Meine LED blieb auf Gelb jedoch begannen meine Augen schneller zu blinzeln als die Übertragung erfolgreich begonnen hatte. Orianna übertrug mir zwei Standaufnahmen aus ihrem Speicher in dem die beiden Täter deutlich zu erkennen waren. Die Bilder waren nicht perfekt – sie waren immerhin Aufnahmen direkt aus dem Erinnerungsspeicher – aber dennoch könnten sie uns helfen die Spuren näher verfolgen zu können. "Ich habe die Bilder erhalten und werde sie in die Akte anonymisiert auf nehmen." Niemand würde erfahren das die Bilder von einem Androiden stammten. Noch weniger von einem noch lebendigen Androiden auf dem Tatort.
"Ich bin froh dass wenigstens einer von uns überlebt hat." Ich erhob meine Stimme wieder nach dem ich kurz gezögert hatte. Meine LED drehte sich wieder auf ein ruhiges gleichmäßiges Blau. Ich betrachtete Orianna – die hoffentlich nicht mehr in die Hände solcher Verbrecher geraten würde – kein einziger Android hatte so etwas verdient. Ich sah zur Tür – dort wo Hank hinaus gegangen war – und lächelte dann schmal "Nicht jeder... Polizist ist so großzügig wie Hank. Ich bin froh sein Partner sein zu dürfen." Dann sah ich wieder zu Orianna. Mein Gesichtsausdruck recht neutral aber ernsthaft. "Sollte etwas sein hast du nun mein Interface. Ich hoffe du kommst sicher nach Hause." Ich nickte ihr ebenfalls noch ein Mal zu – und wandte mich dann ab – wo ich aus der Tür heraus trat und Hank somit hinterher.

Ich wartete mehr oder weniger geduldig darauf, dass Connor fertig war und war froh ihn schließlich aus der Tür treten zu sehen. Lass uns gehen, es wird sich wer anderer um den Rest kümmern. Ich legte Connor leicht die Hand auf die Schulter und drückte ihn in Richtung der Treppe. Orianna musste sich nur schön still verhalten während die Kollegen hier oben ihre Arbeit machten, dann konnte sie verschwinden, ich hoffte für sie, dass sie das schaffte, wenn sie jemand anderes hier fand konnten wir ihr nicht mehr helfen.

Er begann schneller zu blinzeln und bestätigte bereits wenig später, dass er die Bilder anonymisiert in die Akte aufnehmen würde, was mich nicken ließ. Diese Täter mussten unbedingt gefasst werden, auch wenn man sie nicht für vieles belangen würde können. Das störte mich durchaus, aber wenn sie sie fassten, war es besser, als wenn sie so davon kamen. Ich hatte die besten Aufnahmen heraus gesucht, die mein Speicher zu bieten hatte, blieb nur zu hoffen, dass sie den beiden auch half. Kurz darauf nickte ich, um zu zeigen, dass ich verstanden hatte.
Als er jedoch erneut die Stimme erhob. Für einen kurzen Moment durchbrach ein Lächeln meine mechanischen Züge, ehe es wieder genauso schnell verschwand, wie es gekommen war. Gerade war mir nicht sonderlich nach Lächeln zumute, ich würde viel Zeit brauchen, um darüber hinweg zu kommen, eher gesagt, es halbwegs zu verkraften. Dankbar nickte ich zu. "Das habe ich auch nur euch zu verdanken. Wenn ihr nicht so schnell hier gewesen wärt..." Ich brach ab. Allein die Vorstellung, so auseinander genommen, nein, geschlachtet zu werden, wie die beiden anderen Androiden, was mir sehr leid tat, machte mich fertig.
Schon bald kam er auf seinen Partner, Hank, zu sprechen. Es berührte mich, wie er von ihm sprach, allerdings hatte er absolut recht. Hank war großzügig, davon war ich heute überzeugt. Niemand sonst hätte mir recht zugesprochen, den nicht ganz so legalen Weg gewählt, mich laufen zu lassen. Für jeden anderen wäre ich eindeutig schuldig gewesen, ohne dass man danach gefragt hätte, wie es überhaupt zu alledem hier gekommen war. "Leider nicht. Aber ich bin froh, dass ihr in diesem Fall ermittelt. Ansonsten wäre es weniger gut für mich ausgegangen", gab ich zurück, "ich bin vollkommen von der Großzügigkeit von Hank überzeugt. Und sollte etwas sein, werde ich mich melden." Kurz darauf drehte er sich bereits um, als ich noch schnell anhängte: "Vielen Dank für alles." Nachdem er gegangen war, zog ich mich erneut in den Schrank zurück, um mich so lange versteckt zu halten, bis alle weg waren und ich auch schnell gehen würde können.

Noch ein aller letztes Mal hatte ich mich – bevor ich aus der Tür verschwunden war – über die Schulter zu Orianna gewandt. Es hatte mich erstaunt das sie noch in der Lage gewesen war zu Lächeln nach dem was ihr passiert war. Sie zeigte wahre Stärke dafür sich so halten zu können und ich hoffte sehr das sie ihren Weg gut nach Hause finden würde. Besonders nun wo wir sie verschonen konnten. "Wir suchen nur die Gerechtigkeit" Ich hatte sie kurz schmal angelächelt. "Passe auf dich auf."
Hank hatte auf mich gewartet und ich begrüßte ihn mit einem schmalen Lächeln. Ich war froh um seinen Vorschlag. Seine warme Hand landete auf meiner Schulter – ich ließ mich vollkommen ruhig von ihm weiter drücken – und ich genoss die Berührung dabei. Ich war ihm wirklich sehr dankbar das er sich mir in dieser Situation so annahm. Diese Androiden so zu sehen war schlimm genug. Der Gedanke – das es vor meiner Abweichung mein Verdienst hätte sein können – war noch so viel beunruhigender. Genau so wie jeder Gedanke an Amanda. Ich war froh das wir endlich nach Hause fahren konnten. Und ich blieb auf dem gesamten Weg dicht bei Hank. Ich fühlte mich einfach wohler so.

Ich behielt Connor nur zu gerne nahe bei mir, während ich ihn aus dem Haus, an unseren Kollegen vorbei und zum Auto bugsierte, nur mit einem kurzen Zwischenstopp um die anderen aufzuklären und Befehle zu geben. Die Kollegen würden die Leiche und die Androiden wegbringen lassen, genauere Berichte würden wir später noch bekommen. Mit Connor im Auto brauste ich los, der Tag war lange genug gewesen, für uns beide.

Orianna sollte keiner unserer Kollegen finden, keiner wollte länger in diesem Haus bleiben, Spuren wurden nur auf dem Treppenabsatz, um die Leiche herum und in dem Raum gesichert in dem die toten Androiden lagen, dann wurde alles abtransprotiert und die Polizei verließ froh den tatort.

(Wohngebiete der Charaktere » Hank's Haus)

Das Lächeln war etwas gewesen, das ich gebraucht hatte. Es war etwas, das ich in schlechten Zeiten immer wieder getan hatte, einfach, um dem Leben zu trotzen. Lächeln. Still blieb ich im Schrank liegen, rührte keinen Muskel und wartete dann einfach ab. Vermutlich wurden noch Spuren gesichert, dank Hank und Connor würde ich einfach abwarten müssen. Die beiden waren ein kleines Licht in dieser für Androiden ungerechten Welt. Als sie mich entdeckt hatten, hatte Connor mich zwar befragt, jedoch hatte ich da noch nicht geglaubt, dass sie mich wirklich gehen lassen würden, auch wenn sie heraus fanden, dass ich die Wahrheit gesagt hatte. Es war gut, dass es bei der Polizei Personen wie sie gab. Die Welt gab uns keine Chance, und das Gesetz erst recht nicht. Nur durch Polizisten wie die beiden hatten wir wirklich eine Chance.

Nachdem ich bemerkt hatte, dass die Polizei endlich weg war, verließ ich mein Versteck und sah mich vorsichtig mittels meiner Messingkugel um. Ich war darauf bedacht, dass mich niemand sah - und zog es in Betracht, dass vielleicht doch noch irgendjemand hier war. Zu meinem Glück war das nicht der Fall, jedoch dauerte es kurz, bis ich den Block und den Stift wieder fand, um den mich Bailey gebeten hatte. Noch immer hatte ich das alles vor Augen, am Liebsten hätte ich mich irgendwo verkrochen und mich nicht mehr gerührt, nie wieder. Doch das ging nicht, was auch gut so war. Nachdem ich mich versichert hatte, dass niemand in der Nähe war, verließ ich das Gebäude und machte mich auf den Weg.

=> Das Zentrum - Das Krankenhaus

cf: Wohngebiete der Charaktere » Gavin’s Apartment

Einzelmission, früher hätte ich so ziemlich alles getan, um diese Worte zu hören. Besonders vor nicht allzu langer Zeit, als ich mit Nines noch nicht klargekommen war. Aber jetzt fühlte es sich beinahe seltsam an ohne Nines einen Fall übernehmen zu müssen. Fowler hatte natürlich recht, man konnte hierhin keinen Androiden schicken, aber trotzdem freute ich mich direkt umso mehr auf meinen nächsten Fall, wenn Nines dann hoffentlich wieder dabei sein konnte. "RED ICE"-Dealer, Undercover-Mission, einer meiner Kollegen immer als Back-up. Chris zuerst, aber er hatte Schichtende gehabt, im Moment saß gerade Officer Person am Com im schwarzen Van eine Straße weiter weg, ihren Blick in ihr Intercom gewandt, und wartete auf ein Lebenssignal. Mehr oder weniger jedenfalls. Vergebens.

Alles war großartig gelaufen. Ich hatte mit Chongan's Kumpeln Fortschritte gemacht, hatte sogar mein erstes Treffen mit Robert "Rob" Biyu, dem Stellvertreter des schwer fassbaren Verbrechers, um meine Zukunft in ihrer Organisation zu besprechen. Monate, in denen alle verfügbaren Informationen der CPD über den Drogenring zusammengetragen und die perfekte Person geschaffen wurden, um Undercover zu gehen, und all das kam zu einem abrupten Ende, eine Stunde zuvor, als ich plötzlich gepackt, bewusstlos geschlagen und weggezerrt worden war. "Es hat keinen Sinn, sich zu wehren, Dex.", sagte eine sanfte Stimme, deren milder Ton einen Schauer über meinen Rücken jagte, "Oder sollte ich sagen, Detective Reed." Blut rann aus der Wunde an meiner Stirn und ein seltsames Klingeln war nicht ganz aus meinen Ohren verschwunden, seitdem ich wieder zu mir gekommen war. Ich war orientierungslos und völlig im Nachteil, aber das hielt mich nicht davon ab, den Mann, der mich angesprochen hat, finster anzustarren, Weiß nicht, wovon du sprichst, mein Name ist Dex Stevens. Ich bin kein verdammter Spitzel. Ich verspürte große Gewissheit, dass ich gleich eine Kugel in den Schädel bekommen würde, aber dennoch fühlte ich mich einfach nur wütend. "Süß.", sagte Rob kopfschüttelnd und grinste breit, "Deine Tarnung ist aufgeflogen, und doch bestehst du darauf, das Gegenteil wäre der Fall. Die meisten Männer in deiner Position würden zu diesem Zeitpunkt auf die Knien fallen und um ihr Leben betteln." Ich biss die Zähne zusammen und senkte den Blick, damit ich diesen sadistischen Hurensohn nicht länger ansehen musste. Ich hörte, wie sich der andere Mann nähert, und die Schritte am Boden der Lagerhalle dröhnte wie Donner in meinem hämmerndem Kopf. Ich zuckte zusammen, als ich spürte, wie kurze Finger mein Kinn nach oben hoben, und ich war gezwungen, in seine Augen zu starren. Tut mir leid, dich zu enttäuschen, Arschloch., schaffte ich es schließlich zu sagen, Aber ich werde nicht betteln. Ein Daumen strich über meine ausgetrocknete Lippe und ich begann die Sekunden zu zählen, bis jemand meiner Kollegen nach mir sehen sollte. Zehn Minuten bis zum Schichtwechsel. "Das tun sie alle.", sagte Rob und beugte sich vor, "Nur Geduld." Genervt starrte ich den Wichser vor mir an. Du bist ein verdammter Psycho. Als wäre plötzlich ein Schalter umgelegt worden, verhärtete sich Rob's Gesichtsausdruck. Best-Case-Szenario, das Arschloch machte es schnell. Worst-Case-Szenario, sie würden mich jede letzte Sekunde meines elenden Lebens spüren lassen und irgendwer fischte einige Wochen später Teile meines Körpers aus dem Wasser. Phck. Ob sich schon jemand gemeldet hatte? Ich hatte mein Ohrstück verloren, oder es war zerstört worden, bevor ich hierher gezerrt worden war, aber vielleicht war noch nicht genug Zeit ohne ein Lebenssignal vergangen. Der Gangster ließ mich wieder los und umrundete den Tisch. "Bringt ihn hierher." Meine Proteste stießen auf taube Ohren, als ich nach vorne geschoben und auf den Stuhl gegenüber von Rob gezwungen wurde. Ich starrte den Gangster an. Wirst du mich jetzt foltern? Von mir erfährst du gar nichts, du Wichser! Rob zuckte nur amüsiert mit seiner Lippe. "Du hast ein ziemlich loses Mundwerk. Ich würde mich nach deinem Mangel an Manieren erkunden, aber ich würde nicht weniger von jemandem erwarten, der im System aufgewachsen ist." Ich war so gefickt, mein Gesicht wurde blass, als mir klar wurde, jemand hier musste mich gekannt haben. Oder eher erkannt, aus meiner Zeit vor der Polizei. Also, wirst du mich jetzt umbringen oder was, du Pisser? Oder wirst du mir mit einem beschissenen Monolog die Ohren abkauen, darüber dass nicht einmal Mommy und Daddy dich lieben konnten? Der Gangster lachte kalt, als er nach seinem Revolver griff. "Du verwechselst meine Absichten, Detective." Er öffnete die Kammer, entleerte die Kugeln in seine Hand. "Wir werden ein Spiel spielen." Das kam allerdings unerwartet. Rob winkte nach einem seiner Schläger und übergab ihm alle bis auf eine Kugel. Dann hielt er die Kugel zwischen Daumen und Zeigefinger. Sein verrücktes Grinsen machte mich nervöser und nervöser. "Du bist doch sicher mit russischem Roulette vertraut." Was? Entgeistert starrte ich ihn an, als die Kugel verschwand und Rob den Zylinder verschloss. Er drehte ihn mit einem Lachen, sobald der Zylinder gestoppt hatte, legte er die .38 Smith auf den Tisch. Du erwartest wirklich, dass ich glaube, dass du anbietest, dir selber das Gehirn rauszublasen? Eine Faust schlug auf den Tisch und erschreckte nicht nur mich, sondern auch die beiden Idioten hinter mir. All mein Mut verließ mich, als ich spürte, wie das kalte Metall der Pistole gegen meinen Hinterkopf drückte. "Dann gebe ich dir die Wahl, spiel oder wir beenden es hier und jetzt." Mir war immer gesagt worden, dass ich fragwürdige Entscheidungen getroffen hatte, die sich der grundlegenden Selbsterhaltung widersetzten. Aber ich war kein Idiot und selbst wenn alles scheiße lief, ich musste das hinauszögern, damit Verstärkung eintreffen konnte. Ich starrte ihn an, als ich die einzige wirkliche Option, die ich hatte, einräumte. Jesus fucking Christ, so hätte ich nicht erwartet, diese Welt verlassen zu müssen. Deal. Du willst spielen, spielen wir. Rob lächelte und sein Finger drückt auf den Abzug. Ich beobachtete mit angehaltenem Atem, wie sich die Lücke zwischen dem Abzug und dem Rahmen schloss. Klick. Der Gangster täuschte seine Enttäuschung vor, als er die Waffe senkte. "Nun, es scheint, ich lebe für eine weitere Runde. Du bist dran, Detective Reed." Ich zögerte, als mir die Waffe mit dem Griff voran hingehalten wurde. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kammer geladen war, lag bei eins zu vier. Keine gute Chance, um den Helden zu spielen. Ich hob die Waffe und spürte, wie der kalte Lauf sich in meine Schläfe bohrte. Adrenalin schoss durch mein Blut, während ich den Abzug fester umklammerte und spürte, wie ich zu schwitzen begann. Ich musste es nachhause schaffen. Zu Joker und Nines. Klick. Eins zu drei. Erleichterung durchflutete mich bei dem Geräusch, während ich die Waffe wieder auf den Tisch legte. Rob schien unbeeindruckt, während er wieder die Waffe an seine Schläfe hob, als hätte er es schon tausende Male gemacht. Klick. Eins zu zwei. Schweiß begann sich in meinen Händen zu sammeln, als ich die Waffe wieder an mich nahm. Meine verschwitzten Finger glitten um den Abzug herum. Bei 33 Prozent sollte es das verdammte Risiko nicht wert sein. Ich atmete laut aus, die Waffe rutschte mir beinahe aus der Hand. Der Schichtwechsel sollte jetzt ungefähr stattfinden, es hätte schon längst jemand kommen sollen. Doch niemand würde kommen, um mich zu retten. Ich musste mich selber retten. Ohne zu denken richtete ich die Waffe auf den Gangster und drückte ab. Boom. Der nächste Schuss hätte mich getötet, aber jetzt traf er meinen Widersachen in der Schulter. Ich begann zu rennen, noch bevor mich einer seiner Schläger packen konnte, aus der Tür hinaus, ich musste hier raus.

Sehr ungewöhnlich war ich zu einer Einzelmission eingeteilt worden, ohne Connor, als Back-Up nämlich für niemanden anderen als Gavin Reed, was mich schon bei der Einteilung genervt hatte. Aber die Sache war zu groß um mich da herauszuwinden und es war ja nicht für immer, nur für den Notfall, am Ende brauchte und wollte dieser Idiot doch sowieso keine Hilfe. Trotzdem war ich angespannt als ich unauffällig an dem vereinbarten Van ankam und mir Zutritt dazu verschaffte, wo ich auf Officer Person traf, die ihrem Job nicht eben aufmerksam nachzugehen schien, denn sie war schwer mit ihrem Intercom beschäftigt. Wie ist die Lage? Ich hielt mich nicht mit begrüßungen auf, das war mir dann doch zu nervig, ich war immerhin jetzt schon angestrengt, da brauchte ich das wirklich nicht auch noch.

Officer Person sah endlich von ihrem Intercom auf und musterte Hank, bevor sie kurz breit grinste und dann aufstand. Sie zuckte mit den Schultern und schmiss sich ihre Dienstjacke über die Schulter, definitiv erleichtert, dass das Ende ihrer Schicht gekommen war. "Hank endlich, ich hab gleich noch ein Date, aber ich machs kurz.", sagte sie, während sie schon mehr oder weniger bei der Tür des Vans stand, "Kein Lebenszeichen die letzte halbe Stunde." Sie zeigte auf den Timer, auf dem deutlich 00:42:48:00 zu sehen war, die Zeit tickte immer weiter rauf, so lange ich mich nicht meldete, was gerade auch etwas schwierig war. Ab einer halben Stunde war vereinbart worden, dass man die Extraktion vorbereitete und man die Mission nach weiterer Nachfrage, die noch immer ohne Meldung meiner Seite resultierte, abbrach. Officer Person hatte allerdings gar nicht erst versucht nachzufragen. "Bisschen über die Zeit, aber wenn kümmerts, oder? Das Großmaul kommt schon zurecht, den "RED ICE"-Ring aufzulösen ist wichtiger... und, seien wir mal ehrlich, wäre jetzt auch nicht schade." Sie zuckte erneut mit den Schultern, während sie bereits die Tür zum Van öffnete.

Ich war vielleicht Vollzeit-Detektiv, aber ich war definitiv auch Teilzeit-Idiot. Oder vielleicht war es umgekehrt, ich konnte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau sagen. Ich war mir allerdings sicher, dass ich sehr gut darin war, sehr schlechte Entscheidungen zu treffen, es lag einfach in meiner Natur. Natürlich war ich nicht so einfach durch die Tür gekommen und jetzt tat alles weh. Mein linkes Knie fühlte sich an, als würde es jederzeit vollkommen nachgeben, nachdem Dipshit Nummer eins beschlossen hatte, mich als eine Art Pinata zu benutzen, als würde er ein paar verdammte Süßigkeiten bekommen, wenn ich aufplatzte. Ich war überzeugt, dass mein Knie angeknackst, wenn nicht gar gebrochen war. Wenn ich das überlebte, würde die Heilung nicht gerade angenehm werden. Dipshit Nummer zwei hatte mir seine Pistole über den Kopf gezogen, bevor er mich an meinen jetzigen Platz gezerrt hatte. Die Luft war eiskalt, als sie an meinen Ohren vorbeipfiff und mein Haar in alle Richtungen verzerrte, als ich von einem der wundervollen Handlanger des Drogenrings, Dipshit Nummer eins sogar, über der dritten Ebene der verlassenen Lagerhalle festgehalten wurde, seine untere Gesichtshälfte von einer Sturmhaube bedeckt, die jetzt mit meinem Blut bedeckt war. Heute war einfach nicht mein Tag. Ich hatte nachgerechnet, sogar in meinem benommenen, alles andere als kohärenten Zustand, nachdem ich wiederholt geschlagen, mir die Scheiße aus dem Leib geprügelt und mit dem Kolben meiner eigenen Pistole um den Kopf geschlagen worden war, hatte ich herausgefunden, dass ich gerade über dem Rand der dritten Etage des Lagerhauses baumelte. Bei ungefähr zwölf Metern Fall nach unten konnte das gar nicht gut für mich laufen, das gab mir was, eine Überlebenschance von vielleicht fünfzig zu fünfzig? Einen Münzwurf, aber ich hatte schon immer ein Händchen für dummes Glück gehabt. Hey Dipshit, es ist phcking kalt hier drüben, magst du mich vielleicht nicht wieder hinstellen und das angehen wie ein richtiger Mann? Ein erfolgloser Versuch, meine Hände waren auf meinem Rücken mit Kabelkindern zusammengebunden, wenn der Mann seinen Griff am Revers meines Pullovers noch weiter lockerte, war ich am Arsch. "Kein Interesse, Narbengesicht. Zu schade auch, meine Hände werden langsam müde.", grinste Dipshit Nummer eins spöttisch, offensichtlich voller krankem Stolz und Freude über mein Leiden. Nein, scheiße, du verdammter Wichser- Er unterbrach mich indem er mich nach vorne riss, sodass unsere Gesichter kaum ein paar Zentimeter mehr voneinander entfernt waren und ich seinen widerlichen Mundgeruch riechen konnte, aber wenigstens hatte ich nun wieder meine Füße auf einer festen, flachen Oberfläche, trotz der Schmerzen, die direkt durch mein linkes Knie und meinen Oberschenkel schossen. Ich konnte mein eigenes Gewicht kaum halten. "Rob verachtet lose Enden und großspurige Überläufer wie dich, aber wenn du schön singst, dann lassen wir dich vielleicht am Leben." Ich schluckte und jede Faser in meinem Körper warnte mich davor nicht meinen Mund aufzumachen, aber wenn ich für eines bekannt war, dann schlechte Lebensentscheidungen zu treffen ohne aus meinen Fehlern zu lernen. Verdammt, wenn ich hier schon draufging, dann nicht, ohne vorher noch einmal jemandem gehörig in sein Müsli zu pissen. Tut mir leid euch zu enttäuschen, Jungs, aber ich meine Loyalität liegt inzwischen definitiv bei der Polizei. Mit einem Grinsen auf meinen Lippen als Antwort auf die gerunzelte Stirn des Handlangers vor mir sammelte ich das Blut in meinem Mund, bevor ich es ihm direkt ins Gesicht spuckte. Der reine Ausdruck empörten Ekels, der durch diese sonst emotionslosen Augen auf dem Gesicht des Handlangers aufblitzte, das jetzt noch mehr von meinem Blut bespritzt war, reichte aus, um mir wieder einmal klar zu machen, wie sehr ich die Entscheidung, die ich gerade getroffen hatte, bereuen würde. Dipshit Nummer eins ließ mich einfach mit einer Hand los und benutzte den Rücken seiner behandschuhten, jetzt freien Hand, um etwas von dem Blut wegzuwischen, die Stimme leise, als wollte er sie absichtlich ruhig halten, als er dabei sagte, "Was für eine Schande, naja, Robert wird dich unten treffen. Wenn du es denn überlebst." Das war das letzte, was ich noch hörte, bevor mein eigener gedämpfter Panikschrei meine Ohren erfüllte, als ich mit voller Wucht von der Kante des Lagerhauses gestoßen wurde.

Ich konnte nicht fassen was ich da mit meinen eigenen Ohren zu hören bekam. Ich war ja selbst mehr als nur bekannt für mein nachlässiges Verhalten im Dienst, doch nie im Leben hätte ich dabei das Leben eines Kollegen riskiert, ganz egal wie wenig ich denjenigen vielleicht auch leiden konnte. Verascht du mich gerade? Ich war mit einem Schritt bei meiner Kollegin und packte sie hart an der Schulter, um sie davon abzuhalten aus dem Van zu springen. Reed hat sich eine Dreiviertelstunde nicht gemeldet und es fällt dir nicht ein wem Bescheid zu sagen? Ich öffnete die Tür und stieß sie hinaus. Das wird ein fucking Nachspiel haben, verlass dich drauf. Verpiss dich jetzt. Ich knallte die Tür des Vans zu und setzte mich an den Bildschirm. ich hatte nicht viel Ahnung von dieser Technik, aber ich wusste was ich drücken musste um eine Verbindung zu Gavin herzustellen. Theoretisch jedenfalls. Reed? Reed hörst du mich?

"Entspann dich, er ist wahrscheinlich nur mit etwas beschäftigt. Es ist nicht ungewöhnlich, sich Zeit zu nehmen, um verdeckt zu antworten, und es ist RED ICE, wir wissen beide, manchmal ist es besser auf das Protokoll zu scheißen.", protestierte Officer Person sofort, sie war sich offenbar doch bewusst, dass Hank einer ihrer Vorgesetzten war und mit dieser Reaktion hatte sie offensichtlich aber doch nicht gerechnet. Sie stolperte aus dem Van und schrie nur hinterher, "Jaja, was auch immer. Schönen Abend noch." Die Tür knallte vor ihr zu. "Als ob den irgendwer vermissen würde…" Plötzlich wurde es still, im Van tat sich kein Geräusch mehr. Mein Gegenstück dort, zu dem Hank gerade Verbindung herstellen wollte, gab zuerst gar nichts zurück, bevor irgendeine der Chongan's Handlangerinnen es am Boden der Lagerhalle bemerkte und einmal mit dem Stiefel fest darauf trat. Nun kam nur noch Rauschen zurück, Verbindung abgebrochen.

Das nächste, an was ich mich erinnerte, war das ich vor Schmerz aufschrie, als ich am Rücken auf dem Asphalt landete, das einzige, was meinen Sturz bremste, waren meine eigenen Arme, die ich gerade noch rechtzeitig aus den Kabelbindern hatte befreien können, um mich mit den Ellbogen und Händen einigermaßen abzufangen. Trotzdem presste es mir die gesamte Luft aus den Lungen und ich sackte am Boden zusammen, bewegungslos. Ob ich ihnen nun Antworten gegeben hätte oder nicht, ich wäre am Ende vermutlich trotzdem wieder hier unten gelandet. Ich hatte überlebt, die Frage war nur wie lange, denn auch wenn meine Sicht vor meinen eigenen Augen sich verzerrte und verschwamm, während immer mehr Blut sich in meinem eigenen Mund sammelte, so bemerkte ich dennoch wie sich mir jemand näherte. Robert, die Pistole lässig in seine Hose gesteckt, ging neben mir in die Hocke. Dieser Pisser in seinem makellosen Anzug, nun, fast makellos bis auf das Loch der Schusswunde an seiner Schulter. Ich hätte Stolz verspürt, wenn da nicht so viel Schmerz gewesen wäre. Mein Atem ging rasselnd und viel zu schnell und der Mann streckte seine Finger aus, um beinahe schon sanft über meinen blutigen Wangenknochen zu streichen. Panik, das war das einzige, was ich fühlte, ich konnte mich nicht bewegen, und ich wusste ausnahmsweise nicht, ob es vor lauter Angst war, oder weil ich mir sämtliche Knochen gebrochen hatte. "Es ist nicht deine Schuld, Gavin. Du bist einfach nur Kollateralschaden." Ich hörte die Stimme nur sehr dumpf, aber ich wusste, was er damit sagen wollte. Ich war Kollateralschaden für diesen Drogenring, ich würde die Schicht hier also sicher nicht überstehen. "Du wirst im Regen sterben, gebrochen und alleine, die letzte Person, die du jemals sehen wirst, bin ich. Denn das passiert mit Leuten, die uns den Rücken zudrehen, Gavin. Du hättest es wissen sollen, dass dich deine Vergangenheit irgendwann wieder einholen wird." Leider, hatte er vollkommen recht, ich hatte kein gutes Zuhause gehabt, später dann gar keines, schon in jungen Jahren, und selbst wenn ich mein Leben geschafft hatte zu ändern, einen anderen Weg zu gehen, mich zu weigern mit diesen verfluchtem Teufelszeug zu dealen, es war einerlei. Ich hatte mir eingebildet, etwas anderes sein zu können. Etwas anderes als eine zerschmetterte blutige Leiche, die von irgendeinem armen Bastard wahrscheinlich erst am nächsten Tag gefunden werden würde. Robert erhob sich wieder und entsicherte seine Waffe, die er auf mich deutete. "Nicht weinen. Ein Akt der Schöpfung beginnt immer mit einem Akt der Zerstörung, Gavin." Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mir die heißen Tränen inzwischen über die Wangen liefen, aber im nächsten Moment hörte ich auch schon den Schuss. Eine Patrone schön zwischen die Rippen. Robert grinste noch und drehte sich dann um, bereit zu gehen. Es war vorbei, ich konnte nur mehr warten, bis ich ausblutete, egal wie verzweifelt ich eine meiner zerschmetterten Hände auf meine Brust drückte. Ich dachte nur daran, was ich alles in diesem Leben nicht mehr schaffen würde, was ich vermissen würde. Es war immerhin ein guter Lauf gewesen, kein langer, aber ein guter.

Stille und dann ein Rauschen. Die Verbindung war weg. Komplett weg, das erkannte sogar ich. Scheiße! Fuck! Verdammt! Ich dachte ehrlicherweise nicht einmal nach, als ich mich von den Bildschirmen abstieß, mir eine kugelsichere Weste überzog und mit meiner Pistole aus dem Van sprang. Ich setzte noch einen Ruf nach Verstärkung ab, als ich bereits rannte und stürmte dann ohne einen zweiten Gedanken einfach in das Lagerhaus hinein. Mein Körper lief auf Autopilot. In der Lagerhalle, die sich vor mir ausbreitete sah ich nur zwei Dinge: Eine Person am Boden, um die herum sich Blut ausbreitete, und eine, die von eben dieser gerade wegging. Ich hob die Pistole und schoss drei Mal auf den Mann, der gerade wegging. Er stürzte zu Boden, aber ich kümmerte mich nicht um ihn, denn ich war schon dabei zu dem Mann am Boden hinüber zu rennen. Gavin war es, der da lag und der nicht nur rapide Blut verlor, sondern dessen Körper auch aussah als wäre vom Dach dieses Lagerhauses gefallen. Wenn ich ihn mir so ansah dann entsprach das vermutlich auch der Wahrheit. Fuck, shit, kannst du mich hören Gavin? Ich riss mir die Jacke, die ich über meiner Weste trug, herunter und benutzte sie um damit auf die blutende Schusswunde zwischen seinen Rippen zu drücken, die bedenklich unter meinen Händen nachgaben.

Plötzlich drangen noch drei Schüsse an mein Ohr und ich war mir beinahe sicher, sie würden auch mich treffen, als ich aus verschwommenen Blick gerade noch bemerkte, dass Robert auf den Boden sackte, und das noch vor meinen eigenen Augen. Meine Augen waren dabei sich bereits wieder zu schließen, als ich Schritte hörte, die auf mich zukamen. Meine zerschmetterte Hand, die ich verzweifelt noch auf meine Brust gedrückt hatte, um meine Blutung zu verlangsamen, rutschte von meinem Körper. Es war vorbei. Meine Augenlider fielen zu Doch dann spürte ich wieder etwas, das auf meine Brust drückte, ein neuer Schmerz, der durch meine Glieder fuhr und mich doch dazu brachte meine Augen wieder leicht zu öffnen. Die Stimme, die nur dumpf an meine Ohren drang, kam mir sehr bekannt vor. Zu bekannt. Anderson, natürlich, was für ein grausames Spiel des Schicksals, das ausgerechnet er die letzte Person sein würde, die ich sah. Das Universum hatte mich immerhin noch nicht genug gefickt. Aber hey, immerhin würde ich ihn nie wieder sehen. Ihn und Tina, Chris, Connor, Nines und Joker... die heißen Tränen rannen noch immer unaufhaltsam über meine Wangen. I-ich habe Angst, Hank., begann ich mit rauer Stimme zu sprechen, während ich mein eigenes Blut in meine Kehle gurgelte, das aus meinem Mundwinkel tropfte, Diesmal habe ich wirklich Mist gebaut, schon wieder. Ich hätte nie gedacht, dass es so enden würde, weißt du? Aber vielleicht ist es ein verdammtes Zeichen oder... oder was auch immer. Also... es tut mir leid. Die Entschuldigung kommt viel zu spät, aber ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Die Worte kamen nur sehr leise und langsam aus meinem Mund, die Laute etwas verzerrt, als würde ich an meiner letzten Kraft zehren. Ich hustete erneut einiges an Blut hoch. Meine Sicht wurde langsam immer schwärzer und schwärzer.

Es war beinahe ein Wunder, dass Gavin noch sprechen konnte, so zerschunden wie sein Körper war, aber ich verspürte doch deutliche Erleichterung, als er es tat, denn das bedeutete, dass er noch da und nicht schon völlig weg war. Ich würde dir sagen, dass du die Fresse halten sollst, aber wehe du hörst jetzt auf zu reden. Bleib bei mir. Ich drückte weiter so fest ich konnte auf die Schusswunde, um die Blutung zu stoppen, während ich mich über den jüngeren Mann beugte, der mir einmal so unfassbar teuer gewesen war. Alles wird wieder gut Kid, ich hole dich hier raus, ich verspreche es dir, kein Grund für letzte Worte.

Ein winziges, sehr schiefes und blutiges Grinsen legte sich über mein Gesicht, es war schwierig überhaupt noch etwas zu erkennen, aber immerhin konnte ich die Stimme von Hank hören. Natürlich hätte ich es nie zugegeben, zumindest nicht früher, aber seine Anwesenheit hatte etwas beruhigendes, als wäre alleine diese genug, um mir zu zeigen, dass alles in Ordnung war. Ich will nicht sterben. Ich habe gerade erst mein Leben wieder in den Griff bekommen... Endlich hatte ich wieder mehr als Tina und den Hass des gesamten Polizeireviers. Endlich hatte ich jemanden, der sich wirklich um mich kümmerte, Joker und Nines. Endlich fühlte sich mein Leben nachdem Streit mit Hank nicht mehr so armselig und alleine an. M... Sorry., murmelte ich, es blubberte bedenklich in meine Kehle, aber ich konnte mich nicht länger wachhalten, ich spürte, wie meine Augen vollkommen zuglitten und ich langsam aber sicher das Bewusstsein vollkommen verlor. Ob von Schmerz oder vom Blutverlust, wer konnte das jetzt noch unterscheiden.