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#91 RE: Dunkle Gassen von Richard 16.04.2022 10:40

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Schmerz. Dieses Wort bekam für mich eine völlig neue Bedeutung. Die Welle des Schmerzes, die meinen kompletten Körper erfasste und dafür sorgte, dass ich mich kaum rühren konnte. Meine Sicht flimmerte, immer wieder, ich hörte ein Rauschen. Ein Countdown wurde in meinem HUD angezeigt. Nicht mehr lange, und ich würde mich abschalten, ich würde einfach sterben.
Marie-Anne und ihre Freunde hatten sich nicht die Mühe gemacht, mir einen schnellen oder gar einfachen Tod zu beschweren. Stattdessen hatten sie mich schwer beschädigt. Meine Hemdkragen, den ich sonst immer ordentlich richtete, war eingerissen, das Hemd aufgerissen. Der ehemals weiße Stoff meiner Hose und meines Hemdes war bedeckt mit Schmutz und blauem Blut, zudem wies dieser zahlreiche Löcher auf. Eine optische Einheit fehlte, zahlreiche Hinweise auf weitere Beschädigungen flackerten. Braune Strähnen hingen mir nass ins Gesicht, ich war vollkommen durchnässt, doch das bekam ich kaum mit. Sie hatten die optische Einheit raus gerissen und zertreten, eines der vielen Dinge, die sie mir in der vergangenen Stunde angetan hatten. Die Hydraulik meiner Gelenke war schwer beschädigt, ich konnte mich nur ruckartig und langsam bewegen. Aus meinen Händen floss Thirium, nachdem sie diese mit einem Messer durchbohrt hatten. Doch das schlimmste war, dass Marie-Anne mir wiederholt die Thiriumpumpe entfernt hatte. Immer wieder, bis ich kurz vor der Abschaltung stand, dann hatte sie diese wieder eingesetzt.
Hände schleuderten mich gegen eine Wand und ich sackte zu Boden. Nun konnte ich nur noch die Schuhe meiner Peinigerin sehen. "Es wird Zeit, dich zu ersetzen. Jemand hat dem Mörder meiner Eltern genau das zugefügt, was er verdient hat" , sprach sie mich an, ihre Stimme klang höhnusch und sie trat einmal gegen meinen Kopf, "und es gibt niemanden, den deine Abschaltung interessiert. Du bist allein. Und wirst es für immer sein." Kurz darauf sah ich, wie sie das Teil, das mein Leben retten würde, einige Meter von mir entfernt auf den Boden legte, gezielt, ehe sie sich mit ihren Leuten umdrehte und mich einfach zurück ließ.
Tränenflüssigkeit floss aus meinen Augen, während ich versuchte, mich zu rühren. Meine Hände zuckten die ganze Zeit. Mir blieb nicht mehr viel Zeit. Verzweiflung hatte mich wie ein Schraubstock in ihrem kalten Griff und ließ mich einfach nicht los. War es das etwa für mich? Ist das das Ende? Ich lag in einer dunklen, kalten Gasse, voller Dreck und völlig am Ende. Während ein Teil von mir einfach nur sterben wollte, war da dieser andere Teil, der um jeden Preis leben wollte. So arbeitete ich mich, mit eckigen Bewegungen, meine Beine konnten mich dabei nicht unterstützen, vor. "I-ich... W-will... L-leben. Will... Leben", brachte ich heraus, meine Stimme dünn, "Will… leben…" Diese Worte wiederholte ich wie ein Mantra, während ich meine zucken de Hand nach der Thiriumpumpe ausstreckte. Doch ich streifte das lebensrettende Bauteil meines Körpers nur mit den Fingerspitzen. Rechtzeitig würde ich nicht dran kommen. Fünf… Vier… Drei… Zwei… Mein Ende war wohl besiegelt.

#92 RE: Dunkle Gassen von Bull 11.05.2022 21:11

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Selbst als ich bereits eine große Distanz zwischen mich und den Söldner gebracht hatte und ich gerade in einer geschäftlichen Sitzung saß, glitten meine Gedanken dennoch unaufhörlich oft zurück zu unserer gemeinsamen Zeit in der Limousine und dann in meinem Penthouse. Scharfe Kratzspuren zogen selbst unter dem Stoff von meinem Anzug an meinem Rücken und meinen Schultern. Der brennende Schmerz ließ mich immer wieder etwas Schnauben und Schnaufen, jedoch genoss ich diesen genauso sehr. Ich liebe diesen Schmerz! Verdammt ich kann kaum genug bekommen… Einige der Geschäftspersonen sahen auch zu mir, allerdings fragte keiner nach meinen Gründen und das war auch besser, denn ich hätte nicht gezögert ihnen jedes letzte Detail zu unterbreiten – von einem Sex wie diesem musste man beinahe herum erzählen. Die neuen Spenden für die RESISTANCE hatte ich auf jeden Fall gesichert und ich teilte dies in der Gruppe mit als ich mit dicken Fingern wieder mein Intercom bediente. Die letzten Sätze wurden noch gesagt von einer vollbusigen Frau, jedoch hörte ich ihr nicht zu, denn ich hatte mich tatsächlich auf Instagram verirrt und hatte den Account von Ezra gefunden.
Langsam sah ich jedes Bild durch, als plötzliches Klatschen begann und ich mein Intercom wieder in die Innentasche meines Anzuges steckte. Meine Gedanken glitten während ich das Klatschen abwartete an einen vollkommen anderen Ort, die Möglichkeiten, die ich gerade gehabt hätte, wenn ich die Nummer von Ezra hätte. Das muss ich noch nachholen. Ich nickte allen Anwesenden zu. Dann erhob ich mich und rollte mit meinen immer noch schmerzenden Schultern. Ich begann einige der Hände zu schütteln und grinste die Frau – die zum Schluss gesprochen hatte – mal breit an. „Wenn alles nach Plan läuft, sehen wir uns in 3 Monaten.“
Ein Bodyguard öffnete mir die Tür und mit breiteren Schritten als ich gekommen war noch verließ ich nun das kleine Lokal in dem wir uns im Hinterzimmer getroffen hatten. Andere wollten noch für ein paar Getränke aufs Haus bleiben, aber warum mich mit dem süßen Alkohol vergnügen, wenn ich etwas noch viel Süßeres zu Hause in meinem Bett gefangen hatte? Nicht wirklich selbstverständlich, immerhin hatte ich Ezra nicht festgebunden, jedoch bezweifelte ich, dass Ezra bereits überhaupt in der Lage war klar zu denken oder zumindest aufzustehen, nach der letzten Nacht, ein Gedanke, der mich nur wieder zum Grinsen brachte. Hinter einem Schild das vor der hohen Toxizität warnte schlenderte ich also durch die dunklen Gassen vor mir. Niemand wäre schon dumm genug, mich hier anzufallen, jedoch rannte plötzlich ein ganzes Rudel Jugendliche so nah an mir vorbei, dass sie mich beinahe streiften. Angeführt von einem braunhaarigen Mädchen, aber ich gab ihnen keine Acht. Lediglich eine Augenbraue zog ich hoch – denn das hier war wirklich alles Andere als ein Ort für Kinder.
Die Jugend von heute… Gerade wäre ich an der nächsten Seitengasse vorbeigegangen, in Richtung Japantown, als ich plötzlich eine leise Stimme hörte und mich irritiert in die Richtung der Dunkelheit drehte. Wer will Leben? Hier!? Ich sah ein rotes Licht mir entgegen leuchten. Doch bevor ich es mir anders überlegen konnte, hatte sich mein bulliger Körper bereits in Bewegung gesetzt – schneller als man es von ihm vermuten mochte. Es war leider wie vermutet. Ein Android. Keinen Zweifel daran hatte ich, denn ich konnte das Thirium bereits jetzt schon überall am Boden verteilt sehen, er müsste eigentlich fast tot sein, meiner Einschätzung nach. Die Thiriumpumpe!! Schneller noch als mich meine Beine tragen konnten rauschte ich auf ihn zu. Ein Knie ließ ich hart auf den Boden fallen – um vor ihm halb zu knien – und ergriff die Thiriumpumpe mit einem geübten Handgriff, um sie aufzuheben und ihm sofort an die Brust zu setzen. Ein geübter Druck und eine kleine Drehbewegung und sie saß bereits wieder. „Ich hab dich.“ Meine Stimme war nur noch ein warmes tiefes Brummen, eine ganz selbstverständliche Reaktion, die ich allerdings nur Androiden gegenüber wirklich zeigte. Sie konnten nichts dafür, wofür sie der Mensch erschaffen hatte nur um sie wieder zu zerstören, wie Metamenschen auch, meiner Meinung nach. „Keine Sorge Kleiner. Ich hab dich.“ Ich packte seine Schultern und zog ihn von der Wand an mich heran. An meine Brust zog ich ihn. Dann konnte ich ihn begutachten. Braune lockige, aber nasse Haare. Braune Iriden. Ein fehlendes Auge. Helle Haut. Von der Statur her wie die meisten Androiden schmal – obwohl sich viel Kraft in ihnen versteckte. Durchbohrte Hände. Aufgerissene weiße Kleidung benetzt von seinem eigenen Blut. Wer hat dir das nur angetan? Er muss dringend repariert werden, vorausgesetzt er überlebt das…

@Richard

#93 RE: Dunkle Gassen von Richard 12.05.2022 11:54

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Keuchend und röchelnd schnappte ich nach Luft, auch wenn mein Körper das eigentlich nicht unbedingt brauchte, während meine Sicht annähernd wieder normal wurde. Die Warnmeldung auf meinem HUD mit der bevorstehenden Abschaltung verschwand, doch es war auch für mich klar, dass mein Leben noch lange gerettet war, solange ich weiterhin diese Verletzungen hatte. Im ersten Moment war ich noch gar nicht fähig, auf den Mann (Bull) zu reagieren, welcher mir das Leben gerade gerettet hatte. "Ich hab dich", sickerten seine Worte, wie ein tiefes, warmes Brummen durch mein Bewusstsein, während ich noch immer regungslos verharrte, unsicher und voller Angst. Nach alldem, was geschehen war, konnte ich das hier gerade absolut nicht einordnen. Eben beinahe zerstört und gleichzeitig wieder von einem Menschen gerettet. Es war bereits das zweite Mal, dass mich jemand vor Marie-Anne rettete, damals war es Markus gewesen, doch dieses Mal hätte sie sogar beinahe ihr Ziel erreicht.
Erst so langsam konnte ich wieder mehr wahr nehmen als den grausamen Tod, dem ich bis vor kurzem ins Auge gesehen hatte, und nahm ihn richtig wahr. Für einen Augenblick weitete sich mein noch vorhandenes, braunes Auge. Sein Gesicht war kein Unbekanntes, und ich wusste kurz darauf schon genau, wen ich vor mir hatte: Bull. Einen der Berater der RESISTANCE höchstpersönlich, und er war nicht gerade jemand, vor dem man keinen Respekt haben sollte. Vor ihm keinen Respekt zu haben, oder gar Angst, konnte man sich nicht leisten. Schon gar nicht jemand wie ich. Angst durchflutete mich allerdings, als ich auf einmal an den Schultern gepackt wurde. Wie von selbst wollte mein Körper bereits in einer Abwehrreaktion auf ihn reagieren, es dauerte noch immer eine Weile, bis mich seine Worte erreichten, doch ich wurde lediglich an seine Brust gezogen. Es war merkwürdig, denn das Gefühl der Geborgenheit breitete sich in mir aus und ich konnte nicht anders, als mich gegen ihn zu lehnen und mein Auge zu schließen. Noch lange nicht war ich gerettet, denn ich wusste genau, mein Körper war beschädigt und ich hatte auch viel Thirium verloren. "Ich dachte... ich müsste... sterben...", kam es langsam von mir, "d-da-danke..." Jedoch war fraglich, was er mit mir vorhatte, denn immerhin hatte Marie-Anne mich sehr oft wieder repariert, nur um mich wieder zu beschädigen. Ob das bei ihm auch der Fall war? Oder ob es mir nun erlaubt war, mein Leben weiter zu führen? Eine Weile blieb ich unfähig, mich zu rühren, doch schon bald hoben sich meine Arme, schwach, aber halt suchend krallten sich meine Hände in seinen Anzug. Meine Hände schmerzten wie verrückt und ich fragte mich, ob man sich jemals an Schmerzen gewöhnen würde - oder auch an den inneren Schmerz, den die Menschen in uns auslösten mit dem, was sie uns antaten. Noch immer leuchtete meine LED rot, zu tief saß der Tod, der mich beinahe mit sich gerissen hätte. Ob ich nun wirklich in Sicherheit war?

@Bull

#94 RE: Dunkle Gassen von Bull 14.05.2022 15:46

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Spätestens nach diesem emotionalen Schock musste es sich bei diesem Androiden um einen Abweichler handeln, das erkannte ich sofort an der roten LED und auch seinen Reaktionen. Er stand eindeutig noch unter Einfluss von dem Schrecken und ich musterte seine Gestalt genauer in der Zwischenzeit, betrachtete allerdings besorgt wie sich seine Augen schlossen. Erstaunlich sachte hob ich eine Pranke und strich ihm einige feuchte Strähnen von seiner Stirn. „Kein Grund zu danken, Kleiner.“ Noch habe ich ihn nicht gerettet. Er verlor noch immer Thirium – das sich nun auch in meiner Jacke fest setzte – jedoch ging ich im Kopf bereits verschiedene Möglichkeiten durch. Im Gegensatz zu vielen Bösewichten hatte ich nicht nur Muskeln sondern auch ein Gehirn und in der Zwischenzeit beschloss ich gleich nochmal meinen Mund zu öffnen, um mich vorzustellen. „Ich bin Will.“ ‚Will‘ und ‚Bull‘ waren für mich immer schon verschiedene Persönlichkeiten. Erst nachher fiel es mir auf, dass ich mich seit langem in letzter Zeit schon mehreren Personen mit meiner zivilen Identität vorgestellt hatte. Ezra und nun ihn. Wobei ich zugeben musste, der Gedanke daran, dass mich Ezra später nicht mehr Will, sondern ‚Daddy‘ genannt hatte, war ein süßer Bonus, den ich nur zu gerne in Kauf genommen hatte. Auch wenn ich aber gerne über unsere Zusammenkunft letzte Nacht nachdenken wollte, gerade waren Handlungen gefragt und meiner Meinung nach war der Androide vor mir deutlich wichtiger als meine Fantasien.
„Du musst dringend repariert werden. Ich habe da jemanden.“ Frankie wird Zeit haben. Er muss einfach für seinen alten Freund. In Gedanken überlegte ich längst, was ich zu ihm sagen wollte, nicht zu ausgiebig, aber Frankie war gewiss mit Androiden, er würde Ersatzteile und Thirium 310 automatisch bereit halten. Ich fischte mit meiner freien Pranke nach meinem Intercom. Dann wählte ich die Nummer von meinem alten Freund und klemmte mein Intercom zwischen Schulter und Ohr ein.
Es piepte ein paar Mal und dann hob jemand ab, wie ich an einem gedämpften Rauschen hörte. „Frankie. Ich brauche deine Dienste.“ Ein paar gebrummte Worten ertönten in denen er mich nach meinen Seit-Projekten zuerst beißend fragte und dann gleich zum Punkt kam – ob es sich um einen Android handle oder nicht, die Frage, die ich hatte hören wollen. „Ja. Ein Android.“ Demnach ging es in seinen Worten um den Platz. Frankie war ein wahrer Mechaniker, egal ob mitten auf der Straße oder auf der perfekten Werkbank, ich hatte ihn bereits überall beobachten dürfen, aber dennoch – als ich zu dem Androiden nach unten sah – verspürte ich den Drang, das bei mir zu Hause zu erledigen. Ich entschied mich selbst nicht zu hinterfragen sondern einfach das zu tun, was mir in den Sinn gekommen war. „Nein. Bei mir zu Hause.“ Ein paar Worte noch, auf die ich trotz Anruf nickte – eine hörbare Antwort wäre nicht das A und O gewesen. „Genau. Bis dann.“
Ich steckte mein Intercom wieder in die Innenseite meines Anzuges. Meine Limousine war nicht weit weg von hier und ich hatte entschieden ich würde den Abweichler tragen. Ich guckte wieder zu ihm hinab und zog meine Mundwinkel bemüht für ein beruhigendes Lächeln ein wenig nach oben. „Ein paar Minuten dann sind wir bei mir und dort wird dich jemand reparieren.“ Ich betrachtete seine Hände, die besonders viel Thirium verloren. „Bis dahin…“ Mit einem Zucken meiner Schultern ließ ich meine Jacke von meinen Schultern rutschen und legte sie ab. Ich riss ein Stück von dem Innenstoff heraus. Da ich mich nicht um meine Kleidung kümmerte, ich hatte mehr als genug Anzüge zu Hause und ich nutzte das Stück Stoff um es noch in zwei Hälften zu reißen. Dann verband ich mit dem Stoff seine blutenden Hände. Anders als bei einem Menschen würden sich die Wunden – durch den Thirium Verlust wie bei zu hohem Blut Verlust – wahrscheinlich nicht mehr schließen, aber dennoch war es ein Versuch die Blutung etwas zu drosseln, von meiner Seite. „Halte dich besser gut fest.“ Ich nahm ihn auf meine Arme – da er bereits an mir lehnte musste ich nur seine dünnen Beine und seine schmalen Schultern sichern. Ächzend stand ich auf und hielt ihn gegen meine breite Brust gepresst.
Mit weiten schweren Schritten brachte ich uns zu meiner in der Nähe geparkten Limousine. Dort stieg ich sofort hinten ein und setzte mich auf die breite Rückbank. Ich dachte nicht daran den Androiden neben mich zu setzen, sondern hielt ihn behütend auf meinem Schoß. „Fahr schon!“ Eine Anweisung genügte und wir versetzten uns in Bewegung und meine Limousine begann zu fahren.

TBC: Penthouse-Apartment von William MacCallister


@Richard

#95 RE: Dunkle Gassen von Richard 23.05.2022 08:54

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Wenn ich zurück dachte, konnte ich mich nicht daran erinnern, wann genau jemand das letzte Mal so sanft mit mir umgegangen war. Vielleicht damals Marie-Annes Eltern? Sie waren stets freundlich zu mir gewesen, ehe das mit Marie-Anne derartig eskaliert war. Für einen Augenblick blitzte die Erinnerung an Markus auf, wie er mich damals gefunden und dann nach JERICHO getragen hatte. Mein Zustand war jedoch bei weitem nicht ganz so schlimm gewesen wie jetzt. "Freundlichkeit ist ein kostbares Gut in dieser Kolonie", antwortete ich leise. Es war zu selten, als dass ich Mitgefühl, Freundlichkeit und Menschlichkeit uns Androiden gegenüber als selbstverständlich betrachten konnte. Will - das ist also der Name meines Retters... ob er Anspruch auf mich erheben und mein neuer Besitzer sein wird? Immerhin war diese Überlegung ein naheliegender Gedanke, dem ich zum jetzigen Zeitpunkt jedoch weder weiter nachgehen konnte, noch wollte. "Richard... ich bin Richard", erwiderte ich kurz darauf, verzichtete aber auf die Floskel, dass es mich freute. Unter anderen Umständen wäre diese Begegnung mit Sicherheit weitaus erfreulicher gewesen, als jetzt. Mein Stresslevel war ein wenig gesunken, als er mir einige, feuchte Strähnen aus der Stirn gestrichen hatte, dennoch leuchtete meine LED weiterhin rot. Diese Geste war so sanft gewesen. Vielleicht würde sich alles zum Guten wenden. Und nur vielleicht würde ich endlich das Leben führen können, das ich mir so sehr wünschte. Wenn ich es überlebte. Es war nicht schwer zu erkennen, dass Marie-Anne versucht hatte, mich loszuwerden - und sich sicher gewesen war, dass sie ihr Werk dieses Mal auch vollenden würde.
Meine optische Einheit blieb geschlossen, während er mich schließlich darüber informierte, dass ich repariert werden müsse. Das war eindeutig klar, ohne eine Reparatur würde ich den nächsten Tag nicht mehr erleben. Mehr als ein schwaches Nicken brachte ich aktuell nicht zustande, doch als er auf einmal mit jemandem sprach, der den Namen Frankie trug, öffnete ich doch wieder mein Auge, Angst flammte unwillkürlich in mir auf, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Wieder einmal mehr erinnerte es mich an die unzähligen Male, in denen ich repariert worden war, nur damit sie mich wieder hatte beschädigen und leiden lassen können. Die Situation machte mir Angst. Ich konnte nicht genau einordnen und einschätzen, was hier gerade passierte. Natürlich fiel mir auf, dass er mir half, doch gleichzeitig versuchte ich, dahinter ein Nutzen zu erkennen. Mögliche Hintergedanken. Auf Freundlichkeit und Mitgefühl konnte man an einem Ort wie diesen nicht bauen. Kurz darauf erhellte dieses beruhigende Lächeln sein Gesicht, und ich konnte darin nichts Hinterlistiges, nichts Böses finden. Es wirkte einfach nur beruhigend. Marie-Anne hat mich nie so angelächelt. Sie hat immer böse gewirkt, wenn sie gelächelt hat. Und jedes Mal folgte etwas Böses, wenn es so war. Will musste es einfach gut meinen, es musste einfach so sein!
Ich beobachtete ihn und rührte mich nicht, während er schließlich seine Jacke ablegte. Die Überraschung war mir jedoch eindeutig anzusehen, als er ein Stück des Innenstoffs heraus riss, ich konnte es sogar noch deutlicher hören, als ich es sah, und er den abgerissenen Stoff kurz darauf um meine blutenden Hände band. Er behandelte meine Wunden, als wären es die eines Mitmenschen, und hatte dafür sogar seine Jacke zerstört. Nun, wenn ich ehrlich war, dann machte mich das wirklich mehr als sprachlos. Anscheinend gehörte Will zu den Menschen, die mehr in uns sahen, als Maschinen. Mit jeder Sekunde wollte ich mehr glauben, dass nicht mehr dahinter steckte und sich meine Geschichte mit Marie-Anne nicht noch einmal auf eine andere Weise, an einem anderen Ort, wiederholen würde. Wenig später wurde ich gegen seine breite Brust gedrückt, und seiner Anweisung folgend hielt ich mich tatsächlich halt suchend an ihm fest. Schon wenig später erreichten wir eine parkende Limousine.
Nachdem er sich in diese gesetzt hatte, fiel mir sofort auf, dass er mich weiterhin einfach auf seinem Schoß hielt. Ein einziges Mal hatte ich das bei Menschen beobachtet, damals hatte sich ein Junge verletzt, und sein Vater hatte ihn die ganze Zeit über gehalten und ihm Trost gespendet, als sie ins Krankenhaus gefahren waren. Warum mir genau jetzt wieder diese Erinnerung in den Sinn kam, war mir ein Rätsel, jedoch fuhr nach einem Befehl die Limousine bereits an. Erst jetzt, je weiter wir uns von den dunklen Gassen entfernten, die beinahe mein Grab geworden wären, sank mein Stresslevel weiter hinab. Ich war verwirrt - und noch lange hatte ich nicht alle Angst verloren - aber meine LED drehte sich nun auf gelb. Mein Zustand war noch immer kritisch, denn mein Reparaturprogramm gegen kleinere Schäden konnte sich auch noch nicht starten, jedoch schien es heute nicht mein letzter Tag zu werden. Wie schon kurz zuvor in der Gasse glitt mein Auge zu, wie von selbst. Allerdings bemühte ich mich, nicht einfach in den Standby-Modus zu wechslen, oder ähnliches.

=> Penthouse-Apartment von William MacCallister

@Bull

#96 RE: Dunkle Gassen von Anthony Belware 25.06.2022 18:54

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Zwei nicht sehr gefährliche Metas der RESISTANCE waren hier gesichtet worden und Feliciano und ich sollten der Sache nachgehen. Der jüngere, braunhaarige Mann sollte die beiden in falscher Sicherheit wiegen und ausfragen, während ich als Muskelmasse und zum Schutz in der nähe blieb. Soweit lief alles gut, wir hatten die beiden metas gefunden und mein Partner begann spielend mit ihnen zu flirten und ihnen hier und da wichtige Fragen zu stellen.

#97 RE: Dunkle Gassen von Blue Jinx 27.06.2022 13:41

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Ich hatte die Gassen auf meinem üblichen Weg betreten. Nach kurzer erkannte ich von einem Dach, wie zwei Metas unserer Organisation von Leuten ausgefragt wurden, die hier offenbar nicht her passten. Das gefiel mir absolut gar nicht. Also begann ich mich auf den Typen zu konzentrieren, welcher mehr Muskelmasse zu haben schien. Ich kletterte in eine Gasse, von wo ich die Situation besser sehen konnte. Nun sah ich mir genau den Muskeltypen an. Vorsichtig näherte ich mich so sehr, dass ich zwar noch versteck war, aber noch viel besser sah.

#98 RE: Dunkle Gassen von Anthony Belware 27.06.2022 15:47

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Nachdem wir unsere Antworten bekommen hatten, die beiden Metas waren zusätzlich zu ihrer geringen Gefährlichkeit auch noch ziemlich dumm gewesen, setzte ich mich in Bewegung um meinen Partner wieder einzusammeln. Die beiden Metas würden wir laufen lassen, vorerst jedenfalls. Ich trat wieder zu Feliciano und sah mich dabei misstrauisch um, ich hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, konnte meinen Finger aber nicht darauf legen, besonders nicht, als mein Freund mich so glücklich anstrahlte und sich an meinen Arm hängte, was mich prompt leicht zum lächeln brachte. "Ant? Das hab ich gut gemacht, sí? Bist du stolz auf mich?" Natürlich bin ich das, das hast du wirklich gut gemacht.

#99 RE: Dunkle Gassen von Blue Jinx 28.06.2022 13:26

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Als es vorbei war, unterhielten sich die beiden. Ich konzentrierte mich auf dne offensichtlichen Partner von dem Typen und sorgte mit meiner Fähigkeit dafür, dass dieser zusammenbrach. Das konnte ich dann zum Überraschungseffekt nutzen.

#100 RE: Dunkle Gassen von Anthony Belware 29.06.2022 08:07

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Von einer Sekunde auf die andere brach Feliciano plötzlich in meinen Armen zusammen und ich fing ihn gerade noch rechtzeitig auf, ehe er zu Boden fiel. Feli! Was war das? Ein Angriff? Eben war er noch in Ordnung. Ich zwang mich dazu nicht in Panik zu verfallen, auch wenn es mir extrem schwer fiel, ich musste einen kühlen Kopf bewahren und meinen Partner in Sicherheit bringen.

#101 RE: Dunkle Gassen von Blue Jinx 29.06.2022 09:20

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Es hatte funktioniert. Vorsichtig schlich ich mich von hinten an den Typen ran. Ich nahm meine Waffe und zielte auf das Bein von dem Typen, ehe ich schoss. Das sollte ihn zu Boden gehen lassen. Zumindest hoffte ich das. Gerade hatte ich einfach mal wieder eine menge Spaß. Das tat so gut.

#102 RE: Dunkle Gassen von Anthony Belware 30.06.2022 15:48

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Ich hörte das Klicken einer Waffe hinter mir, doch viel mehr als Feliciano mit meinem Körper zu verdecken konnte ich nicht tun, ehe eine Kugel mein Bein durchschlug. Mehr als ein schmerzerfülltes Grunzen kam nicht von mir, aber ich sank auf die Knie, da mein Bein mich nicht mehr tragen konnte. Scheiße, scheiße, scheiße! Ich ließ m,einen partner los, um mit einer meiner PÖistolen blindlings nach hinten auf meinen Angreifer zu schießen, während ich über Felicianos Intercom einen tzonlosen Notruf absetzte, über den sie seinem GPS Signal folgen und so auf unsere Position kommen konnten. Erst dann schaffte ich es mich heurm zu drehen, meine Pistole im Anschlag.

#103 RE: Dunkle Gassen von Blue Jinx 30.06.2022 22:07

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Geschickt wich ich den Kugeln aus, bis er sich um drehte. Meine leuchtend pinken Augen bohren sich in seinen Körper. Es war sein Pech, das er mich angesehen hatte. So konnte ich perfekt seinen Kopf angreifen und bei ihm Kopfschmerzen auslösen. Böse lachte ich auf.

#104 RE: Dunkle Gassen von Anthony Belware 01.07.2022 07:58

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Rasender Kopfschmerz erfasste mich und ich kniff schmerzerfüllt ein Auge zu. Meine Sicht verschwamm und auch wenn ich versuchte auf die Frau zu schießen, so konnte ich doch nicht richtig zielen, von den Schmerzen in meinem Kopf wurde mir rasch auch noch schlecht. Ich hielt mich aufrecht, ich musste Feliciano beschützen, aber es war schwer.

#105 RE: Dunkle Gassen von Blue Jinx 05.07.2022 11:20

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Seine Schussversuchen konnte ich gut ausweichen. Ich merkte wie ihn die Schmerzen einnahmen. Das war gut. Kurz überlegte ich, ob ich das weiter so machen sollte. Aber ich konnte ihn ja noch in den Zellen foltern. Deswegen beendete ich nun das ganze, in dem ich bei ihm versuchte eine Bewusstlosigkeit auszulösen. Das sollte eigentlich klappen, nur ich wüsste ja nicht wie stark er war. Was mit seinem Partner passierte war mir scheiß egal. Ich wollte nur ihn.

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