Hm, also scheinbar ist die Hauptbühne erst Ende des Monats frei... die wäre natürlich schon cool. Die Hauptbühne wäre auf jeden Fall sehr besonders, aber natürlich konnte ich es auch auf einer der kleineren Bühnen machen. Was meinst du, soll ich warten, bis die Hauptbühne frei ist? Wäre das besser?

Roman hatte jedenfalls recht, es war schon ziemlich lang, aber es störte mich nicht so wirklich, ich hatte dann immerhin mehr Zeit es zu perfektionieren und die große Bühne wäre eben schon cool, direkt beantwortete mir Roman meine Frage zwar nicht, aber ich nahm an, dass er wohl eher unentschlossen war, so war ich zugegeben auch, eigentlich immer, ich war dankbar wenn jemand anderer für mich entschied. Ich denke, ich werde so lange warten., sagte ich schließlich etwas unschlüssig und lächelte dann, Danke, Roman. Glaubst du sie brauchen uns hier noch?

Danke, du bist der allerbeste! Ich grinste Roman überglücklich und fröhlich an, bevor ich kurz überlegte und dann auf mein Intercom sah, ich hatte wirklich extrem viele Einträge im Kalender, was nicht daran lag, dass ich so ausgebucht war, sondern mehr, dass ich sonst alles vergaß, was ich zu erledigen hatte, ich konnte mir solche Sachen, vor allem "langweilige" Sachen wie Termine, nur sehr schwer merken. Oh, in einer Stunde habe ich eine Schicht im Café, ansonsten habe ich noch nichts vor., sagte ich dann und lächelte ihn an, Und du? Du kannst übrigens gerne jederzeit mal vorbeikommen, im Café, würde mich freuen.

Romans Selbstbewusstsein mochte ich wirklich sehr, ich fand ihn aber auch generell sehr sympathisch, aber zu diesem Thema fiel mir tatsächlich etwas ein, nicht nur zur Kostümprobe, denn ich hatte sein Foto auf Instagram ja gesehen. Oh, was ich noch sagen wollte, das Foto von deiner kleinen Prinzessin war ja soooo süß!, komplimentierte ich ihn und lachte dann leise, sie war wirklich entzückend gewesen in ihrem blauen Kleid, Dann noch viel Spaß, ich hoffe du kommst mal vorbei. Ich winkte ihm noch süß lächelnd zu, bevor ich mich auch schon auf den Weg machte, er hatte nämlich recht, auch wenn das Café nahe war, ich sollte lieber nicht zu spät kommen, das passierte sowieso manchmal schon, wenn ich es wieder mal schaffte zu sehr zu versinken.

verabschiedet sich zu: Das City Café Pub

cf: Grand Circus Park

Unsere Balletttrainerin Lilia Baranovskaya stand streng vor uns vor der Bühne und betrachtete uns kritisch bei unserer Probe zu dem Ballett "Der Nussknacker". Im Mittelpunkt des Balletts stand selbstverständlich das Mädchen Klara, die Tochter der wohlhabenden Familie Silberhaus, die das Weihnachtsfest mit vielen Freunden und Verwandten feierte, passend nach dem friedlich vorübergegangenen winterlich angehauchten Jahrmarkt. Auch ihr Patenonkel Drosselmeier kam zur großen Bescherung vorbei, er war Uhrmacher und Erfinder und beeindruckte die gesamte Familie mit aufziehbaren Figuren, welche musizieren und sogar tanzen konnten. Nach der Darbietung hatte Drosselmeier noch eine kleine Überraschung aufgespart, einen prächtiger Nussknacker. Sehr zu Klaras Bestürzung beschädigte ihr Bruder Fritz, gespielt von mir, jedoch den Nussknacker, den das traurige Mädchen daraufhin in das Bett ihrer Puppe legte. Wir befanden uns nun bei der Verabschiedung der Gäste, denn wir probten gerade den "Großvatertanz". "Noch einmal von vorne bitte!"

Bevor wir allerdings von vorne anfangen konnten, betrat tatsächlich jemand anderes als einer der Darsteller das Theater und erhob seine Stimme, die mir bekannt vorkam. Ich stand gerade hinten auf der Bühne, weshalb ich nicht direkt nach vorne schauen konnte, ein paar andere Balletttänzer standen nämlich direkt vor mir. Allerdings zögerte ich natürlich keine Sekunde, trotz des beleidigten Murmeln, das sich gerade ausbreitete und dem Todesblick unserer Balletttrainerin, die eine sehr vorwurfsvolle Augenbraue uns gegenüber hob, versuchte ich mich allerdings nach vorne zu drängeln, oder eher unauffällig zwischen den anderen Balletttänzern durchzuhuschen, denn ich musste die Person kennen. Meine Intuition stellte sich allerdings spätestens bei ihrer Frage als vollkommen richtig heraus, gerade auch in dem Moment, als ich nach vorne an den Rand der Bühne trat. Wednesday?, fragte ich erstaunt, als ich meine entfernte Cousine, die ich schon wirklich lange nicht gesehen hatte, erkannte, und musterte sie mit großen Augen, als ich plötzlich eine Art kalten Schauer über meinen Rücken rinnen fühlte, bevor schließlich etwas meine Schulter berührte. Ich sah auf meine Schulter, auf der sich gerade eine Art abgetrennte Zombiehand befand und kreischte panisch, wie auch es unsere Klara tat, während ich vor lauter Überraschung einen Schritt zur Seite machte und dabei den Rand der Bühne verfehlte, weshalb ich ziemlich unsanft am Boden vor der Bühne auf meinem Hintern wieder aufkam.

Auch wenn ich am Boden gelandet war, so war mir doch, wenn auch nur für ein Blinzeln, eine Sekunde, das schmale Lächeln von Wednesday nicht entgangen. Ich war immer froh darum gewesen, wenn sie gelächelt hätte, egal wie schmal oder unscheinbar, schon früher beim Spielen zusammen, denn sie war nur zwei Jahre jünger als ich, aber deutlich ernster, immer eigentlich mit einem finsteren Blick, aber das hatte mich noch nie aufgehalten. "Wir trainieren morgen weiter. Nach dieser... Störung.", hörte ich das entrüstete und finstere Räuspern unserer Balletttrainerin, bevor sie unserer Klara hinterhereilte, die geflohen war, "Raja!" Nun war ich allerdings damit beschäftigt die Hand auf mir mit großen, unsicheren Augen anzustarren, die sich gerade auch bewegt hatte, zumindest bis mich Wednesday davon erlöste und ich sofort breit und vor allem sehr dankbar zu ihr hinauflächelte. Ich hab dich ja so vermisst!, gab ich offen und ehrlich zu und sah dem Händchen kurz skeptisch nach, bevor ich mich aufrappelte und mein Trainingsgewand abklopfte, Ja, sie haben mich nach dem Schulabschluss beim Ballett genommen. Ich hatte sogar schon einmal eine Aufführung mit Hauptrolle. Es war wirklich toll!

Etwas besorgt zog ich dann doch meine hellen Augenbrauen zusammen, als ich hörte, dass Wednesday nicht gerade beliebt war, es mochte sein, dass sie schon immer etwas anders gewesen war, aber um ehrlich zu sein war ich sie einfach vollkommen gewöhnt. Als Kinder hatten wir immerhin doch öfters zusammen gespielt und ich war sowieso total froh sie wiederzusehen, besonders jetzt und hier. In der Schule oder allgemein?, fragte ich also etwas besorgt nach, bevor ich mich auf ihre Frage hin umsah, Öh, ja? Ich denke schon? Das Training scheint ja vorbei zu sein. Ich sah wieder zu ihr und grinste locker, während ich scheinbar das Chaos hinter mir auf der Bühne vollkommen ignorierte, in Wahrheit beschäftigte es mich einfach nicht mehr zu sehr, ich war gerade viel zu hype darauf, dass Wednesday wieder da war, davon abgesehen, dass ich sowieso die ganze Aufregung nicht ganz verstanden hatte. Eigentlich war ich sogar ganz froh, das ganze Ballett nicht nochmal tanzen zu müssen, denn es war ziemlich anstrengend gewesen. Nun wandte ich mich auch wieder dem "eiskalten Händchen" zu, wie er mir gerade vorgestellt wurde, das auf die Schulter meiner Cousine geklettert war, und winkte ihm etwas schüchtern zu. Hi! Sorry, dass ich mich vorhin so erschreckt habe, ich... habe so etwas noch nie gesehen., gab ich also verlegen zu und deutete Wednesday dann mitzukommen, während ich mich in Bewegung setzte zu den Garderoben. Es dürfte dort ziemlich leer sein aktuell, die meisten Tänzer standen noch verwirrt in der Gegend herum oder mussten beruhigt werden, also konnte ich sie ruhig Backstage nehmen, davon abgesehen, dass sie ja meine Cousine war. Ich wollte mich definitiv umziehen, bevor wir am Ende noch wo anders hingingen, aber passend zum weggehen viel mir etwas ein. Ich habe gerade letztens an dich gedacht, weil ich einen Flyer für einen okkulten Laden im Außenbezirk gefunden habe nach der Arbeit. Ich blieb vor der Garderobe stehen und öffnete meine Arme, während ich sie mit beinahe schon bettelndem Welpenblick direkt ansah. Umarmung?