Bastard sein, wenn er es wollte. Ich runzelte die Stirn, denn ich war mir verdammt sicher, dass ich ihn falsch gehört hatte, Du willst ernsthaft einbrechen? Doch Nines erklärte gleich weiter und gewährte mir sogar das dünne Lächeln, das ich von Tag zu Tag weniger irritierend und mehr liebenswert fand. Also schüttelte ich meinen Kopf und murmelte, Wusste doch, dass du ein verdammter Verrückter bist. Ich sah mich in der Nachbarschaft hinter und vor uns einmal schnell um, doch niemand schien in der Nähe zu sein, bevor ich zur Tür winkte. Na, worauf zum Teufel wartest du denn noch? Beeil dich.

Gavin schüttelte den Kopf und murmelt mit diesem süßen Gesicht vor sich hin während er der Nachbarschaft hinter uns einen schnellen und vorsichtigen Blick gab. Dann ging er zur Tür und war offenbar mehr als nur bereit und überzeugt für den Plan. Es dauerte ungefähr fünfzehn Sekunden – bis ich meine weiße Hand auf Frau Edwards Keypad legte – und dann waren wir im Haus und schlossen die Haustür hinter uns. Das einladende Foyer war groß und die Wände waren Modelle der Gebäude – die Frau Edwards entworfen hatte – laut der Datenbank. Ich scannte sie schnell. Trotzdem gab es keine Anzeichen dafür – dass unser Verdächtiger uns entgegen kam. "Frau Edwards" Ich erhob meine Stimme und die Decke war hoch genug – das meine Stimme von den Oberflächen im Raum wider hallte. "Sie haben unsere Untersuchung absichtlich behindert. Wir müssen Sie also mit auf unser Revier nehmen. Nachdem wir Ihren Wohnsitz nach dem in dem Statement Ihrer Ex-Frau genannte ST200-Modell durchsucht haben." Ich fügte alle notwendigen Informationen für unsere Verdächtige hinzu und suchte dann nach Wärmesignaturen. Mein Blick wurde etwas distanziert während ich etwas scannte – im Gegensatz zu meinem Bruder Connor – der immer schnell zu blinken begann. "Das hier wird schnell erledigt sein wenn sie kooperieren."
Doch nicht nur der Architekt sondern auch das Leben hatte die Fähigkeit ein Design zu erschaffen. Und das Design dieses Lebens hatte offenbar andere Pläne als die der Kooperation. Während ich gerade einen Schritt nach vorne trat. Ertönte plötzlich ein Schuss. Der Schuss wurde zuerst kaum registriert. Obwohl die Explosion von den Wänden des Foyers abprallte. Ich versuchte Gavin zu schützen. Der blaue Sprühnebel aus Thirium – der durch mich hindurch drang – sprühte nach hinten auf ihn. Das Thirium sammelte sich an meiner linken Schulter und rann sofort in Bächen meinen Arm hinunter. Warnung: Vitalsystem beschädigt. Verliere Thirium… "Bleiben Sie wo Sie sind!" Jane Edwards stand oben auf der kleinen Treppe – die zum anderen Teil des Hauses führte – Anfang 40, graues Haar, blaues Hemd in Anzughose. Pastellrosarote Krawatte und gut gepflegte Hände. Die die Waffe umklammerte mit der sie gerade direkt auf mich zeigte. Beretta 92 // Kaliber 9 × 19 mm // 14 Kugeln übrig. Meine LED blinkte rot und durch die offene Schusswunde sickerte noch mehr Thirium aus meiner Schulter. Ich streckte sofort meinen nicht verletzen Arm aus und hielt Gavin hinter mir. "Kommt nicht näher!" Die Frau stieß die Waffe gefährlich nach vorne. Ihre Hände und Arme zitterten. Ungeübt mit Schusswaffen. Sie hatte die Waffen offenbar selten oder nie benutzt. Dennoch waren 14 Kugeln mehr als genug um mich oder Gavin noch einige Male zu treffen. Und ich musste Gavin davor dringend beschützen. "Ihr solltet nicht hier sein! Ich sagte Ihnen ich würde keine Polizei hier kommen lassen Ich werde schießen! Ich schwöre bei Gott ich werde schießen." Ich beschloss ein zu schneiden. "Frau Edwards. Machen Sie die Situation nicht problematischer als Sie bereits ist. Ich habe das CPD kontaktiert und Streifenwagen sind auf dem Weg. Sie können sich das leichter machen indem Sie mit uns zusammen arbeiten und die Waffe senken…" "Nein! Nein! Ihr werdet sie mit nehmen!" Die Arme der Frau begannen noch mehr zu schwanken. Und sie drückte den Zeigefinger näher an den Abzug der Waffe – dieser zitterte ebenfalls extrem. Thirium aus meiner Schulter tropfte weiter auf den Boden. Das Blau ein starker Kontrast zum weißen Boden. "Ich werde nicht zulassen dass Ihr sie nimmst! Es ist nicht ihre Schuld, es war nicht ihre Schuld! Ich weiß – was Oliver Ihnen gesagt hat – aber er lügt! Aber Sie werden nicht zuhören. Niemand wird jemals zuhören! Nicht wenn es um Androiden geht! Ich dachte dass es inzwischen anders sein würde aber es ist nicht ... " "Frau Edwards. Sie müssen sich beruhigen und Ihre Waffe senken…" "Nein!" Die Frau streckte die Arme aus und richtete stattdessen die Waffe auf Gavin. Ich versuchte sofort seine Richtung ab zu schätzen. Um mich wieder vollständig vor Gavin stellen zu können. Ich musste ihn beschützen. "Nein… Ihr nehmt sie nicht weg! Sie hat nichts falsch gemacht…"