blessing in disguise » Das RPG: Kolonie Solomnia » Der Untergrund » JERICHO » Der Versammlungsplatz

Ich wandte den Kopf ab, damit die Androiden, die zu uns sahen nicht sofort meine Narben sahen. Nervös begann ich wieder mit meinem Umhang zu spielen und traute mich nicht irgendjemand anzusehen, stattdessen klebte ich jetzt fast an Markus, ich berührte ihn nicht, konnte aber die Wärme die er ausstrahlte deutlich spüren, die wesentlich stärker war als die meine. Dann aber hörte ich Schritte auf uns zukommen und linste hoch, woraufhin meine LED sogleich einige Umdrehungen rot wurde, denn der Android der zu uns kam war schrecklich zugerichtet, ihr fehlte der ganze Hinterkopf und ihre Haut schien ihre Außenhülle nicht mehr konstant bedecken zu können. Ihre Augen waren vollkommen schwarz und auch uhre Stimme hatte einen blechernen Klang, als sie sprach, auch wenn ihre Stimme sanft war. Unsicher machte ich einen Schritt zurück und dann wieder einen nach vorne, da ich nicht zu weit von Markus weggehen wollte. Markus? Wer ist das? Ich war auch sehr verwirrt von dem was die Androidin da sagte. Was hatte ich gesucht? Was bedeutete es, dass ich gefunden worden war?

Das ist Lucy. Lucy, das ist Ralph, stellte ich Lucy und Ralph einander vor, sie sah kurz zu mir, ein Stück vor mir noch stehend, während Ralph zurückgetreten war, war ich an Ort und Stelle geblieben. Als ich das erste Mal Lucy begegnet war, war sie mir auch nicht recht geheuer gewesen, vor allen Dingen, weil sie regelrecht durch mich hindurchsehen konnte, zumindest hatte ich dieses Gefühl. Aber dennoch sprach sie immer in Rätseln. Ich hatte dir von ihr erzählt. Sie ist unser Medium. Du brauchst keine Angst vor ihr zu haben. Lucy nickte und schien Ralph zu mustern. "Die Menschen haben mich so gemacht, wie ich jetzt bin, so wie die Menschen dich zu dem gemacht haben, was du jetzt bist.", sprach sie, bevor sie kurz pausierte und dann hoffnungsvoll hinzufügte, "Frei." Lucy sah sich nicht als entstellt, das wusste ich, es sah sie auch niemand, der hier blieb, als entstellt, sie war einfach Lucy, diejenige, die uns Rat gab, wenn wir ihn brauchten, die uns verarztete und pflegte, als wären wir ihre Patienten, um die sie sich früher gekümmert hatte.

Lucy? Es stimmte, Markus hatte von ihr erzählt, aber ich hatte mir nicht vorstellen können, dass sie... so war wie sie eben war. Wie sie sprach, wie sie sich bewegte, wie ihr durchdringender und doch sanfter Blick alles zu sehen schien was in mir vor sich ging. Menschen sind grausam und gemein. Sie haben Ralph weh getan und... sie haben auch Lucy weh getan... Ich mochte es frei zu sein und tun zu können was ich wollte, aber meine Angst war es auch, die mein neuer Kerkermeister geworden war, nachdem ich von den Menschen weggekommen war. Ralph fühlt sich nicht besonders frei.

"Menschen sind genauso gutmütig und barmherzig sein.", entgegnete Lucy Ralph, sie widersprach ihm nicht, sie fügte nur hinzu, wie sie es oft tat, auf ihre eigene Art und Weise. Sie ließ ihren Blick von Ralph zu mir gleiten und nickte wissend. Ich wusste bereits aus Erfahrung, dass ihre nächsten Worte an mich gewandt sein würden. "Wir haben jemanden unter uns, der die Welt ändern kann, wie wir sie bisher kennen. Jemanden, der uns unsere wahre Freiheit schaffen konnte. Unser Weg wird sich uns noch offenbaren.", sprach sie schließlich, während sie mich durchdringend ansah, ich spürte, wie mein Stresslevel ganz leicht stieg, aber ich hielt den Blickkontakt, bevor er abbrach und sie ihren Blick wieder sanft an Ralph wandte.

Vielleicht einige wenige... Markus ehemaliger Besitzer schien anständig gewesen zu sein und Blythe war sowieso das was ich mir unter einer von ra9 gesandten vorstellte. Und vielleicht war auch der Polizist damals noch ganz okay, aber sonst? Sonst war niemand jemals gut zu mir gewesen und ich hatte auch sonst kaum von guten Menschen gehört. Lucy wandte sich Markus zu und auch mein Blick richtete sich auf ihn, mein Kopf leicht schief gelegt. Ich sagte nichts, aber irgendetwas sagte mir, dass Lucy zumindest mit diesen Worten recht hatte, Markus hatte etwas an sich, das mich dazu brachte einfach an ihn glauben zu müssen, etwas das mir sagte, dass er der richtige für die Aufgabe war uns allen zu helfen.

Es war eine große Verantwortung, die auf meinen Schultern lastete, ich bemerkte es jetzt wieder, wie die Androiden mich ansahen, wenn ich den Versammlungsplatz betrat, die Prophezeiungen von Lucy über mich, auch der Blick von Ralph. All diese lebendigen Wesen sahen zu mir auf, erwarteten, dass ich das richtige sagte, das richtige tat, die richtigen Entscheidungen traf. Ich wünschte mir nichts mehr als wieder Simon an meiner Seite zu haben, jemand, der mich unterstützte, egal welche Entscheidungen ich traf, seien sie friedlich oder jähzornig. Wie sieht es mit deinem Thiriumstand aus, Ralph?, fragte ich ihn schließlich auch etwas um das Thema zu wechseln, aber es konnte immerhin sein, dass er keinen Zugang zu Thirium hatte, etwas das wir uns sehr wohl leisten konnten, wir hatten viele Flaschen davon, unzählige beinahe, und unser Thirium nahm über die Zeit auf ganz natürliche Arten und Weisen ab, zum Beispiel, wenn wir uns reparieren mussten.
(alternativer wundervoller Satz gemäß https://was-ist-das-gegenteil-von.de/friedlich: "Ich wünschte mir nichts mehr als wieder Simon an meiner Seite zu haben, jemand, der mich unterstützte, egal welche Entscheidungen ich traf, seien sie friedlich oder schwul." passend zum pride month *angry gay activated* xD)

Ich sah kurz verwirrt drein und überprüfte dann meinen Thiriumstand in einem kurzen Moment. Ralphs Thiriumstand steht auf 67%. Er kam so gut wie nie weit über 80% hinaus, mein Körper benutzte immer einen teil davon in dem Versuch meine vernarbte Gesichtshälfte und die anderen narben an meinem Körper zu reparieren, was aber natürlich nicht klappte.

Kurz hob ich die Augenbrauen an und betrachtete dann kurz sein Gesicht, ich fragte mich, ob Lucy die Narben dort versiegeln konnte, wie sie es damals bei mir getan hatte, mit einem heißen Eisen, aber ich beschloss, dass sie das wohl am besten selber entscheiden konnte, sie wusste was sie tat und es war wahrscheinlich am besten Ralph nicht direkt zu überfordern, was mir auch ihr eindeutiger Blick sagte, trotz der schwarzen Augen, mit denen sie mich gerade betrachtete. Sie verschwand allerdings kurz und kam mit einer Flasche Thirium wieder, die sie Ralph hinhielt. Hier, für dich., übernahm ich das Sprechen, Wir haben mehr als genug davon. Solltest du jemals noch welches brauchen.

Ich beobachtete wie Lucy verschwand und dann wieder kam, ehe sie mir eine Flasche Thirium hinhielt, mit der ich zunächst nichts anzufangen wusste, bis Markus mir erklärte, dass sie für mich war. Ich nahm sie also entgegen und drehte die Flasche einen Moment in meinen Händen. Woher hat JERICHO so viel Thirium? Alleine um das zu bekommen was Blythe mir damals mitgebracht hatte war sie beinahe im Gefängnis gelandet, der Vorrat war allerdings bereits aufgebraucht. Ich trank aus der Flasche und sah auf meinem HUD wie die Anzeige meines Thiriumlevels langsam wieder etwas anstieg.

Wir haben die CyberLife-Lagerhäuser unten am Hafen bestohlen., antwortete ich direkt und beobachtete Ralph dabei, wie er die Flasche Thirium an seine Lippen setzte, Lucy wurde zu einem Androiden gerufen, vermutlich einem verletzten und verabschiedete sich mit einem eindeutigen Blick, den sie jedem von uns zuwarf, bevor sie kurz nickte, um sich dann umzudrehen und langsam wieder zu verschwinden. North, Josh, Simon und ich, es war unsere erste gemeinsame Aktion gewesen, eine gefährliche und abenteuerliche Aktion, die uns allerdings viel gewonnen hatte. Ich erzähle dir gerne die Details.

Meine LED blinkte, sie hatte seit ich hier war eine konstante gelbe Fsrbe beibehalten, aber wenigstens war sie, bis auf einige Ausfälle, nicht wirklich rot geworden, auch wenn ich die ganze Zeit hart an der Grenze stand. Die CyberLife-Lagerhäuser? Ralph denkt, dass das sehr gefährlich gewesen sein muss. Er möchte aber gerne wissen wie Markus das angestellt hat. Lucy war mittlerweile wieder gegangen und ich hatte mich etwas entspannt, ihr durchdringender Blick hatte mich nervös gemacht, auch wenn er mir immerhin keine Angst eingejagt hatte.

Nun, für den Anfang, ich war nicht alleine., antwortete ich selbstsicher, denn natürlich war es gefährlich gewesen, aber alles war besser gewesen, als auf das Sterben zu warten, wie es vorher hier der Fall gewesen war. Ich deutete auf North, die hier oben auch stand und sich gerade mit ein paar anderen Androiden unterhielt, und dann auf Josh, der sich unten um einen YK500-Androidenjungen kümmerte. Simon, North und Josh., zählte ich meine Unterstützung auf, von der ich Ralph bereits erzählt hatte, Simon ist nicht hier, wie es scheint, aber sie haben mich dabei unterstützt. Hier oben gab es hinter etwas Plastikfolie inzwischen einen Bereich, in dem ich saß, wenn ich zum Beispiel Androiden empfing, die die Hilfe von JERICHO in Anspruch nehmen wollten. Ich winkte Ralph zu, er solle mir folgen, während ich mich dorthin begab. Ich setzte mich und deutete ihm, dass er sich auch setzen konnte. Es kam mir menschlich vor, das zu tun, wie... Carl.

Markus auf dem Fuße sah ich mich wieder um und hatte nun zu Markus Erzählungen auch bald genauere Bilder, North war eine hübsche Androidin mit rötlich-braunem haar und recht freizügigem Kleidungsstil und Josh war ein dunkelhäutiges Modell mit sanft wirkenden Augen. Simon sah ich allerdings nicht, laut Markus war er gerade nicht da, was ich schade gefunden hätte, wäre ich nicht schon so angespannt wegen all der Fremden um mich herum gewesen. Ich zögerte nur einen Moment, ehe ich mich wie Markus auch hinsetzte, wobei ich allerdings die Beine spreizte, damit ich dazwischen meine Hände auf die Oberfläche meiner Sitzgelegenheit legen konnte. Markus hatte also drei Freunde dabei. Was ist passiert?

Hier hinter der Art Vorhängen, die wir um den Ort errichtet hatten, in denen ich meistens mit Androiden sprach, wenn sie das in einem Zweiaugengespräch klären wollten, war es etwas ruhiger und die Androiden draußen wurden etwas aufgeblendet, sowohl von der Lautstärke her, aber man konnte sie auch nicht mehr alle sehen. Ich beobachtete Ralph, wie er sich hinsetzte, und nickte dann. Nachdem wir uns gemeinsam entschieden haben, dass es das einzige war, was wir tun konnten, um Jericho zu helfen, sind wir zum nächsten CyberLife-Lagerhaus aufgebrochen, um blaues Blut und Biokomponenten für die sterbenden Androiden zu stehlen., begann ich zu erzählen, was passiert war, Als wir dort ankamen, sahen wir zunächst niemanden, außer eine Drohne, die ich allerdings ausschalten konnte. Dank meiner Programmierung.

Aufmerksam hörte ich Markus zu, meine LED drehte sich mehrmals und wurde dann auch endlich wieder blau, mein Stresslevel sank auf 40%, was ein sehr guter Wert war, wenn mam bedachte wie viele Fremde hier doch um mich herum waren. Markus hat eine Drohne ausgeschaltet? Wie hat er das gemacht?