Mein Herz machte einen kleinen, wenn auch unsicheren Hüpfer in meiner Brust, als LoGen betonte, dass ich nicht alleine war. Heute in der Früh... war ich beinahe zusammengebrochen, vor lauter Nervosität, vor der Angst alleine zu sein, vor der ganzen Verantwortung, die ich plötzlich für die RESISTANCE übernommen hatte. Das Waisenhaus zu leiten war keine unwichtige Position, schon gar nicht unter uns Metamenschen. Früher hatte ich noch viel mehr., sagte ich stolz grinsend in einem Nebensatz, auch wenn ich kurz nachdenklich aus dem Fenster sah und dann den Kopf schüttelte. Ich verdrängte meine ursprünglichen Gedanken dazu lieber. Es waren viele unterschiedliche Kleidungsstücke, hauptsächlich blau, schwarz und weiß, viele Schichten, einiges an Variation, aber durchaus aus Farben. Es sollte im Schlafzimmer ein großer Kleiderschrank sein, glaube ich. Ich ging schon einmal voran, durch den Gang in das Wohnzimmer, durch einen weiteren kleinen Gang zum Schlafzimmer, wo ich die Tür öffnete und zufrieden grinste. Sogar ein begehbarer Kleiderschrank, wie ich sehe. Die Frau hat sich vielleicht erwischen lassen, aber sie hatte Geschmack.

Oh, keine Sorge, wir werden noch oft genug shoppen gehen., sagte ich mit vollem Selbstbewusstsein grinsend und wackelte dann "drohend" frech mit den Augenbrauen in Richtung meines neuen... nun, neuen besten Freundes, neuen Anführers, beides war wohl irgendwie richtig, so schräg dieser Gedanke auch noch war. Ich sah zu LoGen und überlegte dann kurz, bevor ich den Kopf schüttelte. Ich glaube, das meiste außer Socken, Strümpfe oder ähnliches können wir einfach auf die Bügel aufhängen. Der Rest dann in die Schubladen, aber das ergibt sich von selbst., erklärte ich und nickte dann, bevor ich mir direkt mein erstes Kleidungsstück schnappte, ein weißes Rüschenoberteil, das ich an eine der kürzeren Stangen hängte, einen Funken Inspiration sofort in meinen Augen glitzernd, Vielleicht finden wir ja etwas, das für das Meeting passend wäre.

Gutmütig und vor allem völlig scherzhaft verdrehte ich die Augen über die Aussage von LoGen, bevor ich selbst ebenfalls etwas kichern musste und dann begann weiter meine Kleidung aufzuhängen. Ich grinste kurz stolz über die Aussage von ihm, die ich als Kompliment auffasste. Du kannst jederzeit hierher kommen und dir etwas ausleihen., sagte ich schließlich, auch wenn ich dabei auf den Wangen etwas rot wurde, denn so etwas hatte ich wirklich noch nie jemandem angeboten, weshalb ich auch tatsächlich mich schnell auf gleich das nächste stürzte, was meiner Meinung nach sehr gut zum Meeting passen könnte. Es war ein schwarzer Anzug mit einem übergroßen, vielschichtigem Jackett, das einen größer und breiter erschienen ließ, inklusive an den Ärmeln goldenem Streifenmuster und dünner zwei Silberketten, die die beiden Hälften verbanden anstatt der traditionellen Knöpfe. Schwarze schmale Krawatte, schwarze Weste, simples weißes Hemd, dafür eine engere aber stylische schwarze Hose, die in ausgefallenen, schwarzen Stiefeln mit weißem Rand endete. Ich hob es hoch und präsentierte es LoGen. Was sagst du dazu?

Für einen kurzen Moment blinzelte ich erstaunt und blinzelte dann auch gleich noch einmal, als sich LoGen direkt vor mir auszuziehen begann. Aber im nächsten Moment kehrte schon eine seltsame, entspannte Ruhe in meinem Kopf ein, als mir bewusst wurde, dass das wahrscheinlich das erste Mal war, dass sich jemand vor mir auszog... ohne Hintergedanken. Ohne Ziel. Ohne mich dabei zu bedrohen. Ich wusste nicht ganz, was ich mit dieser Feststellung anfangen sollte, während ich einfach einen ganzen Haufen Strümpfe begann in einer Schublade zu sortieren, LoGen nicht direkt ansehend, bis er fertig war.

Sofort drehte ich mich zu LoGen um, als ich seine Worte hörte, die um meine Meinung fragten, und mir blieb kurz der Mund offen stehen, als ich ihn in dem Anzug sah, als wäre er ihm handgeschneidert worden, zumindest schien er so perfekt zu sitzen. Ich trat an ihn heran und zupfte kurz an ein paar Ecken, was mir meine Vermutung bestätigte, der Anzug saß bei LoGen sogar noch besser als bei mir. Er ließ seine Schultern deutlich breiter wirken und seine Taille einen Ticken schmaler, deutlich maskuliner natürlich als im Rock vorher, aber beides stand ihm ganz wunderbar. Das... du siehst fantastisch darin aus., schaffte ich es schließlich zufrieden zu sagen und grinste dann frech, Er passt dir ja sogar fast noch besser als mir.

Du wirst sowieso gut ankommen bei ihnen., meinte ich entschlossen, Aber dieser Anzug wäre sowasvon das i-Tüpfelchen. Etwas schade war es schon, dass ich wahrscheinlich nicht dabei sein konnte bei seinem ersten Meeting mit dem stellvertretenden Anführer, Vanir, und den Beratern, die nachdem Tod von Bear noch immer nicht vollzählig waren, nachdem unser alter Anführer keinen neuen ernannt hatte. Die letzte Ernennung war noch nachdem Tod von The Witch passiert, unser ehemaliger Anführer hatte sich dafür immer sehr lange Zeit gelassen, wahrscheinlich weil ihm gegenüber auch die meisten nicht mehr ganz loyal gewesen waren, so einschüchternd und furchteinflößend er auch gewesen war. Ich musterte LoGen neugierig. Nach dem Stromausfall wird sich sicher bald die Gelegenheit für das Meeting ergeben, oder? Zu lange zu warten wäre auch gefährlich.

Daran habe ich keinen Zweifel. Was ich den Worten von Bull und Mystique entnehmen konnte, war keiner von ihnen ein großer Freund von unserem ehemaligen Anführer. Deine Väter stehen auch hinter dir und auch mit Vanir sollte es keine Probleme geben., analysierte ich die Situation, ich hatte immerhin alle von ihnen gut beobachten können in der Zwischenzeit, Blue Jinx ist schwer einzuschätzen. Allerdings sah ich dann beinahe etwas verwirrt, oder zumindest fragend, zu LoGen hinab, als dieser plötzlich seinen Kopf senkte und mich dann von unten herauf ansah, wie ein Kätzchen, das gerne gefüttert werden wollte. Was er allerdings danach fragte, ließ mich gleich mehrmals blinzeln. Ich denke nicht, ich weiß. Du bist 17 Jahre alt und du hast viele neue Ideen, wenn du willst kannst du der RESISTANCE sehr viel weiter helfen als es irgendwer bisher ahnt., hörte ich seine Worte von unserem mehr als abenteuerlichen Ausflug damals ins Büro des Anführers, in meinem Kopf widerhallen, während ich kurzerhand beinahe einen Schritt zurückmachte, so unsicher machte mich die Frage. Du... meinst das ernst?, fragte ich und blinzelte erneut ungläubig, Ja aber... natürlich... ja.

Bull würde ihn sicherlich unterstützen, nach unserem letzten Aufeinandertreffen hatte ich daran keine Zweifel und Mystique würde mit ihrem alten Freund und Kumpel sicher mitziehen, davon abgesehen, dass sie LoGen auch nicht gerade abgeneigt schien. Ich nickte nachdenklich, noch immer völlig überrumpelt von dem plötzlichen Angebot von LoGen. Die Spannungen zwischen Mystique und Vanir nachdem Tod von Bear könnten noch problematisch werden. Meine Wangen färbten sich leicht rot, als LoGen mich so anstrahlte. Ich... habe eigentlich zu danken. Etwas überfordert begann ich mir meine Haare zu richten, bis LoGen eine Nachricht erwähnte. Ich nickte. Schnell hatte ich auch kurz geantwortet, bevor ich auf den Stand meines Intercoms sah und es dann lieber ganz ausschaltete. Man wusste nie und solange LoGen seines hatte und wir zusammen blieben, konnten wir zuerst seinen Akku aufbrauchen und dann meinen. Wir hatten hier im Waisenhaus zwar einen Notstromgenerator, aber wenn dieser erst einmal aus war, dann gab es so schnell kein Zurück mehr. ...okay. Also bin ich dann... dein Berater? Denkst du die anderen werden mich akzeptieren? Natürlich, ich leitete jetzt auch das Waisenhaus, eine gute Ressource, aber für einen Moment war ich doch etwas unsicher und überfordert.