Oh Sweetie... Mein Herz zog sich zusammen und ich schniefte erneut leise, ich konnte gar nicht anders. Ich war gerade übermäßig Emotional, das lag vermutlich an dem Schock der vergangenen Zeit. Okay, weißt du was? Wir passen ab jetzt beide noch besser auf einander auf, ja? dann muss sich keiner mehr Sorgen um den anderen machen.

Ich nickte fest und biss mir weiter auf die Unterlippe, konnte aber trotzdem nicht verhindern, dass zwei kleine Tränen meine Wangen hinabrollten. Auch wenn ich sowieso einen Deal mit Xeno hatte, und ich ja nicht wusste, das dieser auch tatsächlich weltlich geltend war und er und Dantalion dieselbe Person war, so war ich Dantalion tatsächlich auch ohne das Zutun dieses Deals zur Hilfe geeilt. All die Konsequenzen, die diese Aktion haben konnte, wurden mir erst jetzt bewusst und überwältigten mich eigentlich ganz schön, auch wenn ich mein bestes versuchte, mich einfach auf Dantalion zu konzentrieren. Umarmung?, fragte ich schwach.

Wenn ich ehrlich war hatte ich gar nicht mehr an den Deal gedacht, den ich auf dem Weihnachtsmarkt mit Arthur abgeschlossen hatte, vor allem nicht gerade, wo meine Gefühle sowieso auf einer Achterbahn zu sitzen schienen. Klingt gut. Auch meine Tränen quollen über und Arthur musste mich gar nicht lange bitten, ich krabbelte wieder zu ihm auf das Bett und umarmte ihn, natürlich auf seine Verletzung achtend.

Ich erwiderte die Umarmung sofort, denn es war einfach nur schön jemanden in den Armen zu halten und gleichzeitig auch gehalten zu werden, vor allem, wenn man sich so fühlte, als ob einem der Halt selbst gerade weggerissen würde. Einerseits klopfte mir mein Herz bis in den Hals hinauf, bei dem Gedanken, wie sehr Dantalion mich offenbar mochte, trotz unserem Streit und meiner Art, aber andererseits hätte ich dazu diese Situation und auch die Schmerzen wirklich vermeiden können.

Nur langsam sickerte die Erkenntnis durch, dass Arthur wirklich noch am Leben war, dass ich ihn nicht verloren hatte. Ich atmete zittrig aus und ein und entspannte meine Schultern etwas, auch meine Flügel falteten sich nun ein bisschen mehr auf. Ich bin so froh, dass du okay bist.

Ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab und schloss die Augen, um zu versuchen mich einfach gerade nur auf die Umarmung zu konzentrieren. Mein Körper war sehr erschöpft und angespannt gleichzeitig, doch Dantalions Nähe konnte immerhin meine Gedanken etwas beruhigen. Ich auch., flüsterte ich leise, als würde jedes laute Wort diesen Zustand wieder rückgängig machen.

Vorsichtig strich ich mit einer Hand an Arthurs Seite auf und ab, seinen Rücken konnte ich ja nicht erreichen. Ich war eben ein sehr berührungsgetriebener Mensch und es beruhigte mich sehr zu spüren, dass Arthur atmete, seine Haut weich war und er mich zurück umarmte.

Meinen Kopf noch auf seiner Schulter ruhend, öffnete ich meine Augen und betrachtete Dantalion von der Seite, während ich langsam aber doch spürte, wie die Tränen langsam wieder verebbten. Der erste Schock und auch der zweite schienen vorbei und nun atmete ich einfach nur ruhig, um auch noch den Rest der Anspannung langsam aus meinem Körper zu vertreiben.

Ich hatte die Augen fest geschlossen, nur leicht sickerte da noch Tränenflüssigkeit durch, doch schließlich hatte ich mich wieder soweit gefangen, dass ich daran denken konnte, dass Arthur wohl Ruhe brauchte. Du solltest ein bisschen schlafen. Widerwillig begann ich mich von Arthur zu lösen. Soll ich jemanden bescheid sagen, dass du okay bist und heute nicht mehr heimkommst?

Ein kleines Winseln entkam mir, als sich Dantalion von mir löste, aber ich nickte, als ich seine Worte hörte, denn er hatte vermutlich recht, ich schaffte es kaum noch die Augen offen zu halten. Hier. Meiner Tante Olivia., meinte ich und drückte ihm einfach mein Intercom in die Hand. Die letzte Konversation, die offen war, war die mit meinen besten Freundinnen, mit denen ich begeistert über das Date mit Xeno heute Abend geschwärmt hatte, das jetzt so weit entfernt lag. Im nächsten Moment glitten meine Augen auch schon zu und ich sank in das weiche Kissen.

Ich hätte Arthur nur zu gerne wieder umarmt, aber das war gerade nicht das richtige. Ich seufzte leise und sah zu dem jungen Mann hinab, sein Intercom in der Hand. Ich traf einen Entschluss, noch ehe ich eine Nachricht an Olivia schrieb, ich würde Arthur die Wahrheit sagen, wie er sie immer noch nicht selbst herausgefunden hatte war mir ein Rätsel. Er musste wissen worauf er sich bei mit einließ, es konnte gefährlich sein in meiner nähe zu bleiben, das hatte uns diese Nacht ja gezeigt. "Hallo Olivia, hier ist Xeno, das Mäuschen ist bei mir eingeschlafen, mach dir keine Sorgen, er ist sicher bei mir 😘" Dann konnte ich nicht anders als den Chatverlauf zwischen Arthur und zwei Mädchen zu lesen, denn da ging es innerhin um mich. Ich lächelte sanft, aber auch etwas traurig. Unser Date war ziemlich schief gegangen. Irgendwann schlief ich neben Arthur ein, wozu hatte man denn ein Doppelbett, einen Arm über seine Hüfte gelegt, ich war leider ein notorischer Kuschler.

Mein Schlaf war nicht unbedingt der erholsamste, aber wenigstens war er absolut traumlos. Deshalb war es für mich beinahe schon so, als hätte ich kurz die Augen geschlossen und dann sofort wieder aufgewacht, auch wenn in der Realität einige Stunden vergingen.

Als ich das nächste Mal aufwachte, wurde es draußen langsam hell und ich fühlte mich als hätte mich etwas überrannt, aber nicht mehr so wie gestern. Ich war noch sehr verschlafen und konnte kaum die Augen offen halten, das einzige was ich spürte war der warme Körper neben mir, an den ich mich sogleich kuschelte.

Meine Nacht war nicht ganz so ruhig wie Arthurs. Ich litt nicht wirklich unter Alpträumen, sie waren eher einfach nur unruhig, voller sich wiederholender Szenen, an die ich mich beim Aufwachen nicht mehr erinnerte, voll lauter Geräusche und Erinnerungen. Ich spannte mich immer wieder an, meine Flügel hatte ich fest angelegt, doch irgendwann schaffte ich es doch endlich den Schlaf abzuwerfen und fand mich in meinem Schlafzimmer wieder, einem stillen Ort, mit einem Arm voll Arthur, den ich einige Sekunden etwas verwirrt ansah, ehe ich ihn sanft enger an mich drückte und wieder für ein paar Momente die Augen schloss. Er war am Leben, es war alles okay.

Ich spürte wie der Arm um mich mich kurz an sich drückte und seufzte zufrieden, mein Körper fühlte sich noch geschunden an und ich mich etwas erschöpft trotz des Schlafes, aber meine Wunde schmerzte deutlich weniger und sie schien auch nicht noch einmal begonnen haben zu bluten, was ich als gutes Zeichen wahrnahm. Mein T-Shirt war allerdings wohl nicht mehr zu retten und es war etwas unbequem, dass ich in meinen Sachen von gestern Abend geschlafen hatte, auch wenn das damals noch mein geringstes Problem gewesen war.

Ich drückte mein Gesicht an Arthurs Seite und atmete tief ein. Er roch nach Eisen und Desinfektionsmittel, doch darunter immer noch leicht nach sich selbst. Ich mochte seinen Geruch. Morgen Beautiful.